XV.

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,,The moon is a loyal companion. It never leaves. Its always there, watching, steadfast, knowing us in our light and dark moments, changing forever just as we do. Every day its a different version of itself. Sometimes weak and wan, sometimes strong and full of light. The moon understands what it means tob e human.
Uncertain. Alone. Cratered by imperfections."

~ Tahereh Mafi, Shatter Me

Der Stille Wald sah so aus und fühlte sich so an wie immer: dunkelbraune Baumstämme, die dicht aneinander standen, kein Wind, kein Blätterrauschen und kein Vogelgesang. Und doch hatte sich eine Kleinigkeit in ihm verändert, seitdem die HimmelClan-Katzen hier nicht mehr ihr Unwesen trieben und sich auf den Himmelwald beschränkten.

Obwohl Fuchsauge keine Geräusche hörte, wie es die gewohnte Art des Stillen Waldes war, spürte sie die Anwesenheit von etwas anderem. Es war ihr vertraut und völlig fremd zugleich, wie ein Freund, den sie seit Blattwechseln nicht mehr gesehen hatte. Es war düster und bedrückend und die getigerte Kätzin fragte sich, ob so etwas mit allen Orten passierte, die der HimmelClan nach langer Zeit verließ. Es war der Tod.

Er nistete in jedem Ast des Waldes und hockte unter jeder Wurzel, in jedem Bau. Die verwelkten Blätter am Boden klatschten matschig und verrottet unter ihren Ballen und das dunkle Holz der Bäume knarrte morsch und gab unter ihren Pfoten nach, wenn sie darüberlief. Überall schälte sich die schwarzbraune Rinde von den Ahornbäumen ab und eine rauchschwarze Ascheschicht bedeckte den Boden und kratzte in Fuchsauges Kehle.

Der Stille Wald starb. Sie sah es in den Augen von Federherz und Drosselfell, die dasselbe wahrnehmen mussten und sie roch es an dem penetranten Fäulnisgestank, der zwischen dem frisch gefallenen Schnee lag.

Die drei Katzen waren auf dem Weg zum FarnClan und der Stille Wald bot die beste Möglichkeit, dem NachtClan dabei zu entgehen. Keiner der drei Freunde hatte besondere Lust, einer fremden Patrouille zu erklären, warum eine fliegende Katze, der Zweite Anführer des FarnClans und eine mutmaßliche Mörderin auf ihrem Territorium herumwanderten. Also hatten sie diesen Weg gewählt, aber Fuchsauge bereute es, dem zugestimmt zu haben.

Furchtbare Erinnerungen hafteten an diesen Bäumen wie klebriges Harz, Erinnerungen an Tod, Verrat und Schmerz und an eine Wunde, die ihr das halbe Augenlicht gekostet hatte. Trotzdem hielt sie den Mund, aus Respekt vor dem kranken Wald, der einmal so etwas wie ihr Zuhause dargestellt hatte.

Sie kreuzten den kleinen Teich, der auf halber Höhe zur Grenze lag. Er war ausgetrocknet, ein weiteres Zeichen der Verdorbenheit, die diesen Wald beherrschte. Fuchsauge wollte Federherz sagen, wo sie sich befanden, da hörte sie es.

Ein leises, aber nahes Quietschen und Knacken. Wie erstarrt blieb sie stehen. Das Krachen ertönte genau vor ihr und kam von einem zerstörten Ahornbaum, der breit und hoch in der Mitte des Stillen Waldes stand. Ein Geräusch. Im Stillen Wald.

Drosselfell und Federherz waren ebenfalls stehengeblieben. Fuchsauge streifte ihren Blick flüchtig und konzentrierte sich wieder auf ihr Gehör, um herauszufinden, was hier vor sich ging. Dann fiel der Baum.

Es war der Heilerbau von Neuem. Ihre Beine zitterten. Der große, schwarzbraune Stamm schien wie in Zeitlupe auf sie zuzukommen und sein dunkler Schatten warf sich über sie wie ein bedrohlicher Umgang. Eventuell war es die Erinnerung an den Einsturz des Heilerbaus, an ihre Flucht und an die Angst, die ihre Muskeln lähmte. Vielleicht war es aber auch nur die Panik, die aufgrund ihres baldigen Todes in ihr aufkeimte wie eine giftige Pflanze.

Und da, gerade als sie befürchtete zu sterben, flammte ein helles, weißes Licht vor ihr auf. Geblendet von seiner Leuchtkraft, stolperte sie einige Schritte zur Seite und der Ahornbaum knallte auf den Boden, in einer Wolke aus schwarzer Asche und spitzen Holzsplittern.

Sie starrte ihre Gefährten wortlos an und fühlte, wie sich ihre Brust bebend hob und senkte. Drosselfell und Federherz sahen erschrocken zurück und hatten ihr Fell alarmbereit gesträubt.

»Das war Mondschimmer.« Sie atmete tief durch. »Ich denke, wir können ihr vertrauen.«

Der hartgefrorene Boden knisterte unter ihren Pfoten, als sie das Lager des FarnClans betraten. Sie hatten kein Wort mehr über den umgestürzten Baum gesprochen, auf ihrem Weg dorthin und Fuchsauge war dankbar für die Ruhe, die sie zum Nachdenken brauchte.

Mondschimmer hatte sie ein zweites Mal gerettet. Aber hieß das auch, dass sie unschuldig war? Es wäre möglich, dass sie den Ahornbaum selbst zum Fall gebracht hatte, um sich Fuchsauges Vertrauen zu erschleichen. Doch war eine einfache SternenClan-Katze mächtig genug, das zu vollbringen? Das kann nicht sein. Sonst würden ja ständig Bäume auf Katzen stürzen, die sich beim SternenClan unbeliebt gemacht hatten. Wenn sie es nicht gewesen war, wer dann?

Solche Fragen schwirrten der struppigen, rot getigerten Kriegerin im Kopf herum wie ein Schwarm angriffslustiger Wespen. Und die bevorstehende Rückkehr in ihren alten Clan half nicht, ihre Gedanken zu beruhigen.

Federherz führte sie durch die Mitte des von Brombeerbüschen umgebenen Lagers direkt auf die alte Kastanie zu, die Schattenstern als Hochsitz und Bau diente. Die Katzen des FarnClans krochen aus ihren Bauten und beäugten sie misstrauisch, aber auch neugierig. Als einige sie erkannten, hörte Fuchsauge gezischte Worte und ein scharfes Fauchen. Aufgeregtes Geflüster und Getuschel ertönte.

Sie hatte mehr Feindseligkeit erwartet, denn als sie das letzte Mal hier war, stand sie auf Platz eins der Liste der Katzen, die der FarnClan tot sehen wollte. Allerdings wurden ihre früheren Clangefährten sicherlich von Drosselfell abgelenkt, der hinter ihr lief und seine Flügel eindrucksvoll zur Schau stellte.

Die dunkelrote Tigerkätzin entdeckte Eulenfeder und Feuerstrom, die sie anstarrten, als würden sie einen Geist sehen und Dornenrose und Siebentupf, die mit ihren boshaften Mienen Wald-der-Finsternis-Kriegern alle Ehre machten. Auf dem großen Ast der Kastanie wartete Schattenstern auf sie. Seine sonst freundliche Miene war einem wachsamen Stirnrunzeln gewichen. Er wartete, bis Federherz unter ihm anhielt, damit er auf sie herabschauen konnte, während er mit ihnen sprach. Fuchsauge nahm an, dass es ihm ein Gefühl der Macht gab, das im Gegensatz zu seiner mangelnden Körpergröße stand.

»Federherz«, sprach der kleine, schwarze Kater nicht unfreundlich, aber nachdenklich. »Was machst du da? Und warum hast du eine Einzelläuferin und einen fremden Kater mit Flügeln bei dir?« Er schien selbst nicht zu glauben, was er da sagte, denn seine Pupillen weiteten sich erschrocken, bis die leuchtend gelbe Iris beinahe nicht mehr zu sehen war.

Er hat mich eine Einzelläuferin genannt. Die Worte taten weh, aber Fuchsauge fuhr nicht zusammen, als Schattenstern sie aus seinen grellen Augen musterte wie eine gefährliche Schlange. Keine Sorge, dachte sie. Ich beiße zwar, aber giftig bin ich nicht.

Auch andere Clanmitglieder begannen nun, sie und Drosselfell als Feinde zu betrachten.

»Schattenstern«, miaute Federherz mit fester Stimme, aber er neigte nicht den Kopf. »Der HimmelClan erbittet deine Hilfe.«

Bevor der Anführer des FarnClans antworten konnte, ergriff Fuchsauge das Wort. »Diese Katzen«, - sie deutete auf Drosselfell -, »wurden ungerecht verflucht. Der SternenClan nahm ihnen das Leben, nur weil sie ihm nicht gehorchten. Nun leben sie im Himmelwald, als Geister, nur Schatten ihrer selbst. Oft schon haben sie den SternenClan um Gnade angefleht, aber hat er geantwortet? Hat er ihnen gegenüber den kleinsten Funken Mitleid gezeigt? Nein.«

Sie schüttelte enttäuscht den Kopf. Jetzt oder nie. Ich muss Schattenstern überzeugen. Darauf hatte sie sich vorbereitet, seit sie und Dämmersee das erste Mal miteinander gesprochen hatten.

»Ich sprach mit Mondschimmer, eurer alten Clangefährtin. Sie gab zu, dass ich sie nicht ermordet habe, aber jemand anderes hat es getan. Konnte der SternenClan sie retten?«

Fuchsauge merkte, wie Schattensterns Blick weicher wurde, als sie von seiner Gefährtin sprach. Die anderen Katzen hingen an ihren Lippen.

»Was hat er getan, als ich ungerecht beschuldigt wurde? Was tat er an jedem einzigen Tag, an dem ihr eure Eltern, Geschwister und Junge verloren habt? Warum, Katzen des FarnClans, beten wir zu toten Katzen, die nie etwas für uns getan haben?« Sie sah, wie Kleinblume betrübt den Kopf sinken ließ.

»Und was hat er diesen Katzen angetan? Dem HimmelClan, mit all den unschuldigen Jungen und Ältesten darin? Nennt ihr das Güte? Der SternenClan kennt nur Bestrafung, Vergeltung und Zorn. Er lässt uns leiden, wenn er wütend ist, aber wendet sich ab, wenn wir seine Hilfe brauchen. Darum bitte ich euch, mit uns zu kämpfen! Für unsere Jungen, Schüler und Ältesten und all die Krieger, die nach uns kommen werden. Für Gerechtigkeit«, -Tränen der Wut brannten in ihrem zerkratzten Auge, als sie dieses Wort aussprach-, »und für Barmherzigkeit. Und gegen den Feind, der gegen das alles ist. Wir müssen gegen den SternenClan kämpfen

Ihre Schultern bebten und ihr Kopf fühlte sich schwindelig an, als sie einen Schritt vortrat, um jeder FarnClan-Katze in die Augen zu sehen. Da war Nachtweide, die ihre drei Jungen eng an sich gedrückt hielt und ihren Blick vermied; ihre Freunde, Eulenfeder und Feuerstrom, die sie entsetzt anstarrten; Dornenrose, Donnertatze und Siebentupf mit feindseligen, aber gedankenvollen Gesichtern; die Ältesten, die ihr zustimmten; Brombeerschweif und Tigerfell, die traurig auf ihre Pfoten sahen und Schattenstern, auf dessen Gesicht sich etwas wie Resignation abzeichnete. Sie glauben mir. Alles läuft nach Plan. Ihre Kehle fühlte sich trocken und kratzig an, aber ihr Verstand jubilierte.

»Das war ja mal eine schöne Rede.«

»Ja«, gab Fuchsauge zu und wendete sich um. »Manchmal höre ich mich selbst gerne sprechen.«

Ruckartig drehten sich alle Katzen zu der Stimme um, die vom Eingang des Lagers kam.

»Aber aus dem Mund einer Verräterin verliert sie ihre Kraft«, sagte die ehemalige Streunerin, die soeben das Lager betreten hatte.

»Weidenfluss!« Schattenstern sprang von seinem Hochast und begrüßte die hellbraune Kätzin mit den hellgrünen Augen schnurrend. »Du bist wieder zurück.«

Weide. Fuchsauges Hoffnung sank wie ein ertrinkender Schmetterling. Aber sie kann nicht wie? Die Streunerin musste ihren entsetzten Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn sie kam schnurrend auf sie zu.

»Fuchsauge. Hast du mich vermisst? Ich gebe zu, ich habe mich verändert, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich trage einen neuen Namen, weißt du? So wie du damals im Zweibeinerort. Aber das war nur gelogen, nehme ich an. Weidenfluss. Klingt schön, nicht wahr?«

Fuchsauge war immer noch zu überrascht, um etwas zu sagen.

»Da hat es dir die Sprache verschlagen, was? Nun, ich erzähle dir etwas: nach unserem zufälligen Treffen habe ich nachgedacht. Über dich und deine kleinen, geflügelten Freunde und das Schicksal der Clans. Und da ist mir aufgefallen, dass ich im Schutz eines anderen Clans mehr gegen den HimmelClan tun kann, als alleine. Deswegen habe ich mich dem FarnClan angeschlossen.« Sie blickte Schattenstern bedauernd an. »Ich fürchte, diese drei Katzen wollen dich ausnutzen. Der HimmelClan besteht aus grausamen und so rachsüchtigen Kriegern. Sie wollen dich dazu verwenden, sich am SternenClan zu rächen, sonst nichts.«

Die FarnClan-Katzen gaben ein paar wütende Geräusche der Zustimmung von sich. Wie konnte es so weit gekommen sein, dass Weidenfluss sie schon um ihre Pfote gewickelt hatte, bevor sie sie richtig kannten? Eine einsame Streunerin, vom HimmelClan fast zum Tode gequält, so etwas erregte Mitleid in den Herzen der FarnClan-Krieger. Ehrlichkeit und Ehre, die Worte des FarnClans. Es war ehrenvoll, Weide zu retten, aber Fuchsauge musste nun ihre eigene Ehre retten.

»Ja, wir wollen Rache am SternenClan. Deshalb sind wir hier.« Die rot-weiße Kätzin atmete tief durch. »Aber wollt ihr das nicht auch? Was hat der SternenClan für eine Ehre bewiesen, wenn er zwei Wochen alte Junge zu sich nimmt? Und wie ehrlich ist er, wenn er mir die Schuld für Mondschimmers Tod zuschiebt? Die Worte des FarnClans bedeuten ihm nichts. Ich gebe zu, der HimmelClan hat Fehler gemacht. Auch wir haben Fehler gemacht, zum Beispiel als ihr mich verbannen wolltet oder als ich weggelaufen bin.« Der beste Fehler meines Lebens.

»Aber es geht ums Prinzip. Wer gab ein paar toten Katzen das Recht, über Leben und Tod, Schuld und Unschuld zu entscheiden? Haben sie nicht auch Fehler gemacht, als sie noch lebten? Wer sagt, dass sie nicht damit fortfahren, diese Fehler zu begehen, wenn sie tot sind? Kommt die Weisheit mit dem Tod? Ich bitte dich, Weidenfluss, darüber nachzudenken, warum dich die HimmelClan-Katzen verletzt haben. Sie waren verzweifelt und verängstigt, weil der SternenClan ihnen keine Hilfe zukommen lassen hat. Denkst du nicht auch daran, dich dafür zu rächen? Suche die Schuldigen nicht hier unten, in den Wäldern. Suche sie im Himmel.«

Die Clankatzen hatten ihr aufmerksam zugehört. Eine unnatürliche Stille lag über der Lichtung, unterbrochen von Atemgeräuschen und Fuchsauges pochendem Herzschlag. Sie schaute Weidenfluss in die Augen und erkannte im selben Moment, dass sie sich weiterhin gegen sie stellen würde, da ertönte ein lebendiges Quieken und drei winzige Junge tapsten aus der Kinderstube auf die Katzenmenge zu. Es waren zwei braun-weiß gefleckte und ein schwarz-weißes und einem davon fehlte das rechte Hinterbein.

»Mama!«, rief Flatter und humpelte zu Weidenfluss.

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