Kapitel 21

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Wir konnten alle Zeugen des Geschehens werden, nachdem wir uns einen Weg durch die Menschenmenge gebahnt hatten. Ich hätte entsetzt sein sollen. Aber ich hatte das erwartet, was andere als Grauen bezeichnen würden.

Wie festgefroren konnten wir den Abschluss miterleben. Und danach, als alles vorbei war, stürmte Aella davon.

Seit langem hatte ich sie nicht so aufgebracht gesehen. Ihr Körper bebte, ihre Hände zitterten. Es ging ihr nahe.

Treyton gab uns Anweisungen. Doch ich fühlte mich taub. Bastien war bei dem Mädchen am Boden. Er forderte eine Erklärung. Blaze und Brea kümmerten sich darum, dass nichts weitergegeben oder veröffentlicht wurde. Was keiner der Zuschauer tat, da sie letztendlich nicht eingegriffen hatten und sich nicht mitschuldig machen wollten oder sich mit Aella anlegen wollten. Sie hatten Angst, denn sie kannten sie in Wirklichkeit nicht. Aber ich tat es. Ich kannte sie. Trotz allem.

Treyton war dumpf vor mir und schüttelte mich. Er bat mich im Chaos um Unterstützung. Aber das erste, was ich tat, war dumm dazustehen, bis ich mir einen Weg zu der Person bahnte, zu der ich gehörte und die mich auch brauchte. Selbst wenn sie davon überzeugt war, dass sie es alleine schaffte.

Doch auch sie war nicht nur stark, und genau deshalb eilte ich Aella hinterher. Du bist nicht aus Metall, Aella. Du brauchst jemanden... Du solltest nicht alles alleine durchstehen.

Mit meinen langen Beinen holte ich Aella schnell ein und wie erwartet hetzte sie wahllos in eine Richtung, ohne ihre Umgebung zu beachten. Sie war von Selbsthass getrieben.

Ohne auf die Straßen zu achten, rannte sie zu einer Gasse, wo wer weiß was lauern konnte. Um allem zu entkommen, brachte sie sich selbst in Gefahr. Sie floh vor allem. Mir war klar, dass sie nach Ruhe suchte. An diesem Punkt wurde die Einsamkeit zu ihrem einzigen Halt.

Ich sprintete zu ihr und umarmte sie fest. Ihr Rücken drückte gegen meine Brust. Sie wehrte sich, was ich positiv auffasste. Denn das bedeutete, dass sie noch einen Sinn im Leben hatte.

Ich legte meine Wange an Aellas und noch bevor ich etwas sagte, hörte sie auf zu zappeln. Mir kam es so vor, als ob sie wusste, dass ich es war, aber ich wollte sicherstellen, dass ich kein Fremder oder Straftäter war. Ich war Hayden. Ihr Knopfauge. Immer.

»Schhh, ich bin es«, flüsterte ich ihr zu. Aella erschlaffte in meinen Armen und schaute zu Boden. »Was... willst... du, Hayden?« Ihre Stimme war gebrochen und klang voller Schmerz. Noch immer zitterte ihre Hand und sie verkrampfte sie. Ihre Atmung war unregelmäßig.

Ich drückte sie näher an mich. Einen Arm um ihre Schulter, den anderen um ihre Taille. »Lauf nicht weg«, flüsterte ich ihr zu. Ihr Haar kitzelte mich, als sie sich kurz meiner Stimme zuwandte.

Aellas Schultern sackten nach unten und sie schaute immer noch zwischen ihre Füße. Ihr Rücken lehnte gegen mich. Ihre Hände wurden ruhig. Sie fühlte sich so kalt an.

Eine Zeit lang sagten wir nichts. Ich zog meine Jacke aus, um sie ihr umzulegen. Ihre Beine wurden schwach, und ich fing sie auf. Hielt sie fest und strich ihr über das Haar. Bot ihr die Wärme, die sie brauchte. Weil sie es, trotz allem, hasste, in der Einsamkeit zu versinken.

Ihre Arme hingen schlaff herunter, als wäre ihr jegliche Kraft aus dem Körper gewichen.

Ich wartete darauf, dass Aella mit mir sprach, aber sie tat es nicht. Und ich zwang sie nicht dazu. Ich wollte nur für sie da sein.

Sie drehte sich um und legte ihre Arme um mich. Ihr Ohr lag an meiner Brust. Sie hörte meinen Herzschlag, der vor Sorge ausnahmsweise ruhig war.

Eine Zeitlang verweilten wir so und ich drückte Aella fest an mich. Ich hielt sie einfach, ohne sie direkt anzusehen, weil ihr die Blicke zu viel wurden. Sie brauchte Wärme, aber auch Distanz. Es war merkwürdig zu erklären.

Ich spürte Aellas Mund an meinem Hemd. Sie versuchte, sich mitzuteilen, aber ihre Stimme versagte, und ein ersticktes Wimmern entfuhr ihr. Doch sie weinte nicht. Sie zwang sich, stark zu bleiben, so wie sie es immer tat, weil es ihr so anerzogen wurde. Und das tat mir genauso weh wie ihr. Denn sie zerbrach daran, Stärke vorzutäuschen.

Du bist aus Fleisch und Blut, kein Metall, das zur Waffe gemacht werden sollte. Hör auf, dir das anzutun.

»Ich bin grausam und das habe ich heute mehr als genug bewiesen. Erneut«, hauchte Aella schwer. Ihre Stimme war gebrochen. Ihr Ausdruck war wie festgefroren. Meine Finger verharrten an ihrer Schulter, bis ich mit meiner rechten Hand an ihre Wange glitt, um ihr Gesicht zu halten und es anzusehen.

»Du bist nicht grausam, Aella. Du hast dich gewehrt.« Sie murrte und ich spürte ihren Atem und ihre Wärme, während sie sich an mich klammerte. »Heiß nicht gut, was ich getan habe«, ächzte sie leidvoll und senkte den Blick.

Mein Daumen strich über ihre weiche Wange. Ich fühlte dabei keinerlei Scham. In diesem Moment war für mich etwas anderes wichtiger. Sie. Du bist nicht perfekt. Du erkennst deine Fehler an. Das ist eine Stärke und bedeutet nicht nur, Macht über andere zu haben.

»Das habe ich nicht«, teilte ich ihr mit. Aella seufzte schwer und atmete tief durch die Nase ein. Ich konnte ihre Hände an meinem Hemd spüren. Sie zog leicht daran. »Ich bin schrecklich«, krächzte sie gebrochen.

Ihr Kummer tat weh. Ihr Schmerz fühlte sich wie meiner an.

Mit meinem Finger hob ich ihr Gesicht vorsichtig am Kinn an, damit sie mich ansah. Ihre Augen waren gerötet, aber keine Träne war zu sehen. Sie schluckte es herunter. Bitte höre auf, dein Leid zu verstecken. Tue es für dich.

»Das bist du nicht. Was passiert ist, kann nicht rückgängig gemacht werden. Du bist weder grausam noch schrecklich, Aella. Keins von beidem. Du bist einfach nur menschlich. Und Menschen machen Fehler. Du warst nicht die Einzige, die einen gemacht hat. Dieses Mädchen hat einen gemacht. Genau wie ich einen gemacht habe. Ich hätte dich nicht alleine lassen sollen«, sprach ich zu ihr.

Sie legte ihre Hand auf meine und nahm sie von meinem Kinn weg. Ihre Finger fühlten sich kühl auf meinen an. Deshalb umschloss ich sie mit meiner Hand.

»Du trägst selbst keine Schuld für mein Handeln. Warum machst du dir selbst Vorwürfe, Hayden?« Mein Herz schlug schneller. Nicht nur, weil sie mich direkt ansah oder in meinen Armen war, sondern weil sie meinen Namen sagte und sich um mich sorgte, während ich dasselbe für sie tat.

Und da war auch schon der Moment, in dem ich mir erträumte, dass ich nicht der Einzige war, der durchdrehte.

Zugegeben, das war dumm von mir. Aber wenigstens für einen Augenblick, nein... auch nur eine Sekunde, wollte ich daran glauben. Du und ich... vielleicht.

»Ich sollte mir Vorwürfe machen, dass wenn die ganze Welt gegen dich zu sein scheint, ich an deiner Seite sein will, um alle dorthin zurechtzuweisen, wo sie hergekommen sind«, kam es mir über die Lippen. Erneut verlor ich die Kontrolle über meinen Verstand und zusätzlich auch über meinen Mund.

Was habe ich da gesagt? Habe ich mich verraten?

Aella verharrte regungslos und starrte mich einfach an. Ihr Mund öffnete und schloss sich unsicher, was sie sagen sollte. Es war still. Mein Mund wurde trocken. Meine Nerven brannten, aber ich hatte keinen Feuerlöscher für sie. Mein Gehirn hatte sich schon vor einigen Minuten verabschiedet und war mit dem Zug in irgendein Kaff gerast. Wahrscheinlich entgleist und in ein Loch gerast, wo es explodiert ist.

Und mein Herz... davon wollte ich erst gar nicht anfangen. Es konnte nicht einmal von einem Elektroschocker gerettet werden.

Ich wappnete mich für eine Abfuhr, aber sie kam nicht. Stattdessen riss uns eine tiefe Stimme aus dem Bann, und ich war noch nie so froh wie in diesem Augenblick, Bastien zu sehen.


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