𝐅𝐚𝐦𝐢𝐥𝐲 𝐚𝐟𝐟𝐚𝐢𝐫𝐬

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"Dad, wenn du nicht mehr Zuhause bist, dann ist dieses Haus auch für mich kein Zuhause mehr. Bitte nimm mich mit." Und damit legte ich auf. Es war eine von vielen Nachrichten, die ich auf seiner Mailbox hinterließ.

Ich wollte verzweifelt, dass er mich hört, mich bemerkt, aber er ignorierte mich, nur weil er seine eigene Ansicht über die Situation besaß.

Mich zog es gegen Abend durch die Straßen von Savannah. Dabei folgte ich meinen Beinen, während der Bass durch die Kopfhörer meine Gedanken zerstören sollte. Das schaffte die Musik aber nicht. Sie übertrumpfte nur die Schluchzer, die so in meinem Hals brannten.

Als ich meinen Kopf das nächste Mal hob, blickte ich durch das Gitter eines grünen Zaunes. Dahinter verbargen sich Spielgeräte, Rutschen und Schaukeln. Sie wurden nun von anderen Kindern genutzt.

Ich krallte mich an das kalte Gitter.

Damals war ich fünf Jahre, als wir nach Savannah gezogen sind. Mom und Dad brachten mich auf diesen Spielplatz, damit ich hoffentlich Bekanntschaften schließen konnte. Im Kindergarten gelang mir das nicht. Ich war schon damals schüchtern und versteckte mich lieber hinter stärkeren Menschen.

Louisa war einer davon.

Das kleine dunkle Mädchen mit den wilden Locken hatte mir Sand ins Gesicht geworfen und nachdem ich anfing zu weinen, kommentierte sie das schlicht mit 'heul nicht'.

Das warf sie mir heute noch zu gerne an den Kopf, wenn ich zu sentimental reagierte. Vielleicht tat ich es gerade wieder, aber ich fühlte mich wie dieses kleine fünf jährige Mädchen, dass in die Arme ihres Dads wollte.

Die Mütter hier spielten mit ihren Kindern. Sie gingen ihrem Alltag nach. Die Welt drehte sich weiter, ohne Rücksicht auf mich zu nehmen. Wann würde sie sich um mich drehen? Ich fühlte mich schrecklich einsam unter diesen ganzen Fremden, also schloss ich die Augen. Ich lehnte meinen Kopf gegen das kühle Metall.

Ich hatte die Menschen verloren, die ich liebte und ich wusste nicht wirklich warum. Alle Gründe waren falsch. Preston ging, ohne sich zu verabschieden. Das war falsch. Meine Mutter wollte, dass ich genau das werde, was sie von mir erwartete. Das war falsch. Mein Vater ging, weil er dachte, ich müsste alleine zurecht kommen. Das war falsch. Simon verschwieg mir Alice. Das war falsch.

Bei Preston hatte ich alles versucht, um es richtig zu stellen, aber vergebens. Bis heute kannte ich den Grund nicht, weshalb er mich verlassen hatte. Mir ging die Kraft, wegen dieses Mannes aus. Aber waren die anderen es nicht auch wert, dass ich versuchte um sie zu kämpfen?

Ich brauchte Mom, aber sie benötigte nun wahrscheinlich Zeit, um mit der endgültigen Trennung zurecht zu kommen. Wahrscheinlich brauchte ich auch Simon, aber was, oder besser gesagt wen brauchte er?

Eins wusste ich jedoch ganz genau. Ich brauchte Isi und sie war es wert, es zu klären. Egal in welcher Situation, sie hatte sich immer stark für mich gemacht. Nun lag es an mir, ihr das selbe zurück zu geben. Oder?

Meine Augen öffneten sich wieder.

Nachdem ich vor Jahren das letzte Sandkorn aus meinen Augen geheult hatte, war es Isi gewesen, die mich immer unten an dieser Stange aufgefangen hatte. Alleine wäre ich sie nur runter gerutscht. Sie war auch diejenige, die mir ihre Hand auf dem letzten Absatz der Leiter gab.

Ich würde es nicht zur Geschichte werden lassen, denn wir waren die Gegenwart und kein dummer Streit würde uns jemals entzweien.

Meine Hände drückten sich vom Gitter weg. Ich musste zu ihr. Jede bereits vergangene Sekunde schien eine zu viel.

Erst ging ich den mir nur zu bekannten Weg, dann rannte ich ihn. Louisa durfte nicht so schlecht von mir denken. Ich musste ihr erzählen, dass ich echte Gefühle für Simon entwickelte und dies ganz unbewusst, ohne einen Plan. Ja, hätte ich es steuern können, dann hätte ich es wahrscheinlich sogar unterbunden.

Meine Atmung ging auf und ab, bis meine Lungen brannten. Die zwei Kilometer schaffte ich in knappen zwanzig Minuten. Ein halbwegs fitter Mensch würde sagen, das ist kein Wunder, doch zu diesen gehörte ich bei Weitem nicht.

Louisa wohnte noch weiter abseits von der Innenstadt. Von ihrem Garten aus, hatte man sogar schon einen wunderschönen Blick auf die weiten Felder und Wälder am Rande Savannahs.

Ich öffnete das Tor des kleinen Holzzaunes und stolzierte zielstrebig zur Tür.

Gerade wollte ich klopfen, als Ms Williams mit einem Müllbeutel in der Hand vor mir stand. "Ahhh Vienna, wie schön dich endlich wieder zu sehen!" Die rundliche Frau ließ den Müll abrupt fallen und riss mich in ihre Arme. Sie quetschte das letzte bisschen Sauerstoff aus meinen Lungenflügeln.

Sie war der Traum einer alleinerziehenden Mutter. Egal wie grenzenlos die Träume ihrer Kinder waren, sie stand hinter ihnen. Ich beneidete Louisa und ihre Geschwister oft dafür.

"Wie geht's dir meine Hübsche?" Sie löste sich und streichelte mir über beide Arme. Noch bevor ich antworten konnte, setzte sie ungehalten fort. "Weißt du was? Kein Mann dieser Welt sollte solche Augenringe bei einer Frau hinterlassen."

Ich senkte meinen Blick und biss mir kurz auf die Unterlippe.

"Eigentlich, Ms Williams, hatte ich Streit mit Louisa. Sie ist meine bessere Hälfte und die fehlt mir gerade", gab ich zu.

"Awww meine Kleine... Louisa ist in letzter Zeit etwas ruhiger geworden. Vielleicht hat sie dieses Pubertätsdingens verspätet ereilt. Sie hat zwar Besuch, aber na los. Geh schon." Sie gab mir einen Klapps auf den Hintern und sammelte den Beutel wieder auf.

Im Haus ereilte mich der Duft von starken Gewürzen. Eine Mischung aus Cayennepfeffer, Nelken und Kardamom. Ms Williams liebte ihre Heimat. Ein Stück Kindheit hieß für mich, meine Schuhe auf diesem Leoprint-Teppich auszuziehen und in einen kleinen Teil Afrika zu schlüpfen.

Neben Louisas Ballerinas, stand ein weiteres Paar sehr eleganter weiblicher Sandalen. Ich tippte sofort auf Kendra. Der Verdacht verhärtete sich, nachdem ich das Gekicher vor Louisas Zimmer vernahm.

Die Tür im Flur stand einen spaltweit offen. Mich packte die Neugier und ich späte heimlich hinein.

"Du bist so süß, wenn du so schüchtern wirst." Kendra wickelte eine von Isis Locken um ihren Finger.
Dann drückte sie ihr ein Kuss auf die Nase. Meine beste Freundin versuchte ihr Schmunzeln zu verbergen. Sie lagen auf Isis ausgezogener Couch und nebenbei lief etwas im Fernsehen. Es schien so alltäglich und Louisa so glücklich. Ein Anblick, der mich zerstörte. Mir wurde nämlich bewusst, dass sie mich an ihrem Glück nicht teilhaben ließ. Nein, viel mehr hatte sie mich schon lange aus ihrem Leben ausgeschlossen.

Ich wusste nichts von Kendra und ihr. Ich wusste nicht, dass sie eine Vorliebe für Frauen hat.

Vertraute sie mir nicht? Oder mochte sie mich nicht mehr? Ich hatte ihr doch immer jedes meiner peinlichen Probleme anvertraut. Sie gehörte zu mir und wusste alles über mich.

Ausgerechnet in diesem Moment rutschte mir das Handy aus den viel zu engen Jeanstaschen. Es polterte. Ich fluchte innerlich und rannte.

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