I.

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,,As different as a moonbeam from lightning, or frost from fire."

~ Emily Brontë, Wuthering Heights

Fuchsauge fand ihre Ruhe im Stillen Wald. Ihr hämmernder Herzschlag verlangsamte sich, bis sie wieder normal hören konnte, aber ihr Atem zitterte immer noch vor Aufregung und ihre Ohren zuckten unsicher hin und her.

Die Gesichtshälfte der verletzten Kriegerin brannte wie Feuer, und so taten es ihre Gedanken. Behutsam öffnete sie ihre Augen, die sie bis dahin fest verschlossen hatte. Auf dem linken sah sie nichts als dunkle Flecken und den ein oder anderen rotbraunen Schimmer der Bäume im Blattfall. Ihr Kopf fühlte sich schwer und eng an, wie in eine zu kleine Form gepresst.

Einen unsicheren Schritt machend, betrachtete sie sich in einem Teich. In dem dunklen Wasser war ihr rot-weißes Fell kaum zu erkennen, nur ihre kupferfarbenen Augen stachen deutlich hervor. Sie erfasste das Ausmaß ihrer Wunde.

Ihr linkes Auge durchzogen zwei tiefe Krallenspuren, die auf ihrer Wange weiterverliefen und ein grässliches Bild aus rotem Fleisch und frischem Blut hinterließen. Das Auge hatte seinen Glanz verloren und an den Winkeln tropfte das Blut, vermischt mit der Tränenflüssigkeit, auf ihr zerfetztes Fell. Sie machte sich keine Hoffnungen, dass es nur an dem Blut lag, dass sie nicht sehen konnte.

Jetzt passt mein Aussehen zu meinem Namen, dachte sie verbittert und wendete ihren Blick von ihrem entstellten Gesicht ab. Schattenstern hatte Fuchsauge ihren Namen gegeben, weil sie scharfe Augen wie die eines Fuchses hatte und ihre Beobachtungsgabe beeindruckend war. Jetzt würde der Name immer ihre Narbe zieren und wohin sie auch ging, würde man sie daran erinnern, dass sich ihr Glück gewendet hatte.

Tief in ihre Gedanken versunken, kehrte sie in den gerade geschehenen Kampf zurück.

»Du bist doch nur eifersüchtig!« Fuchsauges wütende Worte hallten über die ganze Lichtung, so laut hatte sie sie geschrien, und mehrere Katzen traten aus ihren Bauten, um den Streit mitzuverfolgen.

»Eifersüchtig?«, miaute Mondschimmer. »Wieso sollte ich eifersüchtig sein?«

Aber Fuchsauge stellte triumphierend fest, wie Unsicherheit in ihren hellblauen Augen aufblitzte. Dabei hatte sie allen Grund, an der Aussage der rot-weißen Kätzin zu zweifeln.

Mondschimmer war hübsch anzusehen, bei Weitem die schönste Katze im Clan. Hochgewachsen und schlank überragte sie die meisten anderen Kätzinnen, ihr schmaler Kopf jedenfalls hob sich stolz über alle anderen. Ihr Fell war weich wie Gänseflaum und von dem reinsten Weiß, gefleckt in zartem Hellgrau und silbern schimmernd im Mondlicht, wie es ihr Name vermuten ließ. Sanftes Grau umrahmte ihre hellblauen Augen, die wie zwei eigene Monde in einer Blattleere-Nacht glänzten.

So schön, wie sie beliebt ist, dachte Fuchsauge. Ja, warum sollte so jemand eifersüchtig auf eine abstoßende und verhasste Kätzin wie mich sein?

»Weil er mehr Zeit mit mir verbringt als mit dir. Du verstehst einfach nicht, wie man dich einmal nicht beachten kann.« Die Worte stachen zu wie der Giftzahn einer tückischen Schlange und bohrten sich unter die Haut ihrer Erzfeindin.

Mondschimmer legte die Ohren an und fauchte. Sie hatte eine verteidigende Haltung angenommen, die Krallen fest im Boden verankert. Fuchsauge spürte, dass es noch nicht genug war und dass die nächsten Worte drohten, aus ihr auszubrechen wie ein Fluss aus Feuer. Mondschimmer wütend gemacht zu haben, gab ihr das nötige Selbstvertrauen.

»Er zieht meine Gesellschaft vor, anstatt nichtssagende Kleinigkeiten von dir zugeflüstert zu bekommen.« Nun schrie sie. »Er schätzt meinen Rat, weil ich ihm die Wahrheit sage, so wie ich es jetzt mit dir tue. Halte dein schleimiges Maul aus den Angelegenheiten heraus, von denen du keine Ahnung hast! Du widerwärtiges Fuchsherz!«

Mondschimmer sah entsetzt aus, genau wie ihre Clangefährten und genau wie Fuchsauge sich es gewünscht hatte. Würde die hellgrau gefleckte Kätzin jetzt ihre Zurückhaltung verlieren, würde der ganze Clan sehen, was die Gefährtin des Anführers wirklich war. Eine falsche Schlange.

Fuchsauge hatte lange geplant, um ihre älteste Feindin in eine Falle zu locken. So unbeliebt, wie sie war, musste sie es darauf ankommen lassen, dass Mondschimmer einen Fehler beging, nicht sie. Seit Fuchsauges Kriegerzeremonie hatte ihr die ältere Kriegerin das Leben schwer gemacht, hatte versucht, sie von Schattenstern, dem Bruder ihres Vaters, fernzuhalten, damit sie ihn für sich allein hatte und ihn beeinflussen konnte, wie sie wollte.

Angespannt beobachtete sie jeden Muskel ihrer Gegnerin, auf einen Angriff vorbereitet. Wenn die FarnClan-Katzen Mondschimmers wahres Ich sahen, würde man Fuchsauge mehr vertrauen, da war sie sich sicher.

Mondschimmer bewegte sich.

Fuchsauge fuhr ihre Krallen aus.

Die grau-weiß gefleckte Kätzin setzte sich.

Verwirrt und erschrocken zugleich, wusste Fuchsauge nicht, was sie tun sollte. Sie blieb in ihrer Kampfhaltung stehen. Mondschimmer blickte sie mit ihren tiefen, blauen Augen durchdringend an. Ihr Fell hatte sich geglättet, nicht einmal ihre Schnurrhaare zuckten. Sie war die Ruhe selbst. Die Ruhe vor dem Sturm.

Ihr Gegenüber holte einen tiefen Atemzug und schaute abwesend auf ihre Pfoten, als müsste sie ihre Gedanken erst sammeln. Fuchsauge ließ sie keinen Moment lang aus den Augen, aber im Winkel konnte sie erkennen, wie selbst die anderen Clanmitglieder die Luft anhielten.

Immer noch bis zum Zerreißen angespannt, schmerzten ihre Muskeln entsetzlich, aber sie dachte gar nicht daran, jetzt nachzugeben.

Dann hob Mondschimmer ihren Blick. Ihre hellblauen Iriden glänzten vor Trauer. Überrascht ließ Fuchsauge ihre Haltung fallen. Sie studierte ihr Gesicht genau, aber es glich einer Maske und Fuchsauge konnte nicht erkennen, ob die Traurigkeit echt oder gespielt war.

Mondschimmer öffnete den Mund und kaum mehr als ein Flüstern, dass nur Fuchsauge hören konnte, ertönte, doch die Worte füllten die ganze Lichtung, den ganzen Wald. Und Fuchsauges Welt, sorgsam aufgebaut und zusammengesetzt, begann zu bröckeln.

»Er hatte Schuldgefühle. Er zog dich nur groß, weil er es nicht ertragen konnte, die Töchter seines Bruders allein zu lassen, so wie er ihn allein gelassen hat.«

Mondschimmers Stimme war so ruhig und so, so unerträglich weich. Und ihr Herz in tausend Stücke zerbrochen, stürzte sich Fuchsauge auf sie.

Sie war sich sicher, dass Mondschimmer auf ihre Augen gezielt hatte, es konnte kein Unfall gewesen sein. Ich bin nicht schuld. Fuchsauge schärfte ihre Krallen an einem weichen Stück Holz, durchtränkt von ihrem Blut. Ich bin nicht schuld. Sie zog tiefe Furchen in das nachgiebige Material und stellte sich vor, dass es Mondschimmer war, die sie zerkratzte. Ich bin nicht schuld. Noch einmal. Sie war es.

Als sie aufsah, waren auch ihre Pfoten blutdurchtränkt und die rote Flüssigkeit tropfte ihr Kinn hinunter und war in ihr anderes Auge gelaufen, sodass sie nichts mehr wahrnahm. Ihr Körper schien sich nicht entscheiden zu können, ob sie zornig oder ängstlich war. Ihre Beine zitterten unkontrollierbar und ihr Atem ging stoßweise, aber ihr Verstand war scharf wie die Klauen eines Adlers.

Das Blut auswaschen. Ich muss das Blut auswaschen. Blind versuchte sie, ihr Gehör zu verwenden, um den Teich zu finden, aber im Stillen Wald gab es nichts zu hören. Ihre Schritte waren ungelenk und unsicher, als sie versuchte, das Wasser zu ertasten.

»Brauchst du Hilfe?«

Verunsichert und wütend wegen ihrer Hilflosigkeit, blickte sie um sich, nach dem Punkt suchend, von dem die Stimme erklungen war.

»Ich bin hier, neben dir.«

Fuchsauge fuhr herum und duckte sich, die Zähne gebleckt. »Ich will deine Hilfe nicht!«

»Das Wasser ist hier drüben.« Die Stimme hatte sich bewegt. Fuchsauges Augen folgten ihr.

»Lass mich allein.« Es klang mehr elend als drohend. Sie zog ihre Krallen unruhig ein und aus, nicht sicher, wo Mondschimmer sich jetzt befand. Ihr Kopf begann wieder zu pochen.

»Fuchsauge, es tut mir leid.« Zu Fuchsauges Erstaunen hatte sich die gefleckte Kätzin nicht bewegt. Sie saß immer noch neben dem Teich.

»Geh!« Ihre Stimme brach wie ein trockener Ast. Warum konnte ihr verdammter Clan sie nicht einmal in Ruhe lassen?

»Ich wusste nicht, was ich tat...«

»Geh!« Fuchsauges Hals fühlte sich rau an. »Lass mich in Frieden.«

Erst als Mondschimmers Schritte verklungen waren, wagte sie es, sich zu bewegen. Sie hatte sich gemerkt, von wo die Stimme der hellgrauen Kriegerin gekommen war. Erschöpft stolperte sie zum Waldteich und wäre auf dem kurzen Weg beinahe zusammengebrochen. Sie trank ein paar Tropfen des stehenden Wassers, bevor ihr Blut es verunreinigte.

Dann ließ sie die kalte Flüssigkeit über ihre brennenden Augen laufen. Mit dem abgewaschenen Schmutz und Blut klärte sich ihre Sicht, wie der Morgenhimmel, der ohne den Mond heller wurde und sie begann, wieder verschwommene Umrisse zu sehen. Auf einer Seite der Wald. Die andere glich der Nacht, schwarz und voller Schattenschemen.

Mondschimmers Fußabdrücke im Schlamm verblassten schon.

Als Fuchsauge zum Lager zurückkehrte, war der Himmel bereits tiefrot und die letzten Sonnenstrahlen glühten in ihrem Auge. Die klaffende Wunde brannte durch das abgestandene Wasser nur noch mehr und die dunkelrot-weiß getigerte Kätzin spürte, wie eine klebrige Mischung aus Blut und Eiter ihre Wange hinunterlief.

Sie hatte viel Zeit gehabt, über Mondschimmers Verhalten nachzudenken. Diese hinterhältige Ratte wollte sich bestimmt nicht entschuldigen. Es musste Schattensterns Werk gewesen sein. Der sanftmütige Anführer war immer um das Wohl seiner Katzen besorgt, vor allem um das seiner Gefährtin und das seiner Nichte, und Streit zwischen Clangefährten hieß er nicht gut. Er könnte es nicht ertragen, die beiden im Hass aufeinander zu sehen, das wusste Fuchsauge.

Etwas anderes war ihr aufgefallen. Mondschimmer hatte keine Angst gezeigt, soweit sie das blind beurteilen konnte. Obwohl ihre Feindin im Stillen Wald gewesen war, hatte ihre Stimme ruhig und selbstsicher geklungen. Normalerweise zogen die mutigsten Krieger ihre Schwänze ein, sobald sie auch nur in die Nähe dieses Waldes gelangten. Entweder Mondschimmer war eine außergewöhnlich tapfere Kätzin, oder...

Sie muss vorher dort gewesen sein. Fuchsauge versprach sich, das nächste Mal besser darauf zu achten, wer ihr folgte. Wie hat sie mich gefunden? Der Gedanke daran, dass Mondschimmer ihr nachspionierte, ließ ihr Herz schneller schlagen und ihre Augen eng vor Misstrauen werden.

»Wie hat dich wer gefunden?«

Mäusedung. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht darauf geachtet hatte, wo sie hinlief. Beinahe wäre sie in Federherz gerannt, ihren ehemaligen Mentor.

Ihn ignorierend, bahnte sie sich ihren Weg durch das Brombeergebüsch, welches das Lager des FarnClans schützend umgab.

»Meinst du Mondschimmer? Du musst zugeben, es ist nicht schwer, jemanden zu verfolgen, wenn derjenige eine Blutspur hinterlässt.«

Der schwarz-weiß gefleckte Stellvertreter war mit einer Pfote in einen Blutfleck getreten und begutachtete das Ergebnis nun mit größter Sorgfalt. Verärgert schnaubte Fuchsauge und setzte ihren Weg fort. Schweigsam liefen sie nebeneinander her. Er fragte nicht nach Mondschimmer und dafür war sie ihm dankbar, denn zweifellos hatte der ganze Clan schon davon gehört, dass sie eine Entschuldigung der grau-weißen Kätzin zurückgewiesen hatte.

Dann verlor sie ihn aus dem Auge. Sie wurde von Katzen überdrängt, die sie beschimpften, bemitleideten, befragten, beleidigten, ihr helfen wollten. Sie alle schreckten vor ihrem Gesicht zurück.

»Platz da! Lasst sie in Ruhe!« Die helle Stimme gehörte einer jungen, grauen Kätzin, die sich sanft, aber bestimmt durch die Menge schob und Fuchsauge fachkundig musterte.

Graupelz stellte sich auf ihre linke Seite, um ihr Gesicht vor den neugierigen Blicken abzuschirmen, die skandalhungrig auf ihm lauerten.
»Komm«, sagte sie leise.

Fuchsauge ließ sich willig zum Heilerbau führen. Sie spürte die unbarmherzigen Augen in ihrem Nacken, wie die eines Jägers, der seine Beute in die Falle laufen ließ.

Graupelz sah sich ihre Wunde kaum ein paar Herzschläge lang an und eilte davon, um sauberes Wasser zu holen. Währenddessen ließ sich Fuchsauge mit einem Seufzer in das weiche Moos zu ihren Pfoten fallen. Das kühle Wasser fühlte sich wunderbar betäubend auf ihrem reinen Fleisch an, aber die Paste aus zerkauten Kräutern, die Graupelz behutsam auf ihr Gesicht auftrug, brachte allen Schmerz der vergangenen Augenblicke zurück. Die getigerte Kätzin biss die Zähne zusammen.

»Du konntest nichts finden, was mehr ... hilft?«

»Es wird helfen, glaub mir.« Die langhaarige Heilerin huschte hin und her, wobei sie ihre Kräutervorräte sortierte.

»Du solltest dir einen Schüler nehmen. Viel Arbeit, seitdem Herzblüte tot ist?«

Graupelz erstarrte in ihrer Bewegung. Die Heilerin holte einen bebenden Atemzug.

»Sag so etwas nicht. Du darfst so etwas nicht sagen.«

Ungläubig zuckte Fuchsauge mit dem Ohr.
»SternenClan, du kannst doch nicht immer noch um sie trauern. Das ist Blattwechsel her.«

Beim Himmel, sie klingt wie eine ängstliche Waldmaus, dachte sie.

»Musst du immer so taktlos sein?«, fragte die hellgraue Kätzin.

Fuchsauge zuckte unbeeindruckt die Schultern und begann, ihre blutverkrusteten Pfoten zu putzen.

»Ich verstehe dich nicht.« Graupelz zitterte und ihre schmalen, blauen Augen waren groß wie Seen. »Wie kannst du...? Sie war deine Mutter.« Sie wartete auf eine Reaktion, aber Fuchsauge verzog keine Miene.

»Wie kannst du nur so ... so herzlos sein?«

Die rot-weiße Kätzin hätte gern die kupferfarbenen Augen verdreht, wenn die Paste nicht im Weg wäre. »Es ist mir egal.«

Sie hatte sich noch nie sonderlich um ihre Eltern gekümmert. Herzblüte und Finstermoor waren gestorben, als sie noch ein Junges war; sie kannte diese Katzen nicht und sie hatte, weiß der SternenClan, kein Bedürfnis, diesen Zustand zu ändern.

»Man kann sich nicht emotional mit jemandem verbunden fühlen, den man nicht kennt. Wer deine Eltern sind, ist Zufall. Du kannst es dir nicht aussuchen. Also warum solltest du sie nur aus diesem Grund lieben?«

Graupelz sog scharf die Luft ein. Fuchsauge studierte ihren Gesichtsausdruck. Oh, nein, jetzt fängt sie gleich an zu weinen. Sie kam mit dieser Art von Situation einfach nicht klar. Graupelz hat ein zu weiches Herz. Sie kümmert sich um jeden, egal ob Streuner oder Clanmitglied. Erbärmlich.

Die hellgraue Kätzin stand nun wirklich den Tränen nahe.
»Ich werde dir vergeben«, sagte sie, »und beim SternenClan um Hilfe für deine verbitterte Seele flehen.«

Diesmal konnte Fuchsauge sich nicht helfen, mit den Augen zu rollen und den Kopf genervt auf ihre Pfoten sinken zu lassen. Graupelz stürmte davon.

Wahrscheinlich betet sie für meine verdorbene Seele und mein kaltes Herz, dachte Fuchsauge sarkastisch und blickte der Schülerin ihrer Mutter resigniert hinterher.

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