Kapitel 14 - Fehler der Vergangenheit

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,Ugh, schon wieder. Reicht es nicht, dass ich diesen Traum schon so oft erleiden musste wie die Sonne aufgeht?'

Es wirkte auf Schemenstern nicht so. Die Umgebung zeichnete sich wie jedes Mal vor ihm ab; graue, spitze Berge mit verschneiten Gipfeln, schmelzenden Gletschern und glasklaren Gebirgsbächen.

Die Kälte ummantelte Schemenstern und seine Beine zitterten, sein Körper schien sich nicht entscheiden zu können, ob er wütend oder ängstlich sein sollte. Zorn brodelte in ihm, aber er kauerte sich zusammen wie ein Junges im Schwingenschatten eines gierigen Adlers.

Der Schrei, der tagtäglich durch Schemensterns Kopf geisterte, gehörte jedoch keinem Adler, sondern einem schwarz-weißen Kater vor dem Anführer.

Dieser steckte in einer jüngeren, unerfahreneren Version seiner selbst, mit kürzeren Krallen, welche sich verzweifelt in das Gestein gruben.

Der Kater vor ihm drohte, in den Abgrund zu stürzen und Schemenstern gab den Versuch, ihn zu retten, nicht auf. Er gab nicht auf, obwohl er das Ende des Traumes so auswendig kannte wie das Gesetz der Krieger.

Sein Bruder würde fallen.

Dennoch streckte der Anführer ein Vorderbein aus und bohrte seine Krallen in die gestreifte Schulter. Seine Kraft würde nicht ausreichen. Dafür müsste er ihn mit seinem gesamten Gewicht auf sicheren Boden hiefen. Aber irgendwie musste er sein eigenes Gleichgewicht doch halten, oder?

Der Schwarz-Weiße drehte sich um und starrte Schemenstern mit seinen grünen Augen an.

,,Zerkratze mich nicht! Es ist zu spät."

Sein Fell schien in dunklen und hellen Blautönen, manche grüner als andere, zu explodieren. Dann schoss ein weißer Fluss durch den Pelz, bis jener seine einstige Farbe wieder annahm.

Nun war das Schwarz der Streifen blasser und von silbernen Wolken, Punkten und Tupfern bestückt. ,Der SternenClan hat ihn sich geholt.'

,,Ich bin nicht hier, um dir deinen Fehler vor Augen zu führen, nicht heute. Diesmal geht es um eine falsche Entscheidung."

Schemenstern schnaubte. Nicht heute? Hieß das, ab der nächsten Nacht musste er dieses Unglück wieder durchleben und später zitternd und mit rasenden Gedanken aufwachen? ,,Es geht um den LaubClan, stimmt's?"

Wieso meldeten sie sich erst jetzt? Ein halber Mond war seit jenem Besuch vergangen.

Andererseits... die nächste Versammlung fand in wenigen Sonnenaufgängen statt.

Tontiger nickte. Ja, so hatte er gehießen, nach der Kriegerzeremonie. Später war ihnen die Lagerwache zu langweilig geworden und sie hatten einen riesigen Fehler begangen.

,Wäre er Anführer geworden, wenn ich gestürzt wäre oder mich geopfert hätte?'

,,An deiner Stelle, und da stimmt mir der SternenClan zu, würde ich unseren Rivalen helfen. Es hat immer zwei Clans im Wald gegeben. Der SternenClan will es so."

,,Dann hätte er jemand anderen als Gabenträger wählen müssen!", fauchte Schemenstern.

,,Das ist alles so geplant.

Dennoch brauchen sie jetzt deine Hilfe, für welche du alles Mögliche einfordern kannst." ,Ich habe mich so entscheiden, weil die Kätzin mich genervt hat. Das ist kein ernst zu nehmendes Argument. Aber dieser Traum ist es sehr wohl.'

Niedergeschlagen ließ der Rauchgraue seine Schultern sinken. ,,Ich habe nur Angst, dass ich wieder einen Fehler begehe", beichtete er Tontiger. Wie gut es sich anfühlte, dies auszusprechen.

,,Ich weiß. Und das wirst du auch, wenn du dich nicht umentscheidest." Die weiche Schweifspitze des Katers berührte Schemensterns Flanke, worauf jener leise schnurrte. Plötzlich spürte er an der selben Stelle nur noch raue Wollfelder der Zweibeiner. Sie schenkten gleich viel Wärme, aber sein Bruder wäre ihm gerade tausendmal lieber!

*❍ 🦋 ❍*

Zu Sonnenhoch hatten sich alle NadelClan-Krieger und deren Schüler am Himmelsgeschenk versammelt. Schemenstern thronte auf dem Meteorit in der Mitte des Steinkreises und beobachtete, wie seine Katzen schlichte Nester an den Steinsäulen flochten.

Wo das Nest bereits fertig war - nicht allzu detailreich, aber stabil genug, um darin zu sitzen - wurde ein Beutel aus Binsen und Schilf gebastelt, in den die gefundenen Mondkelche geworfen werden konnten.

Blasskrähe eilte stetig zwischen jammernden Schülern und verzweifelten Kriegern hin und her, erklärte die einfachsten Techniken zur schnellen Herstellung und lieferte Motivation.

Jede Katze der zwei Clans sollte genau ein Nest bekommen, also zählten Schemenstern und Blasskrähe regelmäßig durch, damit niemand Materialien verschwendete oder jemanden vergaß.

Gelächter ertönte hinter Schemensterns Rücken.

Der Anführer drehte sich um. Zapfenzeit und Nadelmähne spotteten über einen Schüler, der seinen Beutel falsch geflochten hatte und sie bat, ihm zu erklären, wie er das entstandene Gewirr aus Knoten beheben konnte.

,,Seit still, ihr beide!", knurrte Schemenstern drohend. Eine halbe Drehung auf dem bunten Stein folgte. ,,Pollengold, hilfst du da kurz aus?", fragte er den goldenen Heiler.

Pollengold, welcher dank seines Ranges am meisten Geschick in dieser Arbeit bewies, eilte zu dem Schüler, während Schemenstern weiter über den Versammlungsort blickte.

Krokuswolf und seine Gefährtin begannen als Erste mit dem letzten Schritt; sie fertigten persöhnliche Geschenke an, welche die Katze, die darin ihren Platz erkennen sollte, perfekt wiederspiegelten.

Die kreativsten Krieger des Clans hatten sich diese gemeinsam mit denen ausgesucht, die die meisten Beziehungen zu Katzen im LaubClan pflegten.

So kam es, dass kurz vor Sonnenuntergang in Waldbeeres Nest - Zapfenzeit war mir ihr befreundet - einige Brombeeren ruhten oder in Welknarzisses Geflecht eine mit Blaubeersaft gefärbte Kastanie lag. Diese stand für ihre Geschwister; die Frucht an sich für Kastanienstern und die blaue Farbe für Saphirknochen.

,,Beim SternenClan, hoffentlich haben wir niemanden vergessen!", seufzte Schemenstern.

,Wozu mache ich all das noch einmal...?'

*❍ 🦋 ❍*

Kastanienstern blinzelte von einem hohen Ast auf den stillen Wald hinab, ihr zweiter Anführer setzte sich ordentlich in die Baumhöhle unter ihr.

,,Alle Katzen des LaubClans, die alt genug sind um sicher im Birkengehölz zu klettern, sollen sich hier unter dem Weißdorn zu einer Clanversammlung versammeln!"

Sie würde berichten, dass die Jagd nach den Mondkelchen nun eröffnet war und jeder auf eigene Pfote losziehen durfte. Lediglich die wenigen Krieger, die auf der Versammlung erschienen, sollten erst nach deren Ende suchen. Sie brauchten ganz einfach diese Pilze, ohne Mondkelche konnten auch keine Mondkelche geheilt werden.

,,Bevor wir zum Himmelsgeschenk aufbrechen, muss ich noch etwas verkünden."

,,Warte! Siehst du das?"

Saphirknochen streckte seinen Kopf aus der Baumhöhle, wo eigentlich ihr Bau lag, sich der zweite Anführer bei Versammlungen aber in Position brachte, und schaute zu ihr auf. Als er mit dem Kinn in eine Richtung zeigte und Kastanienstern dieser Geste folgte, erblickte sie die schumrige Silhouette ebenfalls.

,Ein Angriff? Ist Schemenstern wirklich so fuchsherzig uns in dieser Lage vernichten zu wollen? Das darf nicht wahr sein!'

Doch es blieb bei einer einzigen Katze; dem Anführer selbst. ,,Quatsch!"

Hatte er überhaupt gehört, was sie gesagt hatte? Was meinte er? Sie hatte noch nichts Genaues verkündet. Andererseits war er... er.

,,Ihr geht alle zur Versammlung, Älteste, Königinnen und Jungen ausgenommen. Es ist wichtig." Mit einem Auge blinzelte er Kastanienstern zu und sein Grinsen ließ Kastaniensterns Pfoten wissend prickeln.

Doch noch blieb die Dunkelbraune misstrauisch. ,,Umentschieden?", fragte sie, hielt sich bedeckt, um nicht alles vorweg zu nehmen.

Der Kater nickte und schnippte mit dem dunklen Schweif, welcher im Abendlicht fast transparent schien. Schwarz vor Schwarz hob sich eben nicht gut ab, sondern entsprach eher dem Talent der Tarnung des NadelClans. Kastanienstern sprang zu ihm, spürte Fenchelsonnes hoffnungsvollen Blick auf sich.

,,Er hat Recht."

Und sie beide hatten auf dem Weg noch etwas abzumachen.


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