Dienstag - 21.1 - Feuerwehreinsatz

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Don't forget  -  it's fiction!

Dieses Kapitel ist echt nicht schön, muss aber sein. Und ich verspreche, dass es bis zum Schluss das Schlimmste bleiben wird. Danach gehts nur noch mehr oder weniger aufwärts!

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Um 3:30 Uhr in aller Frühe holt mich eine schicke Limousine ab. Auf der Rückbank sitzt Kwon und lächelt mir entgegen. Er hat die Jungs noch nie gesehen, aber sein Herz ist ganz bei der Sache, und sein wacher Geist denkt intensiv mit. Nachdem wir uns kurz begrüßt haben, teilt er mir gleich mit, dass Namjoon in der Nacht etwas kämpfen musste, um bei der südkoreanischen Botschaft in Rom Gehör zu finden. Und die haben sich dann erstmal in Frankfurt erkundigt, ob das denn alles so stimmt. Da Kwon aber ja alarmiert war, hatte der seinen Vater noch am Abend über alles informiert. Und der konnte darum dann seinen Kollegen in Rom in die richtige Richtung schubsen. Genau. Kwons Vater ist nämlich der Konsul persönlich. Das hatte ich bisher auch noch nicht mitgeschnitten. War aber jetzt doch ziemlich praktisch. Als Hausmeister hätte der uns nicht so sehr weiter helfen können ...

Zum ersten Mal erkundige ich mich nun nach Kwon persönlich, frage ihn auch, warum er eigentlich so fantastisch Deutsch kann. Er hat in seinen jungen Jahren schon eine ganze Menge gesehen.
"Meine Mutter ist Deutsche. Sie hat beim Goethe-Institut in Seoul gearbeitet und so meinen Vater kennengelernt. Der hat nämlich als Kulturdezernent die Aufgabe gehabt, den Kontakt zu solchen Einrichtungen anderer Länder in Südkorea zu pflegen. Ich bin auch noch in Seoul geboren. Als ich in den Kindergarten kam, hat meine Mutter angefangen, sich mit dem koreanischen Bildungssystem auseinanderzusetzen. Die nicht ganz unkomplizierte Schwangerschaft mit meiner Schwester und die in ihren Augen gruselige Perspektive für ihre Kinder, in dem herrschenden, mörderischen Drill unterzugehen, trafen zeitlich aufeinander mit dem Angebot an meinen Vater, in die Diplomatie zu gehen. So hat er sich in Frankfurt beworben. Und dort sind wir nun seit 18 Jahren. Ich habe auf einer internationalen Schule Abi gemacht und studiere Koreanisch, Deutsch, Englisch und Politik in Frankfurt."
Vier! In Worten vier Fächer parallel!!! Ähm ...
„Aber ob ich im Endeffekt noch Kunst oder Pädagogik oder Philosophie drauf satteln will, weiß ich noch nicht so recht."
Alles klar ... Kwon und Namjoon werden Freunde fürs Leben, oder ich glaube wieder an den Osterhasen.
Ich bin jedenfalls heilfroh, dass er dabei ist. Er spricht beide Sprachen fließend, schaltet schnell, liest zwischen den Zeilen und lebt in beiden Welten. Besser geht's nicht.

Der Check-In am Flughafen dauert nicht lange, wir haben ja beide auch nur Handgepäck. Die Zeit bis zum Abflug vertreiben wir uns mühelos mit Reden, Reden, Reden. Ich fühle mich in seiner Gegenwart wohl und merke so gar nicht, dass er mich gezielt ablenkt und bei Laune hält. Namjoon ist inzwischen aufgestanden und gibt einen Lagebericht.
"Tae hat vor Jimins Tür genächtigt. Er ist wild entschlossen, ihm selbst durch die verschlossene Tür nicht von der Seite zu weichen, ist selbst aber in einem unbeschreiblichen Zustand. Guk ist vollständig damit beschäftigt, Hobi über Wasser zu halten. PD haben wir, seit Yoongi ihn Sonntag Mittag raus geworfen hat, nicht mehr gesehen. Son Sung-Deuk hat uns gestern Nachmittag berichtet, dass PD mit ihm für den Flug nach Rom die Plätze getauscht hatte, weg von uns. Ja, und aus Jimins Zimmer dringen noch Geräusche, wenn auch keine Schönen. Er weint. Er ist also bei Bewusstsein, rührt sich aber offensichtlich nicht mehr aus dem Bett."

Außerdem kann Namjoon vermelden, dass er eine Schlüsselkarte für die Tür bekommen konnte, und dass er tatsächlich von der Botschaft einen Arzt vermittelt bekommen hat, der nachher da sein wird, ausgerüstet für einen ambulant zu behandelnden Notfall – was auch immer das ist.

Wir fliegen in den Morgen hinein, landen gegen 9:00 Uhr bei Rom und fahren mit einem von der Botschaft abgestellten Wagen quälend langsam durch den dichten römischen Verkehr. Es macht mich wahnsinnig! Nichts kann mich mehr ablenken von der Frage, was wir wohl in diesem Zimmer vorfinden werden. Wieder sprechen wir mit Namjoon.
Telefonieren und von Kwon übersetzen lassen ist doch echt bequem, stelle ich fest. Und geht auch schneller ...
Namjoon und Jin werden uns im Foyer erwarten, wo auch der Arzt dazu stößt. Guk und Yoongi sind bei Hobi und Tae in der Suite. In diesem Moment bin ich unglaublich dankbar für Hawaii, denn Tae wäre jetzt sonst furchtbar einsam.

Vor lauter Unruhe und Eile falle ich förmlich direkt aus dem Wagen durch die Drehtür des noblen Hotels und stürze mich auf die Jungs. Der weiß gekleidete Arzt wird uns vorgestellt, er ist häufig im Einsatz für die Angehörigen der Botschaft und hat darum koreanisch gelernt. Es ist ein kleiner, drahtiger Italiener mit Feuer in den Augen und lebhaftem Temperament. Wir rennen zum Aufzug. Oben angekommen stehen wir schließlich schwer atmend vor Jimins Tür.

Namjoon hält die Codekarte in der Hand – und zittert. Mit dem Arzt habe ich im Fahrstuhl schnell abgesprochen, dass ich ihm nicht im Wege sein will, wenn es nötig ist, dass es mir aber ganz wichtig ist, dass Jimin – so er denn noch ansprechbar ist – selbst entscheiden darf, wen er zuerst an sich ran lässt und in welcher Reihenfolge wir was tun. Dann macht Namjoon die Tür auf. 

Es ist fast völlig dunkel. Und es stinkt bestialisch nach Schweiß, Urin und Erbrochenem. Jin hält sich die Nase zu, öffnet als erstes die Tür zur Suite, - Yoongi hindert sofort Tae daran, zu uns rüber zu rasen - Jin flitzt dann zur Fensterfront und reißt Vorhänge und Fensterflügel auf. Licht und Luft! Entsetzt schnappen wir nach Luft. Bäh! Der Anblick, der sich uns bietet, bringt mich fast um. Jimin liegt – immer noch in den selben Klamotten vom Tag zuvor - auf dem zerwühlten Bett, ist wach, völlig verheult, zittert und schaut uns mit glasigen Augen an. Neben einer Hand liegt ein umgekipptes Glas, auch sonst ist das Bett zum Teil nass. Vor dem Bett liegt Erbrochenes, er hat es wohl nicht mehr ins Bad geschafft.

Ich lasse meinen Rucksack fallen, schmeiße meine Jacke in die nächste Ecke und mache einen großen Schritt über die eklige Bescherung. Ich fange leise an, mit Jimin zu reden, klettere aufs Bett und bin unglaublich erleichtert, dass Jimin mich erkennt und sich sofort mit letzter Kraft zu mir rüberschiebt. So weiß ich: ich darf ihn berühren, ihn in die Arme nehmen. Ich winke Kwon an meine Seite, der von nun an einen harten Job zu tun hat, denn er muss, egal, wer grade redet, in alle Richtungen übersetzen, damit ich alles mitkriege.
„Jimin, ich bin hier, ich bins, Tina. Hab keine Angst. Ich erlaube nicht, dass dich noch irgendjemand verletzt."
Ich ziehe ihn an mich ran und nehme ihn in die Arme.

„Jungs, könntet ihr, so eklig das ist, den Boden sauber machen und versuchen, das Bett sauber und trocken zu kriegen?"
Jin holt Handtücher aus dem Bad und fängt an zu putzen. Namjoon geht einfach in sein eigenes Zimmer und holt sein Bettzeug.
So geht es natürlich am schnellsten.
Während ich mit dem zitternden Fliegengewicht auf einen Sessel ausweiche, reißt er kurzerhand alles vom Bett runter, bezieht es mit dem Bettzeug aus seinem eigenen Bett neu und schmeißt die versauten Laken auf den Hotelflur.

„Jimin? Darf ich dich etwas bitten?"
Er krallt eine Hand in meinen Pullover, nickt.
„Darf ich bitte Tae rein lassen? ... Neinneinnein. Kein schlechtes Gewissen bitte! Er macht dir überhaupt keinen Vorwurf. Er will nur endlich für dich da sein dürfen."
Jimin kneift die Augen zu, verbirgt sein Gesicht. Und nickt schließlich wieder. Ich gebe Jin ein Zeichen, der sofort rüberflitzt, wo die anderen vier gespannt und besorgt abwarten, was hier drinnen geschieht, und mit Tae wieder kommt. Als Tae Jimin sieht, weiten sich seine Augen vor Schreck über den Anblick, und die Tränen schießen ihm in die Augen. Aber er schafft es, sich ruhig an meine Seite zu setzen. Sein Gesicht spiegelt die Qualen der letzten Tage wider.

„Jimin, ich möchte dich jetzt bitten, mir zu vertrauen."
Sofort greift auch die zweite Hand panisch nach mir. Ich wiege ihn einen Moment, um ihn zu beruhigen.
„Hier ist ein Arzt, der einfach nur kurz feststellen möchte, wie es dir grade geht. Darf er dich bitte untersuchen?"
Schreckensweite Augen und heftiges Zittern sind die Antwort.
„Schau, du bleibst bei mir. Er kann dich nicht einfach wegbringen. Das ist es, wovor du Angst hast, oder? Dass dich jemand wegbringt?"
Jimin kriecht in mich rein und nickt. Der Arzt kommt näher, stellt seine Tasche neben Jimin ab, geht in die Hocke und schaut ihn erstmal einfach an.
„Gib ihm deine Hand, Jimin."
Nochmal muss ich ihm gut zureden. Zögernd streckt er seine Hand aus, so dass der Arzt seinen Puls fühlen und seine Haut berühren kann. Dann nickt der mir zu.
"Er ist sehr schwach, außerdem deutlich dehydriert, aber nicht in akuter Gefahr. Wir sind grade noch rechtzeitig gekommen. Ich warte also ab, bis sich die Situation beruhigt hat. Dann mache ich weiter. Er sollte aber sofort anfangen zu trinken."
Ich bin sooo dankbar für diesen Mann!

Erstmal geben wir Jimin also Wasser zum Trinken. Der nächste Schritt ist, dass Jimin aus den verpinkelten Klamotten raus muss, was Bequemes anziehen muss. Dann trinken und essen. Dann wieder der Arzt.
„Jimin, du bist so unglaublich tapfer. Ich bin ganz stolz auf dich! Hilfst du weiter so toll, damit alles gut wird?"
Fragend schaut er mich an. Zittert.
„Ich möchte, dass Tae und Namjoon dich ins Bad bringen, dich duschen und dir frische Sachen anziehen dürfen."
Panisch starrt er mich an, klammert sich an mich.
"Schschsch, hab keine Angst. Ich laufe nicht weg währenddessen. Ich bin heute nur für dich hier, solange du mich brauchst. Aber du musst dringend gewaschen werden, und du möchtest sicher nicht, dass ich das mache, weil du niemand sonst an dich ran lässt. Oder?"
Die kugelrunden, großen Augen jetzt sind fast witzig. Er läuft knallrot an. Ich lasse ihm die Zeit zu realisieren, was ich von ihm will.

Seine Augen irren zu Tae. Der hält ihm einfach seine offene Hand entgegen und wartet ab. Als Jimin leise nickt, hebt Tae ihn ganz behutsam auf von meinem Schoß, hält ihn vorsichtig im Arm und geht mit ihm in Richtung Bad. Namjoon öffnet Jimins Koffer, der unberührt in der Ecke steht, sucht bequeme Kleidung und seinen Kulturbeutel raus und folgt mit zusammen gebissenen Zähnen den beiden ins Bad. Kaum hat sich die Badezimmertür hinter den Dreien geschlossen, brechen wir anderen kollektiv in Tränen aus.

Sogar der Arzt muss schlucken.
„Was hat den denn so aus der Bahn geworfen??? Sowas habe ich ja noch nie erlebt. Ich kenne Magersüchtige, die trotzig gegen den Rest der Welt an verhungern. Aber das ist kein Trotz! Das ist pure Verzweiflung und einfach nur furchtbar!"
Ich fange mich wieder und erkläre ihm das Nötigste.
"Das ist Park Jimin. Diese jungen Männer sind eine sehr berühmte Band aus Südkorea, die extrem hart arbeiten und seeeeehr extrem im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Dieser kleine Mann hier ist der Sensibelste von ihnen. Und er hat einfach dem Druck nicht mehr standgehalten. Er ist im letzten halben Jahr magersüchtig geworden. Der Manager der Truppe ist eigentlich ein weiser Mann. Aber da Jimin schon mehrfach extreme Diät gehalten hat, um irgendwelchen idiotischen Vorstellungen von außen Genüge zu tun, hat der Mann einfach nicht kapiert, dass es diesmal anders und ernster ist. Deshalb hat er Jimin unter Druck gesetzt und ihm unterstellt, dass er mit Absicht durch sein Hungern alles aufs Spiel setzt. Immerhin hängt die Firma zu 95% von dieser Band ab, und damit fast 70 Jobs. Diesen fürchterlichen Machtkampf haben die beiden nun in den letzten zwei Wochen auf dieser Tournee durch Europa ausgefochten. Und vorgestern hat der Manager leider mit seiner Wortwahl so kolossal und erniedrigend daneben gegriffen, dass Jimin innerlich aufgegeben hat."
Dr. Serrano starrt mich mit großen Augen an.

„Die Jungs der Band kennen mich von früher und vertrauen mir sehr. Darum haben sie mich nun hergebeten, um Jimin zu helfen."
Er erwacht aus seiner Starre.
„Ähm. Ich habe da einen Sack voller Fragen. Wenn mir die jemand hier beantworten kann, muss ich ihn nicht damit traktieren."
Wir winken den Rest der Truppe rein. Seit Tae hier drin ist, hocken die anderen sowieso schon direkt vor der Zimmertür. Auch Son Sung-Deuk ist dazugestoßen.

Nun fordere ich den Arzt auf zu fragen.
„Woher kommt die Diagnose 'Magersucht', und warum weiß der Manager das nicht bzw. nimmt es nicht ernst?"
Ich muss nun beichten, dass die 'Diagnose' von mir stammt, erkläre ihm, woran ich das erkannt habe und bin erleichtert, dass er mir völlig beipflichtet. Warum der Manager das so vehement zurückweist, kann ihm jedoch keiner erklären. Das ist ja ein Teil des Problems.
„Gut. Oder auch nicht. Jedenfalls haben sie das gut erkannt, und ich werde das auch gerne so gegenüber dem Manager vertreten – sofern er zu finden und zu sprechen ist. Das klingt nämlich grade eher nicht danach ...
Nächste Frage: sie haben eben erzählt, dass das Problem schon so lange besteht. Wie hat sich das geäußert, und wie hat er sich so lange über Wasser halten können?"
Ich schaue die anderen an. Jin erzählt, wie die Hungerei von Jimin sich allmählich gesteigert hat. Dann berichten wir ihm mit Fokus auf Jimin von den Tagen bei uns, auch wie wir entdeckt haben, wie Jimin gegen die Übelkeit an doch essen kann, und wie stark er eigentlich ist, solange er daran glaubt, dass es sich lohnt, für sich zu kämpfen.
„Danke, dann weiß ich denke ich das Wesentliche. Ich werde gleich noch ein paar Untersuchungen machen und glaube, - wenn ich nichts Gravierendes finde! - dass er dann hierbleiben kann bei seinen Freunden. Ich werde aber zweimal am Tag reinschauen und mich vergewissern. Wenn er nicht schnell die Kurve kriegt, muss ich ihn doch noch ins Krankenhaus bringen."
Wir nicken. Jin ist inzwischen mit Putzen fertig und schmeißt die Lappen zu den Laken auf den Flur, der furchtbare Gestank hat sich verflüchtigt. Gemeinsam warten wir ab, bis die Drei wieder aus dem Bad kommen.

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29.12.2018    -    2.4.2019    -    17.11.2019
2.4.2020

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