VI.

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,,Vom Mond ist keine Sonnenglut zu fürchten."

~ Shu ̂draka, Das Tonwägelchen

Der Kater zuckte belustigt mit den Schnurrhaaren. »Was bist du? Da ist dir wohl ein kleiner Fehler unterlaufen. Es heißt wer bist du?« Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten amüsiert. »Also wirklich, ihr FarnClan-Katzen werdet immer komischer.«

»Wir sind komisch?« Fuchauge schnaubte ungläubig. »Wenigstens haben wir keine« Hilflos gestikulierte sie zu seinen Schwingen. In was war sie da nur hineingelaufen? Ich verfalle dem Wahnsinn, eindeutig. Und Mondschimmer lacht sich im SternenClan wahrscheinlich ins Pfötchen, wenn sie mich so sieht.

Der grau gestreifte Kater blickte über seine Schulter auf seinen Rücken. »Meine Flügel? Ich gebe zu, sie sind nicht die schönsten, aber sie tun ihre Pflicht.«

»Nicht die schönsten...«, echote Fuchsauge, die sich immer noch nicht ganz gefasst hatte.

Der Kater zuckte genervt mit dem Ohr. »Du kannst ja wohl nicht von Schönheit reden. Sieh dich an!«

Fuchsauge dachte zunächst, er meinte ihr Gesicht und wollte ihn beleidigt anfauchen, merkte aber dann, dass seine Augen auf ihr schlammverschmiertes Fell gerichtet waren. Beschämt leckte sie sich über die Brust.

»Das wird auch nichts ändern«, bemerkte der Kater knapp. »Ich empfehle dir ein Bad.«

In Fuchsauges Gedanken befanden sich ihre Krallen schon an seiner Kehle, aber sie blieb höflich, denn sie wusste nicht, wozu der Fremde im Stande war.

»Möchtest du etwas von meiner Krähe haben?«, fragte sie.

Über das Gesicht des Katers huschte ein dunkler Schatten. »Nein, iss nur. Ich habe keinen Hunger.« Dann hellte sich seine Miene wieder auf. »Willst du nicht herkommen? Wir könnten uns unterhalten. Es wird langweilig in den Wäldern.«

Fuchsauge wurde nicht schlau aus ihm. Misstrauisch tappte sie näher, die tote Krähe im Maul. Sie musste unbedingt herausfinden, was dieser Kater hier wollte und warum er, beim verdammten SternenClan, Flügel hatte. »Wie ist dein Name?«

»Drosselfell. Bei uns werden alle Jungen nach ihren Flügeln benannt. Und meine-«

Sie unterbrach ihn. »Bei euch?«

»Im HimmelClan.« Drosselfell zupfte mit seinen Krallen Grasbüschel aus, als wäre er nervös.

»Und ihr habt alle Flügel?« Er nickte. Fuchsauge kaute nachdenklich auf einem Stück des Krähenflügels herum. Hatte Mondschimmer etwa von diesem seltsamen Clan gewusst? Das würde erklären, warum sie so geheimnisvoll mit der Ältesten, Traumsplitter, gesprochen hatte und warum sie in den Stillen Wald gegangen war.

»Wo lebt ihr?«, fragte sie.

»Jenseits des NachtClan-Territoriums. Aber wir kommen auch manchmal in den Wald hier.«

»Deshalb gibt es im Stillen Wald keine Beute! Ihr habt sie gejagt. Dann muss dein Clan sehr groß sein«, schlussfolgerte sie.

»So ähnlich«, gab Drosselfell zu. Seine goldgelben Augen hingen beunruhigt auf Fuchsauge, die ihrer Krähe mit den Krallen die Federn ausrupfte. Vielleicht vermutete er, dass ihm dasselbe Schicksal bevorstehen würde, wenn er sie weiter reizte. »Wie heißt du eigentlich?«, fragte er.

»Fuchsauge.«

»Fuchsauge?« Er schien für kurze Zeit zu überlegen. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«

»Eine Clangefährtin hat mich im Streit verletzt. Nicht weiter schlimm«, log sie halb.

Drosselfell verlagerte sein Gewicht unsicher von der einen auf die andere Pfote und betrachtete den Teich, an dem Fuchsauge die Krähe gefangen hatte.

»Also, wenn du Stress mit deinen Clangefährten hast ... könntest du – wenn du willst – also, du könntest mal mit zu uns kommen. Dir anschauen, wie wir leben...«

Fuchsauge erwog ihre Möglichkeiten sorgsam. Was für eine Wahl hatte sie denn schon? Ich könnte eine Einzelläuferin werden. Kein Zuhause. Keine anderen Katzen. Nur ich und meine Gedanken. Oder ich schließe mich seinem Clan an, mit einem Haufen anderer, nerviger Krieger und fange ganz von vorne an.

»Sind alle im HimmelClan wie du?«, fragte sie.

Drosselfell strich mit der Zunge über seine Pfote. »Charmant, gutaussehend und mit wundervollem Humor? Ich bezweifle es.«

Fuchsauge rollte mit den Augen. »Ich meinte aufdringlich, nervig und mit einem Kopf voll Distelwolle.«

»Ach so«, schnurrte er. »Dann bist du bei uns genau richtig.«

»Die anderen Clans wissen nichts von euch?«, fragte sie, worauf Drosselfell den Kopf schüttelte.

Das wäre das perfekte Leben, dachte sie. In einem Clan, weit weg von all den Beschuldigungen und falschen Zungen. Der FarnClan wird mich nie finden.

»Denkst du, ich würde eine gute HimmelClan-Katze abgeben?«, erkundigte sie sich vorsichtig.

Drosselfell legte den Kopf schief. »Warum?«

»Ich...« Sie schluckte schwer. »Ich gehöre zu keinem Clan mehr.«

Der hellgraue Krieger strahlte. »Das ist perfekt.«

Fuchsauge blinzelte irritiert.

»Du könntest unserem Clan beitreten«, fuhr er fort. »Du hast zwar keine Flügel, aber ich habe dich springen gesehen. Du kannst locker bei uns wohnen, ein bisschen Klettertraining würde zwar nicht schaden, aber-«

»Stell deinen Enthusiasmus wieder ein. Es ist noch nicht klar, ob ich mitkomme.«

»Sicher«, miaute der gestreifte Kater und schlug kurz mit den Flügeln. »Du musst mitkommen. Bitte!« Er sah sie flehend an.

»Lass das«, knurrte sie. »Ich komme ja schon mit.« Gehen kann ich dann immer noch, fügte sie in ihren Gedanken hinzu.

Die Augen des jungen Katers strahlten, aber er rümpfte die Nase. »Ein Bad nehmen, musst du trotzdem.«

Sie liefen über die Grenze zum NachtClan – Fuchsauge fühlte sich schrecklich gut dabei, das Gesetz der Krieger zu brechen – und gingen weit in den Nadelwald hinein, dessen hohe Fichten, Tannen und Kiefern dunkelgolden im Licht des Sonnenaufgangs leuchteten. Das Territorium des NachtClans war selbst zu Sonnenhoch so dunkel, dass eine Katze nur die nächste Baumgruppe vor sich sehen konnte, vor allem, wenn sie halb blind war. Bis auf den hellen Schimmer der Baumwipfel sah Fuchsauge nur die vagen Umrisse der Stämme, aber ihre anderen Sinne waren umso schärfer.

Die rot-weiße Kätzin hörte einen Specht, irgendwo links von ihr, der gleichmäßig gegen die Rinde einer Tanne hämmerte, was sie an dem weichen Ton herausfand. Sie lauschte dem Morgenlied einer Nachtigall, welches sie an den Wald im FarnClan-Territorium erinnerte, während sie still hinter Drosselfell hertappte, der freundlicherweise die Führung übernommen hatte.

Der nachgiebige Nadelboden federte ihre Pfotenschritte und sie machten kaum ein Geräusch. Vor ihr schwenkte Drosselfell seinen Kopf nach links und rechts, bis er sein Ziel gefunden hatte. Vor ihnen streckte sich der rotbraune Stamm einer Kiefer empor, mit dünnen, aber starken Ästen und stachligen Zweigen. Fuchsauge sah ihn fragend an.

»Na, rauf mit dir!«, sagte er. »Wenn wir dieses Territorium ungestört durchqueren wollen, sehen wir besser zu, dass uns der NachtClan nicht erwischt.« Er betastete einen der breiteren, unteren Äste. »Sehen wir mal, wie gut du klettern kannst.«

Seine starken Hinterbeine stießen sich kraftvoll vom Boden ab und er landete flügelschlagend auf dem Ast. »Komm schon!«, rief er von oben herab.

Klar, das ist doch einfach für eine Katze, die keine Flügel hat, dachte sie ironisch. Bis in zwei Fuchslängen Höhe gab es keine Äste, die auch nur ansatzweise das Gewicht einer ausgewachsenen Katze halten konnten, also sprang Fuchsauge mit ausgefahrenen Krallen ab und grub sie fest in das harte Holz. Ihre Hinterpfoten stemmten sich von unten gegen den Stamm. Die dünne Rinde bröckelte unter ihnen ab und fiel als rotbrauner Splitterwirbel zu Boden. Fuchsauge drückte sich stark ab und landete mit einem gewaltigen Sprung schnaufend auf einem dünneren Ast. Das alte Holz ächzte unter ihr und sie konnte keine zwei Pfoten nebeneinander setzen, ohne in die Tiefe zu stürzen.

Die getigerte Kätzin balancierte mit ausgestrecktem Schweif entlang der dürren Linie und gelangte höher auf den Ast neben Drosselfell. Ihre Hinterbeine baumelten einen Herzschlag lang hilflos in der Luft, schafften es aber, den Ast rechtzeitig zu fassen zu bekommen. Die Krallen an ihren Pfoten schmerzten, als sie sich zu dem hellgrauen Kater hinaufzog.

Drosselfell nickte ihr respektvoll zu. »Gut gemacht. Folge mir.«

Fuchsauge hatte kaum Zeit, sich zu erholen. Der gestreifte Kater hielt geschickt sein Gleichgewicht, als er an das Ende des Astes lief und den einer danebenstehenden Fichte sprang. Mit einem Stöhnen eilte sie schwankend hinterher, erinnerte sich aber daran, leise zu sein, um die NachtClan-Katzen nicht aus ihrem Lager zu locken.

Beinahe lautlos ging die Jagd durch die Baumkronen; flogen sie von Ast zu Ast. Drosselfell, der beim Sprung seine Flügel ausbreitete, glitt ohne einen Ton durch die Wipfel. Fuchsauge landete jedes Mal eher unsanft und ihre immerwährend ausgefahrenen Krallen schabten rau an der Rinde entlang, zu groß war ihre Angst zu fallen.

»Wie schaffst du es, so leise zu sein?«, fragte sie Drosselfell zwischen zwei kurzen Atemstößen, als sie endlich eine Pause machten.

»Nun, ich muss mich nicht mit den Krallen festhalten«, antwortete er. »Und wir HimmelClan-Katzen haben langes, weiches Fell zwischen den Pfoten, fast wie Federflaum. Sieh.« Er hielt eine seiner weißen Pfoten mit dem Ballen nach oben. Die dunkle Haut war fast verborgen unter einer weichen Fellmasse.

Nun wünschte sich Fuchsauge auch solche leisen Tritte. Aus dem Lager schleichen, ohne dass Schattenstern davon Wind bekam, wäre so viel einfacher gewesen; ihr ganzes Leben wäre einfacher gewesen, wenn sie die Superfähigkeiten der HimmelClan-Katzen hätte. Sie war so vertieft in die Sprünge, Äste und Nadeln gewesen, dass sie die NachtClan-Patrouille fast nicht entdeckt hätte.

»Drosselfell«, zischte sie ihm so leise wie möglich zu und warf einen vielsagenden Blick nach unten. Der hellgrau gestreifte Kater trat neben sie.

Weit unter ihnen, auf dem Waldboden, waren ein roter Kater und zwei Kätzinnen auf Beutejagd. Soweit Fuchsauge das beurteilen konnte, hatte eine hellgoldene Kriegerin soeben etwas entdeckt, aber sie konnte nicht verstehen, was sie sagte. Eine der Kätzinnen, mit weißem Fell, blickte hinauf in das Nadeldach, aber sie schien die beiden Versteckten nicht zu bemerken.

Neben Fuchsauge fühlte sich Drosselfells Körper kalt und leblos an. Kalt vor Angst?, überlegte sie. Wenn ein geflügelter Krieger sich schon davor fürchtete, entdeckt zu werden, wie gefährlich würde es dann für sie sein, falls sie der NachtClan gefangen nahm?

Doch der Kater hatte den Blick starr nach unten gerichtet. Sollten sie es wagen, weiterzugehen? Oder sollten sie warten, bis die NachtClan-Katzen es taten? Bitte, geht einfach, dachte sich die dunkelrot-weiße Kätzin.

Der Ast unter ihr knackte. Für Fuchsauge war es das schrecklichste Geräusch, das sie seit dem Heilerbau-Einsturz gehört hatte. Gebannt starrte sie nach unten und verlagerte vorsichtig ihr Gewicht. Die Katzen hatten nichts bemerkt. Erleichtert stieß sie den Atem aus.

Der Ast brach unerwartet, so wie ein Sturm in der Blattgrüne. Wäre sie nicht so überrascht gewesen, hätte sie geschrien. So blieb ihr nur das wilde Rudern ihrer Pfoten, die haltlos am morschen Holz abrutschten, während ihr Begleiter erschrocken zur Seite flatterte.

Fuchsauge fiel. Bevor sie auf dem Boden aufschlug, sah sie Drosselfells besorgten, goldenen Blick und schickte einen Fluch zum SternenClan.

Fuchsauge erwachte im falschen Heilerbau. Das war nicht der Bau des FarnClans mit seinen zwei Felsen und dem Farntunnel. Stattdessen lag sie auf einer Lichtung, von hohen Gräsern umgeben. Es war auch nicht Graupelz' vertrauter Kräuterduft, der ihr entgegenwehte, sondern eine fremdartige Mischung aus Tannennadeln und Kiefernharz.

Stöhnend streckte sie ihren Nacken. Ihr Kopf schmerzte und ihre Narbe brannte heiß wie Feuer.

»Oh, du bist wach!«

Die rot-weiße Kriegerin drehte ihren Kopf, um eine kleine, weiße Kätzin mit roten und gelben Tupfen zu sehen, die sie als Heilerin des NachtClans erkannte. Tulpenknospe, immer gut gelaunt und frech; genau die Katze, die ich mir in so einer Situation wünsche, dachte Fuchsauge schlecht gelaunt. Ihre Kehle war zu rau, um zu antworten, also bekam sie nur ein heiseres Krächzen heraus.

»Du brauchst bestimmt Wasser«, stellte Tulpenknospe das Offensichtliche fest. Fuchsauge brachte ein schwaches Nicken fertig.

Als die Heilerin mit einem Bündel tropfendem Moos wiederkehrte, bedankte sich die Kriegerin rasch und trank gierig. Das kühle, erdig schmeckende Wasser klarte ihre vernebelten Sinne auf, wie eine scharfe Erinnerung, die dann auch prompt zurückkehrte.

»Wie lange?«, stöhnte sie.

»Was wie lange? Du bewusstlos warst? Heute Morgen haben wir dich erst aufgesammelt. Hat mich eine Menge Schlaf gekostet, für dich zu sorgen.«

Richtig. NachtClan-Katzen jagten in der Dunkelheit und ruhten am Tag, ein seltsamer Rhythmus für eine ehemalige FarnClan-Katze.

»Gut«, miaute Fuchsauge. Hoffentlich wartete Drosselfell auf sie. »Kann ich dann gehen?«

»Das kommt nicht in Frage«, sagte Tulpenknospe stur. »Sonnenstern will dich noch sehen. Wir fragen uns, was du auf NachtClan-Territorium zu suchen hattest.« Sie eilte kurz zum anderen Ende der Lichtung und kehrte mit einem langen, stachligen Blatt im Maul wieder. »Nesselblatt. Gegen die Kopfschmerzen.«

Fuchsauge roch misstrauisch daran und zerkaute es angewidert. »Kann ich jetzt mit Sonnenstern sprechen?«

Tulpenknospe führte sie über die Lichtung auf den Hochstein zu, unter dem sich eine kleine Aushöhlung mit sandigem Grund befand.

Die kleine Heilerkatze räusperte sich bestimmt. »Sonnenstern? Du wolltest doch mit Fuchsauge sprechen. Sie ist ganz aufgeregt, dich zu sehen«, sagte sie spitz.

»Komm rein«, ertönte eine freundliche Stimme aus dem Anführerbau.

Fuchsauge ließ Tulpenknospe hinter sich und betrat die sandige Kuhle. Die kleinen Steine knirschten unter ihren Pfoten, trotzdem schien es hier ganz gemütlich zu sein. Im Halbdunkel des Baus konnte sie nur Sonnensterns leuchtend bernsteinfarbene Augen ausfindig machen. Der Anführer blinzelte.

»Also, Fuchsauge, was hast du hier gemacht?«

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