Freitag - 24.1 - ein mutiges Geständnis

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Don't forget - it's fiction!

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Wieder beginnt ein Konzerttag, und wieder ist alles anders als beim letzten Mal. Diesmal ist zwar fast alles entspannter, weil endlich Frieden eingekehrt ist. Aber trotzdem sehnen sich alle nach der Ruhe und Routine, die sonst ihre Tourneen auszeichnen. Darum lassen sie auch diesen Tag seeeehr gelassen angehen und bummeln durch den Vormittag.

Nur Jimin hat schlecht geschlafen, weil er fieberhaft nach einer Antwort für seine eigene Frage sucht: wie sag ich's den Fans? Schließlich erbarmt sich Namjoon seiner, macht mit ihm ein Brainstorming und hilft ihm, die richtigen Formulierungen zu finden. Sie sind sich einig, dass sie nicht durch Totschweigen des Problems die Gerüchteküche anheizen wollen, Jimin soll sich aber auch nicht zu sehr angreifbar machen. Nachdem sie die Worte hin und her geschoben, das Für und Wider abgewogen, Formulierungen rein geschrieben und wieder raus gestrichen haben, begreift Jimin auf einmal, was für eine Chance in seiner Erklärung liegt. Wie oft schreiben ihnen die überwiegend jungen Mädels aus aller Welt von ihren Problemen, und wie schwer es ihnen fällt, da wieder rauszufinden. Er versteht auf einmal, dass er mit seiner Geschichte und seinem Ringen um inneren Frieden für genau diese Mädels ein Vorbild sein kann!

Sie sollen nicht hungern wie er - sie sollen sich selbst freundlich ansehen, sie sollen das Beste aus sich und ihrem Leben machen können. Und darum fällt es auf einmal nicht mehr so schwer, mit offenen Karten zu spielen. Um sich zu schützen, wird er danach sowieso ein paar Tage lang nicht ins Netz gehen, also sieht er dann nicht, wenn jemand seine Offenheit ausnutzen wird. Und am besten sofort, dann reicht es vielleicht noch für die Konzertbesucher von heute Abend. Also schreibt er seine Gedanken nochmal vor, bittet die anderen Member, sich zu ihm zu setzen, um ihn mit ihrer Anwesenheit zu unterstützen, und lässt sich filmen, während er seine Erklärung vorliest:

Hallo, liebe ARMY's! Ich bins, Jimin. Ich möchte euch heute mehr erklären zu dem, was ihr in Paris und Madrid erlebt habt. Die Gerüchteküche brodelt ziemlich, und wir haben festgestellt, dass uns das sehr unangenehm ist. Darum bekommt ihr heute ein paar mehr Informationen. Zunächst möchte ich mich nochmal sehr bedanken, dass ihr mich bei den vier Konzerten so wunderbar unterstützt und getragen habt. Es hat so gut getan. Danke. Ich habe plötzlich wieder gewusst, warum ich diesen Job mache. Ich liebe euch dafür!
Aber das Problem ist schon älter. Ich kann tanzen, ich kann singen und ich kann einen riesigen Saal in einen Hexenkessel verwandeln. Aber ich kann es nicht gut aushalten, wenn ich einen Fehler mache. Dann fühle ich mich sofort total schlecht. Ihr sagt mir immer, ich sei perfekt, aber das bin ich nicht. Denn das ist niemand. Und ich kann es nicht gut aushalten, wenn ich mit Ratschlägen und Urteilen bombadiert werde. 'Du bist zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn, zu rund, zu eckig.' Ich kann einfach nicht verhindern, dass dann meine innere Stimme zu mir sagt:'ändere das!' Ich kann es aber nicht ändern, und ich habe in den letzten Wochen neu gelernt: ich will es auch gar nicht ändern. Nicht mit Schönheitsoperationen, nicht mit Diäten, und ganz bestimmt nicht, indem ich mich verstecke. Denn es gibt für mich nichts Schöneres, als für euch auf der Bühne zu stehen und mit euch zu feiern, auch wenn ich stolpere oder mal einen Ton schief singe."
Bis hier hat Jimin es gut geschafft, einigermaßen gelassen zu wirken. Aber jetzt wird es schwer.
Trotzdem lerne ich nur schwer, mit all dem Druck zu leben, der auch in unser Privatleben hineinschwappt. Und im letzten halben Jahr habe ich dem Druck irgendwann innerlich nachgegeben. So ist es, berühmt zu sein. Ich liebe meinen Job, und ich verdiene ja auch gutes Geld damit. Aber ich kann nun nicht mehr alleine über eine Straße gehen oder ein Eis essen. Irgendwann hat sich der Gedanke in meinem Kopf festgesetzt:'Ist es das wert? Willst du das noch?'
Ihr könnt jetzt sagen - und irgend jemand wird es sagen, also sage ich das lieber gleich selbst:'Der soll nicht jammern, das ist eben der Preis für seinen Reichtum'. Glaubt mir: ich würde viel dafür hergeben, wenn ich bei dem Gedanken an ein Flugzeug nicht automatisch mit dazu denken würde:'hoffentlich komme ich heile wieder aus dem Flughafen raus'. Es ist verdammt schwer, mit Freude auf die Bühne zu gehen, wenn in meinem Kopf der Satz dröhnt - ich zitiere:'Ich freue mich darauf, seinen leblosen Körper auf den Bühnenbrettern aufschlagen zu sehen. Er hat schon viel zu lange gelebt.' Ich habe auf diese Drohung damals gelassen reagiert, weil ich euch, liebe ARMY's, nicht beunruhigen wollte. Aber im Stillen hat sich dieser Satz wie ein fieser Wurm in mein Gehirn gefressen und mich nach und nach kaputt gemacht. Dabei weiß ich bis heute nicht, wer das war, oder warum dieser Mensch mich so hasst, dass er mich töten wollte. Ich weiß nur: Kein Geld der Welt ist es wert, mit dieser Angst zu leben."

Nun kullern doch die ersten Tränen.
Ich habe Angst bekommen vor dem, was ich eigentlich am allerliebsten tue. Mir ist übel geworden bei dem Gedanken daran, was alles noch passieren könnte. Und diese Übelkeit ist einfach geblieben. Mir ist seit einem halben Jahr jeden Tag und rund um die Uhr immer schlecht. Mir ist der Appetit vergangen. Ich habe einfach aufgehört zu essen, weil ich den Anblick von Essen nicht mehr ertragen habe. Bitte glaubt mir, ich WILL essen, ich würde viel darum geben, einfach mit Genuss losessen zu können. Ich kann nicht. Dabei bin ich immer dünner geworden, habe immer mehr Angst vor den Folgen bekommen und war mir selbst völlig hilflos ausgeliefert. Erst jetzt in den Tagen in Deutschland, als wir auf engem Raum miteinander gelebt haben und man meinen Zustand nicht mehr ignorieren konnte, hat unsere Gastgeberin mir den Weg geebnet, dass ich nach Monaten endlich mit den anderen darüber reden konnte. Und sie hat einen Weg gefunden, wie ich wieder essen kann, ohne sofort alles wieder auszuspucken. Ich bin ihr so unendlich dankbar dafür.
Nun sind wir in Europa unterwegs, und viele von euch haben ein irres Geld ausgegeben dafür, uns einen Abend lang zu sehen und mit uns zu feiern. Da meldet sich schon wieder mein schlechtes Gewissen. Denn inzwischen hänge ich an der künstlichen Ernährung, ..."
Jimin hebt seine Hand und zieht den Infusionsständer etwas mehr ins Bild.
...und werde von einem Arzt überwacht. Erst seit gestern Abend weiß ich, dass ich heute überhaupt auf die Bühne darf. Aber ich werde nicht tanzen können für euch. Es fühlt sich für mich an, als würde ich euch um euer Geld betrügen."
Mehrere Hände legen sich warm auf seinen Rücken, um ihn zu ermutigen. Ein paarmal muss er schlucken.

Warum erzähle ich euch das alles? Ist das nicht auch viel zu privat? Ich habe das Gefühl, dass ihr treuen Fans es verdient habt, die Wahrheit zu wissen. Aus all euren Briefen wissen wir ja, dass ihr in eurem Leben auch oft sehr zu kämpfen habt. Ich möchte, dass ihr wisst, dass auch wir manchmal kämpfen. Und ich möchte ganz öffentlich sagen: Ich werde nicht aufgeben! Für mich und für euch. Ich werde mich nicht durch Drohungen vertreiben lassen. Für mich und für euch. Ich werde wieder auf die Bühne gehen und tanzen. Für mich und für euch. Ich werde wieder essen lernen. Für mich und für euch. Ich werde euch und meine Herzensbrüder hier nicht im Stich lassen, so wie ihr uns nie im Stich lasst. Für mich und für euch alle. Das verspreche ich! Ich möchte wieder ein Licht sehen, in mir drin und um mich drumrum. Ich möchte abends ins Bett gehen und mir ehrlich sagen können: Das war ein guter Tag! Auch wenn es ein weiter Weg sein wird bis dahin."
Ganz nah rücken sie an ihn heran, um ihn zu stärken.

Ich habe eine Bitte an euch, denn ihr könnt mir dabei helfen. Die jenigen unter euch, die das Problem kennen, wissen, was ich meine. Wenn jemand zu mir sagt:'Iss doch was!', dreht sich mir sofort der Magen rum, selbst wenn er ganz leer ist. Bitte schreibt und sagt mir nicht, dass ich essen soll. Ich weiß das ja, und: es hilft mir nicht! Bitte sagt mir nicht, dass ich perfekt bin, denn das glaube ich euch nicht. Bitte verteidigt und leugnet nicht meine schiefen Töne, sonst nimmt mich keiner mehr ernst. Bitte lasst euch nicht provozieren von dummen Sprüchen. Zeigt, dass ihr reifer, fairer und freundlicher seid. Schweigt lieber. Damit helft ihr mir, wieder zu lernen, mich selbst zu mögen. Und dann kann ich bald wieder voll Gas geben und euch zeigen, das es Spaß macht, sich selbst zu lieben."

Noch einmal holt er tief Luft.
Ich habe jetzt der ganzen Welt nahezu alles über mich erzählt und mich dabei angreifbar und noch mehr verwundbar gemacht. Aber ich bereue es nicht, denn ihr werdet mich dafür nicht verurteilen. Und den anderen höre ich ab jetzt nicht mehr zu. Wir Member von BTS werden jeden Sturm miteinander bestehen, denn wir sind uns so nahe, dass kein Blatt Papier dazwischen passt. Und Big Hit und PD stehen zu uns ohne jedes Wenn und Aber. Wir werden nicht gemanagt oder zu irgendwas gezwungen - wir werden gefördert und ermutigt und geschützt. Und das ist es, was zählt.
Jetzt bin ich erleichtert, weil ich mir alles von der Seele geredet habe. Jetzt freue ich mich auf heute Abend. Wir sehen uns. ARMY's - Ich liebe euch!"

Jimin hält zwei Fingerherzchen in die Kamera. Dann hält er die Luft an und wartet, bis die Kamera aus ist, bevor ihm wieder die Tränen kommen und er scheu zu seinen Freunden schaut. Sie knuddeln ihn immer wieder. Sie müssen nichts sagen. Sie sind einfach stolz auf ihn und werden ihn durch den nächsten Konzertabend tragen. Und den nächsten. Und jeden weiteren.

Namjoon und Guk gehen an den PC, um das Statement sofort selbst mit englischen Untertiteln zu versehen. Weil es schnell gehen soll, lassen sie ein paar Kontakte spielen, damit Übersetzungen in möglichst vielen Sprachen gleichzeitig bei Youtube auftauchen. Dann stellen sie Jimins Botschaft auf allen Kanälen online, im Fan-Café und auf Twitter machen sie noch darauf aufmerksam und bitten, es besonders mit der italienischen ARMY zu teilen, damit möglichst viele schon heute Abend Bescheid wissen. Und machen nun sofort den PC aus. PD war informiert, dass Jimin sich für diesen Weg entschieden hat, und war im Hintergrund dabei. Er hat dafür gesorgt, dass ab jetzt daheim in Seoul mehrere Tage lang rund um die Uhr drei Mitarbeiter alle Reaktionen checken und das Wesentliche festhalten, im Zweifelsfalle sogar Anzeige erstatten. Bevor er in sein eigenes Zimmer geht, nimmt er einfach Jimin einmal fest in den Arm.
"Danke für dein Vertrauen. Ich glaube ganz fest an dich!"

„Schlafen?"
Tae sieht ihn fragend an.
Jimin nickt erschöpft.
„Aber nicht allein sein!"
Schnell greift er nach Taes Hand.
„Kein Problem."
Breites Grinsen.
„Das war sooo langweilig, da kann ich jetzt problemlos auch ein Schläfchen vertragen."
Tae wackelt provokant mit den Augenbrauen. Dann springt er schnell zur Seite, weil Jimin versucht, ihm in die Seite zu pieksen. Kurz vorm Einschlafen flüstert Tae ihm noch etwas zu.
"Ich bin so unglaublich stolz auf dich. Du weißt gar nicht, WIE stark du eigentlich bist! Das wird ein toller Abend heute, da bin ich mir sicher."

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9.1.2019 - 5.4.2019 - 17.11.2019
5.4.2020

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