Kapitel 32 √

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Die Winterferien nahten und die letzten Klausuren mussten geschrieben werden. Ich prustete laut auf und sah mich in meinem vollen Zimmer um. Meine Freunde und ich lernten bei mir für die anstehenden Prüfungen. Die Bibliothek war zu überfüllt, auch wenn es in meinem Raum nicht gerade besser aussah.

Die Jungen büffelten Mathe, während sie auf dem Boden hockten, obwohl ich ihnen angeboten hatte, dass sie auf meinem Bett arbeiten konnten. Blaze wollte sich als Erstes drauf werfen, doch die anderen hielten ihn davon ab, da er sonst alles andere als lernen würde.

Das Einzige, was ich den Jungen geben konnte, waren Kissen, die ich in meinem Schrank verstaute. Ich konnte jedoch sehen, dass es trotz der Polsterung nicht gerade bequem war, besonders nicht über einen längeren Zeitraum. Sie versuchten hin und wieder ihre Position zu ändern, indem sie aus dem Schneidersitz lösten oder auf die Knie gingen, ein Bein anwinkelten oder sich wie Blaze einfach auf die Seite legten, als würde der Raum ihm gehören, weswegen Treyton meckerte.

Mir tat der Anblick echt leid, besonders weil Brea und ich es an meinem Schreibtisch viel bequemer hatten.

Nach einer Weile war die Motivation zum Lernen verflogen. Meine beste Freundin schlief am Tisch und Treyton hob sie in seine Arme, um sie auf ihr Zimmer zu tragen. Bevor er aber mit Blaze verschwand, flüsterte er mir zu, dass unsere Gastschülerinnen und -schüler direkt nach den Ferien kommen würden. Brea hatte mir deswegen das Ohr abgekaut, weil sie online schon auf Beutesuche gegangen war. Sie hatte sich vorgenommen, mich nach den Winterferien zu vermitteln. In der Zwischenzeit wollte sie genau recherchieren, wer von dem Partnerinternat der Cardell Academy kam.

»Willst du nicht mitkommen?«, erkundigte sich Blaze und zog seinen Rucksack fest um seine Schulter. Hayden stand mit wackeligen Knien auf und schüttelte seine Beine aus. »Ich wollte Aella noch etwas zur Biologieklausur fragen. Ihr könnt schon vorangehen«, räusperte er sich und zupfte an seinem Ärmel. Er lügt. Warum? Ich musterte ihn fragend, doch er wich meinen Blicken aus.

»Wollt ihr morgen nicht lieber weitermachen?«, seufzte Treyton erschöpft und lehnte sich an den Türrahmen. Neehhhh, der Zug ist abgefahren, jetzt bin ich viel zu neugierig und möchte erfahren, was er von mir will. Also spielte ich einfach mit.

»Ihr könnt vorgehen, ich wollte ihn auch etwas in Physik fragen«, log ich geschmeidig, ohne dass die anderen es bemerkten. Im Vergleich zu Hayden hatte ich nämlich keine Angewohnheit. Außerdem würde keiner mir vorwerfen, dass ich ihnen etwas vormachte. Sie wussten alle, dass ich in Physik eine Null war, selbst wenn es erniedrigend war, dass keiner etwas hinterfragte. Gemeinheit.

Mein blondhaariger Partner hob überrascht eine Augenbraue.

»Tut, was ihr nicht lassen könnt, aber vergesst nicht, dass ihr noch schlafen müsst«, schob Treyton väterlich ein. Immer ganz erwachsen.

Wir nickten beide. Dann öffnete Blaze die Tür und einer nach dem anderen verschwand. Und schon waren wir allein.

Ich zögerte nicht und wandte mich mit überkreuzten Armen an Hayden. »Du willst gar nichts fragen, oder?«, hakte ich nach. Er taxierte mich höhnisch. »Dasselbe könnte ich auch sagen, obwohl die ein oder andere Physikfrage nicht schlecht für dich wäre«, spottete er und fummelte in seiner Tasche herum. Penner.

Ich schnaubte und vermied seinen durchdringenden Blick. »Also, was gibts, Knopfauge?« Er lachte leise und strich sich mit seinem Zeigefingerknöchel über die Nasenspitze. »Zuerst will ich wissen, wie du gemerkt hast, dass ich lüge?«

Ich verneinte mit einer Handbewegung. »Ohh, das kannst du vergessen, das verrate ich dir ganz bestimmt nicht«, gab ich ihm zurück. Er schüttelte nur den Kopf. Unter dem Licht glänzten seine Haare wie flüssiger Honig.

Hayden zog ein kleines Büchlein aus seiner Tasche heraus. Dann trat er langsam auf mich zu, blieb vor mir stehen und hielt mir den Gegenstand vor die Nase.

»Was soll ich damit?«, fragte ich irritiert und versuchte unter seiner Hand zu erkennen, mit was sich das Buch befasste. Hayden blickte mich schadenfroh an und enthüllte das schmale Büchlein in seinen Händen. Ich nahm es entgegen und betrachtete es genauer. ›What are Stars?‹. Ein Kinderklappbuch. Will er mich total verarschen?

»Willst du mich auf den Arm nehmen?«, stöhnte ich auf und begutachtete den Gegenstand. »Ich habe doch gesagt, dass ich dir ein Kinderbuch über Sterne mitbringen würde. Das andere Buch ist bestimmt zu schwer für dich.« Mistkerl.

Er grinste breit und am liebsten hätte ich ihm dafür eine reingehauen, aber ich tat es nicht. »Hahaha, du bist so witzig. Haha. Ich lache, siehst du? Hahah.« Hayden gluckste einfach vor sich hin. Wenigstens hat einer Spaß.

Ich begann, ohne genau zu lesen, worum es ging, darin herumzublättern und betrachtete die Illustrationen. Ganz süß und perfekt für Kinder. Nur war ich kein kleines Mädchen. Beleidigt schob ich die Lippe vor. Dann ging ich auf die letzte Seite und da stand etwas sauber geschrieben.

Selbst im Dunkeln gibt es Licht. Du musst nur danach suchen - H

Ich musste über die bekannte Schrift schmunzeln und strich darüber. Ohne Hayden anzusehen, sprach ich ihn auf seine Randnotiz an. »Ganz schön kitschig.«

Ich stand auf und setzte mich auf mein Bett. Hayden folgte mir und stupste mich mit der Schulter an. »Nur für den Fall, dass du verzweifelst, weil du den Physiktest verhaust«, kommentierte er grinsend. So ein...

»Ich habe gelernt. Aber ich bin nicht besser als der Durchschnitt«, murmelte ich mit gesenkten Blick. Ich spürte seinen Arm an meinem. »Mir ist klar, dass du nicht mit mir darüber reden willst, weil ich ICH bin... Sagen dir deine Eltern etwas dazu?«

Ich schüttelte den Kopf. »Solange ich in allem anderen überragend bin, kann ich noch Zusatzleistungen erbringen. Und natürlich die Arbeit für die Firma. Du bist wirklich unglaublich. In einer Sekunde machst du dich über mich lustig und jetzt DAS. Du bist schwer zu verstehen, Knopfauge«, antwortete ich mit einem gehemmten Lächeln.

Hayden stieß frustrierte Laute aus, während er sein Gesicht mit seinen Händen verdeckte. »Du machst mich mit diesem Spitznamen wahnsinnig. Ich bin auch einer deiner Freunde, also ist es wohl nicht verwerflich, wenn ich mir Gedanken mache«, stöhnte er entnervt auf.

Bei seinen Worten konnte ich meinen Blick nicht von ihm abwenden. Mein Mund wurde trocken. Machst du dir deswegen nur Gedanken? Mein Magen zog sich zusammen.

»Mal im Ernst, Aella... Du kannst immer mit mir reden. Du tust dasselbe für mich, also sieh es als Gegenleistung, wenn du es schon nicht auf normale Weise tun willst. Wenn ich das nicht so formulieren würde, würdest du vor Stolz nicht einmal daran denken. Du musst aber damit leben, mich zu ertragen. Traust du dir das zu?«, wollte Hayden wissen und schaute mich an. Seine Stimme war fest und irgendwie warm.

Ich richtete mich auf und stützte mich mit meinen Armen ab. »Wovon sprichst du da, Hayden? Denkst du etwa, dass ich dich weniger mag als Brea oder die anderen beiden. Warum redest du so abwertend von dir? Das stimmt nicht, also schlage dir das aus dem Kopf«, machte ich ihm deutlich.

Immer zweifelte er an sich selbst, weil seine Mutter ihm einredete, dass er nicht gut genug sei. Selbst als festgestellt wurde, dass er eine Brille tragen musste, regte sie sich auf und zwang ihn, sobald er alt genug war, Kontaktlinsen zu tragen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er ein Komplex hatte, der ihm sagte: ›Ich bin nicht ausreichend‹-Komplex. Oder so etwas ähnliches...

Haydens Augen waren zusammengekniffen, weil er froh schien.

»Gegenleistung... Pffff ...Als wäre es ein Handel, mit dir zu reden. Du bist doch bescheuert. Außerdem müsstest du mit mir auskommen und nicht andersherum«, brachte ich prustend hervor. Hayden lachte und räusperte sich kurz danach. Seine Hände drängte er schüchtern zwischen seine Knie. »Gut zu hören, dass ich trotz meiner Frechheiten noch gut mit dir stehe, Wirbelwind.« Ja, das tust du, du Blödmann. Warte... Was hat er gesagt? Du hast dich nur verhört... Das kann kein Spitzname sein.

»Hayden«, begann ich und als er seinen Namen hörte, schaute er mich erwartungsvoll an, »wieso interessierst du dich eigentlich für Astronomie?« Von der Frage überrascht, betrachtete er mich genauer. Aus seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er nie richtig darüber nachgedacht hatte.

»Ich nehme an, dass die meisten Leute eine romantische Begründung dafür finden, dass die Sterne und der Nachthimmel wunderschön sind. Aber für mich ist es eher die Stabilität, die mich fasziniert. Die Sterne bieten Sicherheit und man kann sich an ihnen orientieren. Die Konstellationen ändern sich nicht. Sie reichen aus. Aber um ehrlich zu sein, kann ich mir selbst nicht erklären, wie meine Leidenschaft für die Astronomie begonnen hat. Gegenfrage, wie ist es mit dir und den Pflanzen?«

Verwundert über seine Rückfrage, musterte ich ihn. Ich hatte gehofft, mehr Informationen zu erhalten, um mit seinem Geschenk voranzukommen, aber was bezweckte er damit?

»Woher weißt du das?«, fragte ich verwundert. »Das ist einfach. Du hast Bücher über Gärten und Pflanzen. Ich dachte anfangs, dass es daran liegt, dass du gut in Biologie bist. Makaber, wenn man bedenkt, dass du zu Hause mit Metall und Waffen zu tun hast... Mir ist die Geigenblattfeige in deinem Zimmer aufgefallen. Sie steht noch nicht lange hier. Ich weiß, dass sie nicht leicht zu pflegen ist, da die Gärtner in den Hotels meiner Eltern nicht erfreut über sie sind.«

Ich seufzte und fummelte an dem Kinderbuch herum. »Die entgeht auch nichts«, hauchte ich leicht ermüdet.

»Ich habe einen Nachbarn namens Mervlyn. Er ist ein alter Mann. Als ich elf Jahre alt war, wurde mir eines Tages langweilig und ich warf etwas über die Mauer auf sein Grundstück. Mervlyn war immer mürrisch und ich dachte, es wäre eine Herausforderung, ihn zu stören. Also bin ich rübergegangen und stand in seinem Garten. Seitdem hatte ich immer mehr Gründe gefunden, dorthin zu gehen. Er war allein. Ich war allein. Irgendwie waren wir dann zusammen allein. Ich weiß, das hört sich bescheuert an«, erzählte ich ihm knapp.

»Du bist bei einem Fremden eingedrungen?! Wer weiß, was hätte passieren können!«, schimpfte Hayden erst und sammelte sich dann, »...Nein, tut es nicht.«

Mir war bewusst, dass das nicht in Ordnung war. Aber ich war allein. Und Mervlyn war da.

Ich spielte nervös an meinen Fingern herum.

»Irgendwie haben wir uns angefreundet und Mervlyn hat mir erlaubt, in seinem Garten zu helfen. Er kümmert sich selbst um ihn. Anfangs hat er mir leichtere Aufgaben gegeben und die Schwierigkeitsstufe dann erhöht. Es mag eine schmutzige Beschäftigung für andere sein, aber wenn man die ganze Zeit einsam ist, sucht man sich alles Mögliche, was einen beschäftigt. Übrigens, die Geigenblattfeige habe ich wirklich erst neulich bekommen. Mervlyn meinte, wenn ich dafür sorge, dass sie nicht stirbt, zeigt er mir irgendwann sein Gewächshaus. Bisher durfte ich nicht hinein. Es macht mich wahnsinnig, immer davor zu stehen und nicht hineingehen zu können.«

Hayden löste meine Finger, damit ich aufhörte, sie zusammenzuknoten. »Das hört sich interessant an und immer noch unglaublich leichtsinnig von der jungen Aella«, bemerkte er rau. Ich musste lächeln. »Ja, ich habe etwas Dummes getan. Aber die Sicherheitsleute waren mir sowieso im Nacken, also hatte ich nicht wirklich etwas zu befürchten.«

Meine Freiheiten waren außerhalb des Internats beschränkt, selbst wenn man es nicht glauben mochte. Mervlyn war die einzige Person, die mir neben meinen Freunden nahestand. Ich wollte letzteren nicht allzu oft zur Last fallen, nur weil ich nicht alleine in einem riesigen, tristen Anwesen hocken wollte, wenn ich ausnahmsweise nicht bei meinen Eltern in der Firma arbeiten musste.

»Eigentlich ist es bei mir, genauso wie bei dir. Ich habe einfach angefangen, ohne wirklich nach einem Grund dafür zu suchen«, murmelte ich und überlegte, ob mich die Pflanzen oder die Begleitung mehr interessierten.

Hayden lächelte sanft wie der Sonnenaufgang. »Manche Dinge passieren einfach«, meinte er mit gedeckter Stimme.

»Ja, manche Dinge passieren einfach.«


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