𝐋𝐢𝐠𝐡𝐭

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Die Stundenanzahl in der Schule hatte sich auf ein Minimum verkürzt. Andere Schüler waren glücklich über die Nachprüfungszeit. Sie wirkten stolz, ihre Schultern straff, so als wäre sämtliche Last von ihnen abgefallen.

Ich kam die letzten Tage fix und fertig nachhause. Mich zog es ins Bett. Erschöpft schlossen sich meine Augen, nur um in eine andere Welt einzutauchen.

Als ich am Freitagabend meine Augen öffnete, zeigte die Uhr die sechste Abendstunde an. Wie paralysiert lag ich eine Weile da. Die Tür flog ins Schloss. Mom hatte das Haus verlassen. Jeder ging seinen eigenen Sachen nach. Jeder besaß sein eigenes Leben und ich gehörte zu keinem dazu. Oder dachte vielleicht jemand gerade auch an mich?

Mein Blick wanderte zu Simon, oder besser gesagt zu dem fertigen Abbild, was ich von ihm gezeichnet hatte.
Das einzige, was es erfolgreich auffing, war das strahlende grün seiner Augen. Dieses Lächeln wirkte wie in Stein gemeißelt. Irgendwie unecht und kalt. Zwar schlug mein Herz nur bei diesem Anblick schneller, aber die übliche Wärme blieb aus. Diese konnte er wohl nur mit seiner Anwesenheit herzaubern.

Ich wünschte mir, dass er ebenfalls an mich dachte; dass er mich vermisste und auch genauso etwas Besonderes in mir sah, wie ich in ihm.

Wahrscheinlich wurde ich allmählich verrückt. Langsam stellte ich mich auf meine müden Beine. Jedes meiner Gelenke schmerzte, obwohl ich mich kaum noch bewegte.

Das weiße Bettlaken landete wieder auf dem Gemälde und Simon verschwand, nur nicht in meinen Gedanken.

Ich musste hier raus.

Mom hatte mir einen Teller Spaghetti auf den Tisch gestellt, doch ich lief vorbei. Wenn mein Magen jetzt etwas vertrug, dann nur etwas Süßes.

Gedacht, getan. Ich spazierte über eine Stunde zum Piraten-Haus an der Küste. Da es noch sehr warm war, setzte ich mich direkt nach draußen.
Anfangs mied ich große Menschenansammlungen, jetzt saß ich mitten im Getummel der besetzten Plätze. Durch die Gespräche der anderen, grübelte ich weniger.

Ich erlaubte mir sogar, die Aussicht zu genießen. Der große Frachter leuchtete in allen Farben. Das Spiel aus den bunten Containern und dem orange- farbenen Sonnenuntergang spiegelte sich im Wasser wieder.

Mir entkam ein Seufzer und ich lehnte meinen Kopf auf meine Hände.

"Du hast dich damals in einen Seemann verliebt. Wir waren eine Zeitlang jeden Abend hier, um ihn zu beobachten." Eine mir bekannte Stimme ließ mich aufschrecken.

Isi setze sich leise zu mir und gemeinsam betrachteten wir das rege Treiben auf dem riesigen Schiff. Die Besatzung rannte umher wie kleine, fleißige Ameisen.

"Ich habe mich wirklich in Simon verliebt", gestand ich, ohne mein Blick vom Wasser zu lösen.

"Bist du dir sicher, dass es nichts mit Preston zu tun hat?"

Ich schüttelte den Kopf. Anfangs quälte mich das schlechte Gewissen, wenn ich Simon näher kam und Preston irgendwo im Hintergrund meines Unterbewusstseins existierte. Aber das waren nur Erinnerungen, die ich niemals löschen konnte. Die Gegenwart schrieb eine andere Geschichte.

"Er ist das einzige, was ich will. Simon hat mir beigestanden, egal wie unmöglich ich mich verhalten habe. Er hat meinen Glauben an mich wieder geweckt. Ich habe mich endlich wie Ich gefühlt. So, wie ich eigentlich sein will und nicht wie die anderen mich haben wollen.
Und ich glaube, ich habe ihn verloren. Es sollte mir scheiß egal sein, weil er diese Alice verschwiegen hat..."

"Warte, langsam. Die sympathische Brillenschlange hat eine andere? Das traue ich ihm nicht zu", unterbrach mich Isi. Sie klaute mir meine Gabel und stach sich ein Stück meines unberührten Kuchens auf. Der zweite Happen folgte recht schnell und für einen kurzen Moment ähnelte meine Freundin einem süßen Hamster.

Meine Mundwinkel zuckten. Ich konnte nicht anders als nach ihren Händen zu greifen und sie fest in meinen zu drücken.

"Ich habe dich so unendlich sehr vermisst", sagte ich mit Tränen in den Augen. Sie schluckte, auch wenn es mehr nach Ersticken aussah.

Louisa senkte ihren Blick. Ihre nächsten Worte vernahm ich mehr wie ein Flüstern. "Seit du das letzte Mal bei uns daheim warst, bin ich jeden Tag hierher gekommen, in der Hoffnung, dich zu treffen."

Nun lag es an mir den Kloß im meinem Hals hinunter zu bekommen. Sie hatte an mich gedacht. Ich war nicht alleine.

"Es tut mir so unendlich leid, Vienna. Alles, was ich dir an den Kopf geworfen habe. Ich werde es wieder gut machen!", versprach sie mir, wobei sie fast meine Finger zwischen ihren zerquetschte.

"Nein! Hauptsache, du bist da", versuchte ich sie zu beruhigen und es stimmte ja auch.

Ihr Griff wurde von Sekunde zu Sekunde sanfter. Sie sprach lange nichts mehr und wirkte mehr in sich gekehrt. In ihr fand ein Kampf statt und es tat mir weh, sie so zu sehen.
"Du kannst mir alles sagen, aber nur wenn du es willst."

Isi schnappte sich nun auch noch meinen Karamell-Macchiato, verzog aber kurz darauf das Gesicht. Während sie keinen Zucker in Getränken mochte, leerte ich in jedem Laden den Zucker.

"Ich habe mich gehasst, weil ich mich nicht verstehen konnte. Ich mag Männer und dann mag ich plötzlich auch Kendra. Das ist doch zu viel und verrückt! Steh ich auf Männer und Frauen und bin somit be-sexuell?

Aber ich habe mich in Kendras Charakter verliebt und dabei ist mir völlig egal, ob sie männlich, weiblich, oder irgendwas dazwischen ist. Heißt das, ich bin pansexuell?! Wen soll ich fragen, ohne dass mich jemand schräg ansieht?! Es ist so schrecklich verwirrend, Vienna...

Und dann gibt es dich. Du hast dich immer in Männer verliebt, so wie jetzt bei Simon. Du weißt immer genau, was du willst. Bestimmt habe ich deswegen auch diese blöde Wut an dir ausgelassen. Es tut mir leid!"

Verblüfft starrte ich Louisa an. Ich wusste das sie ein Problem hat, aber das Ausmaß schockierte mich.

"Warum musst du dich denn überhaupt festlegen? Gib dir einfach Zeit. Du weißt doch, dass du Kendra magst, dann belass es doch erstmal dabei. Wir sind noch so jung und haben noch unendlich Zeit herauszufinden, wer wir überhaupt sind. Außerdem liebe ich dich genauso wie du bist!" Das war wohl das klügste, was ich jemals von mir gegeben hatte.

Louisa dachte nach, aber lächelte schließlich. Mir fiel ein Stein vom Herzen.

"Jetzt erzähl mir schon von Kendra! Was außer ihrem fabelhaften Geschmack für Mode, macht diese Lady so besonders?" Meine Frage entlockte Isi ein schüchternes Schmunzeln. Unter ihrer Bräune schimmerte sogar ein Hauch von purpur durch.

"Ich werde sie dir demnächst richtig vorstellen und wir werden den ganzen Tag zusammen verbringen. Also, wenn du willst natürlich", schlug sie vor. Und ich wünschte mir nichts mehr, als wieder ein Teil ihres Lebens zu sein. Mein Kopf hob sich eifrig auf und ab.

Isi bestellte sich doch noch einen eigenen Tee. "Wie geht's deiner Familie?", wollte sie wissen.

"Sie haben sich getrennt und Dad ist weg. Ich wollte mit ihm gehen, aber meine Eltern sind dagegen. Mom ist jetzt natürlich sauer, weil sie weiß, dass ich nicht bei ihr bleiben will", fasste ich kurz zusammen.

"Ich will die Verrückte nicht wirklich in Schutz nehmen, aber gib ihr doch eine Chance. Es gibt für eine Mutter bestimmt nichts verletzenderes als wenn das eigene Kind sie ablehnt." Das mochte stimmen, aber mir kam es so rüber als würde sie mich schon seit meiner Geburt ablehnen. Ich seufzte und knetete meine Stirn. Dieses Thema bereitete mir Kopfschmerzen...

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