Henry und Chester

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Henry und Chester verband etwas, das über freundschaftliche Brüderlichkeit hinausging. Sie waren nicht wie Brüder, sondern wie Seelenverwandte. Aber das wollte nur Chester sehen. Denn nun saßen sie hier und beteten. Henry betete und Chester, Chester liebte. Chester liebte Henry. Mehr als sich selbst. O ja, der chancenlose Chester.

Es passierte wie es kommen musste. Wie alles kommen musste oder eben auch nicht. Wie die einen liebten und die anderen eben nicht. Er kam und vor ihm saßen die beiden, Henry und Chester. Der hartnäckige Henry und der chancenlose Chester. Die beiden, die verkörperten die unglückliche Liebe. Und den einen wollte er ganz besonders gerne töten.

"Der hartnäckige Henry und der chancenlose Chester. Schon mitbekommen, dass 'nen paar Leute sterben?"

Es war das, was in jeden Augen zuvor auch geglänzt hatte; Verwirrung, Verzweiflung, Angst, eine innere Lähmung.

"Das ist der Part, in dem ihr entgeistert aufspringen müsst und mich dann fragt, woher ich das weiß. Ich sage, dass ich die Leute ermordet habe und dann töte ich euch.", erklärte er ihnen, "Dabei bitte übrigens theatralisch schreien, bis ihr nur noch Blut gurgelt, in Ordnung?"

Er war so humorvoll und die beiden konnten das nicht wert schätzen. So eine Schande.

"Du warst das?", fragte Chester geradezu. Seine Stimme war einige Oktaven höher als sonst.

"Nein, ich bin nur Rudolf, der die Morde des Weihnachtsmannes verkündet."

"Du kranker Psychopath.", stoß Henry dann auch mal hervor.

"Das hat Asja auch schon gesagt."
Er lächelte bedauernd.
"Jetzt ist sie tot."

Beide schnappten nach Luft. Er wusste nicht, ob sie es vor Angst, vor Empörung oder wegen der stickigen Luft hier drin taten. Chesters Herz hämmerte gegen seine Brust und es hämmerte für Henry, für sein Leben. Das hier war kein Anflug einer kurzen Romanze, auch keine herkömmliche. Das hier war Liebe, eine unglückliche Liebe und Chester chancenlos. Aber wie sollte Chester das schon erkennen?

Er beschloss, etwas nettes zu tun. Er entriegelte die Pistole, setzte ohne Vorwarnung an und schoss Chester mitten ins liebliche Herz. Der ohrenbetäubende Schuss überlagerte jetzt noch Henrys Ohren. Chester war tot. Augenblicklich. Unaufhaltsam. Brutal. Henry saß dort wie paralysiert. Er starrte bloß vor sich hin, auf die Einschussstelle, an der Chesters Hemd sich blutrot färbte. Das Blut breitete sich wie ein Tumor aus, wie eine Todesseuche und plätscherte von Chesters Brustkorb auf den Boden wie die Niagarafälle. Henry wollte Chester nicht anfassen. Er hatte Angst, ihn dabei zu verletzen. Er saß bloß dort und sah seinem Freund beim Sterben zu.

"Chester hat dich geliebt, Henry."

Der hartnäckige Henry wollte nichts davon hören. Er empfand es auch nicht als nötig, zu antworten. Schließlich lebte Chester noch. Chester lebte noch, richtig? Henry wiederholte den Satz gedanklich; Chester lebte noch.
Chester lebte noch.
Chester lebte noch.

Währenddessen sah er dem hartnäckigen Henry und dem toten, chancenlosen Chester zu. Er hatte Chester ersparen wollen, den Tod Henrys noch miterleben zu müssen. Deswegen war er als Erster von beiden gestorben. Jetzt war Henry dran. Und Henry würde leiden.

"Du verficktes Arschloch.", zischte er, als er Henry im Nacken packte und von dem toten, chancenlosen Chester wegzerrte. Er hatte Henry genug Zeit zum Trauern gegeben. Nun musste er in der Hölle schmoren.
"Monroe - sag mir, wer Monroe ist!", befahl er Henry ins nun weinende Gesicht. Aber Henry weinte bloß.
"Hör auf zu flennen!", brüllte er ihm entgegen. Er schlug ihm zur Besinnung auf die sowieso schon gerötete Wange und riss ihn gewaltvoll näher an sich heran. Henry weinte und weinte und weinte. Der würde nicht mehr reden.
"Monroe ist das Mädchen, das du bedrängt hast! Das Mädchen, dem du Drogen in den Drink geschüttet hast und auf dessen «Nein» du nicht gehört hast.", flüsterte er ihm ganz nahe zischend zu und starrte unentwegt in seine verquollenen Augen.
"Du hast ihr die Kleider vom Leib gerissen, Henry. Und jetzt wirst du sterben."

Er gab Henry einen Kinnhacken, brachte ihn wieder in die richtige wackelige Position und hielt im die Knarre an die Schläfe. Er stand hinter Henry, presste ihm die Luft ab, bis er nicht mal mehr würgen konnte und blies ihm dann mit einem sauberen Schuss das Hirn weg.

Elegant stand er auf, klopfte sich den imaginären Staub, statt das Blut, von der Kleidung und ließ den leblosen, hartnäckigen Henry auf den toten, chancenlosen Chester fallen.

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