Kapitel 19 - Der Storchenhorst

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

,,Komm jetzt, Pistazienharz! Es ist doch nur einer", animierte Kastanienstern weiter. Der Kater legte seine Ohren flach an und zeigte die Zähne. ,,Akzeptiere ein Nein!"

Falterauge rollte bei diesen Worten mit den blauen Augen. Als die Iriden dabei hinter ihren Augenlidern verschwanden, leuchtete es hinter jenen auf. Sternenstaub wirbelte herum, eine Sternschnuppe fiel. Am Boden wurzelten ein paar Mondkelche. Falterauge sah, wie Blattfall sowie Blattleere vergingen. Nach der Blattfrische setzte die Blattgrüne ein, in der die Mondkelche vertrockneten.

Drei davon strahlten jedoch auf und wurden zu schneeweißen Katzen, alle so identisch wie auch die Pilze.

Hinter diesen erschien eine Katze, die langsam immer sichtbarer wurde und deren Fell an der Schnauze bereits ergraute. Der Rest des Pelzes war flauschig aber ungepflegt und die Augen blickten dumpf drein. Eine Älteste, die der nächsten Generation von Katzen diese Legende erzählte.

,Korrigiere; Geschichte oder Ereignis, keine Legende. Es ist wahr.'

In Falterauges Kopf passierte all das während eines Wimpernschlags. Und als sie die Augen wieder öffnete, lag noch immer dieselbe Situation vor.

Was wollte der SternenClan ihr mit dieser Vision sagen? Dass die blauäugige Kätzin geschützt werden musste? Oder alle Mondkelche? Rasch schaute sich Falterauge um. Es schien, als würde die Kätzin - wenn man sie so nennen konnte - nicht ohne Pistazienharz gehen. Sie wollten sich gegenseitig beschützen.

,Die Kätzin will Pistazienharz im Moment vor Kastanienstern schützen, also weg vom Steinkreis', beschloss die Heilerin. Kurz zweifelte sie daran, dass eine Flucht die beste Möglichkeit war, denn an ihrer schwachen Geschwindigkeit und nicht vorhandenen Ausdauer hatte sich nichts geändert.

Falterauge betrachtete Lavendelhonig. Sie hatte die Kätzin als Freundin sehr lieb gewonnen, war sich aber nicht mehr sicher, ob Gewalt die einzige Lösung war.

,,Hole Hirschgalopp und Eisenhut und gehe zurück in den Wald." Lavendelhonig starrte sie überrascht an. ,,Wirklich? Du schickst mich einfach so weg? Ohne eine Belohnung?" Die Heilerin seufzte. ,,Es ist besser so. Wir sehen uns wieder, selbst wenn ich dafür meinen Aufenthalt im SternenClan zurück lassen muss", antwortete sie dann mit gesenkter Stimme.

Lavendelhonig machte ein beleidigtes Gesicht, rieb ihre Wange zärtlich an Falterauges und ging dann, verschmolz mit den Schatten. Zurück blieb nur eine Spur ihres Dufts, welcher vom Lavendelzweig ausging, den Falterauge ihr beim Training geschenkt hatte.

Ob Hirschgalopp hören würde? Oder würde sie versuchen, dennoch unter den Lebenden zu bleiben und irgendwie Schaden anzurichten? Falterauge wurde kurz mulmig, da sie die gefährliche Kätzin allein gelassen hatte.

,Sie meinte, die drei brauchen eine Erlaubnis, um hierher zu kommen. Die haben sie nicht mehr. Mache dir keine Sorgen', beruhigte sich Falterauge selbst.

Dann schritt sie zu der mysteriösen Kätzin. ,,Du und Pistazienharz kommt mit, ja? Weg von denen hier." Die Angesprochene überlegte kurz und nickte dann, vermutlich weil sie gesehen hatte, wie Pistazienharz mit Falterauge gesprochen hatte.

Falterauge hatte einen Plan, wohin sie am besten laufen würden, um alle abzuhängen und allein zu sprechen. Die weiße Kätzin flüsterte Pistazienharz ins Ohr: ,,Wenn ich dich mit dem Schweif antippe, rennst du hinter mir her." Der Kater nickte kaum merklich.

Falterauge schlich zum Rand des Steinkreises, halb hinter eine der Steinsäulen, und hielt mit der weißen Kätzin Blickkontakt.

Sie wartete, bis Kastanienstern voll und ganz in ihren Teil des Dialogs vertieft war und drehte abrupt um, um Richtung Zweibeinerpfad zu laufen. Schon bald hörte die Gemusterte hinter sich die eiligen Pfotenschritte der anderen zwei.

Auf dem sandigen Zweibeinerpfad spazierten in Blattgrünen wie dieser besonders viele Zweibeiner, manchmal auch mit ihren Hunden, weshalb die Clankatzen sich von dem Weg fernhielten. Perfekt, um kurz unterzutauchen.

,,Hast du einen Namen?", fragte Falterauge die weiße Kätzin neugierig. Hatten Pilze Namen? Unterschieden sie sich vielleicht sogar je nach der Gestalt, in der man sich befand?

,,Nicht wirklich, du kannst mich einfach Mondkelch nennen. Oder dir fällt etwas besseres ein."

Gerade hatte Falterauge keine Zeit zum überlegen: ,,Wir waten durchs Wasser am Ufer des Salzsees, das verwischt unsere Spuren." ,,Dann führe ich euch als Dank für deine spontane Hilfe zu anderen Mondkelchen, die Pistazienharz heilen kann, abseits von allen anderen. Dann ist es nicht so schlimm, wenn etwas schiefgeht", ergänzte Mondkelch den Plan.

Der gestreifte Krieger zuckte leicht zusammen. ,,Ich glaube, das wäre okay. Wenn ein Pilz sich nicht in seine heile Form sondern in die Katzengestalt verwandelt, kannst du demjenigen helfen, Mondkelch."

Die Gemeinte schnurrte und verschränkte ihren Schweif mit dem roten des Katers. Pelz an Pelz liefen sie weiter, ab und zu putzte Pistazienharz Mondkelchs Stirn. Als Pistazienharz sich eine Klette einfing, zog Mondkelch sie mit den Zähnen heraus.

,Sie wirken wie eine Art Geschwister oder... Gefährten?', kommentierte Falterauge, die lediglich still nebenher trottete, gedanklich. Die Augen der beiden strahlten und Pistazienharz wirkte das erste Mal seit Empfang der Prophezeiung wirklich unbesorgt.

Wie erwartet wusch das salzige Wasser am großen See ihren Duft fort. Mondkelch fauchte spielerisch und holte mit einer Pranke aus, um Wasser auf Pistazienharz zu spritzen.

Beide lachten, nachdem die Schlacht beendet war und auch Falterauge, welche am See trank, hatte ein paar Tropfen abbekommen.

,,Falterauge, Pistazienharz! Sucht ihr immer noch? Der NadelClan hat doch schon viel mehr Pilze, oder? Sind die Neuigkeiten im Lager überhaupt noch aktuell?", fiepte von der Seite plötzlich Flügelpfote.

Falterauges Neffe war allein gekommen. ,,Ähm... ist noch aktuell. Gibt es im Lager etwas Neues?" Flügelpfote schüttelte den kleinen Kopf. ,,Da Goldpfote noch krank ist, wurde seit Wolkensilbers Tod keine neue Mentorin ausgewählt.

,,Geht es Ahornhirsch gut?", erkundigte sich Pistazienharz nach seinem Bruder. Flügelpfote nickte. ,,Nur Fenchelsonne hat sich angesteckt." Falterauge stöhnte genervt. ,,Ich war doch nur einen halben Tag weg!"

,,Also, sucht ihr? Ich möchte helfen!" ,,Das kannst du gerne", nickte Mondkelch. Sie schien nur ein wenig älter als der Dunkelbraune.

*❍🦋❍*

Der Baum mit den vielen Pilzen befand sich im Birkenwald. An besagtem Baum hingen viele schlaffe Blauhüte, mehr als Falterauge je an einem Baum gesehen hatte - noch dazu einem so dünnen wie der grazilen Birke. Falterauges Maul öffnete sich erstaunt.

,Gab es im NadelClan-Territorium viele solcher Plätze?'

Die kleine Gruppe machte sich daran, einen Pilz nach dem anderen sanft durch Drehen zu lösen. Als diese Arbeit beendet war, meinte Pistazienharz: ,,Ich heile sie, sobald wir Mondkelch aus den Clangebieten geschafft haben."

Da niemand etwas an seiner Entscheidung ändern konnte, folgten sie ihm aus den Clangebieten. Dort stank es nach Streunern, Einzelläufern, Raubtieren und Zweibeinern, sodass Flügelpfote eine Grimasse zog und die weiße Kätzin darüber lachte.

Nach dem Territorium des LaubClans floss ein kleiner Bach durch die Landschaft und die Anzahl der Bäume nahm ab, bis am bunten Zweibeinerort gar keine mehr standen.

,,Von hier finde ich den Weg." Pistazienharz berührte die Mondkelche, worauf Falterauges Sichtfeld vollkommen von blauem Schimmer ausgefüllt wurde und sie kurz fürchtete, an Sehkraft zu verlieren. Dann schärfte sich alles wieder und sie hatte freien Blick auf den wieder brauchbaren Haufen - und einen weißen Kater.

,,Alles gut, es war nicht unsere Absicht, deine Gestalt zu wechseln. Komme mit mir", bot Mondkelch sofort an. ,Haben sie ein ähnliches Verhältnis wie Clangefährten?'

Mondkelch und Pistazienharz verabschiedeten sich lange und zärtlich, doch ihre Blicke versprachen jeweils, dass sie sich wiedersehen würden.

Mit den geheilten Pilzen kehrte der Rest durch den Birkenwald ins Lager zurück. Da erklang ein leises Knacken. Falterauges Iriden wanderten zu Flügelpfote, der auf ein Ei getreten war und sich nun verärgert den Fuchsdung von Ballen wusch.

Ein erbittertes Klappern zerriss die Luft, gefolgt von heftigen Flügelschlägen.

,,Storch! Versteckt euch!", schrie Pistazienharz. Seine Mondkelche ließ er liegen und stürzte in einen Beerenbusch. Falterauge ging in den daneben.

Flügelpfote hingegen suchte sich einen näheren Busch, was bei seinen kleineren Schritten auch Sinn machte. Allerdings bemerkte der kleine Kater zu spät, dass rote Todesbeeren daran wuchsen. Er musste abbremsen und fand auf die Schnelle kein besseres Versteck.

Ein erstickter Schrei ensprang seiner Kehle, als sich die Klauenfüße des Storches in seine Rippen gruben. Er krallte sich an der Erde fest, wurde aber wie ein Blatt im Sturm nach oben gehoben. Die Pfoten von Falterauges Neffen baumelten hilfslos in der Luft und das Letzte, was sie von ihm sah, waren seine weit aufgerissenen, blauen Augen, die noch mehr nach Hilfe schrien als sein geöffneter Mund.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro