Prolog

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,,Die Nacht verändert viele Gedanken."

~ J.R.R. Tolkien, Die Rückkehr des Königs

Die Nacht war nur fast so schwarz wie sein Pelz, als er in ihren Schatten verschwand. Die sonst so hellen Sterne des Silbervlieses warfen ein fahles, silberblaues Licht auf die Zweige der Eichen, die in der windstillen Luft so starr und bleich wie Knochen aus den Bäumen hervortraten.

Nacht presste sich an einen ihrer rauen Stämme. Das Fell des Katers war nicht so düster, dass er mit der Finsternis verschmolz, nein. Es war dunkler, schwärzer als die mond- und sternenloseste Nacht es je sein könnte und seine Augen blitzten scharf und silbern und schmal wie zwei Mondsicheln aus seinem langen Gesicht hervor. Er trat so leise auf, wie es keiner gewöhnlichen Katze möglich wäre und trotz seiner Anmut und Geschicklichkeit ragte er weit über jedem anderen Krieger auf, denn seine Beine waren lang und dünn.

Nacht zuckte unruhig mit der Schwanzspitze, eine Angewohnheit, die er seit seiner Schülerzeit nicht losgeworden war. Er starrte auf eine Ansammlung von Katzen um einen kleinen Waldteich, der das blasse Licht der Sterne reflektierte und die vier Gesichter der Clangründer beleuchtete.

Eine dunkelbraun und weiß gefleckte Kätzin drehte ihre Ohren in alle Richtungen, als ob sie nach etwas suchen würde, aber Nacht entging ihrem guten Gehör. Noch eine Weile beobachtete er, wie sie mit den Anderen redete, dann entschloss er sich, der Gesellschaft beizutreten. Sein aalglatter Pelz löste sich aus den Schatten der Eiche und er stolzierte auf die Gruppe zu. Um sich zu versichern, dass man seine Ankunft mitbekam, trat er absichtlich auf einen Zweig. Missbilligend blickte er die vier Katzen an, die bei dem plötzlichen Geräusch erschrocken herumgefahren waren.

»Warum hast du mich hergerufen?« Bei der Frage bleckte der Kater seine Zähne, die wie schneeweiße Knochensplitter aus seinem Maul ragten. Die angesprochene Kätzin erwiderte seinen kühlen Blick mit feurigen, grünen Augen.

»Es ist eine Angelegenheit, die von allen fünf Gründern besprochen werden muss, Nacht«, sagte die braun-weiß gefleckte Kriegerin, »und auch, wenn es für dich eine Schande ist, unter solch gutgläubigen Narren zu leben, du gehörst dazu.«

Nacht kniff seine Augen irritiert zusammen. »Das war nicht meine Frage.«

»Nein, das war meine Antwort auf deinen mürrischen Gesichtsausdruck, den du anscheinend des Öfteren mit dir herumträgst, wenn du dazu gezwungen wirst, dich mit mir zu unterhalten.«

Der schwarze Kater zuckte verärgert mit den Ohren, was die Gründerin des FarnClans als Zeichen nahm, dass ihre Unterhaltung beendet war.

»Na schön.« Sie räusperte sich und drehte sich zum Teich um. »Ihr seid nicht ohne einen Grund hier.«

Farn berührte das Wasser mit ihrer Pfote. Kleine, silberne Wellen breiteten sich über der ganzen Wasseroberfläche aus.

»Seht hinein.«

Zögernd beugte sich Nacht wie die anderen Katzen über das Teichwasser. Zuerst sah er nur sein Spiegelbild, ein ziemlich verbissenes, schwarzes Gesicht mit vielen Narben und eisigen Silberaugen. Er schaute sich verstohlen nach den anderen Katzen um, aber auch sie schienen nichts Außergewöhnliches zu erkennen. Gerade wollte er eine schnippische Bemerkung machen, als er eine Veränderung der Wasseroberfläche wahrnahm.

Diese, plötzlich ganz still geworden, zeigte eine Gruppe von dichten Baumstämmen, ähnlich wie der Wald, durch den er gekommen war. Hinter den Bäumen befand sich eine Wand aus gleißend hellem Licht, so weiß, dass selbst der kleinste Schimmer Nacht veranlasste, seine Augen zu schließen. Er konzentrierte sich darauf, seinen Blick auf die dunklen Silhouetten der Bäume davor zu richten.

Nacht sah sie noch vor den Anderen. Die Umrisse von Katzen, in den Bäumen herumkletternd und hektisch mit den Schwänzen peitschend. Scheinbar aufgeregt suchten sie den Wall aus Sternennebel ab und Nacht fragte sich, wie sie sich nicht verbrannten, wenn einer von ihnen seine Nase zu weit ins Licht steckte, oder wie sie nicht erblindeten, wenn sie die Augen öffneten.

»Was...?«, brachte einer der Clangründer, Sturmläufer, hervor.

Der Grund seines Ausrufs war eine Katze, die sich klar von der Helligkeit hinter ihr abhob. Ihr Körper schien auf das Doppelte anzuschwellen und zwei mächtige Schatten erhoben sich von ihrem Rücken.

Nacht hatte verstanden. Mit einem Knurren zog er sich vom Teich zurück.
»Noch kommen sie nicht durch.«

»Das Sternenlicht hat bisher immer seine Aufgabe erfüllt«, sagte Farn. »Und doch...«

»Du befürchtest, dass sie einen Weg finden.«

Farn blickte düster in den Teich. »Ja.«

Springender Regen erhob sich von seiner Position neben Farn. »Dann müssen wir sie vertreiben. Wir könnten eine List anwenden.«

»Ach ja?«, miaute Sturmläufer. »Und wer soll sich diese List ausdenken? Du vielleicht? Nebenbei, wo wollen wir sie hintreiben?«

»Wie wäre es mit dem Wald der Finsternis?«, warf Nebel der Träume ein. Ihre Stimme war im Gegensatz zu den von Regen und Sturm ruhig und eine Freude zu hören.

»Damit sich unsere Feinde gegen uns verbünden?«

»Das werden sie nicht, wenn wir sie-«

»-Und wenn wir scheitern, was dann? Sehen wir zu, wie Himmel siegt? Wie sie unser Territorium einnimmt?«

»Das SternenClan-Territorium wurde noch nie eingenommen.«

»Dann müssen wir jetzt etwas unternehmen!«

»Farn?«

»Was sagst du dazu?«

»Ich...« Farns Augen verengten sich zu einem schmerzhaft nachdenklichen Gesichtsausdruck. »Ich weiß es nicht.«

Nacht rollte sowohl innerlich als auch äußerlich mit den Augen. Konnte man von vier erwachsenen Katzen nicht einmal erwarten, dass sie eine vernünftige Entscheidung trafen?

»Was schlägst du vor, Nacht?« Nebel beäugte ihn neugierig. Er nickte ihr dankbar zu, wohl auch, um seinen folgenden Worten die Härte zu nehmen, und stand auf.

»Was ich vorschlage, und euren kleinen, langweiligen Gehirnen hinter euren dickköpfigen Schädeln wohl entgangen sein mag, ist, meiner Meinung nach, die einfachste und offensichtlichste Lösung.«

Er stoppte in seinem Auf- und Abtigern und blickte seine Gefährten durchdringend an.
»Wir vertreiben diese Wesen.« Seine Augen leuchteten gefährlich auf. »Und zwar zurück zur Erde.«

Nacht führte die Patrouille an, die aus dem Hinterhalt angreifen sollte. Er hatte sich den perfekten Plan ausgedacht: während FarnClan und SturmClan direkt frontal angriffen, würden NebelClan und RegenClan jeweils von links und rechts auf die verwirrten Eindringlinge losstürzten. Die Feinde würden sie nicht kommen sehen, denn die SternenClan-Katzen mussten die weiße Wand aus Licht durchqueren. Wenn sie dann flohen, würde der NachtClan sie aus dem Hinterhalt angreifen, sodass ihnen keine andere Möglichkeit mehr blieb. Weiter nach oben ging es nicht. Also mussten sie zurück zur Erde.

Der NachtClan musste hinter die Feinde. Das hieß, er durchquerte das Licht als erster. Nacht gab ein Zeichen mit seinem Schweif, ein behutsames Kräuseln nach vorne. Als er sich sicher war, dass ihm alle folgten, kniff er die Augen zusammen und schritt durch die Barriere. Er erwartete, dass sie heiß wäre, rechnete sogar mit ernsthaften Verbrennungen, aber das Licht fühlte sich kühl an und glitt wie Flusswasser über seine Haut.

Sie hatten eine Stelle gewählt, die weiter von den Verstoßenen entfernt war, näher am Wald der Finsternis. Aber genauso wie die Außenwelt, war auch der Dunkle Wald vom SternenClan abgeschottet und Nacht machte sich keine Sorgen. Sein Plan war gut durchdacht und nichts konnte dazwischenkommen.

Er fiel in einen leichten Trab. Farn und Sturm gaben ihm zehnmal zehn Herzschläge Zeit, dann würden sie angreifen.

Als sie hinter den Verbannten waren, gab Nacht das Zeichen, sich aufzuteilen. Wie die Samen einer Löwenzahnblüte stoben seine Krieger auseinander und versteckten sich hinter Büschen und Baumstämmen. Er selbst kauerte sich hinter einen großen Brombeerstrauch und wartete. Durch die Lücken zwischen den Zweigen konnte er in die Richtung der Abtrünnigen blicken.

Die Zeit schien sich endlos hinzuziehen, auch wenn sie nur wenige Augenblicke weilte. Nacht atmete flach. Seine Schwanzspitze zuckte ungeduldig.

Schrille Katzenschreie machten ihn auf die Ankunft aufmerksam. Er nickte seinem Stellvertreter zu. Sie waren fast da. Nacht spannte seine Muskeln an. Als die erste Katze in seiner Reichweite war, sprang er.

Seine Krallen bohrten sich in die Schultern des feindlichen Katers. Mit schlagendem Schweif versuchte er, sein Gleichgewicht zu halten, während er von links und rechts schwere Schläge abbekam.

Der Kater warf sich blitzschnell auf den Rücken. Nacht wäre beinahe unter ihm zerquetscht worden, wäre er nicht im selben Moment abgesprungen. Er bereitete sich auf einen erneuten Angriff vor. Das Einzige, was er von seinem Gegenüber sah, waren die blitzenden, bernsteinfarbenen Augen.

Nacht holte mit einer Pfote zum Schlag aus. Er zielte auf die vermutete Schnauze seines Gegners. Dieser blockierte den Angriff. Währenddessen hatte Nacht ihm schon die Beine unter dem Körper weggezogen und der Kater fauchte überrascht, als er stürzte.

Nacht hielt ihn am Boden fest und versuchte, an seine Augen heranzukommen. Er blendete seine Gegner gern, damit sie ihn so wenig sahen, wie die Nacht selbst, wenn er über sie herfiel. Bevor sich der Verbannte befreien konnte, hatte Nacht sein Ziel gefunden. Der Krieger heulte auf vor Schmerz und schlug wie ein Wahnsinniger um sich. Nacht ließ ihn gehen und beschäftigte sich mit dem Nächsten.

Bald wurden die Feinde mehr und mehr zurückgedrängt. Sie standen eng zusammen in einem Kreis und wichen stets zurück, wenn sie angegriffen wurden. Es war Zeit für den letzten Streich. Auf Nachts Kommando griffen die Sternenkatzen von allen Seiten gleichzeitig an. Die Verstoßenen hatten keine Chance.

Ängstlich flohen die meisten nach unten. Zur Erde. Die Hartnäckigeren blieben und lieferten einen erbitterten Kampf, aber der SternenClan war in der Überzahl und trieb die Katzen nach unten, bis nur noch eine Letzte übrig war.

Nacht konnte nur ihre ungewöhnliche und unverkennbare Augenfarbe erkennen: ein sanftes Himmelblau mit wolkenhellem Schimmer um die Pupille. Ah, Himmel, dachte er bedauernd. Sie war immer schon so stur.

Feder am Himmel fauchte und entblößte dabei ihre spitzen, weißgelben Zähne.
»Ihr habt kein Recht, uns den Eingang zum SternenClan zu verweigern.«

Die Kätzin ging weiter zurück, als die Krieger sie bedrohten und einer ihr provozierend das Fell über der Stirn ausriss. Sie schüttelte heftig den Kopf und behielt Augenkontakt mit Farn.

»Damit kommt ihr nicht durch. Es gibt eine Prophezeiung: Der Fuchs wird den Himmel zu den Sternen tragen.« Sie wiederholte ihre ersten Worte. »Ihr habt kein Recht.«

Dann wandte sie den Blick von Farn ab und stürmte ihren Gefährten hinterher.

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