Kapitel 1

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»Alles was du willst, ist auf der anderen Seite der Angst«


Das war der Spruch, den mein Dad mir immer wieder sagte, wenn ich vor etwas Angst hatte. Er gab mir immer den nötigen Mut, um über meinen eigenen Schatten zu springen. Doch das konnte er nun nicht mehr, denn er starb vor 2 Jahren bei einem Motorradunfall.

Wir beide liebten es gemeinsam mit unseren Cross durch die Wälder und Berge von Adare zu fahren, einer kleinen Stadt inmitten von Irland. Doch seit er einfach verschwand, nahm er auch all meinen Mut mit sich und ich saß seitdem nie wieder auf einem Motorrad.

"Aislinn?", hörte ich meine Mom nach mir rufen. Warum sie das noch immer tat, wusste ich nicht. Meiner Mom war nämlich klar, wo ich war.

Nämlich dort, wo auch die Hinterlassenschaften meines Dad's waren. Alles was ihm lieb und heilig war, befand sich in der feuchten, alten Garage neben unserem kleinen Häuschen. Sein Werkzeug, sein alter Billardtisch... und sein Motorrad.

Dieses war nach seinem Unfall eigentlich vollkommen zerstört, doch ich konnte es nicht in die Schrottpresse geben, weshalb es nun hier lagerte und ich mir täglich vornahm es wieder zu reparieren.

"Süße das Abendessen ist fertig", sagte meine Mom, als sie ihren Kopf durch die Tür steckte. Ich saß mit überschränkten Beinen auf den kalten Betonboden und starrte den Haufen Blech vor mir an.

"Ich esse später", antwortete ich ohne meinen fokussierten Blick von dem kaputten Motorrad zu nehmen. Ich hörte meine Mom seufzten, jedoch war es fast jeden Abend so.

Nur weil sie den Tod meines Dad's bereits verkraftet und auch schon einen neuen Lebensgefährten hatte, hieß das noch lange nicht, dass ich es auch so leicht hinter mir lassen könnte.

"Ich stell es dir in die Mikrowelle", sagte sie ergebend, ehe sie die Tür wieder schloss und mich mit all dem alten Kram alleine ließ. Ob es ungesund war, dass ich so daran festhielt? Vielleicht, aber es war nunmal alles, was mir noch blieb.

"Es muss doch machbar sein", murmelte ich, ehe ich mich aufrappelte und zu der eingestaubten Couch ging, welche im hintersten Eck der Garage stand. Dort standen ganz viele Kartons, in denen alle Teile waren welche ich für das Motorrad brauchte.

Dank meines Vaters war ich durchaus in der Lage so ein kaputtes Motorrad zu reparieren, wenn ich mir nur nicht selbst so im Weg stehen würde.

Ich nahm einen der Kartons und stellte diesen vor das Motorrad meines Dad's, ehe ich dann zu der Werkbank ging und mir den Werkzeugkoffer nahm. Mein Blick fiel dabei auf das gerahmte Bild, welches auf der aufgeräumten Fläche stand, ehe ich mit dem Finger einmal darüber strich, da es bereits von einer Staubschicht überzogen war.

Auf dem Bild waren mein Dad und ich, wie er seinen Arm um mich legte und ich breit grinsend das Peacezeichen mit der Hand in die Kamera hielt. An dem Tag waren wir gemeinsam auf einen Freestyle Cross Event.

"Ich werde es reparieren und ich weiß, du wirst stolz sein", sagte ich, ehe ich das Bild wieder weglegte und ich mich dann an das Motorrad machte.

Zuerst zerlegte ich alles und lagerte alle brauchbaren Teile sortiert auf dem Boden. Alle nicht mehr brauchbaren Teile fanden ihren Weg direkt in einen Karton, welchen ich dann wohl doch zum Schrottplatz bringen musste.

Als ich jedes einzelne Teil vor mir liegen sah, war ich stolz, aber auch erschöpft, weshalb ich beschloss erst einmal in das Bett zu gehen, ehe ich mich an dem darauffolgenden Tag dann der wirklichen Herausforderung stellte.

***

Meine Mom war bereits früh aus dem Haus, da ihre Schicht im Krankenhaus bereits 6 Uhr morgens begann. Als ich mich endlich dazu entschied aufzustehen, ging ich zuerst in das Bad, um mich dort für den Tag vorzubereiten. Was nur bedeutete, dass ich duschte und meine nassen Haaren zu einem Zopf band.

Danach zog ich ein altes schwarzes T-shirt an mit einem Bandlogo darauf und eine kurze Jeanspants, ehe ich dann das Haus verließ.

Ich hatte mir vorgenommen einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft zu machen, indem ich alles, was ich nicht mehr brauchte zu dem Schrottplatz bringen wollte. Genau genommen den einzigen, den es in diesem kleinen verlassenen Örtchen gab.

Mit dem Karton bepackt ging ich die kleine, belebte Straße entlang, auf denen einige Kinder und Jugendliche ihren Weg zur Schule antraten.

Ich selbst hatte die Schule bereits abgeschlossen und wollte dann in einer Motorradwerkstatt arbeiten, aber in diesem Ort gab es nur eine einzige und der Chef dieser Werkstatt hatte es nicht mal für nötig gehalten sich meine Bewerbungsunterlagen überhaupt erst anzusehen.

Also verbrachte ich meine gesamte Zeit in der Garage...

Ich bog mit meinem Karton in eine weitere Straße und obwohl ich hier aufwuchs, faszinierte mich dennoch jedes Mal der Anblick auf die alten, historischen Häuschen. Eigentlich sahen sie alle gleich aus. Sie waren klein und hatten für gewöhnlich nur ein Stockwerk. Die meisten waren von außen weiß gestrichen und wirklich jedes Haus hier hatte dieses alte, aber wunderschöne Strohdach.

Es gab diesem Ort, mit den gerade mal 1100 Einwohner etwas magisches und verträumtes.

Ich kam kurze Zeit später bei dem Industriegelände von Adare an, wo man Dienstleistungen aller motorisierten Dinge fand. Hier gab es Werkstätten, Tankstellen, eine Waschanlage und den besagten Schrottplatz.

Meine Jugend verbrachte ich fast ausschließlich hier mit meinem Dad, daher kannte ich jeden Angestellten. Ich betrat das Büro, wodurch eine kleine Glocke über der Tür läutete und mein Eintreten verkündete. Allein dieses Geräusch verursachte ein nostalgischen Gefühl in meinem Innern.

Der alte Larry saß, wie immer hinter dem Tresen und las seine durchgeblätterte Zeitung, als wollte er jeden einzelnen Buchstaben einzelnd herauslesen.

"Aislinn, dich habe ich ja schon ewig nicht mehr hier gesehen", sagte er, als er aufblickte und mich schon beinahe schockiert ansah. "Genau genommen, seit das mit deinem Vater passierte."

Als wüsste ich nicht selbst, wann ich zuletzt hier war...

"Ich habe etwas, was gewogen werden muss", sagte ich und ignorierte seine vorherige Aussage einfach.

"Sicher, du kennst den Weg ja. Lass den Karton einfach stehen", sagte er, ehe er aufstand und plötzlich lauthals losrief.

"Ceiron! Kundschaft!"

Ich sah Larry fragend an, denn diesen Namen hatte ich weder auf diesem Schrottplatz jemals gehört, noch in der Stadt.

"Gehe einfach schon mal hin. Er kommt sicher gleich", sagte er zu mir, weshalb ich das Büro verließ und die Glocke wieder ertönte.

Ich ging über das Gelände bis hin zu der Halle in der die besagte Waage war und wo ich dann auf diesen Ceiron mit meinem Karton wartete. Der Name war, ebenso wie meiner irisch und bedeutete so viel wie 'der Schwarze' oder dunkel. Wie konnte man als Eltern jemanden so einen Namen verpassen?

Jedoch beantwortete sich meine Frage, als dieser Ceiron mit meinem Karton die Halle betrat. Er war groß und hatte einen ziemlich breiten Oberkörper, seine Gesichtszüge waren sehr markant und er wirkte dadurch sehr streng. Seine schwarzen Haare und dunklen Augen unterstrichen das Gesamtbild, was aber nicht der Grund war, warum ich ihn so fasziniert ansah.

Es war seine Aura, welche mich zunehmend einschüchterte, als er immer dichter kam. Er strahlte etwas düsteres und geheimnisvolles aus.

"Deins?", fragte er mit tiefer und kühler Stimme, weshalb ich es gerade so noch schaffte zu nicken.

Er nahm den Karton und stellte diesen auf die kleine Waage, ehe er den Bon, welche diese langsam ausdruckte abriss und mir reichte. Seine Augen schienen mich zu durchbohren und ich fühlte mich unwohl in seiner Gegenwart, aber auch zog mich etwas an ihm an.

Es war ein Gefühl, welches ich nicht beschreiben konnte.

"Dir ist bewusst, dass du dafür nicht viel bekommst, oder?", fragte er, als unsere Finger sich leicht berührten und ich von seiner warmen Haut zurückschrak.

"Ich weiß, aber ich benötige es nicht mehr", sagte ich verlegen, weshalb er dann ohne ein weiteres Wort an mir vorbei und aus der Halle raus ging.

Ich atmete erleichtert auf, aber sah ihm noch kurz hinterher, ehe meine Neugier mich packte und ich ihm eilig hinterher lief.

"Du bist nicht von hier", stellte ich fest, als ich neben ihm war, weshalb er mit seinen Augen zur Seite und zu mir herunter schaute.

"Und du bist ganz schön aufdringlich", sagte er wieder mit dieser Kälte in der Stimme, die mich innerlich zum frösteln brachte.

Meine Schritte verlangsamten sich und ich sah ihm beleidigt hinterher.

Anscheinend hielt er nicht viel von Smalltalk...

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