23 - Im Schwimmbad

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Dallenbergbad, einige Jahre zuvor.

Eugen saß an einem sommerlichen Nachmittag auf der Liegewiese des Dallenbergbades.
Während er die Sonne genoss und spielende Kinder um ihn herumwuselten, beschlich ihm langsam ein schlechtes Gewissen. Eigentlich hatte er seinen Eltern versprochen den Nachmittag mit Pauken zu verbringen. Schnell verdrängte Eugen diese Gedanken. Es war schönes Wetter und seinen Schulbüchern konnte er sich am Abend dann noch genug widmen - wenn er denn die nötige Konzentration aufbringen würde.

Er war schon über eine Stunde hier, war aber kein einziges Mal ins gut gefüllte Schwimmbecken gegangen. Er war aber auch nicht hier zum Schwimmen. Er war hier, weil er heute in der Schule mitgehört hatte, wie sich seine Mitschülerin Anna mit ihren Freundinnen verabredet hatte.
Anna - sie sah aus wie ein Engel, bewegte sich wie einer und sicher würden Engel auch so riechen wie Anna es tat. Nicht viele Mädchen in seiner Klasse benutzten schon Parfum. Anna tat es.

Eugen blickte von seinem Platz hinüber zu Anna - natürlich möglichst unauffällig. Sie trug einen hellblauen Badeanzug und hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.
Sie saß auf einer Picknickdecke und tratschte mit ihren Freundinnen Carolin und Birgit, dann fingen die drei Mädchen zu lachen an. Was sie wohl so witzig fanden?
Wie gerne hätte sich Eugen dazugesetzt und mit ihnen gelacht. Aber das war nur in seinen Vorstellungen schön. Er wusste, dass er es nicht tun würde, egal wie sehr er sich noch dazu zwingen würde. Hätte er sich tatsächlich zu ihnen gesetzt, hätten sie ihn sicherlich nur irritiert angesehen. Vielleicht würden sie aber auch einfach so tun, als würden sie ihn gar nicht kennen. Vermutlich würde auch sofort auffallen, dass er seit Jahren heimlich in Anna verliebt war. Das durfte niemals herauskommen! Denn Anna würde ihn sicher eiskalt abblitzen lassen und vor allen bloßstellen.

Anna faszinierte ihn. Sie war nicht nur bildhübsch, ihr Leben schien auch so aufregend, locker und leicht zu sein und das strahlte sie auch aus. Sie war beliebt, vertrat eine Meinung und trug immer schöne, neue Klamotten. Ihre Eltern fuhren sie mit dem Auto zur Schule und erfüllten ihr jeden Wunsch. Am Nachmittag verabredete sie sich oft mit Freunden, lernen musste sie nie besonders viel. Trotzdem schrieb sie gute Noten. Wie sie das anstellte, war ihm ein großes Rätsel. Ihre Sommerferien verbrachte sie in Italien, Frankreich oder Spanien. Einmal hatte sie sogar eine Flugreise nach Amerika unternommen.

Das sah bei Eugen irgendwie alles ganz anders aus. Er war noch sehr klein als er mit seinen Eltern von Kasachstan nach Deutschland gekommen war. „Jetzt wird alles besser", hatte seine Mutter immer gesagt, doch die knallharte Realität sah anders aus: Sie lebten in einer kleinen Wohnung im Heuchelhof, einer Trabantenstadt auf einer Anhöhe vor Würzburg, die allgemeinhin nicht als gute Wohngegend bekannt war. Seine beiden Elternteile arbeiteten sehr viel, dennoch reichte das Geld nur selten aus. Sie waren sehr streng mit ihm. Sie verlangten, dass er stets gute Noten schrieb. Das schien ihnen das Wichtigste zu sein. Wenn er gute Noten schrieb, lobte seine Mutter ihn ein wenig, wenn die Noten aber mal etwas schlechter waren, dann schrie ihn sein Vater an und er bekam Hausarrest. Bei besonders schlechten Noten drohten ihm sogar Prügel!

Eugen fragte sich wieso es manche Menschen im Leben so einfach hatten und manche so schwer. Es schien nicht gerecht!

Sehnsüchtig blickte Eugen erneut zu Anna. Er wünschte sich in diesem Moment nicht etwa Anna zu küssen, wie er es sich schon unzählige Male vorgestellt hatte, nein, er wünschte sich Anna zu sein. Mit ihr tauschen zu können. Ihr einfaches und sorgenfreies Leben zu leben voller Freuden und Lebenslust. Dem Engel nicht sehnsüchtig hinterher zu jagen, sondern zu erfahren wie es sein würde, selbst ein Engel zu sein.

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