Kapitel 13 - Laub und Nadel

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Der Baumstamm, welcher den einzigen trockenen Weg auf die Lagerinsel darstellte, knarzte und verriet so die Rückkehr der Jagdpatrouille. ,Blasskrähes weißes Fell hebt sich wahrlich gut von der Rinde ab!', dachte Schemenstern.

,Nein, das ist nicht die Rinde. Es ist Fell im gleichen Dunkelbraun-Ton...'

Der Anführer kniff seine blauen Augen zusammen und schärfte den bisher entspannten Blick. War dies Kastanienstern? Was suchte sie hier? Hoffentlich würde sie ihn nicht um Hilfe wegen ihres Kräuterproblems bitten!

Der starke LaubClan-Geruch kündigte die zweite Kätzin jenes feindlichen Clans an, bevor Schemenstern sie sehen konnte. Rasch erhob er sich und glättete in aller Eile ein bisschen seines stacheligen Brustfells.

,,Ich muss mit dir reden, Schemenstern."

,,Na sowas, Kastanienstern!", erwiderte er und schweifte mit seinem Blick über ihre langsam ergrauende Schnauze, ,,Auch nicht mehr die Jüngste, was?" Er war nicht in der Stimmung hierfür. Ganz und gar nicht.

Die Dunkelbraune ließ sich nichts anmerken, zuckte nicht einmal mit dem Schnurrhaar. ,,Es ist ernst, zumindest für meinen Clan. Du erinnerst dich, wie die Lage ist?"

Er nickte, still und unbeeindruckt.

,,Der SternenClan wollte uns helfen - anders als du. Dafür hat er einem meiner Krieger eine Gabe verliehen, mit welcher er uns retten könnte. Aber er ist stur - wie du -", ihr Mundwinkel zuckte amüsiert, als Schemenstern übertrieben die Augen aufriss, ,,und unternimmt nichts.

Das braucht er auch nicht. Mit meiner Idee könnten wir auch ohne ihn zumindest ein Stück weiterkommen..."

,,Was ist dein Vorschlag?", fragte Schemenstern. Es war lustig, sie im Glauben zu lassen, er würde ihr helfen, obwohl nichts für ihn heraus sprang.

Entschlossenheit verdunkelte ihre sowieso schon finsteren Iriden, sodass sie fast wirkten wie Ebenholz.

,,Ich möchte, dass wir auf der nächsten Versammlung ein Spiel veranstalten, für einen Mond. Während dieser Zeit können alle Krieger und Schüler inner- und außerhalb unserer Gebiete nach Mondkelchen suchen.

Es wird einen Preis als Motivation geben, und am Ende haben wir sicher wieder ein paar Blauhüte gefunden. Der eben angesprochene Krieger hat unsere letzten gestohlen..."

,,Und du hast ihn nicht verbannt? Immer noch so verweichlicht wie eh und je?", unterbrach Schemenstern.

Kastanienstern schüttelte den Kopf. War sie gedanklich so sehr bei ihrer Vorstellung, dass seine Sticheleien derart leicht an ihr abperlten?

,,Diesen neuen Vorrat kann ich dann heilen lassen."

,,Ich dachte, er will nicht?"

,,Irgendeine Möglichkeit wird sich schon ergeben. Nur eben nicht ohne Pilze." ,,Doch keine gegen das Gesetz der Krieger?", rief Schemenstern mit gespielter Empörung.

,,Mach dich nicht lächerlich. Vielleicht wird ihm allein durch diesen Riesenaufwand klar, wie wichtig es ist."

,,Und meine Krieger leisten dann die meiste Arbeit, während ein Großteil deiner im Heilerbau hockt?"

,,Wie gesagt; der Preis. Zusätzlich stehe ich in deiner Schuld, sobald du einwilligst."

Das klang doch nicht schlecht. Oder? ,,Ich denke darüber nach. Allein, in meinem Bau, wenn Stille im Lager einkehrt. Ihr bleibt solange hier. Blasskrähe, du beauftragst jemanden, auf sie aufzupassen."

Die hübsche Albinokätzin nickte und geleitete die unerwünschten Gäste zu den aktuell leerstehenden Nestern zwischen einigen Kisten, nah am Rand der Insel, wo ein halb zerfallenes, graues Zweibeinergefährt im Wasser trieb. Bei den letzten Bauarbeiten hatten sie mit mehr Jungen in der Blattgrüne gerechnet.

Nun, vorher wusste man nie, was sich nachher bewahrheitete.

*❍ 🦋 ❍*

An diesem Tag kehrte erst Ruhe im Lager ein, als die meisten Katzen das langsame Sinken der Sonne und die damit einhergehende Ankunft der Kühle nutzen, um im Territorium zu jagen, zu trainieren oder zu spazieren.

Schemenstern lag mit dem weiß gemusterten Bauch am Boden im alten Fischerhaus. Damit besaß er den größten Bau, den meisten Platz und die meisten Wollfelder der Zweibeiner.

Jene weichen - und muffigen - Schichten boten sich gut zum Schlafen oder Warmhalten der Katzen im Heilerbau an, würden Schemenstern aber von seinem Entscheidungen Treffen ablenken, genau wie die Anwesenheit seiner zweiten Anführerin.

Die erste Möglichkeit war also, Kastanienstern die Hilfe zu versagen und die zweite war es im Gegenzug, ihr diese zu geben.

Würde er Ersteres tun, wäre er ein schlechter Kater, richtig? ,Richtig.'

Würde er Zweiteres tun, würde er Energie, die in seinen eigenen Clan fließen könnte, verschwenden. Zusätzlich kostete dies Zeit und zwei Versammlungen lang würde jenes Thema im Mittelpunkt stehen.

,Wen interessiert es schon, wenn der LaubClan ausstirbt? Das wäre doch toll! Mehr Territorium, mehr Beute, keine Streits mit anderen Clans mehr-'

War es arrogant, so zu denken?

Sicher nicht. Diese Möglichkeit zeigte keinen einzigen Nachteil für seinen Clan, ganz im Gegenteil. Seine Krieger würden auch nicht herumrennen, nur um dem LaubClan einen Gefallen zu tun, obwohl sie in dieser Zeit wertvolle Beute erlegen könnten.

Andererseits konnte niemand etwas für das Verhalten des Kriegers. ,Wenn der SternenClan ihnen schon eine Gabe zur Bewältigung dieser Krankheit schenkt, muss er wollen, dass der LaubClan überlebt!'

Es hatte stets zwei Clans im Wald gegeben.

Doch woher wusste Kastanienstern überhaupt, dass diese Gabe existierte, wenn sie niemals eingesetzt wurde?

,Vielleicht eine Prophezeiung?'

Die Anführerin war aufrichtig und hielt ihre Versprechen. Und sie hatte ihm ihre Schuld versprochen, wenn auch spontan. Es war ausgesprochen wurden und konnte nicht rückgängig gemacht werden.

Falls ein NadelClan-Krieger die meisten Mondkelche fand, würde ihn der Preis glücklich machen, den Schemenstern zudem noch mitbestimmen konnte.

Für die Schuld, und das war doch das stärkste Argument, könnte Schemenstern alles Mögliche einfordern. ,Auf diese Weise könnte der Clan ebenfalls an mehr Territorium kommen...'

Da fiel Abendlicht in das Zweibeinernest, in dicken, goldenen Strahlen.

Einen großen Fisch im Maul, hatte die Weiß-goldene LaubClan-Kriegerin vorsichtig die Tür geöffnet. Diesen legte sie vor dem rauchgrauen Anführer ab.

,,Deine abendliche Mahlzeit, wenn du magst. Hast du dich schon für Etwas entscheiden?", fragte sie.

Schemenstern stöhnte und etwas in ihm riss.

Es fühlte sich fast an, als wäre dies ein Muskel.

Aber wahrscheinlich spürte er es nur so stark, weil sein Geduldsfaden so unglaublich kurz gestrickt war.

,,Wenn du so drängst, ja! Ihr könnt das genauso gut allein organisieren, eure gesunden Katzen müssten doch noch ausreichen! Oder seid ihr schon so schwach?

Verschwindet aus meinen Lager! Teile Kastanienstern meine Entscheidung mit und verlasse mein Territorium. Auf direktem Weg, ohne Jagd. Den Beutehaufen lasst ihr so stehen wie er ist!", herrschte er.

Die Kätzin zuckte zusammen, ihre Pupillen weiteten sich ängstlich.

,,N-natürlich. Ich beeile mich."

Dann war sie verschwunden.

Schemensterns Herz raste und er schlitzte den Bauch des Fisches der Länge nach auf, entlud so seine Wut, ehe er mit dem Fressen begann, um seinen Frust zu beseitigen.

Sollte das Laub doch fallen, während die Nadel die gesamte Blattleere lang überlebte.


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