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Song: Christmas Lights - Coldplay

Lustlos falte ich einen weiteren Baby-Strampler und lege ihn zurück auf den Stapel aus blauem Frottee.
Vor dem Fenster toben die Schneeflocken und im Laden befindet sich eine letzte Kundin, die anscheinend keine Sorge hat, rechtzeitig nach Hause zu kommen, bevor das Straßennetz zusammenbricht.

Dieser Job stand definitiv nicht auf meiner Liste von Dingen, die ich gerne einmal ausprobieren würde.
Aber er war meine Rettung, nachdem meine Stelle in der Redaktion von The Bold Type gestrichen wurde.
Jodie, die Ladeninhaberin, hat mir eine Chance gegeben, als ich kurz davor war, meine Wohnung in Downtown zu verlieren.

Es ist schon lustig, wie der Staat erwartet, dass man weiterhin seine Miete bezahlen kann, ohne ein Einkommen zu haben.
Die Alternative zu Kleinkinderklamotten und Spielzeug bis zur Altersstufe sechs war ein unbeständiger Arbeitsplan hinter dem Drive-In-Schalter einer Fastfoodkette.

Somit falte ich also liebend gerne Miniaturkleidung und sortiere Plastikenten ihrer Größe entsprechend in Regale ein. Die restliche Zeit stehe ich mir die Beine in den Bauch und lauere auf Kundschaft, die meistens nur am Nachmittag im Laden einfällt.
Jodie ist optimistisch, dass ihr Kleinunternehmen in den nächsten Jahren Fuß fassen wird.

Ich hingegen würde gerne mal einen Blick in ihren Finanzplan werfen und sie fragen, mit welchen Zahlen sie diesen Optimismus begründet. Kinder zu lieben und Eltern ein schönes Einkaufserlebnis bieten zu wollen, reicht leider nicht aus, um sich als kleines Unternehmen in einer harten Stadt wie Washington zu etablieren.

Aber solange Jodie mich noch bezahlen kann, soll es mir egal sein. Es ist nicht so, dass ich noch nicht versucht hätte, sie auf die roten Zahlen aufmerksam zu machen, die sie mit Sicherheit seit drei Monaten schreibt. Doch jeder muss seinen eigenen Kampf kämpfen.

Ich bin gerade dabei, einen kleinen Elch mit roter Hose und roter Jacke im Schaufenster zu platzieren, da klingelt das Glöckchen über der Ladentür.
Kurz hoffe ich, dass sich die Kundin im gelben Mantel endlich dazu entschieden hat, zu gehen, aber zu meiner Ernüchterung betritt eine weitere Frau den Laden.

Ich grüße sie und rücke den ausgestopften Elch zurecht, sodass er mittig auf den weißen Holzschlitten sitzt, den Jodie vor ein paar Tagen eigens angemalt hat.

Mir entfährt ein leises Seufzen, als ich mein fertiges Werk betrachte.
Früher habe ich Weihnachten geliebt. Wäre ich fünfzehn Jahre jünger, würde ich mir wahrscheinlich draußen die Nase am Glas platt drücken und meine Eltern anflehen, mir diesen blöden Elch zu kaufen.

Aber heute, mit sechsundzwanzig, sehe ich nichts außer das leere Versprechen, das dieser Elch symbolisiert. Weihnachten ist nur ein weiterer Tag eines durchschnittlichen Monats in einem ordinären Jahr.
Manchmal wünsche ich mir, ich könnte zurück in dieses Gefühl schlüpfen, dass mich als Kind um diese Jahreszeit erfüllt hat.

Als ich noch in Cripple Creek lebte und sich die Straßen jedes Jahr pünktlich zum ersten Dezember in ein buntes Lichtermeer verwandelten und die ersten Touristen in die Stadt strömten, um die Pensionen zu beziehen.
Lange Abende mit meiner Mutter und meinen Schwestern, in denen wir für die Nachbarschaft backten und dabei die immer gleichen Weihnachtslieder hörten.

Ich vermisse diese Phase meines Lebens, aber ich kann nicht zu ihr zurückkehren.
Während der College-Zeit kam ich als gestresster Sophomore nach Hause und fühlte mich wie eine Fremde in meiner eigenen Heimatstadt. Wenn man einmal die große weite Welt außerhalb Colorados gesehen hat, kann man sich kaum noch an das Bild der altertümlichen Straßen gewöhnen, die dem Filmset eines Western gleichen.

In Cripple Creek scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, aber wenn man die Stadt einmal verlässt, läuft sie plötzlich weiter.
Und so kam es, dass ich meine erste eigene Wohnung nur im ersten Winter festlich hergerichtet habe. Danach reichten eine Kerze und Lichterketten für meinen Geschmack völlig aus.

Bevor ich meinen Traumjob bei The Bold Type bekam, flog ich jedes Weihnachten nach Hause. Doch dann ging die Arbeit vor und ich machte jedes Jahr aufs Neue Überstunden für das Weihnachtsspecial.
Dieser kleine Elch vor mir kann nichts für meine schlechte Stimmung. Eigentlich kann dafür niemand etwas - außer mir selbst.

Ich wende mich von dem Kuscheltier ab und bemerke, dass die zweite Kundin an der Kasse steht und bezahlen möchte.
Ich scanne ihre Artikel ein, halte ihr das Kartengerät hin und wünsche ihr einen schönen Abend. Sie dankt mir mit einem aufgesetzten Lächeln. Der anstrengende Tag im Büro steht ihr ins Gesicht geschrieben.

Ihr Concealer sammelt sich in den feinen Falten unter ihren Augen und ihr Lippenstift zeichnet sich nur noch als dunkle Linie an den Rändern ihrer Lippen ab. Ihre Stirn glänzt und ihre Augen sind klein.
Ich wette, ich gebe ein ähnliches Bild ab.
Sie eilt mit ihrem Einkauf aus dem Laden, während die andere Frau zum dritten Mal den gleichen Strampler in die Höhe hält.

In diesem Moment kommt Jodie aus dem Hinterzimmer. Ihre nussbraunen Haare sind zu einem hohen Dutt zusammengefasst und ihre manikürte Hand klammert sich wie immer an eine Teetasse.
"Harper", sagt sie mit weichem Ton.
Sie bemerkt meinen irritierten Blick zu der letzten Kundin des Tages.

"Ist schon in Ordnung. Du kannst nach Hause fahren, bevor der Schnee die Straßen lahmlegt. Ich mache den Kassensturz heute mal allein."
Ihr gutmütiges Lächeln gleicht dem meiner verstorbenen Großmutter und nicht dem einer Mitte vierzigjährigen Frau.

"Bist du dir sicher? Es wäre kein Problem, wenn-"
"Nein, alles in Ordnung. Du hast für heute genug getan, um dir deinen Urlaub zu verdienen."
Sie zwinkert mir zu und schiebt sich neben mich an die Kasse.
Mit ihren leise gesprochenen Worten spielt sie auf meine Extraschichten an, die ich machen muss, um am Mittwoch nach Colorado fliegen zu können.

Bei dem Gedanken verdreht sich mein Magen.
In nicht mal einer Woche brauche ich einen halbwegs präsentierbaren jungen Mann an meiner Seite, der mit mir durch das halbe Land fliegt, um meine Eltern kennenzulernen.
Eine kleine Stimme - die auch immer Jodies Optimismus zunichtemachen will - sagt mir, dass sich niemand auf mein Ausschreiben auf meinen Dating-Profilen melden wird.

Jedenfalls niemand Ernstzunehmendes.
Natürlich hatte ich in den letzten Wochen Nachrichten in meiner Inbox, aber sie waren allesamt von Ironie durchzogen oder die Absender dachten, ich wollte nur etwas Interessantes in meine Bio schreiben, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Ich brauche dich für das Weihnachtsfest bei meiner Familie, war vielleicht doch nicht der beste Anstoß, um mögliche Kandidaten anzulocken.
Auch wenn ich im Folgenden geschrieben habe, dass im Gegenzug eine gratis Reise in das Weihnachtsidyll von Colorado inbegriffen ist.

Sogar ein gratis Flug, den ich dank Nicoles extra Meilen finanzieren kann.
Sie, als die perfekte, älteste Tochter fliegt natürlich jedes Jahr mehrmals zu unseren Eltern, auch wenn es sie mittlerweile nach Seattle verschlagen hat.
Möglicherweise wirke ich aber durch dieses Angebot wie eine Männer-Mörderin, die ihre naiven Opfer mit unrealistischen Ködern locken will...

Auf der anderen Seite denke ich mir; es ist das Internet. Dort gibt es nichts, was es nicht gibt.
Jodie sieht mich unverwandt an und hat keine Ahnung, was gerade in mir vorgeht.
"Das ist lieb, Jodie, danke", ringe ich mir ab und umfasse kurz ihren Arm.
"Das ist die Weihnachtsstimmung", grinst sie, ihre Augen sind dabei auf die verbliebende Kundin gerichtet. "Freust du dich schon auf deine Familie?"

Ich schlucke und schiebe die Ärmel meines Pullovers hoch.
"Ja, natürlich." Ich weiß nicht, ob das eine Lüge ist.
Es ist ungewöhnlich für mich, fast den gesamten Dezember bei meinen Eltern zu verbringen.
Die letzten Monate waren hart für meine Familie, besonders für meinen Dad. Deswegen hat uns Mom gebeten, nach Hause zu kommen, sodass wir alle, als große, glückliche Familie, die Vorweihnachtszeit verbringen können. So wie früher.

Nur, dass wir alle so tun werden müssen, als wäre alles so wie früher.
"Ich beneide dich wirklich, aus so einer zauberhaften Stadt zu kommen", fährt Jodie fort. "Dort ist wenigstens noch alles authentisch und heimelig."
Ich weiß nicht, was sie meint. Die alten Straßen und Bauten, die einer Restaurierung bedürfen? Oder den Fakt, dass meine Heimatstadt praktisch im Nichts liegt und der einzige aufregende Ausblick durch die Bergkette gen Osten geboten wird?

"Wir können gerne tauschen und du fährst für mich dorthin", schlage ich vor.
Meine Chefin lacht. Sie hat keine Ahnung, dass ich diese Aussage beinahe zu hundert Prozent ernst meine.

__________________________

Hello my Loves!
Happy Weekend wünsche ich euch :)
Es fühlt sich irgendwie komisch an, dass wir noch keinen Advent hatten, oder?

Ich habe heute die ersten Kekse gebacken. Jetzt muss ich mich beherrschen, sie nicht gleich alle auf einmal aufzuessen haha

Hier kommt mein kleiner Musik-Jahresrückblick (lasst mir gerne euren in den Kommentaren da! :) )

Top-Künstler:

1. Dominic Fike

2. Fred again..

3. Taylor Swift

4. Sam Fender

5. Skrillex

(Dominic & Fred habe ich im April im Coachella-Livestream entdeckt. Das sie meine Favs geworden sind, muss ich, glaube ich, nicht erwähnen... xD)

Top-Songs:

1. Rumble - Skrillex, Fred again, Flowdan

2. Dancing In The Courthouse - Dominic Fike

3. Ant Pile - Dominic Fike

4. Jungle - Fred again..

5. Felll Good - Slowthai

All my Love,
Lisa xoxo

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