Kapitel 13 - Nevis

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Da war sie. Ich hatte das Gefühl, allein ihre Anwesenheit reichte aus, um das Zimmer und somit auch meine Laune zu erhellen. Vor ein paar Tagen hatte es bloß gereicht, um den Raum zu erleuchten. Heute strahlten der Raum, ich und zu guter Letzt mein Herz um die Wette.
"Salut, Nevis.", schüchtern hob sie ihre Hand zum Gruß. Wahrscheinlich dachte sie, weil ich in diesem Raum hockte, war sie dabei gescheitert, mir zu helfen.
Ich tat es ihr gleich. "Bonjour."
Ihr Blick deutete auf freudige Überraschung höchsten Grades.
"Ça va? - Wie geht es dir?"
"Mir geht es besser. Ich wollte mich bei dir bedanken für das, was du getan hast und entschuldigen für das, was ich getan habe."
"Ich verzeihe dir, denn eigentlich wollte ich mich bei dir entschuldigen, nicht umgekehrt."
"Das brauchst du nicht. Siehst du? Mir geht es auf jeden Fall besser. Was ist eigentlich passiert?"
Bellina überlegte lange, wie sie es erzählen sollte. Nach ein paar Minuten berichtete sie, dass sie auf Lennox Pan traf und sich nebenbei gesagt, schlecht fühlt, meinen besten Freund zu verpetzen. Um ehrlich zu sein hätte ich es mir nicht anders vorstellen können. Nox war ein hyperaktiver Kindskopf. Partys waren seine Art eine Menge Probleme zu lösen. Als seine Eltern sich arg stritten, schmiss er eine Party. Als er und sein Cousin sich um ein Mädchen prügelten und er verlor, ließ er es deftig krachen. Das war eben Lennox. Man konnte ihn nicht ändern, zugegeben, ich hatte es ausprobiert - kläglich gescheitert. Wenigstens hatte er es versucht und mich nicht vergessen. Liora und Melchior waren trotzdessen, dass er mich auf der Party im besoffenen Zustand angesprochen hat, weiterhin wütend und ignorierten mich. Ich konnte mich nur wage erinnern, wie ich Liora unabsichtlich einen Korb gegeben habe. Andererseits war es nicht ganz unabsichtlich. Ich stand nicht auf die Schwester meines Kumpels, glaubte ich jedenfalls.
"Darf ich fragen, wieso du mir eigentlich helfen wolltest?"
Auch das erklärte Bellina mir. Sie hatte von dem Fluch, welcher über meiner Schwester lag, gehört. Da sie es schade fand, dass viele Einwohner in Märchenland mitnichten glücklich schienen, machte sie es sich zum Ziel, das zu ändern. Märchenwald sollte strahlen, die Lebewesen sollten strahlen, glücklich sein. In den Zeitungen tauchte unter der Tragödie meiner Schwester mein Name auf. Dort stand etwas, wie: Der Prinz zog sich zurück, redete mit keinem, bließ Trübsal und kapselte sich ab. Das bewegte sie dazu, mich aus dieser Starre zu holen.
"Und ich hatte befürchtet, dass du dich an mich ranschmeißen willst.", bevor ich es verhindern konnte, hatte ich es laut ausgesprochen.
Ein verletzter Ausdruck legte sich auf ihr schönes Gesicht mit den lustigen, zugleich niedlichen Sommersprossen. Eine Sprosse gefiel mir besonders. Diese eine sah aus wie eine Rose. Dieses Mädchen, diese junge Frau war etwas Besonderes.
Bellina kam, um mich zu retten. Jetzt hatte ich sie mit meinen Worten auch noch verletzt. Na super. Ich war für solches nicht geeignet.
"So habe ich das nicht gemeint... Ich wollte damit sagen... Dass das andere gemacht hätten... Ich bin dir dankbar, dass du aus einem komplett anderen Grund bei mir bist... Für mich da bist... Wobei ich kein Problem hätte, würdest du es tun...", plapperte ich mich in den Untergang. Innerlich applaudierte ich für mich. Ich könnte sie auch gleich küssen und mich danach wegen den tomatenroten Wangen erschießen.
Bellina brachte mich total aus dem Konzept. Wieso nur?
"E-es ist alles gut, Nevis.", stotterte sie. Süß.
Wir schauten uns tief in die Augen. Eine ungewohnte, aber nicht unangenehme, Stille herrschte zwischen uns, sobald sich unsere Blicke begegneten. Auf einmal kamen jegliche Erinnerungen an sie in mir hoch. Die Frau war die schüchterne Prinzessin auf Bällen. Glatt hätte ich vergessen, dass sie eine Prinzessin ist. Oft stand sie mit der ebenfalls Rothaarigen Merida bei dem Schokobrunnen. Ihr Blick glitt dann ständig zu den tanzenden oder den küssenden Pärchen. Mir fiel ein, wie sie mir von sich erzählte. Sie war mit Rotkäppchens Sohn zusammen. Sie liebte es zu lesen und zu schreiben. Am liebsten schnulzige Romanzen. Ihr Traum war eine Zusammenarbeit mit Königin Cinderella. Und sie schrieb Briefe für ältere Märchenwaldbewohner. Dieses Mädchen war wahrlich ein herzensguter Mensch. Eine Schönheit. Hatte ich das gerade gedacht?
"Du bist also mit Connor zusammen?", fragte ich, obwohl ich nicht wusste aus welchem Grund ich das tat. Ich hoffte irgendwie, dass die beiden kein Paar mehr waren. Keine Ahnung, warum ich das hoffte.
"Nein. War ich. Vergangenheit. Wir haben uns getrennt, jedoch bleiben wir Freunde. Unsere Familien sind ebenso befreundet und er ist der beste Kumpel.", beschrieb sie. Aus irgendeinem Grund freute ich mich darüber, dass sie Single war.
Zuerst merkte ich gar nicht, dass meine Hand ihr eine Strähne hinter die Ohren schob, bis ihre Augen sich weiteten.
"Hat er eine Schwester? Das letzte Mal, als ich in der Schule war und er eine Präsentation halten musste, hatte man ihn mit einem kleinen Mädchen in den Armen als Hintergrundbild seines Laptops gesehen. Die Kleine sah ziemlich mager aus. Hatte keine Haare auf dem Kopf."
Sie schluckte. "Ich weiß nicht, ob ich das erzählen darf..."
"Du musst nicht.", beruhigte ich sie.
"Ja, das war seine Schwester. Ylvie war zu dem Zeitpunkt als wir uns kennenlernten an Krebs erkrankt."
"Das ist schrecklich..."
"Das war es, doch momentan blüht sie auf. Es geht bergauf. Ihre Haare sind zurück, sie geht zur Schule. Ihr Bruder ist oberaffenstolz auf Ylvie. Ich bin es auch. Für mich ist das kleine Wölfchen wie eine Schwester und Connor wie ein Bruder, deshalb konnten wir nicht zusammen bleiben. Wir sind wie Geschwister. Das ging nicht, verstehst du?"
Oberaffenstolz? Ich schmunzelte.
"Ich verstehe."
Die angenehme Stille zwischen uns brach erneut aus. Die Sommersprossen-Rose stach mir ins Auge. Dieses Mädchen war besonders, außergewöhnlich. Abwartend sahen mich ihre grünen Augen an. Oh Mann, sogar ihre Augen waren wunderschön. Gab es etwas an dieser Frau, was nicht besonders und oder wunderschön war?
"Warst du schon Mal befleckt?", gedankenverloren strich sie über den Sarg aus Glas.
"Was?!"
Klang das nur in meinen Augen, ich meine natürlich Ohren, seltsam?
"Das habe ich Mal in einem Roman gelesen. Nur ein Tag hieß der, von Gayle Forman, einer Autorin aus der Menschenwelt. Den habe ich gelesen, weil er teils in Paris spielte. Der Junge, er hieß Willem, fragte sie, ihr Name war Allyson, ob sie für einen Tag mit ihm nach Paris gehen würde und - kleiner Spoiler - sie sagte zu. In Paris erlebten sie ein Abenteuer nach dem anderen. In dem Rest der Geschichte geht es darum, wie sie versucht, ihn wiederzufinden."
"Kannst du mir zeigen, was es heißt, befleckt zu sein?", aus irgendeinem Grund versagte mir die Stimme. Mein Atem ging flach.
"Hast du einen Schokoriegel?"
"Äh, ja...", aus einem Korb voller Süßigkeiten reichte ich ihr einen. Dieses Mädchen verwirrte mich vollkommen. Ich wusste nicht mehr, wo sich oben oder unten, links oder rechts befand.
Bellina öffnete den Riegel und nahm die Spitze in den Mund, biss jedoch nicht ab. Es schien, als würde sie die Schokolade mit ihrem warmen Atem nur anhauchen.
"Gib mir bitte deine Hand.", forderte sie.
Ohne Wiederwillen reichte ich ihr meine Hand. Bellina drehte sie um und schmierte die Schokolade auf mein Handgelenk.
"Siehst du, das ist ein Fleck.", langsam nickte ich. Ich wusste, was ein Fleck war.
Die Schönheit streckte ihren Kopf nach vorne und leckte mir den Fleck weg. "Dieser Fleck steht für das Verliebtsein. Die Verliebtheit schwindet mit der Zeit, genau wie ein Schokofleck, den man ganz schnell und einfach weg putzen kann. Siehst du meine Sommersprossen?"
Ich krächzte: "Ja.".
"Egal, was ich mache, ich werde die Dinger nicht los."
"Das musst du doch aber gar nicht. Ich mag die.", flüsterte ich. Meine Stimme versagte mir.
"Es ist nur ein Beispiel, die sollen überhaupt nicht weg. Diese Sprossen stehen für wahre Liebe. Versuch es, doch du wirst sie nicht einfach weg wischen können. Wahre Liebe ist, wenn man diese bestimmte Person nicht vergessen kann, egal, was kommt."
Damit sie wusste, dass ich ihr zugehört hatte, strich ich zärtlich über ihre Sommersprossen-Rose. "Geht nicht weg." Ihr Atem ging flach.
"Ich glaube, Blanchette ist für dich diese Sommersprosse."
"Aber dann hätte ich sie wach küssen können...", meinte ich nachdenklich.
"Hast du es denn probiert?"
"Oft, ja."
"Oh. Dennoch habt ihr eine ganz besondere Art von Geschwisterliebe."
"Hat das dieser Willem oder diese Allyson genau so  erklärt?"
"Nein, Willem hatte das anders gemacht. Selbstbewusster und ohne das Wörtchen Geschwisterliebe. Bei ihm ging es um ein Muttermal. Ich gehe davon aus, dass Muttermale und Sommersprossen so ziemlich das Gleiche sind."
Nicht immer, nicht immer, dachte ich. Ihre Muttermale sind längst nicht derart besonders wie ihre Sprossen.
"Vielleicht sollte ich mich übrigens Mal vernünftig vorstellen. Ich meine, du hast in letzter Zeit viel von dir erzählt und ich habe dir nichts über mich preisgeben. Ich bin Nevis. Ich treibe gerne Sport - von Basketball über Tennis bis hin zu Fußball. Fußball habe ich ständig mit meiner Schwester gespielt.", mein Blick glitt über Blanchette. "Ohne sie würde es sich glaube ich falsch anfühlen..."
"Verständlich.", wie um ihre Antwort zu unterstreichen, spiegelte ihr Gesicht Verständnis. Sie blieb einzigartig. "Ich wüsste nicht, ob, wenn ich Maman verlieren würde, noch lesen könnte, ohne dauerhaft die Konzentration für die Handlungen zu verlieren."
"Du liest gerne?", lenkte ich vom Thema ab. Blanchette sollte nicht in Vergessenheit geraten, doch heute war ich noch nicht bereit, alles über sie zu erzählen. Bellina würde das verstehen, davon war ich komischerweise fest überzeugt.
"Ach ja, stimmt, hast du erzählt. Liebesromane, richtig? Ab und zu lese ich ebenfalls. Kennst du Harry Potter?"
"War Voldemort Tom Riddle?", sie kicherte. "JA!!"
"Hast du die Filme gesehen?"
"Nein, die Kritiken schreckten mich ab."
"Die sind der Wahnsinn! Falls du Lust hast, könnten wir... könnten wir die zusammen gucken... Ich habe die Filme allesamt auf DVD.", verlegen kratzte ich mich im Nacken. Ins Kino zu gehen, tat man beim ersten Date, aber wir würden die Filme schließlich bei mir zu Hause gucken, sofern sie wollte.
"Sind die wirklich nicht schlecht? Oder werde ich als der Harry-Potter-Bücher-Fan verstört sein?"
"Ich denke kaum, nein. Du solltest die gucken können, musst aber nicht.", ich grinste.
"Na gut, ich werde die Filme mit dir schauen. Sobald ich merke, dass sie schlecht sein sollten, schalten wir ab."
"Einverstanden. Wollen wir vorher essen? Ich habe einen Mordshunger."
"Ich... Ich brauche nichts."
"Sicher? Unser Koch ist eine wahre Koryphäe auf seinem Gebiet. Es würde ihn enttäuschen, wenn er von deinem Korb erfährt.", schwärmte ich.
"Überredet, ich will ja nicht, dass er sich wegen mir mies fühlt.", willigte sie überraschend schnell ein.
"Dann komm mal mit.", ich zog sie auf die Beine und mit ihrer Hand in meiner in das Esszimmer. Wie alles an unserem Palast, war das Zimmer viel zu groß. "Wollen wir danach oder nebenbei Harry Potter schauen?"
"Danach", bestimmte sie zurückhaltend.
Ich zog den Stuhl vom Tisch, ließ sie Platz nehmen und schob den Stuhl mit ihr zurück an den Tisch. Bellina bedankte sich höflich. Ihre Wangen färbten sich himbeerrosa.
"Gibt's den Film auf Sagflix?"
Sagflix war ein Streaming Anbieter aus unserer Märchenwelt. Er war für Streaming von verfilmten Sagen, wie zum Beispiel Die Ritter der Tafelrunde, zuständig. Der Boss des Anbieters war scheinbar unkreativ und nahm die Endung von Netflix dazu und vermischte die Namen. Das halbwegs lustige an dem Namen war das Sagflix klang, als würde man sagen "Sag flix", sprich man soll es umgehend flix oder schnell sagen. Wobei so lustig war das dann doch nicht.
Bevor Bellina antwortete, schüttelte sie den Kopf "Mit Glück hat es Netflix. Der Film und die Bücher sind aus der Menschenwelt. Ich dachte, du hättest die Filme auf DVD?"
"Ach ja, stimmt. Vergiss es, ich hatte es vergessen."
Vergiss es, ich hatte es vergessen?!? Das klang teils überaus dämlich.
Unser Koch, er hieß Foulques und war ursprünglich Franzose, grüßte uns mit einem Knicks. "Was wünscht Ihr zu essen, Prinz Nevis? Und Ihr, holde Maid - seid Ihr es etwa, Belle?"
"Foulques, Ihr? Unterrichtet Ihr gar nicht mehr das Kochen an unserer Schule? Ich bin Bellina.", korrigierte sie ihn.
"Oh, Bellina, stimmt. Jetzt wo Ihr es sagt, Liebes. Ihr steht der Schönheit Eurer Mutter in nichts nach."
"Merci."
"So, was kann ich Euch bringen?"
"Hast du zufälligerweise Pizza im Angebot?", meine Augen leuchteten gespannt auf. Ich hatte das Gefühl, ewig nichts mehr gegessen zu haben. Womöglich stimmte es sogar. Bis vor kurzem habe ich so gut wie nichts zu Essen zu mir genommen.
"In der Tat habe ich die im Angebot. Eure Mutter hatte heute einen Heißhunger auf das ungesunde, fettige Zeug. Ich habe sogleich mehrere gebacken."
"Möchtest du?", wandte ich mich an die Schönheit.
"Oui, merci."
"Que voulez-vous comme preuve de votre pizza? - Was möchtet Ihr als Belag auf Eure Pizza?"
Abwechselnd sah der Koch zwischen Bellina sowie mir hin und her. "Gäbe es Salami?"
"Oui, oui, sûre. Et toi, Nevis?"
"Ich würde ebenso Salami nehmen.", beantwortete ich seine Frage.
Wir beide waren überrascht. Ich, da ich nicht erwartet hätte, dass wir Salami im Haus haben und er, weil er nicht gedacht hätte, dass ich es essen würde. "Seit wann haben wir überhaupt Salami im Schloss?"
"Deine Mutter steckt mitten in der Schwangerschaft. Geschmäcker ändern sich dauernd."
Eigentlich ist Mutter Veganerin und als Familie zogen wir mit. "Ich soll dir ausrichten, dass du ruhig wieder Fleisch essen kannst. Der Königin ist bewusst geworden, wie sehr du und deine Schwester fleischige Nahrung braucht. Wegen Sport. Daher darf ich nun meine ganzen veganen Rezepte umstellen. Besser als meine gesamte Ernährung umzustellen.", grummelte unser Koch. "Darf es ein Wein sein? Ich bringe euch einen mit und ihr entscheidet."
"Sprichst du Französisch?", argwöhnisch sah Bellina mich an.
"Oui, sûre. Français, anglais, chinois et un peut irlandais. Französisch, Englisch, Chinesisch und ein bisschen Irisch. Deutsch ist meine Muttersprache. Welche Sprachen kannst du?"
"Französisch - meine Muttersprache. Deutsch und Englisch. Mon dieu, wie steigst du bei so vielen Sprach durch? Bei mir wird es bereits bei dreien schwierig, den Überblick zu behalten."
"Das ist gar nicht schwer, außerdem werden an dem Internat viele Sprachen gefordert. Ich überlege noch Griechisch zu lernen. Mal sehen."
"Das ist verrückt."
"Tja, ich bin verrückt.", gab ich lächelnd zu. Gedanklich formte ich ein Nach dir. Bellina brachte mich aus dem Konzept. Irgendwas stillte nicht mit mir. Ob das an dem Fluch meiner Schwester lag?
"Wie lange warst du nicht mehr in der Schule?", wollte sie wissen.
"Solange, dass dein Freund in der Zwischenzeit wahrscheinlich zum Klassenbesten aufgestiegen ist."
"Falls du magst, kann ich dir helfen drin schulisches Gedächtnis aufzufrischen."
"Ehrlich? Das wäre super!"
Der Koch brachte die frischen Pizzen. Es duftete. Mein Mund füllte sich mit Wasser bei dem Duft, dem Anblick.
"Außer in Mathematik. Mathe kann ich nicht."
Schon war Foulques verschwunden. Er hatte uns eilig Wein eingeschenkt und die Pizzen vor unsere Nasen gestellt.
"Mathe kannst du nicht? Wie passend. Ich muss mich etwas belesen, aber ich denke dann kann ich dir als Gegenleistung in diesem Fach unter die Arme greifen."
"Hast du morgen Zeit? Wollen wir das morgen machen?"
"Morgen wollte ich das erste Mal seit Längerem wieder zur Schule gehen. Am Nachmittag sollte gehen."
"Danke, Nevis."
"Das ist das Mindeste.", winkte ich ab.
Ich hielt ihr mein Weinglas zum Anstoßen hin. "Auf Mathe!"
Die Schönheit stöhnte, verzog angewidert das Gesicht. "Auf das schöne im Leben!", verbesserte ich mich.
"Aux belles choses de la vie!", stimmte die Schöne mir auf Französisch zu.
Wir erhoben die Gläser und stoßten an, auf das Schöne im Leben. Ich konnte nicht erklären, wie ich auf diese Schnappsidee gekommen war. Lag es an ihrem Aussehen? Oder lag es daran, dass das Leben echt schön war? Was hatte ich damit bloß gemeint?
"Miau.", jammerte unser schwarzer Kater kläglich.
"Habt ihr eine Katze?"
"Kater. Sein Name ist Herr Schnurrkatz. War die Idee meiner Schwester. Das ist der Kater der Bösen Königin. Die Psychopathin hat ihn unten bei den Zellen vor aller Augen versteckt. Irgendwie hat er es überlebt. Frag mich nicht wie. Wir vermuten, er hat Vögel und Ratten gefressen, die sich in seine Nähe trauten. Oder es gab dort einen hohen Vorrat an Futter, welches die ebenfalls versteckten. Nach Jahren entdeckten wir sie dann und Blanchette wollte das Tier unbedingt behalten. Gut möglich, dass ich es war, der es behalten wollte und den Namen ausgedacht hat. Du hast mehrere Hunde und einen Affen, stimmt's?", brachte ich das Gesprächsthema zurück auf sie.
Bellina antwortete: "Richtig. Fleur, Drôle, Lola, Artus, Noir und der Affe Lucile, beziehungsweise Lulu."
"Wodurch kannst du die Hunde auseinander halten?"
Genüsslich biss ich von der Pizza ab. Hierzu bräuchte es kein Besteck.
"Fleur ist eine Dackel, Drôle ein Beagle, Artus und Noir sind bissige Schäferhundszwillinge, bei den beiden wird es schon schwieriger und Lola ist ein Boykin Spaniel."
"Eure Hunde unterscheiden sich ja ziemlich. Und wie schaffst du das bei den Zwillingen?"
"Noir ist ein klitzekleines bisschen dunkler als Artus. Dazu ist Artus als Welpe im Hundesalon in ein verhextes Fellfärbemittelchen getreten. Seit dem ist seine linke Vorderpfote weiß statt bräunlich-schwarz."
Während Bellina sich ihren ersten Bissen von der Pizza mittels einer Gabel in den Mund steckte, schob sie mir ihr Handy zu. Auf dem Foto waren ihre Hunde und der Affe abgebildet. Lucile, so hieß er, hing an einem Ast. Die Hunde saßen darunter und guckten brav in die Kamera. Der Dackel fühlte sich wie eine Anführerin, denn ihr Kinn reckte stolz in die Höhe.
"Drôle ist ein Tollpatsch, nehme ich an?"
"Mh-mh.", das nahm ich als Ja.
"Schmeckt's dir?"
"Très bien."
"Pour moi aussi."
Ich schenkte uns Wein an. Argwohn blickte mir entgegen. "Sicher, dass du das mit dem Alkohol schon übertreiben solltest?"
Ich setzte das Glas ab. "Du hast Recht. Ich werde meinen Vater fragen, ob er meinen Wein austrinken mag."
"Ich bin Französin und somit an Wein gewöhnt. Ich kann ihn austrinken.", bat die Schöne an.
Also reichte ich ihr mein Glas und aß die Pizza auf.
"Warst du bereits in Menschenwald?"
"Nicht sehr oft. Papa erinnern die Leute an seine Zeit als Biest und Maman schreckt ebenso davor zurück. Die Menschen sind in den Jahren angeblich schlimmer geworden. Laufen ziellos durch die Gegend ohne Magie, ohne Hoffnung. Mein Lehrer hat mir angeboten, mich bei einem Austausch zu unterstützen. Deswegen überlege ich teilzunehmen. Das Problem ist, ich will meine Familie nicht zurücklassen."
"Früher einmal hatte Mutter eine Menge Hater in der Menschenwelt. Sachen wie Schneewittchen - kein Arsch, kein Tittchen oder Schneewittchen - das heiße Flittchen waren da noch das kleinere Übel. Zum Glück hat sich das gelegt, sodass wir in Märchenwald nun dauerhaft jedes Jahr Urlaub machen. Du kannst ja mit uns mitkommen.", schlug ich vor. Mal wieder ohne ein Blatt vor den Mund genommen oder nachgedacht zu haben. "Gerne. Pourquoi non?"
Bellina aß ihre Pizza auf. Foulques brachte uns jedem ein Macaron. "Pour toi, ma belle princesse."
Wahrscheinlich sollte ich sauer oder eifersüchtig sein, doch ich freute mich, dass unser Koch seine Freude daran hatte, die schöne französische Prinzessin zu bedienen.
Obendrein konnte ich mich nicht beschweren, denn nach einer kleinen französischen Diskussion, welche Macarongeschmacksrichtung die Beste sei, bekam auch ich das kleine Mandelgebäck in die Hand gedrückt. Bevor Foulques gehen konnte, bat ich ihn noch um frisches Popcorn. "Oui, oui, kommt sofort!"

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