August

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Man konnte nicht wissen, ob sich der Überlebensinstinkt bei ihm überhaupt schon eingestellt hatte. Ob er überhaupt um sein Leben bangte. Er lehnte bloß sitzend an der Wand und starrte auf die modrigen Schnürsenkel seiner Schuhe, während ein Amokläufer seine Mitschüler abschlachtete. Sein Gesicht war emotionslos und selbst dabei sah er noch nicht mal gelangweilt aus. Er sah einfach nach gar nichts aus. Das war der apathische August.

August zählte die Schüsse, die die Schule Heim suchten und flüchtete sich in die Grauheit seiner Gedanken, als ihm das Wimmern um ihn herum zu laut wurde. Mittlerweile saß er hier aber alleine, der apathische August. Aus der Sicht eines Außenstehenden war es wirklich traurig.

Dann kam er.

"Der apathische August. Ich habe damit gerechnet, dich früher anzutreffen.", begrüßte er August, als er den Raum, dessen Tür sperrangelweit offen stand, betrat, sichtbar mit der Pistole in der Hand.

August sah nur für einen kurzen Moment von seinen modrigen Schnürsenkeln auf, ehe er sich ihnen wieder zuwandte. Sein Herz raste. "Wieso das?"

"Verstehe mich nicht falsch, August, aber du wirkst wie jemand, der das Leben nicht sonderlich begehrt."

"Ich möchte nicht sterben."

"Das sagen sie alle."

August wollte hilflos zu einem neuen Satz ansetzen, aber er wurde wieder unterbrochen.

"Doch, August, du willst sterben. Du bist apathisch, hast psychische Probleme und willst sterben, in Ordnung?"

Alles, was August wollte, war, sich in den Umarmungen seiner Mütter wiegen zu können. Jetzt. Der apathische August war nicht apathisch. Und da hatte er sogar Recht.

"Weißt du, August, für lange Zeit dachte ich wirklich, du seist apathisch, durch und durch, und dann..."
Er ließ seine langen, dürren Finger über die verschwitzte Schusswaffe gleiten.
"...musste ich feststellen, dass du das gar nicht warst. Dass du Monroe von mir abgeraten hast." Er lachte lustlos auf, gar verzweifelt.
"Sag mir, August, was habt ihr gegen mich? Was interessiert euch Monroe plötzlich? Wollt ihr ihr die Liebe nehmen?"

Er dachte zu philosophisch, zu tiefgründig, zu kompliziert, als dass der apathische August ihn verstand. Sie waren alle verdummt.

"Bevor ich Asja vorhin erschossen habe, meinte sie zu mir, ich sei krank, aber August, wenn du nun noch länger leben würdest, würde ich statt mir, dir empfehlen, einen Therapeuten aufzusuchen. Das kann man ja nicht mehr mit ansehen."

In Augusts Augen schwomm die Verzweiflung auf oberster Meeresschicht. Dann realisierte er, dass er sterben würde. Jetzt. Kurz vor dem eigenen Tod war kaum einer apathisch, noch nicht mal der apathische August. Er wünschte sich Umarmungen und warme Worte. Er wünschte sich ganz viel Sonnenschein und, dass seine eine Mutter endlich wieder glücklich sein würde. Außerdem keine Tränen und keine nutzlose, zerfressende, madige Leere mehr. Er wünschte sich plötzlich sehr viel. Und sein tiefster Herzenswunsch überkam ihn; August wollte leben.

Und dann durchtrennte die Kugel jede letzte Verbindung, die Augusts Seele noch zu seiner Hülle pflegte. Der triste Junge glitt hinweg und starrte mit toten Augen die dreckig graue Decke an, wo er wünschte, es wäre der Himmel gewesen.

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