@schweden_ // reincarnation, race, nostalgia

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Ein winziger Ausschnitt aus dem Leben eines Mannes, der seinen Namen mit dem griechischen Kriegsgott teilen muss ... Was davor, was danach war, ist unwichtig. Für dich, von mir, schweden_ c: Und an euch die Bitte: Schaut bei der wunderbaren Autorin vorbei, die sich die drei heutigen Wörter Wiedergeburt, Rennen und Nostalgie überlegt hat; ihr werdet es nicht bereuen.

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Ares hatte die Sterne lange nicht mehr am Himmel funkeln sehen. Manchmal hatte er hunderte Kilometer von hier entfernt daheim auf seinem Balkon gesessen und nach ihnen Ausschau gehalten. Gewartet – getrunken. Aber sie waren nie so mit Einbruch der Nacht einfach aufgeploppt. Nie so wie hier ... In der Stadt verschluckte sie das künstliche Licht. Für eine Weile hatte er ernstlich in Betracht gezogen, dass er verrückt wurde, weil er dann angezweifelt hatte, ob es überhaupt Sterne gab. Er hatte sie in Gedanken eine Lüge geschimpft, einen blöden Euphemismus. Eine Lüge, die vielleicht in einer anderen Ära der Menschheitsgeschichte mal Wahrheit geheißen hatte.

Der Bambusstuhl knurrte unter ihm, als er sich bewegte, darauf mit dem Hintern träge hin und her rutschte. Er wusste nicht, wieso ihn die Unruhe am Schlafittchen gepackt hatte. Eigentlich saß er doch heute genauso bequem wie letzte Nacht auf dem verlassenen Hochstand. Der Stuhl stand auch an der richtigen Stelle: Man sah das Meer, den Himmel darüber und die Sterne, die Nyx in mühsamer Kleinstarbeit auf das schwarzblaue Firmament gestickt hatte.

Kurz stand er auf und sah runter auf den schwarzen Strand. Nur ein kleines Kind harrte im Mondlicht aus. Er hatte es schon am späten Nachmittag beobachtet, da war er baden gewesen; nur ein paar Minuten vor dem Abendessen. Es sammelte Muscheln und hübsche Steine. Nach wie vor. Die Bauchtasche seines dünnen Kapuzenpullovers war inzwischen randvoll, aber das Mädchen sah so gar nicht müde aus. Ein paar Strähnen hatten sich aus dem geflochtenen Haarkranz gelöst und umrahmten ihr rundes Gesichtchen. Immer und überall lief sie barfuß, das war ihm aufgefallen. Ihre Sohlen so pechschwarz wie der Vulkansand auf der magischen Insel.

Ares machte ein paar Schritte rückwärts, langsam. Kraftlos sank er wieder auf den Stuhl. Er wäre gern verwegen und frei, so wie dieses Mädchen. Stattdessen war er von schmächtiger Statur und er fühlte sich mittlerweile genauso schwach.
Wieder nahm er den komisch süßlichen Duft wahr, der sich direkt in seine Kehle legte. Wie gestern. Es war ein schwerer Geruch. Moosig herb und warm wie das Wasser des Nord-Atlantik' um diese Jahreszeit.
Ares rieb mit zwei Fingern über seinen Kehlkopf. Er wollte jetzt nicht husten, das würde nur in einen anstrengenden Hustenanfall münden; er kannte das – Das bedeutete einzig und allein Erschöpfung. Noch mehr Erschöpfung ...

„Ich kann die Zigarre ausmachen."

Die Stimme erschreckte ihn beinah zu Tode. Ares schrie schrill auf, fuhr zusammen und wandte seinen Blick blitzschnell nach rechts. Auf der versteckten Bank an der Wand des Ausgucks saß mit ausgestreckten Beinen ein Mann im weißen Hemd. Er hatte üppiges braunes Haar von mittlerer Länge, und die schönsten Hände, die Ares je gesehen hatte. Zwischen seinen Fingern thronte – wie die Prinzessin in der Sänfte – eine schlanke Cohiba.

„Entschuldigung", nuschelte Ares. „Sie haben mich eiskalt erwischt." Er versuchte sich an einem Lächeln. Die ungeübte Verrenkung seiner Gesichtsmuskeln tat irgendwie weh.

Der Mann erhob sich und lehnte sich wie Ares vorhin über die Brüstung. Als wolle er hineinkriechen ins aufgespannte Sternenzelt. Ares' Blick glitt an seinem Körper hinunter und ihm stockte kurz der Atem. Der Stoff der Anzughose des Fremden war durch die leichte Vorbeuge an delikaten Orten gestrafft worden.

„Mir tut es leid, ich habe Ihnen aufgelauert." Ein wohliger Schauer huschte über Ares' Rücken. Einen Moment lang vergaß er, dass er in seinem T-Shirt schwitzte. Aber kein Wort drang über seine Lippen. Er fühlte sich merkwürdig. „Ihr Vater weiß nicht, dass sie noch immer am Strand ist", sagte der Mann, wandte sich mit dem Oberkörper halb zu Ares um und deutete mit der Zigarre hinaus, vermutlich auf das Mädchen am Strand. „Er sucht sie überall."

„Sollten wir nicht Bescheid geben?" Der Mann lächelte blütenzart.

„Er ist der, der alle beim Essen stört, weil er ununterbrochen telefoniert." Seine Augen wanderten zu der verlorenen Kleinen. „Sie vermisst ihn nicht. Was ist mit Ihnen, wen suchen Sie?", wollte er unvermittelt wissen.

„Bitte?", hakte Ares heiser nach. Der Mann schaute ihn ruhig an. Davon wurde ihm ganz anders.

„Sie waren gestern zur selben Zeit hier. Ich habe mich nur nicht bemerkbar gemacht", offenbarte er.

„Ich ... suche niemanden." Sie kreierten gemeinsam ein einsames Schweigen.

„Verstehe", erwiderte sein Gegenüber schließlich. „Mich interessiert, wie sie heißen."

Ares schluckte.

„Gillert", antwortete er besonders indirekt auf die indirekte Frage.

„Sie sind der, der sich für jeden Marathonläufer als Trainingspartner in die Listen eingetragen hat", stellte der Andere fest.

Ares probierte kein zweites Lächeln, er gab auf.

„Schuldig", hauchte er bloß.

„Nur auf der Teilnehmerliste für den Marathon selbst steht Ihr Name nicht mit drauf. Warum das?"

„Ich möchte nicht teilnehmen", erklärte Ares zögerlich. „Aus persönlichen Gründen", murmelte er und sah auf seine brandneuen Badeschlappen in fröhlichem Marineblau. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er sich etwas vorgemacht hatte. Seine Nostalgie bescherte ihm nur Kummer, und teuer zu stehen kam sie ihn sowieso immer. „Ich muss fort."

„Es war nicht meine Absicht, Sie aufzuwühlen."

„Bitte entschuldigen Sie." Ares sprang auf und stürzte auf die Leiter zu. Seine Füße berührten schon die ersten Sprossen, da spürte er eine Hand, die seine fest umschloss.

„Ich heiße Julian." Irritiert sah Ares zu dem Mann auf, der anscheinend einen so herkömmlichen Namen spazieren führte. „Und ich finde, Sie sollten an dem Rennen teilnehmen. Ich glaube, Sie können gewinnen."

„Das glaube ich nicht", widersprach Ares. „Auf Wiedersehen, Julian."

„Bitte." Julian verstärkte Griff um seine Faust spürbar. Es schmerzte, er wollte ihm seine Hand entreißen. „Sie haben eine Läufer-Statur, bestimmt sind Sie früher gelaufen. Erinnern Sie sich nicht daran, wie es sich anfühlt, die Ziellinie zu überqueren? Beschreiben Sie es mir, wie ist es?"

„Ich jogge erst seit kurzem", log er. Julian sah ihn an und ließ ihn mit einem wehmütigen Ausdruck in den Augen los. Seine Zigarre verströmte weiter den Duft, den Ares auch Jahre nach ihrer seltsamen Begegnung noch herbei halluzinierte. Natürlich erinnerte er sich daran, wie es sich angefühlt hatte, die Ziellinie zu überqueren – wie die Wiedergeburt, gegen die er sich mit aller Macht sträubte.

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Ich hoffe, es hat euch gefallen. Manchmal machen mir Kurzgeschichten schon Spaß, gebe ich zu ;)

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