(197) Die Drachenchefin

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Das ist meine Abgabe für den "New Year's Fiesta 2023" Wettbewerb von WattpadKaffeehausDE & co.

Diese Geschichte möchte ich ArIni1993 widmen, da sie mir gezeigt hat/haben, wie wichtig Humor in einer Geschichte ist ❤!

Deswegen hoffe ich, dass ich es geschafft habe, einen halbwegs humorvollen Text zu verfassen!

***

Abschnitt 1

Ihren ersten Kaffee hatte Olivia Lehner damals das erste Mal getrunken, als sie sechzehn Jahre alt war. Seitdem mochte sie diese Art von Getränk nicht: Mit der braunen Farbe, dem Geruch und besonders mit dem Geschmack des Koffeins hatte sie sich noch nie anfreunden können. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen bevorzugte Olivia es, in der Früh Tee zu trinken.
Sie verstand nicht, weshalb ohne Kaffee das Aufstehen am Morgen für viele Leute unmöglich war.

Olivia verzog ihr Gesicht, als ihr Blick auf die Tasse fiel, in der sich die von ihr verhasste braune Brühe befand. Natürlich war diese nicht für sie selbst gedacht, sondern für Frau Schneider, welche sie böse ansah, als Oliva bei der Tür ihres Büros hereinspazierte.

„Eine Viertelstunde, Mrs. Lehner? Denken Sie, dass Sie hier als Schnecke eingestellt sind?", rief Mrs. Schneider ihrer Angestellten entgegen, welche mit einem Blick auf ihre Armbanduhr festgestellt hatte, dass sie beim Kaffee machen, wieder einmal getrödelt hatte.

Olivia hasste es, wenn sie von ihrer Chefin herumkommandiert wurde, als wäre sie der letzte Dreck. „Nein, natürlich nicht! Tut mir sehr leid", stammelte sie, während sie noch immer in der Türe stand. Zu viel Angst hatte sie davor, dass ihre wütende Chefin ihr gleich an die Gurgel gehen würde.

„Wollen sie da etwa Wurzeln schlagen? Ein bisschen schneller, wenn's geht!", fuhr sie Olivia an und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Olivia war sich sicher: Sie musste einen Zahn zulegen, bevor sie von ihrer Chefin mit bloßen Händen erwürgt wurde. Mit schnellen Schritten lief sie auf den Schreibtisch ihrer Vorgesetzten zu. Doch als sie etwa einen Meter vor Mrs. Schneider stand, verlor sie auf Grund ihrer Versace High Heels, welche über zehn Zentimeter hoch waren, das Gleichgewicht: Sie landete mit der Brust auf dem Schreibtisch von Mrs. Schneider, während der braune Inhalt der Tasse sich auf der weißen Bluse ihrer Vorgesetzten verteilte.

Schmerzhaft richtete sich Oliva auf, bevor sie in das Gesicht des Teufels blickte: Der Kopf ihrer Chefin war rot angelaufen, während sie ihre Stirn runzelte. In den sechs Monaten in denen Olivia hier arbeitete, hatte sie Mrs. Schneider noch nie so wütend gesehen.

Und das, obwohl Oliva sie schon oft zur Weißglut gebracht hatte und deshalb eigentlich genau wissen sollte, wie sie sich gegenüber ihrer Chefin zu verhalten hatte: 1) Mrs. Schneider hasste es, geduzt zu werden. 2) Unpünktlichkeit wurde mit einem Todesblick bestraft, welcher jeden Menschen erschaudern ließ. 3) Scherze zu machen war ebenfalls nicht erwünscht, da Mrs. Schneider mit ziemlicher Sicherheit keinen Humor besaß.

Und nun wusste Olivia auch, dass es ein Todesurteil war, ihr unabsichtlich Kaffee über die Bluse zu schütten. Ihre Vorgesetzte erhob sich langsam von ihrem Sessel und stützte sich mit beiden Händen an ihrem Tisch ab, während sie Olivia eine erweiterte Form ihres Killerblicks zuwarf: Die Augen ihrer Chefin waren weit geöffnet, während sie es dennoch schaffte, ihre Stirn zu runzeln.

Olivia schluckte. Ihr Anblick ließ die Angestellte erschaudern, als sie in die finstere Miene ihrer Chefin blickte. Es war so, als würde Olivia die Person gegenüberstehen, vor welcher sie sich schon als Kind immer gefürchtet hatte: Der Grinch. Und das in einer Version, die nicht für Kinder gedacht war.

„Du Göre! Raus mit dir! Du bist gefeuert!" gröllte sie. Es war also Zeit für Oliva, die Beine in die Hand zu nehmen und schnellstmöglich aus dem Büro ihrer Chefin zu flüchte, bevor ihre Vorgesetzte ihre wahre Gestalt annahm und sich in einen feuerspuckenden Drachen verwandelte.

„Verdammt", fluchte sie, als Olivia das Gebäude, in welchem sie ein halbes Jahr als Sekretärin gearbeitet hatte, verließ. Wo sollte sie denn jetzt das Geld für ihre Miete herbekommen?

Eines war auf jeden Fall ausgeschlossen: Ihre Eltern würde sie ganz bestimmt nicht um Rat fragen, immerhin war es noch gar nicht so lange her gewesen, dass Olivia ihnen einen Vortrag darüber gehalten hatte, dass sie nun endlich bereit dazu war, auf eigenen Beinen zu stehen.

🐉

„Du könntest ein Buch schreiben", schlug ihr Magnus vor, welchen Olivia seit dem Kindergarten als ihren besten Freund bezeichnete, und seit einem Jahr auch offiziell als ihren Schwager.

Gleich nachdem Olivia gekündigt wurde, hatte sie sich auf den Weg zu der Wohnung ihrer kleinen Schwester Helena gemacht, um ihr ihr Leid zu klagen.

Es war mehr oder weniger Zufall gewesen, dass Magnus und Helena sich diese Woche von der Arbeit freigenommen hatten, was auch der Grund dafür war, dass Olivia bei ihnen zu Hause überhaupt jemanden angetroffen hatte. Für gewöhnlich waren beide nämlich viel beschäftigte Versicherungsleute.

„Ein Buch?", fragte Olivia und Magnus nickte. „Ja, wieso nicht. Du konntest doch schon immer gut schreiben. Wieso versuchst du es nicht mal?", meinte er. Olivia dachte darüber nach, ob Magnus sich nicht bewusst darüber war, dass es nicht leicht war, Autorin zu werden. Außerdem wurde man durch diese Tätigkeit nicht von heute auf morgen Millionär.

„Ja, wieso nicht. Als wir kleiner waren hast du mir immer alle möglichen Geschichten erzählt. Ich fand sie immer toll", mischte sich nun Helena ein. Es war eine Überlegung für Oliva wert, mit dem Schreiben zu beginnen.

„Und wenn du finanziell ein paar Probleme bekommen solltest, nehmen wir dich im Notfall gerne bei uns auf, oder Magnus?", fuhr Helena fort. „Klar", stimmte er zu und Olivia lächelte die beiden dankbar an. Was hatte sie nur für ein Glück, die zwei zu haben!

„Ich werde sofort beginnen zu schreiben. Danke euch beiden!", verabschiedete sie sich und verließ nach ihrem kurzen Besuch die Wohnung wieder. Dann machte sich in einem schnellen Tempo auf den Weg nach Hause.

Keine halbe Stunde später saß Olivia hoch motiviert ein Buch zu schreiben, mit dem Laptop auf ihrer Couch und starrte gebannt auf das noch leere Word Dokument.

Die Idee etwas zu schreiben war gut, allerdings wäre es leichter gewesen, wenn Olivia wüsste, worüber sie schreiben sollte.

Aber weil sie schon immer sehr kreativ war, dauerte es nicht lange und Oliva hatte die erste Hürde überwunden: Es stand fest. Sie wollte ein Kinderbuch schreiben. Am besten eines über eine Gruppe von Kindern, die die Stadt vor einem bösen Drachen retteten, der alles um sich zerstörte. Es kam ihr gelegen, dass sie bereits einen Namen für den Drachen hatte: Darleen. Benannt nach dem Vornamen ihrer ehemaligen Vorgesetzten, Mrs. Schneider.

Nach kurzer Zeit wurde Olivia allerdings klar, dass es keine einfache Sache war, ein Buch zu schreiben. Es würde Tage, wenn nicht sogar Monate brauchen, bis sie fertig war. Enttäuscht seufzte sie. Olivia musste sich also einen Plan B einfallen lassen, um nicht bald mit einem leeren Bankkonto dazustehen.

Sie griff nach der Zeitung, welche sich schon seit Tagen auf ihrem Couchtisch vor sich hin vegetierte und blätterte auf die Seite mit den Stellenanzeigen, wo gleich drei freie Stellen beworben wurden: 1) Reinigungskraft in einem Club 2) Nachmittagsbetreuer für Kinder 3) Maskottchen in einem Supermarkt.

Natürlich gab es für Olivia nur einen Job, der zu ihr passen könnte: Nachmittagsbetreuerin. Erstens, weil sie sehr gut mit Kindern klar kam und zweitens, weil sie ihnen aus ihrem Buch vorlesen konnte, um zu sehen, wie die Kleinen darauf reagierten.

Sie würde also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Keine Geldnot und kostenlose Kritiker für ihre Geschichte.

Noch am Selben Tag verfasste Olivia die perfekte E-Mail, die sie als die beste Kandidatin für den Job darstellte.

***

Abschnitt 2

„Ich hab den Job!", erzählte sie stolz knapp zwei Wochen später Helena und Magnus, die für eine Tasse Tee zu Besuch gekommen waren. „Wirklich?", fragte Magnus verblüfft, weshalb ihm Olivia einen bösen Blick zuwarf. „Wieso bist du so überrascht? Dachtest du etwa, die würden mich nicht nehmen wollen?" „Doch, natürlich, Olivia", verteidigte er sich, „Ich war mir sogar sicher, dass sie dich nehmen."

„Wann ist denn dein erster Arbeitstag?", wollte nun Helena wissen. „Ach, ich arbeite schon seit fünf Tagen dort", antwortete Olivia und ihre Schwester sah sie entsetzt an. „Was? Und das sagst du uns nicht?", beschwerte sie sich und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Ich bin eben noch nicht dazu gekommen, es euch zu erzählen", rechtfertigte sich Olivia, „Aber was zählt ist doch, dass mir der Job besser gefällt als mein Alter. Und außerdem habe ich den Kindern die Hälfte meines Buches vorgelesen, und sie sind begeistert. Zwei von ihnen haben mich sogar schon gefragt, wann ich es endlich weiterschreibe."

„Das ist doch toll! Ein gutes Zeichen dafür, dass sie dich vielleicht bei einem Verlag nehmen, wenn du es an einen schickst", meinte Magnus und Olivia nickte. „Ich denke es wird in etwa zwei bis drei Wochen fertig sein. Kommt darauf an, wie viel Zeit ich dafür habe", sagte Olivia. „Das Problem ist nur, dass meine Bezahlung nicht sehr großzügig ist, und ich wohl umziehen muss. In eine kleinere Wohnung." „Aber du liebst doch deine Wohnung. Und eine die kleiner ist als die, in der du jetzt lebst wird es doch kaum geben", behauptete Magnus.

Unrecht hatte er damit nicht gehabt, denn Olivias Wohnung war wirklich nicht sehr groß: Das Wohnzimmer, das Esszimmer sowie die Küche und das Schlafzimmer, waren in einen kleinen Raum gequetscht, genauso wie das anliegende Bad und die Toilette.

„Wie wir dir schon gesagt haben. Du kannst auch gerne für eine Zeit bei uns einziehen. Das Angebot steht noch", erinnerte Helena ihre große Schwester. „Ich weiß nicht. Ich möchte euch immerhin nicht zur Last fallen", meinte Olivia.

Natürlich war es ein nettes Angebot von Helena und Magnus, andererseits verzichtete Olivia gerne darauf, von ihrer kleinen Schwester abhängig zu sein. Notfalls würde ihr allerdings nichts anders überbleiben, als den Vorschlag der beiden anzunehmen.

🐉

Es dauerte keine Woche und Olivia war mit ihrem ersten Buch fertig. Es umfasste insgesamt 150 Seiten: Eine Geschichte für Kinder in dem Alter von vier bis acht Jahren. Stolz versendete sie ihr Werk an einen der renommiertesten Verlage, und natürlich an viele andere. Obwohl Oliva wusste, dass die Chance, dass ihr Buch dort veröffentlicht wurde, sehr gering war, glaubte sie fest daran, schon bald eine positive Rückmeldung zu bekommen.

„Du hast es ernsthaft bei ‚Schreiben statt Schweigen' eingeschickt? Ist dir bewusst, dass die dort kaum einen nehmen?", belehrte Helena ihre Schwester, wie sie es öfter gerne tat. „Ja, was ist denn dabei, die werden mein Talent schon erkennen", behauptete Olivia. In ihrer Hand hielt sie ihr Handy, durch welches sie ihrer Schwester nach einem Monat die verspätete Neuigkeit über die Vollendung ihres Buches, und die Einsendung bei dem Verlag mitteilte.

„Aha. So überzeugt von dir selbst kenne ich dich ja gar nicht", meinte sie. „Das Schreiben hat mich eben zu einem völlig neuen Menschen gemacht", erzählte Olivia stolz.

Es war die Wahrheit gewesen: Durch das ganze Lob, welches sie von den Kindern in der Nachmittagsbetreuung für ihr Buch bekommen hatte, war Olivia zunehmend selbstbewusster geworden.

„Biep, biep", meldete sich plötzlich ihr Computer zu Wort. Olivia nahm ihn in die Hand, um zu sehen, was los war. „Gib mir eine Sekunde, Helena. Ich habe eine E-Mail bekommen", sagte sie zu ihrer Schwester und las sich schnell die Nachricht durch, welche sie gerade erhalten hatte: Der Verlag hatte sich bei ihr gemeldet, um ihr mitzuteilen, dass ihr Kinderbuch schon bald veröffentlicht werden würde!

„Die haben mich genommen", sagte sie fassungslos. So schnell hatte sie definitiv nicht mit einer Zusage gerechnet. „Nein, du verarscht mich!", schrie Helena in den Hörer. „Magnus! Magnus! Komm her! Live hat es geschafft! Die haben sie im Verlag genommen!"

„Ich gratuliere!", hörte ich nun auch die Stimme meines besten Freundes, „Ich wusste ja, dass du es schaffst!"

🐉

Es dauerte nicht lange, und Olivias Traum, Autorin zu werden, erfüllte sich schon ein paar Monate später. Bewusst wurde ihr das allerdings erst, als sie es in einer Buchhandlung in der Kinderabteilung entdeckt hatte.

Nun gab es nur noch eine Sache nach der Veröffentlichung ihres Buches zu tun. Oliva kicherte wie ein kleines Mädchen, als sie ihr Vorhaben umsetzte: Sie ließ ihrer ehemaligen Vorgesetzten Mrs. Schneider ein Exemplar zukommen. Schade, dass Oliva ihr Gesicht nicht sehen konnte, wenn sie sah, dass der verhasste, böse Drache der Geschichte ihren Vornamen trug.

Ohne die Tasse Kaffee, welche sie über der Bluse von Frau Schneider verschüttet hatte, hätte ihr Leben wohl nie eine solche Wendung genommen! Vielleicht war die braune Brühe ja doch nicht so schlimm, wie Olivia immer dachte...

🐉

„Was zur Hölle ist das!", brüllte Frau Schneider, als sie ein paar Seiten des Kinderbuches durchgeblättert hatte, welches ihr von ihrer ehemaligen Sekretärin zugeschickt worden war.

„Megan! Kommen Sie sofort her und schreiben Sie mir eine Anzeige gegen Olivia Lehner, diese verdammte Göre!", schrie sie ihrer neuen Sekretärin zu, welche verängstigt das Büro ihrer Chefin betrat.

„Aber wieso, was hat diese Frau ihnen denn getan?", fragte sie schüchtern. „Stellen sie nicht so dumme Fragen und schauen Sie, dass Sie ihre Arbeit machen! Zum Daumendrehen habe ich sie nicht eingestellt!" „Aber...", stotterte Megan. „JETZT!!"

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