Kapitel 44

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Ich wünschte, ich hätte bei dir sein können.

Wortwörtlich trennten Mauern uns voneinander.

Als ich dich seltsamerweise im Dunkeln im Freien liegen sah, fühlte ich mich zum ersten Mal seit langem Glück.

Am ganzen Samstag verbrachte ich damit, auf einer Leiter zu sitzen und dich anzuschauen. Ich versuchte, einen Blick von dir zu erhaschen, egal, wie lange ich warten musste. So ging es schon seit Wochen, dein schokoladenfarbiges Haar lag wild auf dem Rasen verstreut. Dein T-Shirt hing locker an dir, weil du dünner warst, als ich dich in Erinnerung hatte.

Isst du nicht genug? Ich hoffe du tust es. Würdest du mich dasselbe fragen?

Mit dem Teleskop-Fernglas, das du mir auf dem Herbstjahrmarkt geschenkt hattest, kniff ich ein Auge zu und lugte zu dir rüber. Du wirktest kraftlos, die Augen voller Fragen.

Macht es dich wahnsinnig, keine Antwort zu finden? Erhältst du deine Antworten? Ich hoffe es.

Du durftest nur eine Stunde pro Tag an die frische Luft und sahst immer ›schäbig‹, so würdest du es nennen, aus. Ich würde es ehrlich gesagt auch so nennen. Ich will dich einfach nicht belügen, du verdienst die Wahrheit, so schwer sie auch sein mag. Du sahst einfach so aus, wie alles um dich herum war. Durcheinander und erschöpft.

So wie ich dich kenne, hättest du auch nicht gewollt, dass dich jemand hübsch nennt, selbst wenn du es in deinen eigenen Augen nicht warst. Ich hätte dir ehrlich mitgeteilt, dass du einem Landstreicher Konkurrenz machtest... Und dennoch konnte ich meinen Blick nicht von dir abwenden.

Der alte Mann unter mir fragte: »Junge, es ist spät, warum kommst du nicht endlich da runter? Du sitzt schon seit Stunden da, willst du nicht etwas essen oder trinken?« Ich sah kurz zu ihm hinunter, aber nur für eine Sekunde, bevor ich mich wieder meinem Wirbelwind widmete.

Es dauerte nicht einmal eine Minute, da war deine Zeit schon vorbei und du gingst, bis deine Silhouette hinter den Wänden verschwand.

Der aufgetauchte Sternenhimmel, der uns verbunden hat, schien dir unerträglich. Mein Herz wurde schwer und ich senkte den Kopf. Kratzig atmend stieg ich die Leiter hinab und klappte sie ordnungsgemäß zusammen, um sie für die nächste Woche wegzuräumen.

»Hayden, du solltest nicht deinen ganzen Tag damit verbringen, Aella nachzuspionieren. Vor allem nicht, wenn sie täglich wie eine Obdachlose herum schlurft«, sagte Mervlyn, der mich statt Aella wöchentlich zu Gesicht bekam.

Während meiner Zeit mit dem alten Mann hatte ich gelernt, dass Mervlyn eine unterstützende Art hatte, auch wenn er eine seltsame Art hatte, dies auszudrücken. Anscheinend kam Aella deshalb so gut mit ihrem Nachbarn aus. Sie war sein ›asoziales Kleines‹, wie er sie nannte.

So seltsam es auch war, schien er nicht verwundert darüber, dass ich kurz nach Aellas Verschwinden vor seiner Haustür stand, auch wenn er mein störrisches Stalkerverhalten nicht gut hieß ...er konnte mich nicht davon abhalten.

Selbst als der alte Mann weg musste, ließ er mich auf seinem Grundstück, nur damit ich meine bescheuerte Tat ausüben konnte. Er fand mich immer so zurück, wie er mich zuletzt gesehen hatte... auf einer Leiter sitzend und mit dem Teleskop-Fernglas auf Aella gerichtet.

»Ich möchte mich immer noch entschuldigen, dass ich dir zur Last falle«, murmelte ich belegt, als ich die Leiter wegräumte. Der graue Mann schüttelte langsam den Kopf. »Du bist weitaus pflegeleichter als die Wilde von nebenan... Sie fehlt mir auch, meine gemeine Kleine. Gibst du euren Freunden weiter, was du hier siehst?«, wollte Mervlyn von mir wissen und ging mit mir in Richtung des Gebäudes zurück.

Ich habe die Mütze abgenommen, die er mir gegeben hatte, damit ich keinen Hitzschlag bekam.

»Ja«, log ich. Niemand wusste, dass ich zu ihm kam. So egoistisch es auch von mir war, ich wollte die eine Stunde von Aellas Draußenzeit nur für mich. Mir war klar, dass wenn Brea und Blaze davon Wind bekämen, das Personal der Taystens von meiner Spannerei erfahren würden. Die beiden hätten sich auf irgendeine Weise erkennbar gemacht. Meine einzige Möglichkeit Aella zu sehen, wäre dann hinfällig geworden.

»Junge, Hayden, du siehst nicht gut aus. Komm, du solltest etwas essen«, forderte der alte Mann mich auf und zog mich am Arm mit sich. Seine Kraft war nicht stark, aus Höflichkeit ging ich mit ihm. Scheinbar genoss Mervlyn das Zusammensein, auch wenn ich Aella niemals ersetzen konnte.

Du bist unersetzbar. Immer du.

»Ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber du solltest dich um dich selbst kümmern. Es ist nicht gesund, jede Woche hierher zu kommen. Die Kleine wird es schon schaffen. Sie stellt sich gerade noch stur, aber du kennst sie selbst, sie wird noch nachgeben und sich zusammenreißen. Aella schafft das schon, sie braucht nur Zeit«, sprach der ältere Mann wissend.

Ich nickte nur und wir setzten uns gemeinsam zu Tisch. Ich konnte nicht viel essen, aber Mervlyn zwang mich, meinen Teller leer zu machen. Anschließend gingen wir zu den Sesseln im Wintergarten, wo der alte Mann wie immer darauf bestand, dass ich noch zum Tee blieb. Aus irgendeinem Grund war ich zu dem Zeitpunkt des Tages immer so ausgelaugt.

»Ich will dir eigentlich nicht weiter zur Last fallen«, murmelte ich und verlor schon meine Stimme, da Meryl mir ins Wort fiel. Er war nicht gerade zimperlich. »Es macht mir nichts aus, streunende Kinder aufzunehmen, selbst wenn sie eine beachtliche Größe haben.«

Er durchbohrte mich mit seinem klaren Blick. Ich ließ meinen Kopf sinken und atmete schwer aus. Müdigkeit überkam mich.

»Hör zu, du scheinst selbst nicht gesund zu sein, Junge, also hör auf den alten Mann und denk auch an dich selbst.«

Ich starrte in die Flüssigkeit des Tees, der mir gereicht wurde. Nach einigen Schlucken fühlte ich mich träge. Ich war einfach zu oft lange wach, um den Aufgaben meiner Mutter nachzugehen. Zusätzlich half ich Mervlyn hin und wieder im Garten, was eher schlecht lief, da ich mich mit Pflanzen nicht auskannte, musste ich mich zusammenreißen. Besonders, wenn Mervlyn anfing, Geschichten über Aella zu erzählen.

Zum Beispiel wäre sie fast voller Erde gewesen, nur weil sie lange wach geblieben wäre, um zu beobachten, wie ein Schmetterling aus einem Kokon schlüpft. Es wäre für sie genauso ein seltener Moment gewesen wie das Beobachten von Babytauben. Doch sie schlief im Garten ein und beschmutzte sich mit Dreck, und danach schimpfte sie nur darüber, dass sie es verpasst hätte. Aella hätte daraufhin die nächste Raupe verfolgt und sie bedroht, endlich ein Schmetterling zu werden.

Natürlich war sie damals jünger, aber die Erinnerung war lustig, weil ich mir gut vorstellen konnte, wie sie einem Insekt ihre Meinung geigte.

Egal wie viel Mervlyn mir von Aella erzählte, ich konnte mich nicht satt daran hören. Mir war immer noch so, als würde ein großer Teil meines Lebens fehlen. Die Leere, die nicht gefüllt werden konnte, blieb bestehen. Mir war nicht klar, wie lange das andauern würde, und in dem Moment brauchte ich das auch nicht, denn ich schlummerte ein und kippte in einen Traum.


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