Dienstag - 21.2 - Zurück ins Leben

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Don't forget  -  it's fiction!

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Als Namjoon mit Jimin auf dem Arm wieder aus dem Bad kommt, sieht dieser schon viel besser aus. Er hat ein entspannteres Gesicht, gewaschene Haare, trägt eine Jogginghose und einen kuscheligen Pullover. Die intensive Fürsorge seiner Freunde hat ihm gut getan. Und seine Augen sind wieder klar und wach, als er uns anschaut. Namjoon ist unschlüssig, wohin mit ihm. Doch Jimin zeigt ganz eindeutig erst auf mich, dann auf das frisch gemachte Bett. Also baue ich mir aus Decken und Kissen eine bequeme Sitzposition und lasse mir Jimin wie ein Baby in den Arm legen. Der kuschelt sich sofort wieder an mich. Geborgenheit. Sicherheit. Das einzige, was im Moment zählt. Tae stellt gleich eine Flasche Wasser bereit. Ich lasse mir meinen Rucksack reichen und öffnen. Als erstes hole ich die alte gelbe Decke raus und lege sie um Jimin, der zu strahlen beginnt und sie gleich fester an sich zieht. Als Zweites hole ich eine Papierüte raus und halte sie Jimin hin.
„Riech mal dran!"
Jimin schnuppert an der Tüte – und dann richtet er sich etwas auf und ruft den anderen aufgeregt zu.
"Brot! Es ist Brot!"

Das erste erlösende Lachen seit Tagen erklingt, als Yoongi wie von der Tarantel gestochen aufspringt und mit einem lauten „Yeah!" in die Suite zur Küche rast.
Von wegen Stein, geht doch ...
Im Nullkommanix ist er mit einem Teller, einer kleinen Schale und einem Messer wieder da. Beinahe feierlich schneidet er das Brot in Scheiben. Ich hole derweil noch eine Dose raus und lege einen Apfel, Käsewürfel, Weintrauben und Schokolade dazu. Yoongi gibt von allem ein paar Stückchen in die kleine Schüssel und reicht sie mir. Das Brot stellt er in die Mitte. Ich kommentiere das gar nicht sondern stelle das Schüsselchen einfach so hin, dass Jimin dran kommen kann – wenn er will.

Ich muss so lachen, als ich die anderen ansehe. Sie alle hatten seit Sonntag keinen rechten Appetit mehr. Und es ist ja schon halb Mittag. Also sind alle richtig hungrig und müssen sich fest auf ihre Hände setzen, um nicht einfach nach dem Brot zu greifen. Ich erlöse sie.
„Jimin? Markus hat das Brot für dich gebacken. Aber die anderen sind auch ziemlich hungrig. Dürfen sie sich bedienen?"
Leise klingt seine Stimme, aber klar und hell, als er nun zum zweiten Mal spricht.
"Natürlich. Greift zu!"
Das lassen sie sich nicht zweimal sagen. Sie bieten auch dem Arzt an, der jedoch höflich ablehnt, und Son Sung-Deuk, der ein Stück probiert.
„Woa – verstehe! Der Geschmack würde mich auch aus dem Koma holen."

Ganz, wie wir es gewohnt sind, schaut niemand von uns auf Jimin. Er hat im Bad und auch hier nun schon ganz viel getrunken. Jetzt greift seine Hand nach dem Schüsselchen. Ohne ihn anzusehen, halte ich ihm die Schüssel hin, während ich Son Sung-Deuk eine Frage beantworte. Der stille Mann ist mir sympathisch, und zwar nicht nur, weil er den Jungs in den letzten Tagen so beigestanden hat. So unterhalten wir uns entspannt und warten ab. Nach ein paar Bissen schließt Jimin die Augen. Eine steile Falte entsteht auf seiner Stirn. Das Anzeichen kennen wir schon. Behutsam nimmt Tae ihn hoch, geht mit ihm zum Fenster, hält ihn aufrecht und beginnt, mit ihm zu atmen. Diesmal weint er stille Freudentränen, einfach, weil er nun endlich wieder für Jimin da sein darf.

Der Arzt hat derweil im Hintergrund gesessen und sich alles aufmerksam angeschaut. Jimins Aussehen und Verhalten, unser Umgang mit ihm, seine offensichtliche Veränderung, seit wir zur Tür rein gekommen sind. Immer mal nickt er zufrieden. Über das Atemritual staunt er sichtlich. Nach einer Weile bringt Taehyung Jimin zurück zu mir. Dann stutzt er und holt Jimins eigene Decke von nebenan. Der nimmt sie sofort an sich. Tae setzt sich neben uns aufs Bett und streicht Jimin über den Rücken. Er zeigt ihm still: Alles, was du willst. Wenn es dir nur gut geht dabei!
Ein paarmal geht es hin und her – essen, am Fenster atmen, essen, atmen, ... Dann wird Jimin müde und schläft in Taes Armen ein.

In die erleichterte Stille hinein wendet sich der Arzt plötzlich an mich.
"Können sie eigentlich zaubern?"
Irritiert schaue ich ihn an.
„Wieso???"
Guk und Jin fangen an zu kichern. Und Yoongi antwortet für mich, staubtrocken.
"Ja. Und: was für eine blöde Frage, Tina!"
Dr. Serrano kommt zum Bett, greift nach Jimins Hand und fühlt den Puls. Alles in Ordnung, sagt sein Gesicht.
„Ganz einfach. Als ich vorhin durch diese Tür gekommen bin, musste ich mich schwer zusammenreißen, nicht auf der Stelle einen Krankenwagen zu rufen. Jetzt, eine Stunde später, sieht es hier aus wie auf der Genesungsparty einer afrikanischen Großfamilie. Der Patient, der kurz davor war, sich selbst zu Tode zu hungern, schlummert friedlich in den Armen seines besten Freundes, seine Körperfunktionen sind nahezu normal. Und alle Angst ist aus den Gesichtern gewichen. Dieser junge Mann ist definitiv magersüchtig. Und doch hat er mit Genuss gegessen und sich vertrauensvoll von ihnen führen lassen. Und dann dieses Atmen am Fenster. Wie geht das???"

Bevor ich antworten kann, wacht Jimin wieder auf. Sein Blick sucht mich.
„Danke, Tina, dass du gekommen bist. Ich habe irgendwann heute Nacht begriffen, dass ich nicht mehr aufstehen kann. Und mir nun niemand mehr helfen kann, weil ich die Tür abgeschlossen hatte. Dann habe ich versucht zu essen, damit ich wieder aufstehen kann. Aber das ist alles wieder raus gekommen. Ich habe mich so sehr nach dir gesehnt! Ich war so verletzt am Sonntag von den Worten von PD, dass ich aufgeben wollte. Aber heute Nacht auf diesem Bett hier ist an meinem inneren Auge vorüber gezogen, was ich damit alles verliere. Du hast mir gezeigt, was ich alles habe und bin. Ich hatte sooo eine Angst, dass es zu spät ist. Und jetzt bist du einfach da."
Mit einem ganz kleinen Lächeln schiebt er sich von unten gegen die Nase.

„Keine Fragen mehr, euer Ehren"
Der Arzt grinst und will sich wieder in seinen Sessel setzen.
Es ist so ein Segen, dass dieser Mann mit uns auf einer Wellenlänge tickt!
Doch ich bremse.
„Jimin, ich bitte dich, dass der Arzt dich nun etwas gründlicher untersuchen darf. Wir möchten kein Risiko eingehen. Du warst gefährlich nahe an der Grenze und solltest jetzt auf Nummer sicher gehen."
Jimin nickt und wurschtelt sich aus Taes Armen, damit der Mann seinen Job machen kann. Derweil habe ich endlich Gelegenheit, alle richtig zu begrüßen. Kurz drücke ich Tae neben mir. Ein Handschlag und Blickkontakt für Yoongi und Guk, eine Umarmung und ein Fingerherz für Jin. Namjoon und ich fassen uns an den Unterarmen, legen völlig automatisch die Stirnen aneinander und atmen einen Moment lang gemeinsam tief durch. Schließlich wende ich mich Hoseok zu und breite einfach meine Arme aus. Sofort schnellt er vom Boden hoch, wo er gesessen hat, und fliegt zu mir. Neben Tae und Yoongi war er derjenige, den das Ganze am allermeisten geängstigt und mitgenommen hat. Ich sehe, dass er bei Jeongguk in den besten Händen ist. Aber nun soll er sich doch auch von mir richtig wahrgenommen fühlen. Ich nehme ihn fest in die Arme. Son Sung-Deuk beobachtet alles sehr aufmerksam und entspannt sich.

Da greift eine kleine Hand nach meiner.
„Tina ...?"
Ich wende mich Jimin wieder zu, der mich verunsichert ansieht.
„Ich dachte, jetzt ist es gut ..."
Seine Stimme klingt ängstlich. Der Arzt berichtet mir, dass Jimins Zustand stabil, aber wahrlich nicht toll ist. Und dass er einen Vorschlag gemacht hat.
"Ich würde ihm gerne helfen, sich weiter zu stabilisieren, indem ich ihm für eine Weile eine künstliche Ernährung dran hänge. Ich habe alles dabei, was ich dafür brauche, weil Herr Kim mich so umfassend und sachlich aufgeklärt hat, was nötig sein könnte. Er bekäme einfach einen Zugang gelegt und liefe dann ein paar Stunden pro Tag mit der Infusion rum. Jeder von ihnen kann die Infusion wechseln, ich lasse genug da. Heute Abend komme ich wieder und entscheide weiter. Er bekäme Flüssigkeit und ein paar Extras an Nährstoffen, die seinem Körper schnell auf die Beine helfen."
Ich drücke Jimins Hand und rate ihm dazu. Das ist DIE Chance, den ganzen Körper schnell wieder zu stabilisieren. Jimin schluckt nervös. Und nickt dann. Also marschiert der Arzt los, um alles Nötige aus seinem Auto zu holen.

Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht noch zu früh ist, aber auf der anderen Seite habe ich nicht alle Zeit der Welt. Also hole ich tief Luft und spreche die Notwendigkeit aus.
"Jungs, ich weiß, dass ihr ihn lieber ermorden als jemals wieder mit ihm in einem Raum sein wollt. Aber ich würde gerne die Gelegenheit nutzen, um mit PD zu reden. Und auch der Arzt hat ja gesagt, dass er ihm ein paar Takte sagen will."
Schlagartig sackt Jimin in sich zusammen, Hoseok kriecht fast in mich rein und die Gesichter der anderen erstarren zu Eis.
„Bitte steinigt mich nicht! Aber der unsinnige Krieg muss ein Ende haben. Bitte, darf ich?"
Lange dauert es, bis schließlich Jimin als Letzter dazu nickt. Also wende ich mich an Son Sung-Deuk.

„Haben sie eine Vorstellung, wohin der sich verkrümelt hat? Wie wir an ihn rankommen können?"
Son denkt nach.
„Er wird in seinem Zimmer sein und arbeiten, denke ich. Er sieht auch nicht mehr so finster aus wie in den Wochen vorher. Beim Frühstück wirkte er völlig übernächtigt, eher - wie zerschlagen. Wir sollten es wagen."
Sein Blick fällt freundlich auf Jimin.
„Aber du gibst das Tempo vor!"
Dann zieht er los, um nach PD zu suchen. Ich versuche, es Jimin zu erleichtern.
„Sag uns, was du brauchst, um das aushalten zu können. Bitte sorge gut für dich. Versprichst du mir das?"
Er nickt und streckt seine Hand nach mir aus. Bereitwillig macht Hobi Platz auf meinem Schoss und Jimin krabbelt wieder zu mir rüber.

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30.12.2018    -    2.4.2019    -    17.11.2019
2.4.2020

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