VII.

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,,Manche Irrtümer erscheinen wie der Mond aus der Ferne in milder Gestalt und Dämmerung, tritt man aber nahe vor sie, so zeigen sie wie der Mond vor dem Sternseher ihre Abgründe und Feuerberge."

~ Jean Paul

Es war seltsam, ihren Gesprächspartner nicht zu sehen, wenn er sprach, aber Fuchsauge gewöhnte sich schnell daran, an die Dunkelheit und die sonnenklaren, glühenden Augen.

NachtClan-Katzen lebten in der Dunkelheit. Und ihre Herzen sind so kalt wie Eis, weil sie nie das Licht berühren, wiederholte sie in ihrem Kopf die Worte, die ihr so oft als Junges erzählt wurden, wenn man versuchte, ihr Angst zu machen. Sonnenstern wirkte nicht so, im Gegenteil, seine freundliche Art hatte nichts Fürchterliches an sich.

»Schattenstern schickt mich«, sagte sie. »Ich soll euch vor einer wilden Katze warnen, die hier herumstreunt. Sie hat eine unserer Kriegerinnen, Mondschimmer, getötet.« Sie versuchte, ihre Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen. »Wir haben beobachtet, wie sie in euer Territorium geflohen ist.« Die Wahrheit zu verdrehen, war schon immer eine ihrer Stärken gewesen. Sonnenstern würde niemals herausfinden, dass sie die beschriebene Katze war.

»Ich frage mich, Sonnenstern«, ertönte eine schneidende Stimme von außen, »warum Schattenstern nur eine Katze aussendet, wenn eine Mörderin frei herumläuft, die dann auch noch unbemerkt auf unseren Bäumen herumklettert?«

»Schlammfuß.« Sonnenstern neigte den Kopf und der Zweite Anführer trat ein. Er musterte Fuchsauge mit herablassenden, kristallblauen Augen.

»Schattenstern wollte nicht, dass zu viel Aufmerksamkeit erregt wird«, miaute Fuchsauge möglichst ruhig. »Und ich habe die Streunerin vermieden, indem ich mich auf den Bäumen bewegt habe. Sie ist gefährlich.«

»Willst du behaupten, du hättest dich vor ihr versteckt? Du kommst mir nicht vor wie ein ängstliches Hauskätzchen«, sagte Schlammfuß.

»Ich nehme das als Kompliment«, antwortete Fuchsauge charmant und rückte näher an die hinterste Felswand. Mit drei Katzen im Bau war es ziemlich eng geworden und sie konnte Schlammfuß stinkenden Atem im Gesicht spüren.

»Dein übervorsichtiges Verhalten hat einer Katze das Leben gekostet«, fauchte der Stellvertreter.

Darauf war Fuchsauge nicht vorbereitet. »Wie bitte?«, murmelte sie.

»Wegen dir ist einer unserer besten Krieger, Fuchspelz, tot. Er wurde durch den Ast erschlagen, der mit dir gefallen ist.« Schlammfuß knurrte sie an.

»Schlammfuß, es reicht«, beruhigte Sonnenstern ihn.

Fuchsauge schmeckte Galle. Schon wieder wollte der SternenClan sich an ihr rächen. Diesmal war eine unschuldige Katze gestorben, jemand, der nichts mit ihr zu tun hatte. Die Sterne wollten sie wirklich bestrafen und sie hatte keine Ahnung, wofür.

»Entschuldigt mich«, miaute sie betrübt und ging hinaus auf die Lichtung des NachtClan-Lagers, um ihre Gedanken zu ordnen. Ihre feinen Ohren hörten, wie sich Sonnenstern und Schlammfuß leise unterhielten.

»Aber sie ist Schattensterns Nichte.«

»Genau deswegen wollte sie sicher spionieren.«

»Fuchspelz' Tod war nicht ihre Schuld.«

Niedergeschlagen ließ sie ihren Blick über das leer gewordene Lager schweifen. Die meisten Katzen des NachtClans waren gerade auf Abendpatrouillen, den ersten Ausflügen ihres Tages, und die restlichen schliefen noch in ihren Bauten.

»Psst, Fuchsauge!«

Sie wusste sofort, wo sie nach Drosselfell suchen musste. Der hellgraue Kater blinzelte sie freundlich aus dem Wipfel einer der umstehenden Tannen an. Mit seinem Flügel gestikulierte er die Aufforderung, dass sie näher kommen sollte, ein graubrauner Federbusch, der nachdrücklich winkte. Vorsichtig, die Lichtung aus dem Augenwinkel betrachtend, schlich sie näher.

»Komm hoch!«, formte er wortlos mit seinem Mund und nickte ihr auffordernd zu.

Fuchsauge zog es in Erwägung und schüttelte entschlossen ihren Kopf. Es wäre sinnlos und dumm, jetzt einfach abzuhauen. Dieses Problem musste sie selbst lösen, ohne wieder davor wegzulaufen.

Im Anführerbau ließ sich immer noch das Streitgespräch zwischen Sonnenstern und Schlammfuß vernehmen. Wenn sie mich hier gefangen halten wollen, fliehe ich. Ansonsten muss ich Sonnenstern davon überzeugen, dass er mich gehen lässt.

Zielstrebig hielt sie auf seinen Bau zu, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, als ein heller Fellball sie sanft daran hinderte. Sie blickte in die eisblauen Augen einer hübschen, graubraun getickten Schülerin, die eine dünne Taube im Maul hielt und sie erwartungsvoll ansah. Fuchsauge legte den Kopf zur Seite und die Kätzin zuckte scheu mit dem Ohr. Sie legte die Taube vor ihr nieder.

»Ich ... ich bin Rehpfote«, miaute sie schüchtern. »Tulpenknospe hat mich geschickt, um dir etwas zu Essen zu bringen.« Beschämt senkte Rehpfote den Blick und trat einen respektvollen Schritt von Fuchsauge zurück.

»Danke«, sagte Fuchsauge. »Bist du ihre Schülerin?«

Rehpfote nickte unsicher. Himmel, diese Schülerin würde sich von einem Schmetterling erschrecken lassen.

Ihre Gedanken waren nicht ganz unbegründet. Als Rehpfotes Freundin, eine schneeweiße Kätzin, sie laut über die Lichtung begrüßte, zuckte die graubraune Kätzin kaum merklich zusammen.

»Hallo, Schneepfote.« Während sich die zwei Schülerinnen fröhlich unterhielten, knabberte Fuchsauge an ihrer Taube.

»...und Löwenpfote hat die Krähe ganz alleine gefangen! ...«

Der Blick der rot-weiß getigerten Kätzin schweifte ungeduldig zum Anführerbau und zurück zu Rehpfote und Schneepfote. Weder Sonnenstern noch Schlammfuß ließen sich sehen, noch sonst irgendwer, der ihr sagen konnte, wie es jetzt weiterging und was sie tun sollte.

»...aber Rotauge hat dann gesagt, dass es nicht schlimm ist. Sie ist seit gestern sowieso komisch. Ich mach mir Sorgen. Sonst war sie nie so schlecht gelaunt. Jedenfalls hat danach Amselschweif...« Schneepfote plapperte munter weiter wie ein Wasserfall und Rehpfote hörte geduldig zu. Hört diese Katze denn nie auf zu reden? Die weiße Schülerin erinnerte sie an Eispfote, Schattensterns Sohn, der im FarnClan als der nervigste Kater der Wälder galt. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, fiel ihr ein, dass Schneepfote Sonnensterns Tochter war. Was für ein Zufall. Schneepfote und Eispfote, beide weiß, die Jungen eines Anführers und eine vorlauter als der andere.

Doch dieser Gedanke führte unweigerlich in eine Richtung, die sie lieber vermieden hätte. Zum FarnClan. Wie es Nachtweide und ihren Jungen wohl ging? Was machten Eulenfeder und Feuerstrom? Fuchsauge verscheuchte ihre Überlegung wie die lästige Feder an ihrem Mundwinkel, die sie mit ihrer Pfote abwischte.

Hinter ihr vernahm sie Pfotenschritte, die sich stetig näherten. Neugierig sah sie sich nach der Katze um, die offensichtlich nicht zu ihr, sondern zu den Schülern wollte. Es war eine wunderschöne, weiße Kätzin mit langen Beinen und glattem, schimmerndem Fell. Und ihre Augen waren rot. Nicht gerade blutrot, aber ein helles Morgenrot, wie die Farbe des Himmels, wenn die ersten Strahlen der Sonne die Erde trafen.

Fuchsauge starrte sie verwundert an und sie starrte zurück. Ihr intensiver Blick wirkte, als würde sie direkt in Fuchsauges Seele sehen, aber nicht auf die durchdringende, nadelscharfe Art, sondern eine sanfte, allwissende und unendlich traurige Weise, die Fuchsauge schier um den Verstand brachte.

Was schaut sie mich so an?

Vielleicht liegt es daran, dass du sie beobachtest, wie ein verschrecktes Eichhörnchen, Mäusehirn.

Beide Kätzinnen konnten die Blicke nicht voneinander abwenden. Fuchsauge, fasziniert von der ungewöhnlichen Augenfarbe der Kriegerin, war bewusst, was sie sah. Zwei grässliche, lange Narben. Ein getrübtes Auge. Ein harter, abgestumpfter Blick.

Schneepfotes Begrüßung ließ Fuchsauge so tun, als wäre nichts passiert.

»Rotauge!« Kreativer Name.

Die schneeweiße Kriegerin erwiderte die Anrede und wandte sich dann ganz dem Training ihrer Schülerin zu. Aus einem ihr unbekannten Grund, musste Fuchsauge mit dieser Kriegerin sprechen.

»Äh, Schneepfote, Rehpfote? Würdet ihr mir etwas Wasser holen? Meine Kehle ist so trocken von der Taube«, miaute sie so freundlich wie möglich.

Die beiden Schülerinnen waren sichtlich betrübt, den interessanten Eindringling zu verlassen, aber auf ein Nicken von Rotauge hin, gingen sie dennoch.

»Wer bist du?« Fuchsauge neigte den Kopf. »Ich habe dich noch nie gesehen. Diese Augen hätte ich in Erinnerung behalten.«

»Ich verlasse diesen Wald nie. Das Sonnen- und Mondlicht verletzt meine Augen wie eine scharfe Kralle. Schneepfote erwähnte meinen Namen bereits.« Ihre Stimme war tiefer, als Fuchsauge erwartet hätte, aber sie strahlte eine angenehme Ruhe aus.

»Richtig. Rotauge.« Ihre Schnurrhaare zuckten. »Passt zu dir.«

Die rotäugige Kätzin ging nicht auf ihre Bemerkung ein. »Du bist Fuchsauge, nicht?«

Misstrauisch und überrascht peitschte die rot-weiße Kätzin mit dem Schweif. »Woher weißt du das, wenn du den Nachtwald nie verlässt?«

»Ich weiß es eben«, sagte Rotauge auf ihre ruhige und weiche Art. »Das ist mein Wesen, Dinge zu wissen. Sie fliegen mir zu wie kleine Vögelchen.« Sie sah auf. »Warum möchtest du mit mir sprechen?«

»Du warst nicht immer so, habe ich Recht? Schneepfote sagte, du warst ... beliebt. Offen, energiegeladen.«

Rotauge zuckte mit den Schultern. »Ich habe mich verändert. Etwas hat mich verändert.«

Fuchsauge fragte sich, ob die Kriegerin bemerkt hatte, dass sie sich selbst widersprach. Sie war klug genug, Rotauge nicht zu fragen, was sie verändert hatte, aber irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Und obwohl sich Fuchsauge nicht zwei Mäuseschwänze um sie scherte, wollte sie wissen, was. Warum? Was interessiert mich diese Kätzin? Sie hatte das seltsame Gefühl, dass Rotauge etwas mit ihr zu tun hatte.

»Denkst du, Sonnenstern wird mich heute noch gehen lassen?«

Schweigen. Rotauge sah zum Anführerbau. Ihre Augen schienen leer, anders als zuvor. »Ich kann dir, was das betrifft, nicht weiterhelfen. Aber ich kann dir einen Weg hier raus zeigen.«

Zögernd richtete Fuchsauge ihre Augen ebenfalls auf den Anführerbau. Sie hatte sich versprochen, diesmal nicht wegzulaufen. Andererseits... Deswegen fühle ich diese Verbindung zu ihr. Sie kann mir helfen! Fuchsauge hörte auf ihr Bauchgefühl, obwohl sie normalerweise eher ihrem Kopf vertraut hätte.

»Zeig ihn mir.«

Die hübsche, weiße Kätzin setzte wie mechanisch eine Pfote vor die andere und führte Fuchsauge aus dem Lager.

»Sonnensterns Anweisung«, murmelte Rotauge monoton, als der Wachposten fragte, wohin sie mit der Spionin wollte. Fuchsauge warf einen unbehaglichen Blick zurück aufs Lager und sah Drosselfell zwischen den immergrünen Nadeln der Tannen schweben. Vorsichtig folgte sie Rotauge und schaute immer wieder hinter sich. Ihre Sorge, dass Rotauge ihr merkwürdiges Verhalten mitbekommen würde, war unbegründet. Die NachtClan-Kriegerin hatte ihre roten Augen starr auf den Boden gerichtet.

So langsam begann Fuchsauge, sich zu fragen, warum ihnen keine anderen Krieger folgten. Nun, wenn Sonnenstern und Schlammfuß immer noch quatschen, ist es nicht verwunderlich, dass niemand mein Verschwinden kommentiert.

Bald erreichten sie einen breiten Bach und Fuchsauge fiel auf, dass Rotauge sie in Richtung HimmelClan führte. Wäre es nicht schlauer von ihr gewesen, mich zur FarnClan-Grenze zu bringen? Oder weiß sie vielleicht, was ich vorhabe? Sie sagte, sie weiß alle Dinge.

Aber sie vergaß ihre Gedanken schnell, als Aufregung ihre Adern durchströmte, wie elektrisiertes Blut. Sie würde den HimmelClan sehen! Katzen mit Flügeln und ganz anderen Traditionen als sie!

Rotauge war bereits bis zu ihrem Bauchfell ins Wasser gewatet und sah Fuchsauge auffordernd an.

»Da rein?«, klagte sie. Die Kätzin besaß recht dünnes Fell und hatte Wasser in jeder Form schon immer gehasst. Egal, ob es regnete, schneite, oder sie den Tau an den Pfoten spürte, ihr Pelz sog die Kälte und Nässe auf, als würde er verdursten.

Sich auf das schlimmste gefasst machend, setzte sie ihre Pfoten in die klare Strömung und hätte sie am liebsten wieder zurückgezogen. Eisige Kälte biss in ihre Beine wie die scharfen Fänge eines Schneefuchses. Fuchsauge stöhnte innerlich gequält auf, wollte vor Rotauge aber keine Schwäche zeigen.

Tapfer setzte sie eine Pfote vor die andere, bis sie zum Hals im Wasser stand. Rotauge sah ihr von ihrer seichten Stelle aus zufrieden zu. Das wäre dann wohl die Grenze. Ab hier muss ich Abschied von ihr nehmen.

Moment mal ... gab es in diesem Bach nicht irgendwo Trittsteine?, dachte sie, als eine kräftige Pfote sie unter Wasser drückte.

A/N: Es macht mir einfach wayyy zu viel Spaß, über Rotauge zu schreiben. Und der Cliffhanger musste sein xD.

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