Kapitel 9 - Lavendelhonig

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Obwohl es noch nicht einmal Sonnenhoch war, waren die Schatten hier lang und spielten ihre Streiche, unabhängig von ihrem Auslöser. Wo Bäume nur standen und trotz des fehlenden Blätterdachs schaurig murmelten, hüpfte der lange Schatten ihres toten Stammes frei zum nächsten Gehölz.

Langsam tappte Falterauge zu der ihr bekannten Kätzin, versuchte währenddessen, die Erinnerungen an ihren Angriff zu verscheuchen, wie die fehlenden Vögel einst vom Geheul der gierigen Kämpfer vertrieben worden waren. Jetzt fand man hier keine einzige Feder mehr.

,Das nehme ich gern in Kauf, wenn es heißt, dass Habichtfedern ebenfalls ausgeschlossen sind.'

Eine Pfote an ihrem Brustfell hielt sie bestimmt zurück und der Blick der Heilerin traf auf den des Verlierers. Zwischen den düsteren Farbtönen war der dunkelgraue Krieger dieses Waldes kaum zu erkennen.

,,Aber zuerst, bevor wir eine Einheit bilden können", begann er überzeugt, ,,Musst du unsere Regeln akzeptieren." Höflicher, als es sich an diesem Ort gehörte, neigte Falterauge fragend den Kopf.

,,Damit ist vor allem unsere Rangfolge gemeint." Während dieser Erklärung gesellte sich die sandfarbene Kätzin, deren schwarze Muster es vor der Finsternis so wirken ließen, als würde ihr dort ein Stück des Körpers fehlen, hinter ihn und die Getüpfelte vor ihn, wie in einer Reihenfolge.

,,Akzeptiert. Für den nächsten Mond bin ich mit- ähm..."

,,Hirschgalopp."

,,Hirschgalopp gleichgestellt." Das musste sie, schließlich müsste sie die Gruppe auch zu Pistazienharz führen und sagen, was dann zu tun und davor zu üben wäre.

Der Dunkelgraue entspannte sich etwas. ,,Ehrlichkeit ist uns nicht allzu wichtig", gab er ironischerweise ehrlich zu, ,,Aber sag, was sucht eine treue Heilerin des SternenClans hier? Eine noch dazu, die ein neues Heilkraut gefunden hat?"

Wenn sie nicht die Wahrheit, die Hirschgalopp bereits kannte, wiederholte, würden die drei es bemerken. Und dann würde der Plan gestrichen werden. ,,Meine Pilze gehen bei Hitze ein und es ist Blattgrüne." Vielleicht wussten sie dies ja noch nicht. Jedenfalls schien es Falterauge nicht so, als ob hier irgendwelche Auswirkungen von Blattwechseln, wie Wärme oder Schnee, durchkamen.

,,Der LaubClan ist aber krank und nur der Mondkelch kann die Betroffenen ganz heilen. Pistazienharz hat vom SternenClan die Gabe erhalten, jene Pilze wieder blühen zu lassen und damit den einzigen Heilungsweg möglich zu machen.

Aber er will nicht. Da kommt eure Drohung ins Spiel", endete sie. Die cremeweiße Anführerin nickte bedächtig.

,,Ein guter Grund, Böses zu tun." Ein Grinsen zierte ihre rostig verklebte Schnauze. ,,Fahren wir doch mit unserem Kampftraining fort. Du hattest nie solchen Unterricht?", fragte sie an die Fremde gerichtet.

,,Nur sehr oberflächlich." Da blitzten auch schon silberne Krallen neben Falterauge auf.

*❍ 🦋 ❍*

Ein leiser Seufzer entfuhr Welknarzisse, als sie das Lager tröstlich nah vor ihnen erspähte. Falterauges schlaffer Körper lastete auf ihrer einen Schulter und brachte sie aus dem Gleichgewicht.

Die andere Schulter der Ohnmächtigen lag auf Waldbeere und den hinteren Teil stützte Pistazienharz. Der gesammelte Borretsch baumelte aus den Mäulern der Schüler hinter ihnen.

Im Lager angekommen ließen sie den Körper sogleich erschöpft neben einen Bau fallen. ,,Und was jetzt?", summte Flügelpfote. Der Schüler schien das Abenteuer zu genießen.

,,Sie liegt im Schatten, aber ihr geht mit zwei anderen Schülern getränktes Moos holen, ein Hitzeschlag obendrauf könnte sie umbringen. Holt auch Binsen, ich sehe nach, ob etwas verstaucht ist", ordnete Welknarzisse an. Die Geschwister nickten und flitzen motiviert zum Bau ihrer Gleichrangigen.

,,Die Vorderpfote sieht verdreht aus", fand Pistazienharz.

Welknarzisse sah sie sich genauer an. Tatsächlich war sie seltsam verdreht. ,,Verstaucht, schätze ich. Die Binsen werden helfen. Weiß irgendwer, wie man sie richtig anlegt?"

Jeder in der kleinen Runde schüttelte den Kopf. ,,Ich bleibe bei ihr", versicherte Waldbeere, die sich neben ihre Schwester gesetzt hatte.

,Oh ja, bitte, wenn dadurch eure Streitereien enden!', dachte Welknarzisse, während sie zum Bau der Ohnmächtigen stapfte, in der Hoffnung, keinen Toten vorzufinden.

*❍ 🦋 ❍*

Obwohl Falterauge zur Seite hopste, traf sie die Pfote mit eiserner Geschwindigkeit. ,,Pass besser auf, sei immer wachsam!", maunzte der verbitterte Kater. Die Heilerin nickte, doch die Krallen verharrten an ihrem Brustfell, nahe der Kehle.

,Kann man hier sterben? Sterbe ich gerade in der wachen Welt und besiege meine Ohnmacht nicht mehr?

Muss ich dann direkt und auf ewig hier bleiben, fern vom SternenClan?'

Nun, viel dagegen unternahm sie gerade nicht. Die Gemusterte bemühte sich, ihr Nackenfell zu glätten. Von dem Sturm der plötzlichen Angst, der in ihr tobte, erkannte man nur den Hauch einer Brise in ihren Augen. Augen, so blau wie das Meer, über welchem das tödliche Gewitter grollte.

,,Was springt für uns dabei heraus?", verlangte der Kater zu wissen. ,Gute Frage.'

,,Was immer ihr euch aus meinem Bau wünscht; Accessoires wie Beeren und Blätter oder Ketten aus Nussschalen und Heilkräuter für die Zeiten nach euren Kämpfen. Ob ihr dies mit anderen Kriegern dieses Waldes teilt, ist euch überlassen."

Hirschgalopp nickte, ihr Ohr zuckte zufrieden. Es wirkte noch viel zu heil und gepflegt, wenn man bedachte, wo sie sich befanden, die Kätzin schien Wert auf ihr unschuldiges Äußeres zu legen.

,,Lavendelhonig", befahl sie, ,,Geh mit ihr zum umgestürtzten Baumstamm und zeige ihr unsere üblichen Tricks. Die Einfachen vorerst."

Die Sandfarbene nickte und leitete Falterauge schweigend zum gemeinten Ort. ,Der erste Baum, der sich vom Rest unterscheidet', staunte die LaubClan-Kätzin gedanklich.

,,Wie heißt du?", fragte die Fremde unvermittelt. War das nur eine Falle? Wollte auch sie ihr zeigen, dass sie nicht wachsam genug war?

,Letztens bist du auch von einer Falle ausgegangen. Deswegen ist Brennesselmilch gestorben.'

,,Falterauge."

,,Hübsch! Ich heiße Lavendelhonig. Ein süßer Name, nicht?" Und wie. Falterauge konnte das angenehme Gefühl von Honig schon fast spüren, auch wenn er für Katzen nach Nichts schmeckte.

,,Mancher Lavendel ist giftig", erinnerte sie sich.

Die Kätzin lächelte und es reichte bis in die Augen und schien ehrlich, sodass Falterauge ihre Geste vorsichtig erwiderte.

Auf einmal befand sich Lavendelhonig auf dem schwarzen Baumstamm, die honiggelben Augen schelmisch auf die Heilerin gerichtet. ,,Wir springen gern auf als Überraschungsangriff auf unsere Gegner. Sie sehen und hören uns nicht und wenn sie nicht nach oben blicken, landen wir auf ihnen, während sie Nichts von uns ahnen. Probier du, auf mich zu springen und mich anschließend am Boden festzunageln."

Das war ähnlich zu dem Sprung, mit dem Pistazienharz sie nach unten gestoßen hatte. Ob ihr Körper im Lager schon zur Totenwache eingesalbt wurde?

Nach einem tiefen Atemzug schlich sie leise die Rinde entlang und wartete, bis Lavendelhonig sich zufällig ein wenig von ihr abwandte.

Dann landete sie auf ihrem zierlichen Rücken. ,,Gut gezielt!", nuschelte es von unten. Doch dann entkam Falterauge ihr Fang, die Kätzin kam nach oben und stieß sie weg.

Falterauge aber schlug mit einer Pfote nach ihrer Schnauze, worauf die dunkle Kriegerin den Kopf für einen Herzschlag zur Seite neigte.

Lavendelhonigs Gegnerin nutzte die Gelegenheit und sprang erneut ab, diesmal kugelten sie gemeinsam über den Boden. Am Ende kamen sie auf die Pfoten und keine von ihnen wusste, warum sie lachten. Irgendetwas machte Falterauge glücklich.

Sie wollte Lavendelhonig freundlich zwischen den Ohren putzen, wie Königinnen es bei ihren Jungen taten, wenn sie sie kurz vor der Schülerzeremonie schick machten, aber da verschwamm ihre Sicht.

Lavendelhonig löste sich gemeinsam mit dem Wald um sie herum auf und Falterauge blinzelte einem blauen Augenpaar entgegen.


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