abduction // dark doggos

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Für die wundervolle @Waffelattack <3 Have fun!

Der Abend brach ein zweites Mal über Dag herein, als er den Fernseher ausschaltetete. Er hatte zum hundertsten Mal Fear & Loathing in Las Vegas angesehen, einen seiner Lieblingsfilme, aber der hatte ihm auch nicht geholfen, seinen Frust zu überwinden und endlich einzuschlafen. Vorhin im Studio hatte er mit Vincent wegen einer Lappalie gestritten. Er hatte die Köpfhörer des Produzenten aus Versehen eingesteckt und der hatte natürlich vor Wut geschnaubt, als sein Kumpel mit den zwei Bierflaschen, die er beim Späti für sie besorgt hatte, wieder aufgetaucht war, die vermissten Kopfhörer seines besten Freunds statt seinen eigenen in den Ohren. Die Dinger sahen sich aber auch wirklich zum Verwechseln ähnlich, also konnte er im Grunde genommen gar nichts dafür. Aber Vincent war natürlich direkt ausgetickt. Er war leicht reizbar in letzter Zeit, hatte sich den Google Calender mal wieder zugekleistert mit Aufnahmeterminen, Deadlines und sporadischen Dates, damit seine Freundin ihn nicht schon nach drei Monaten verließ. Der Arbeitswahn seines Kumpels ging Dag tierisch auf die Nerven, aber als er vorhin seinem Ärger darüber im Streit ausnahmsweise mal ordentlich Luft gemacht hatte, war Vincent sofort an die Decke gegangen und hatte ihn rausgeworfen.

Seufzend warf er einen Blick auf seinen Digitalwecker. 03:42 Uhr. Es half ja nichts. Vielleicht konnte er bei ein bisschen frischer Luft und einer Zigarette Ordnung in sein überschäumendes Gedankenchaos bringen.
Kurzentschlossen schnappte Dag sich seine Jacke und den Schlüssel, mehr brauchte er nicht, dann trat er raus auf die verlassene Straße. Motten schwirrten im Licht der Laternen, er hörte Grillen in dem gepflegten Vorgarten seines Wohnhauses zirpen, blickte an der Fassade des Altbaus hoch und fragte sich, ob er sich nicht doch drinnen rasch noch einen Pullover über das Muskelshirt hätte ziehen sollen. Die Nachtluft war kühl und ein leiser Windhauch säuselte um die Spandauer Häuserecken.
Na ja, vom Rauchen würde ihm schon warm werden, dachte er. Dag schloss die Sweatjacke, dann zückte er sein Feuerzeug.

Als er gerade an den Mülltonnen vorbeigehen wollte, ließ ein dumpfer Knall ihn aufhorchen. Kurz darauf folgte ein metallisches Scheppern und dann der empörte Schrei einer verstörten Katze. Prompt flitzte Minusch, die Katze der Nachbarn, die gleich unter ihm wohnten, an Dag vorbei. Er sah der weißen Siamrasse überrascht nach. Sie verschwand hinter einem Rosenbusch. Komisch, schoss es Dag durch den Kopf. Minusch war nicht schreckhaft, manchmal sprang sie ungerührt vom Balkon ihrer Besitzer auf seinen und stolzierte, falls die Tür zufällig gerade offen stand, durch seine Wohnung, als gehöre sie ihr.

"Hallo?", fragte Dag vorsichtig. Seine Stimme klang laut, dabei sprach er ganz normal. Aber Dunkelheit und Stille, das gehört eben zusammen.
Bei den Mülltonnen regte sich etwas in der Finsternis. Dag konnte mit ein wenig Mühe die verschwommenen Umrisse einer verkrümmten, kleinen Kreatur vor dem Biomüll ausmachen. Was auch immer dort war, es musste der Nachbarskatze eine Heidenangst eingejagt haben.

Dag steckte sein Feuerzeug vorerst wieder ein. Vielleicht war das Etwas gar nicht so mickrig und der Eindruck täuschte; vielleicht durchstöberte gerade ein Obdachloser den Hausmüll auf der Suche nach noch genießbaren Essensresten. Die mysteriöse Gestalt scharrte über die Steinplatten. Langsam trat Dag ein paar Schritte an die Kreatur heran, von der er sich inzwischen absolut sicher war, dass sie gar nicht menschlich sein konnte. Das Scharren eben hatte nach den Krallen eines Tiers geklungen, einer anderen Katze möglicherweise. Dag schlich vorwärts und zückte dabei seinen Schlüsselbund, an dem eine winzige Taschenlampe befestigt war. Blut, angereichert mit einer beträchtlichen Menge Adrenalin, rauschte durch seine Adern. Sein Daumen drückte auf den gummiüberzogenen Knopf am schmalen Ende. Das vertraute Klickgeräusch ertönte, dann traf ein schmaler, weißer Lichtstrahl auf - Vor Dags weit aufgerissenen Augen tollte ein Hund mit dreckigem, verfilztem Fell zwischen schimmliger Leberpastete, Bananen- und Zwiebelschalen.

Die Anspannung fiel augenblicklich von Dag ab. Es war nur eine braun-weiß gemusterte Promenadenmischung. Ein Straßenköter, nichts weiter. Er atmete erleichtert aus, setzte seinen ursprünglichen Plan in die Tat um und zündete sich eine Kippe zur Beruhigung an, während er nachdenklich auf die Töle herabschaute. "Du hast Minusch erschreckt", sprach er den Hund an. "Das wird sie dir heimzahlen, du wirst schon sehen. Besser du suchst dir eine andere Fressstätte." Die Zigarette zwischen seinen zittrigen Fingern glimmte auf, als er daran zog. Dr. Dag Dolittle wusste nicht, warum er überhaupt mit dem Hund kommunizierte, der ihn ja offensichtlich nicht verstand. Er blies den Rauch aus. Vermutlich versuchte er dadurch die peinliche Panik runterzuspielen, die vorhin heiß in ihm hochgekocht und noch immer nicht vollständig verflogen war; trotz der jähen Entschärfung der Situation durch seinen harmlosen Fund auf dem quadratisch angelegten Müllplatz hinterm Haus.

Aber nach wirklicher Entschärfung klang das Motorengeheul und das Quietschen der Reifen des schwarzen Transporters, der plötzlich aus dem Nichts über das Kopfsteinpflaster jagte, leider gar nicht. "Was zur Hölle ...?", murmelte Dag mehr zu sich selbst als zu dem Straßenköter und sein Puls schraubte sich sofort wieder in schwindelerregende Höhen hinauf.
Die Tür auf der Beifahrerseite ging auf und ein Mann, der beinah zwei Köpfe größer war als er, stieg schwungvoll aus. Er kam raschen, unaufhaltsamen Schrittes auf ihn zugelaufen. Reflexartig wich Dag ein paar Schritte ins Müll-Carré zurück und wäre dabei fast über den dummen Hund gestolpert. "Was wollen Sie hier?" Die Worte purzelten unbeholfen alle übereinander, sodass die Frage völlig unverständlich aus seinem Mund drang. Beim Sprechen verlor Dag seine Zigarette. Sie landete mitten in dem Müll, den der Hund vor der Tonne verteilt hatte.
"Wer sind Sie?", stellte Dag dem einschüchternden Kerl mit den breiten Schultern die nächste Frage, auf die er keine Antwort mehr erhalten sollte.
"Ich rufe die Polizei", warnte Dag sein Gegenüber heiser und tat, als würde er nach seinem Handy tasten. Dabei wusste er genau, dass es oben auf seinem Couchtisch lag. Wer hätte denn auch ahnen können, dass er auf seinem friedlichen Nachtspaziergang einem gefährlichen 2-Meter-Riesen mit aufgepumpten Oberarmen begegnen würde?
"Das wirst du schön bleiben lassen", knurrte der Hüne und dann ging auf einmal alles ganz schnell: Der Mann zog einen Baseballschläger hinter seinem Rücken hervor, den Dag im Dunkeln bisher übersehen hatte und briet ihm fest eins über den Schädel damit. Vor Dags Augen tanzten bunte Sterne, als er zu Boden ging. Er wollte vor dem Fremden Brutalo um Gnade winseln, aber reden konnte er nicht mehr. Sämtliche von Dags Körperfunktionen, die ihn sonst nie im Stich ließen, fuhren runter wie bei einem Computer. Er hörte die Windows-Shutdown-Melodie in seinem schmerzenden Kopf - wahrscheinlich bildete er sich die nur ein - und im nächsten Moment wurde alles schwarz ...

"Scheiße ...", fluchte Dag nuschelnd, als er aufwachte. Sprechen funktionierte zwar wieder, aber er hatte ein paar Schürfwunden an den Knien und den Ellbogen, die brannten wie Feuer. Orientierungslos blinzelte er, bis seine Augen sich an das schummrige Licht gewöhnt hatten. Er saß auf der Ladefläche eines Kleintransporters. Bestimmt ist der von außen schwarz lackiert, dachte er. Durch das Fenster zur Fahrerkabine flackerten ab und an die vorbeiziehenden Lichter der Straßenlaternen. Er hörte Männergelächter. "Ey!", rief er, doch seine Entführer reagierten nicht und drehten stattdessen das Radio lauter. "Fuck", murmelte Dag mürrisch, bevor er sich weiter in dem geräumigen Auto umsah. Es war schwer, Details zu erkennen, aber er streckte die Hand aus und umfasste einen schmalen Gitterstab aus Eisen. Ein Käfig?

Das urplötzliche Gejaule ging ihm durch Mark und Bein. Dag zuckte zurück und seine Fingerspitzen entkamen gerade so den spitzen Zähnen eines wolfsartig anmutenden Hundes, dessen rote Augen hinter den Gitterstäben des Zwingers, in den man ihn eingesperrt hatte, regelrecht zu glühen schienen. "Ganz ruhig", sagte Dag. Ob zu sich selbst oder zu dem Hund, der ihm eben fast die Hand abgebissen hatte, wusste er nicht so genau. Er zwang sich, tief durchzuatmen. Okay, Bestandsaufnahme. Er war entführt worden, hockte in einem Van gegenüber von einer hungrigen Bestie ohne Maulsperre, an Händen und Füßen mit Panzertape gefesselt, aber immerhin nicht geknebelt; außerdem hatte er sein Handy nicht dabei, das lag in seiner Wohnung. Ergo: Er war am Arsch.
"Scheiße", wiederholte er. Vor lauter Bammel war seine sonst so tiefe Stimme schon ganz piepsig geworden.

Ein klägliches Fellknäuel gab ein herzzereißendes Fiepen von sich und Dag entdeckte neben sich den Streuner, der seinen Müll durchwühlt hatte. Der kleine Kerl saß ebenfalls in einem engen Zwinger. "Schöne Scheiße hast du mir da eingebrockt", zischte Dag ihn an, aber die treuen, honigbraunen Augen des Strolchs schimmerten reumütig und er schämte sich für seinen Tonfall, obwohl er bloß einen Hund so unwirsch angeschnauzt hatte. "Du hast Recht, ich sollte lieber die Idioten anbrüllen, die uns eingesackt haben. Was meinst du, was das für Typen sind?", fuhr er fort und versuchte vergeblich seine Handgelenke zu bewegen, sodass das Panzertape sich lockern würde. "Tierfänger oder sowas? Vielleicht veranstalten die diese illegalen Hundekämpfe." Die Promenadenmischung neben ihm kläffte. Dag nickte in Richtung des Wolfhunds, der bedrohlich knurrte. "Gegen den da hast du jedenfalls keine Chance, ein Happs und du bist weg." Wieder kläffte Bello neben ihm, diesmal klang es drängender, als wollte der Hund ihn auf irgendetwas Wichtiges hinweisen. Ich werde verrückt, dachte Dag. Als er aber hochschaute, stockte er unwillkürlich. Die Käfige stapelten sich bis unters Dach des Transporters und für Hunde war offenbar nur die untere Reihe reserviert. Darüber kauerten Katzen und über den Katzen wiederum Kaninchen.

"Ach du heilige Kacke", entfuhr es ihm. "Sag mal, Fiffi ...", wandte er sich an den braun-weißen Mischling. "Wollen die einen Streichelzoo mit mir als Zoodirektor eröffnen?"

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