28. Airplanes

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Die Sonne knallte vom Himmel herab und sorgte für schmelzendes Eis, Sonnenbrände, heißen Sand unter den Füßen und angenehmes Meerwasser.

Der Bondi Beach war wahrscheinlich sogar noch voller als normalerweise, vor allem, weil sich eine große Gruppe junger Leute am rechten Ende des Strandes breit gemacht hatte, gleich in der Nähe der Steine, die ins Meer und ins Gesträuch führten.

Gemeinsam hatten die Projektmitglieder ihren Strandausflug wenige Tage nach dem letzten Auftritt organisiert und schon morgens um neun hatten die ersten von ihnen begonnen, sich einzurichten. Ab zwei waren alle versammelt, Lotor und Allura hatten es geschafft, drei Grills aufzutreiben, die Ryan nun mit James und Ina begann, zum Laufen zu bringen und Pidge war gemeinsam mit Hunk eingeladen worden, um für Musik und kleine Happen zu sorgen, die der angehende Koch mit Freuden zubereitet hatte.

Lance hatte seine Gitarre mitgenommen und Zethrid hatte sich eine Conga besorgt, damit sie ebenfalls für etwas Musik sorgen konnte.

Bei Keiths Ankunft strahlte ihm schon von weitem Alluras pinker Doughnut entgegen, mit dem sie gerade auf dem Wasser trieb und Lotor somit ein verständnisloses Stirnrunzeln entlockte.

"Stand das auf der Beschreibung, als ich sie mir angeschafft habe?", fragte der Cellist leise und Keith grinste.

"Nein, aber du hast das all inclusive Packet bekommen, also glaube ich, ist es das wert", schmunzelte er und der Musiker nickte zustimmend.

"Und?", fragte er, während Romelle und Ezor gemeinsam Eisbestellungen aufnahmen, um gesammelt kaufen zu gehen, "Was sind deine Pläne, wenn das alles vorbei ist? Zurück nach Tokio?"

Keith seufzte.

Die Frage hatte er sich auch schon gestellt und war ihr bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen.

"Ich weiß es nicht", gab er zu und sein Blick schweifte zu Lance hinüber, der gerade ins Wasser watete, kurz darauf hineinsprang und in Alluras Richtung schwamm- wahrscheinlich wollte er sie erschrecken. "Ich werde früher oder später so oder so nach Tokio zurückmüssen, schließlich habe ich eine Wohnung dort. Aber ich glaube schon, dass ich wieder hier her zurückkommen werde- ich würde Sydney sonst zu sehr vermissen.
Außerdem muss ich jetzt auch nach einem Job oder so suchen, vielleicht etwas Unterricht geben, nach einem Orchester schauen, das mich aufnehmen möchte, sowas halt.
Und wegen Lance möchte ich natürlich auch nicht einfach gehen."

Er verstummte und Lotor nickte verständnisvoll. Der Cellist hatte schon am Tag nach der letzten Aufführung eine Anfrage von einem Dirigenten bekommen, dessen Orchester in New York spielte und gerade einen Platz in der zweiten Cellostimme frei hatte. Für ihn würde die Entscheidung sicherlich auch nicht leicht werden.

"Weißt du, ich will dich zwar zu nichts drängen oder so, es ist also nur ein Vorschlag, aber", setzte er nach einer kleinen Pause an, "ein Freund von mir hat gerade seinen Mitbewohner verloren. Der Kerl ist einfach abgehauen, hat sich anscheinend mit irgendeiner Gang oder so zusammengetan, frag mich nicht, die waren sowieso nicht so gut miteinander, aber jedenfalls hat der jetzt ein Zimmer frei, vollständig möbliert und alles. Also, hier in Sydney. Ich weiß zwar nicht, wann er aktiv mit der Suche anfangen wird und so, aber falls du für eine Zeit hierher willst, könnte ich ein gutes Wort für dich einlegen."

Erstaunt sah der Violinist auf.

"Echt? Das würdest du tun?"

"Klar, warum so erstaunt?", lachte der Musiker und boxte ihm leicht gegen den Arm, "Falls ich mich entscheide, tatsächlich die Stelle in New York anzunehmen, könntest du auch meine Wohnung haben." Keith konnte es kaum glauben und öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, doch Lotor winkte mit einem kleinen Lächeln ab. „Überleg's dir einfach mal und sag mir dann Bescheid, wenn du dich entschieden hast." Er meinte es tatsächlich ernst und abermals überkam den Violinisten warme Dankbarkeit, schließlich hätte er ohne dieses Projekt Lotor nie kennen gelernt.

Doch ihr Moment der Verbundenheit und des Grauens vor anstehenden Entscheidungen wurde von Romelle unterbrochen, die sich vor ihnen aufbaute, einen Block zückte und sie ebenfalls fragte, auf was für Eis sie Lust hätten.

Während Keith wissen wollte, was es für Sorten gab und sich letztendlich für Haselnuss entschied, schüttelte der Cellist seinen Kopf und lehnte dankend ab.

„In Ordnung", nickte die Tänzerin und kaute kurz auf ihrem Stift herum, während ihr Blick nachdenklich an Keith hängen blieb. „Kommst du mit? Ich bräuchte vielleicht jemanden, der beim Tragen helfen kann."

„Natürlich." Eilig stand er auf und verabschiedete sich fürs Erste von Lotor, ehe er ihr über den Sand hinweg zum Gehweg folgte.

„Der Supermarkt ist nicht allzu weit weg, also wird es nicht so lange dauern", informierte sie ihn und atmete in einem Seufzer aus, ehe sie hinzufügte: „Ich wollte trotzdem mit dir reden."

Im Prinzip hätte er sich das schon denken können. Romelle schien ihm nicht die Person zu sein, die Dinge schnell vergaß oder sie vor sich herschob. Vermutlich wollte sie dieses Gespräch einfach nur schnell hinter sich bringen.

„Okay", antwortete er also, „was möchtest du hören?"

„Es geht nicht darum, was ich hören möchte", entgegnete sie leicht resigniert, „Ich weiß, dass du dein schlechtes Gewissen und all das hast und ich nehme auch all deine Entschuldigungen an. Es geht auch gar nicht um mich, sondern um Lance.
Er hat dich gerne, ja, er hat alle Entscheidungen unterstützt, ja, aber letztendlich ging es ihm trotzdem dreckig. Und da ich nicht glaube, dass er dir alles je ganz so erzählen wird, wie es war, mache ich das. Einfach, weil du es verdienst, das gesamte Bild zu sehen."

„Versteh mich nicht falsch, ich versteh das- aber bist du dir sicher, dass Lance das okay finden wird?", wollte der Musiker vorsichtig wissen. Denn wenn der Braunhaarige etwas, was ihn betraf, mit Absicht auf eine bestimmte Weise erzählte, warum sollte man seine Wünsche der Darstellung einfach ignorieren?

„Das kann ich dir nicht sagen. Aber es geht auch nicht darum, seine Meinung nicht zu respektieren", erklärte die Tänzerin, während sie darauf warteten, dass die Ampel auf Grün umschaltete. „Es geht darum, dass du wirklich weißt, für was du dich entschuldigen wirst, wenn ihr miteinander sprecht. Denn ... ich nehme mal an, dass ihr das noch nicht getan habt?" Er schüttelte seinen Kopf. „Dacht ich's mir doch", nickte sie zu sich selber, „Also, du verstehst, warum ich dir gleich etliche Sachen an den Kopf schmeißen werde? Damit du erfährst, für was du dich eigentlich entschuldigen musst, damit du Lance vielleicht auch ein wenig besser trösten kannst, und, weil ich immer noch irgendwie sauer auf dich bin und das alles einfach loswerden muss."

Mit ihrem grimmigen Gesichtsausdruck erinnerte sie Keith an das klischeehafte Bild jüngerer Schwestern, wenn man sie trotz ihrer Wut nicht ernst nehmen konnte.

Doch ihre Worte hatten Gewicht, weshalb er nickte und sich auf das Schlimmste gefasst machte.

Wenige Meter vor ihnen kam der Supermarkt in Sicht, in dem sie das Eis kaufen würden und Romelle holte noch einmal tief Luft, ehe sie begann:

„Ich persönlich glaube, dass Lance sich gar nicht so verrückt hätte machen müssen. Aber leider ist er noch nicht selbstbewusst genug, um zu sehen, dass er als Tänzer gut und erfahren genug ist, Auftritte auch alleine zu bewältigen."

Mit einem leisen Surren teilten sich die Schiebetüren vor ihnen und die klimatisierte, kühle Luft des Supermarktes begrüßte sie.

„Früher schon hat er sich jedes Mal, wenn er irgendwo aufgetreten war, eine Konstante geholt, an die er sich richten konnte. Irgendetwas, das bekannt sein würde, etwas, auf das er sich stützen konnte. Ich erzähle das jetzt nicht, um ihn auf irgendeine Weise als schwach darzustellen, das machen schließlich viele andere auch, auch professionelle Balletttänzer. Doch umso erfahrener man wird, desto abstrakter wird die Richtlinie, die man hat. Bei mir ist es beispielsweise der vordere Bühnenrand, bei Allura ist es nur noch die Richtung, in die sie bei ihrem ersten Schritt gerichtet ist."

Beim Eisregal angekommen, kramte sie mit vielen Seitenblicken auf die Liste die gefragten Sorten heraus.

„Was ich eigentlich sagen will ist Folgendes: du warst beim Solo Lance' Orientierungspunkt, da du immer zuverlässig an derselben Stelle stehen und spielen würdest. Und Lance hat einfach manchmal noch nicht das nötige Selbstvertrauen als Tänzer, um zu erkennen, dass es auch ohne Stütze geht. Egal, was er sich einredet, wie oft er sagt, dass er einer der besten Tänzer der Academy ist- letzten Endes glaubt er am wenigsten von uns allen an sich."

Mit einem kleinen Nicken auf den Stapel an Eispackungen in ihren Armen machte sie sich auf den Weg zur Kasse. Keith folgte ihr schweigend.

"Ich mache dir keinen Vorwurf, dass du nach Tokio geflogen bist", fuhr sie fort, "Aber Lance ging es nicht gut und irgendwen muss ich dafür verantwortlich machen."

"Verständlich", murmelte er und sie nickte, während sie sich in die doch etwas lange Schlange an der Kasse einreihten.

"Er hat versucht, das beste aus der Situation zu machen, so ist es nicht, aber psychisch hat er sich wahrscheinlich letztendlich selber fertig gemacht. Er hat sich in eine Ecke gedrängt und die Unsicherheit und Angst hat sich immer weiter angestaut, bis er sich sozusagen selber verschließen musste.
Ich kann nicht genau sagen, was er macht, wenn er das tut, aber sein Blick wird dann immer ganz leer und sein Lächeln leblos und nach der Vorstellung bricht er immer fast zusammen."

Romelle machte eine kleine Pause, presste die Lippen fest zusammen und schloss kurz die Augen. Keith hörte sie einmal tief durchatmen, ehe sie weitererzählte:

"Wie Lance gesagt hat, haben wir nicht gesehen, wie du drauf warst, als du den Anruf aus Tokio bekommen hast. Aber genauso weißt du nicht, wie er in solchen Situationen drauf ist.
Zum Glück passiert das nicht oft, aber immer sind Allura und ich diejenigen, die ihn irgendwie auffangen müssen. Ich beschwere mich nicht darüber, es ist meine Aufgabe als Freundin und ich würde es immer wieder machen, aber es tut weh, ihn so zu sehen und nichts tun zu können.
Verstehst du, Keith, während du weg warst und uns alle zurückgelassen hast, hatte Lance Angst diese Bühne zu betreten, er hat sich vor dem verschlossen, was er am meisten liebt und nur noch daran gedacht, die Situation zu überleben, anstatt sie zu genießen.
Weißt du, wie lange er davon geträumt hat, in diesem Theater aufzutreten?"

Sie schnaubte langgezogen und Keith mied tunlichst ihren Blick, während der Wurm weiterhin sein Innerstes auffraß.

"Ich weiß nicht, wie es ihm genau ging, er hat selten etwas gesagt, was alleine schon ein Zeichen dafür ist, dass mit ihm nichts in Ordnung war. Meistens hat er nur ins Leere gestarrt, besorgt ausgesehen oder gestresst. Oder er hat geweint.
Seine Stimmung hat sich auch auf uns übertragen, ja ich kann dir sagen, dass dieser Auftritt auch für uns kein Zuckerschlecken war", meinte sie und lachte etwas bitter auf.

Die Person vor ihnen bezahlte und Romelle legte eine kurze Pause in ihrer Erzählung ein, um ebenfalls der Kassiererin etwas Geld zu reichen und das Rückgeld gemeinsam mit dem Kassenbong entgegen zu nehmen.

Keith nahm nun auch ein paar der Eispackungen und gemeinsam verließen sie den Supermarkt und verzogen die Gesichter, als ihnen die schwüle Hitze Sydneys entgegenschlug.

"Ich weiß, dass ich auf das alles nichts sagen soll", begann er, "aber- was hätte ich denn tun können? Also, ich will mich nicht als Unschuldslamm darstellen, aber ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm sein würde."

"Ich sage auch nicht, dass du etwas daran hättest ändern können", entgegnete die blonde Tänzerin, "Lance ist ein Idiot, der von sich den Eindruck hat, reifer zu sein, als er ist. Es ist seine Aufgabe, an sowas zu arbeiten, nicht deine und auch nicht unsere.
Alles, was ich von dir möchte, ist, dass du, wenn du mit ihm redest, weißt, über was genau du sprichst. Das ist auch ihm gegenüber respektvoller, weil er dann weiß, dass du es nicht auf die leichte Schulter nimmst.
Keith, ich weiß, dass du nicht daran schuld bist, aber ich bin frustriert gewesen und musste es an wem auslassen."

"Gewesen?", fragte er, "Heißt das, du bist fertig und ich kann mich jetzt in meinem Schuldgefühl suhlen?"

"In der Tat", grinste sie und die zwei blieben erneut stehen, um zu warten, bis die Ampel schaltete.

"Weißt du, es hat etwas zu bedeuten, dass er dich als Orientierungspunkt genommen hat", bemerkte sie leise nach einer kleinen Weile und sie setzten sich wieder in Bewegung, "Er hat dir von Anfang an schnell vertraut, egal, wie oft ihr eure kleinen Auseinandersetzungen hattet. Und du hättest ihn sehen sollen, als wir ihn über dich ausgefragt haben." Keith zog eine Augenbraue hoch und sie lachte. "Glaub mir, er mag dich wirklich", versicherte sie ihm, "Also zieh dieses verdammte T-Shirt aus, wenn wir wieder am Strand sind, und bring ihn ein wenig durcheinander, ja?"

Während er ungläubig auflachte, grinste sie nur und gemeinsam legten sie friedlich den Weg zu ihrem Sammelplatz zurück, wo Keith sich tatsächlich seines Shirts entledigte, das er bis dahin noch getragen hatte.

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Die Sonne war weiter über den Himmel gewandert und die Gruppe hatte ein Mittagessen und Eis hinter sich gebracht, genauso wie ein Beachvolleyball Spiel, bei dem Isaaks Mannschaft gewonnen hatte- hauptsächlich, weil der Posaunist ein Ass war, wenn es um diese Sportart ging.

Allura hatte sich inzwischen unter einem großen Sonnenschirm zurückgezogen, wo sie und Lotor trotz brennender Hitze eng aneinandergekuschelt eingeschlafen waren, und Romelle saß neben ihnen, Stöpsel in den Ohren und sich irgendwelche lustigen Videos anschauend, die sie regelmäßig zum Lachen brachten.

Pidge hatte in angenehmer Lautstärke ihre Musik begonnen, abzuspielen und Nadia hatte James, Ryan und Ina dazu gebracht, mit ihr schwimmen zu gehen. Axca hatte sich der Gruppe angeschlossen, während Coran auf seinem knallgrünen Liegestuhl lag, eine Übergroße Sonnenbrille auf der Nase und einen gigantischen Hut auf dem Kopf, den er sich von Allura geklaut haben musste. Alles, was von seinem Gesicht noch zu sehen war, war sein Schnauzer, der ihn ab und zu in der Nase kitzelte. Vermutlich schlief er genauso tief und fest wie Allura und Lotor, da er nicht bemerkt hatte, wie Isaak ihm mit Sonnencreme eine Form auf den Oberkörper gemalt hatte, die erstaunliche Ähnlichkeiten mit einem Penis hatte. Luiz Lachanfall darauf hatte ganze fünf Minuten gedauert.

Shay und Hunk waren gemeinsam damit beschäftig, das Essen möglichst sicher zu verpacken, während der Rest träge auf Handtüchern herum lag, ebenfalls schwimmen war oder sich unter Sonnenschirmen verkrochen hatte.

Lance und Keith hingegen hockten im Sand und bauten eine Sandburg.

Es war eine von Keiths liebsten Tätigkeiten als Kind gewesen und mit Erstaunen musste er zugeben, dass Lance ein Meister darin war.

Aus einem großen Sandhaufen hatten sie begonnen, die Grundzüge des Schlosses auszuschneiden und aus irgendeinem Grund wusste der Tänzer genau, wie er den Sand dazu bekam, so zu bleiben, wie er es wollte. Während Keith sich nun also daran machte, den Graben auszuheben, gestaltete der Braunhaarige die Außenfassade so detailreich, wie der Musiker es nie geschafft hätte.

"Woah", machte Keith, als er sich die Rückwand der Burg ansah, die Lance gerade bearbeitete, "das ist voll cool, wo hast du das gelernt?"

"Ich war mal ein paar Jahre hintereinander in einem Sommercamp, da haben die uns das gezeigt", schmunzelte der andere leicht abwesend, während er mit ruhiger Hand ein Fenster aushöhlte. "Hab drei Mal hintereinander den Wettbewerb der Schönsten Sandburg gewonnen", schob er hinterher und grinste, als Keith ihn mit einem amüsierten Schnauben leicht schubste.

"Jetzt gib bloß nicht an", beschwor er ihn und der Tänzer lachte.

"Glaub mir, Keith, ich kann mit noch weit herausragenderen Fähigkeiten angeben, als dem Bauen von Sandburgen", grinste er und wackelte mit den Augenbrauen, was ihm jedoch nur einen weiteren Schubser einbrachte, der ihn nach hinten auf seinen Po kippen ließ.

"Tja, jetzt hast du wohl einen nassen Hosenboden, da werde ich wohl nichts mehr ernst nehmen können, was du sagst", meinte Keith mit einem unschuldigen Lächeln und widmete sich wieder seinem Burggraben.

Lance schnaubte, doch ein vorfreudiges Schmunzeln huschte über seine Lippen, ehe er dem Musiker schnell auch einen kleinen Stoß versetzte und dieser nun ebenfalls auf seinen Hintern fiel.

"Da sind wir wohl quitt", grinste Lance selbstzufrieden, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass Keith ihn an den Schultern packen und zu sich hinunterziehen würde, bloß um sie dann umzudrehen und den Tänzer in den Sand zu drücken.

"Jetzt wohl nicht mehr", entgegnete der Musiker leise und das amüsierte Blitzen in seinen Augen ließ Wärme durch den Braunhaarigen schießen.

Shay, die den beiden mit einem Lächeln zusah, meinte zu Hunk:

"Erinnern sie dich auch an so zwei kleine Hundewelpen?"

Der angehende Koch sah ebenfalls zu seinem Freund und dessen Freund hinüber und lachte leicht auf.

"Ich versteh, was du meinst, aber wenn die so weitermachen, müssen wir sie bald zurückpfeifen- es sind schließlich auch Kinder hier und Lance' Blick verheißt nichts Gutes. Oh nein", seufzte er, als der Tänzer ihre beiden Körper erneut drehte und nun Keith in den feuchten, klebrigen Sand gedrückt wurde.

"Davon träumst du wohl nachts", grinste Lance auf den anderen hinunter, der mit einem Schnauben das Lächeln erwiderte.

"Wenn du wüsstest, von was ich nachts träume...", murmelte er und zog den anderen zu sich hinunter.

"Ich glaube, ich werde mal kurz rübergehen müssen", seufzte Hunk und rappelte sich auf, "Küssen ist ja nicht so schlimm, aber glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich Lance kenne und er echt lange keine Beziehung mehr hatte, und, naja..." Shay schmunzelte verstehend und er drehte sich mit einem Kopfschütteln um, als genau in dem Moment eine Welle angerollt kam, die kurzerhand die beiden Turteltäubchen unter sich begrab, welche sich schlagartig prustend aufrichteten.

"Also- so geht's auch", schulterzuckend ließ der Koch sich wieder neben der Fagottistin nieder, während sowohl Lance als auch Keith sich fluchend das Salzwasser und den Sand aus den Augen rieben.

Mit angesäuertem Blick betrachtete der Tänzer das Wasser, doch wandte sich um, als er Keiths bestürzte Stimme hörte:

"Unsere Burg!"

Die Welle war so groß gewesen, dass sie das Schloss in sich hatte einstürzen lassen.

Anscheinend kam die Flut.

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Um acht hatten sie begonnen, das Lagerfeuer anzuheizen, während die zweite Portion Würstchen und Gemüsespieße briet.

Ezor, Luiz und Ryan waren für eine Zeit verschwunden, um mit Jubel wieder begrüßt zu werden, als sie mit zwei Kästen Bier zurückkehrten.

Sie Sonne hatte begonnen, zu sinken und die ehemals schöne Sandburg von Keith und Lance war längst nur noch ein Haufen Sand im näher rückenden Meer, dessen Wasser im Abendlicht glitzerte. Die Luft war erfüllt vom Rauschen der Wellen, dem fernen Röhren der Schiffshörner, dem Schreien von Kindern und Musik schallte hier und da über den Strand.

Nachdem Ina sich aufgemacht hatte, die überall verteilten Projektmitglieder zum Abendessen einzusammeln, fand sie nach langem Suchen zu guter Letzt auch Lance und Keith, die eng aneinandergepresst in einer Nische zwischen den Steinen am Rand des Strandes miteinander beschäftigt waren.
Trotz mehrerer Worte bemerkten sie sie erst, nachdem die Hornspielerin Keith angetippt hatte, und folgten ihr nun mit hochroten Köpfen über den Sand zurück zu ihrem Sammelplatz, an dem es schon hoch her ging.

Kaji, ihr zweiter Perkussionist, und James waren dabei, das Essen auszugeben und da er nicht sonderlich Lust hatte, lange im Stehen zu warten, ließ Lance sich neben Hunk im Sand nieder.

"Lance!", freute dieser sich und stieß seinen Freund mit der Schulter an, während auch Keith sich zu ihnen setzte, "Ich habe dich lang nicht mehr gesehen, wo hast du denn gesteckt, Kumpel?"

"Ähm, man könnte sagen, dass wir beschäftigt waren", lachte der Tänzer leicht verlegen und rieb sich den Nacken, einen kleinen Seitenblick auf den Violinisten werfend.

Hunk wollte schon leicht verwirrtem weiterfragen, als er dem Blick des Tänzers folgte und dann kurz zwischen den beiden hin und her sah. Er schien zu verstehen.

"Ah", machte er und nickte ein paar Mal, beinahe beschwichtigend eine Hand gehoben, "Ah, ja, schon verstanden, du musst nichts weiter sagen."

Anscheinend glaubte er, zu viel gefragt zu haben, doch Lance grinste nur und patschte ihm auf die Schulter.

"Alles gut, du hast nichts falsch gemacht", beruhigte er den Koch, der nun ebenfalls lächelte und leicht die Schultern hob, als wüsste er eben nicht genau, was er tun sollte.

So schien es Romelle zumindest gar nicht zu gehen. Die junge Tänzerin war gerade herübergekommen und setzte sich nun mit überkreuzten Beinen zu Keith, einen großen Gemüsespieß auf dem Teller.

"Glaub mir", begann sie und knabberte an einem Stück Paprika, "dieser Kerl" - sie deutete auf ihren Tanzkollegen - "hatte seit Ewigkeiten keine Beziehung mehr und die Dates auf denen er war, waren grottig." Sie warf Keith einen bedeutungsschweren Blick zu. "Wenn es einer von uns gerade am nötigsten hat, dann er."

Hunk verschluckte sich an seinem Nudelsalat und Lance versuchte, mit irgendwelchen unverständlichen Worten Romelles Statement aus dem Weg zu räumen, während Keith sich ein Lachen nicht verdrücken konnte.

"Weißt du, Romelle", meinte der Schwarzhaarige dann mit einem kaum verborgenen Grinsen, "Ich habe es bestimmt sogar noch nötiger als er, immerhin hatte ich noch nicht einmal wirklich eine Beziehung."

"Okay", musste sie zugeben und lachte, während Lance: "Ha!", rief, und triumphierend mit dem Finger auf sie zeigte, als wären somit ihre Worte außer Kraft gesetzt worden, "da hast du einen Punkt. Dich hatte ich nicht in die Gleichung aufgenommen." Mit einem schiefen Grinsen sah sie zwischen dem Pärchen hin und her. "Llura und ich haben Wetten abgeschlossen, wie lange es dauern wird, bis ihr tatsächlich übereinander herfallt", eröffnete sie ihnen, "Mit diesen neuen Informationen wird meine Schätzung eher eintreten, also bloß keine falsche Scheu, ich will meinen Eisbecher."
Mit einem Zwinkern verabschiedete sie sich von den beiden, richtete sich auf und zerzauste Hunk die Haare im Vorbeigehen, als sie sich auf den Weg zu Ezor und Zethrid machte, die ein paar Meter entfernt mit Axca sprachen. Zurück ließ sie einen sprachlosen Keith und Lance, der ihr stirnrunzelnd nachsah, während der Koch seine Frisur richtete.

"Vielleicht sollten wir herausfinden, was genau die beiden geschätzt haben und dann genau so handeln, dass keine von ihnen gewinnt", murmelte der Tänzer und Keith nickte. Die Idee gefiel ihm.

"Ihr solltet einfach keinen Deut auf das geben, was sie sagt, sondern tun, was ihr wann wollt", belehrte der Koch sie jedoch und leider mussten beide zugeben, dass er damit wohl einfach Recht hatte.

Der Rest des Abends plätscherte angenehm dahin, bestückt mit lustigen Gesprächen und einigen Runden Wahrheit oder Pflicht.

Sobald es dunkel wurde, versammelten sie sich alle um das Lagerfeuer herum und auch Hunk und Pidge setzten sich zwischen sie.

Eine Tüte Marshmallows ging herum und Keith ließ sich grinsend mit der Süßigkeit füttern, die Lance vorher genauso perfekt geröstet hatte, wie beim letzten Mal.
Coran erzählte von seiner Zeit, als er Musik studiert hatte und Lotor flüsterte leise mit Allura, die in eins seiner T-Shirts gekuschelt zwischen seinen Beinen saß.

Sie stießen gemeinsam auf alles Mögliche an, auf die Musik, die Liebe und Coran und Axca, auf Pidge für die Musik, die Gemeinschaft und auf aus dem Koma erwachende Mütter, und die Luft war erfüllt von ihrem Gelächter und dem Knacken und Knistern der Flammen.

Sobald alle Marshmallows aufgebraucht waren, packte Lance seine Gitarre aus und sie sangen gemeinsam zu so gut wie allen Liedern, die er beherrschte.

Warm lagen die Klänge des Instruments in der Luft und diese Wärme ließ sich auch in Keiths Magen nieder, als er in die vom Feuer erleuchteten Gesichter der anderen sah, wie sie alle sangen, flüsterten, oder lachten.

Er mochte diese Leute.

Nie hätte er es für möglich gehalten, doch obwohl er nicht mit allen in regem Kontakt stand, hatte er sie in sein Herz geschlossen. Die gemeinsamen Proben der letzten Monate und ihre Gruppenaktivitäten hatten sie zusammengeschweißt.
Und obwohl sie alle aus den verschiedensten Ecken der Welt kamen, hatten sie Spaß miteinander und verstanden sich.

Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen sah er zu Lance neben sich, der seinen Blick auffing und ihm ein warmes Grinsen schenkte.

Ein paar Minuten darauf gab er seine Gitarre an Pidge weiter, die sofort mit einem rhythmischen Lied begann, zu dem Zethrid begeistert auf ihrer Conga mitklopfte und die Projektmitglieder begrüßten mit Applaus und Jubel das neue Stück.

Mit freudigem Gesicht drehte Allura sich zu Lotor um und fragte ihn, ob er mit ihr tanzen würde. Während der Cellist sich tatsächlich auf eine Unterrichtsstunde mit ihr einließ, rappelte auch Lance sich auf und streckte Keith die Hand hin.

"Ich tanze nicht", sagte dieser sofort und beäugte den anderen misstrauisch. Der Tänzer griff sich zuerst tief getroffen ans Herz, doch lachte dann.

"Doch glaub mir, und es wird dir Spaß machen", grinste er, "Du zierst dich nur aus Angst, es nicht richtig zu machen. Aber abgesehen davon, dass niemand von dir verlangt, gleich Turniertänzer zu werden- ich wollte eigentlich nur mit dir reden."
Seine Stimme hatte trotz des leisen Amüsements in ihr eine gewisse Ernsthaftigkeit und mit einem tiefen Seufzen nahm Keith die angebotene Hand und ließ sich aufhelfen.

Gemeinsam machten sie sich auf zum Übergang von Sand zu Stein, balancierten ein paar Schritte über das Geröll, und setzten sich ein wenig abseits von den anderen auf die Felsen.

Nun konnten sie nur noch entfernt das Lachen und die Stimmen vom Lagerfeuer aus hören, genauso wie die Musik. Das Rauschen der Wellen war nun viel dominanter und, während das Wasser zwischen den Steinen gluckerte, spürte Keith plötzlich die Abwesenheit des wärmenden Feuers.

Stille senkte sich zwischen die beiden und jeder ordnete seine Gedanken.

"Ich möchte, bevor wir beginnen, eines kurz festhalten", murmelte Lance, "Egal, was Romelle sagt, um mich bloßzustellen, ich habe Kontrolle über mein Handeln." Er sah leicht grimmig auf das Meer hinaus, doch Keith lachte nur leise und lehnte sich an seine Schulter.

"Alles gut, ich weiß doch, dass vor allem sie und Pidge alles tun, um dich in peinliche Situationen zu bringen", meinte er und sein Freund schnaubte, "Ich vertrau dir, also ist es egal, was sie sagen."

"Da bin ich aber froh", lächelte Lance leise.

Plötzlich tönte ein quietschender Schrei vom Lagerfeuer zu ihnen herüber und erschrocken wirbelten beide herum, um mitanzusehen, wie Allura Lotor beinahe umrannte und die Arme fest um ihren Freund geschlungen mit ihm in den Sand fiel.

"Was auch immer geschehen ist", bemerkte der Braunhaarige nach einer verwirrten Pause amüsiert, "Es müssen gute Nachrichten für die beiden sein."

"Ja, sieht so aus", stimmte Keith ihm zu, während Allura den Cellisten mit Küssen bedeckte und sein Lachen über den Stand hallte.

"Was ich dich fragen wollte", setzte er dann nach und wandte sich wieder Lance zu, der begonnen hatte, aus einem unerfindlichen Grund seine Badehose hochzukrempeln, "Wie oft hattest du denn schon Sex?"

"Wie oft?"

"Ja."

Keith wusste nicht genau, warum ihn die Frage so interessierte. War es, weil er sich drauf einstellen wollte, was für Vorstellungen Lance mögliche Weise hatte? Wollte er einfach nur wissen, auf wie viele Leute er eifersüchtig sein sollte? Oder war er tatsächlich einfach nur neugierig?

Sein Freund schien von der plötzlichen Frage etwas aus der Bahn geworfen worden zu sein und widmete sich nun bei weitem intensiver seiner Badehose. Doch er sah aus, als würde er überlegen.

"So oft?", unterbrach der Musiker seinen Gedankengang und stieß mit hochgezogenen Augenbrauen und aufgeblasenen Backen Luft aus.

"Glaub mir, du fängst ab zehn schon an, nicht mehr zu zählen", erwiderte der Braunhaarige nur leicht nachdenklich, doch nun wurden Keiths Augen groß und seine Brauen schossen erneut in die Höhe.

"Über zehn Mal?!", wiederholte er ungläubig.

Mit leichter Verwirrung im Blick sah Lance von seinen Badeshorts auf.

"Keith, ich bin seit über drei Jahren nicht mehr in der Schule und war zusätzlich zu meinen High School Jahren zwei davon aktiv mit dem Daten von Leuten beschäftigt. Im Vergleich zu anderen hatte ich aber nicht viel Sex."

"Im Vergleich zu anderen?", echote der Angesprochene jedoch nur wieder, "Ich hatte gar keinen! Und ich bin sogar schon ein Jahr länger nicht mehr in der Schule gewesen."

"Ja, aber das liegt daran, dass du einfach nicht wie ich jede gutaussehende Person angequatscht hast", stellte der Tänzer klar. Er schien inzwischen leicht gereizt zu sein und Unverständnis sprach aus seinem Blick. "Warum machst du dir überhaupt so einen Kopf darum?", wollte er wissen, "Das hat doch keine Auswirkungen auf dich."

Dieses Argument klang in Keiths Ohren jedoch überhaupt nicht nachvollziehbar.

"Natürlich hat es Auswirkungen auf mich!", erwiderte er aufgewühlt, "Weil, vielleicht hast du dann irgendwelche Erwartungen, die ich nicht erfüllen kann oder rechnest mit etwas, was alle anderen gemacht haben, von dem ich aber nichts weiß und dann bist du enttäuscht und-"

Er wurde von Lance' erhobener Hand unterbrochen.

"Keith", begann der Tänzer und nahm dessen Hände. Sein Blick war beruhigend und etwas wie resignierter Wärme sprach aus seinen Augen. "Lass mich ein paar Sachen klarstellen, ja?"

Er wartete, bis der Musiker zögerlich genickt hatte und fuhr dann fort:

"Erstens habe ich keinerlei Erwartungen, abgesehen von den Plänen, was ich mit dir anstellen möchte." Er grinste, als dem Violinisten die Röte in die Wangen schoss. "Zweitens ist Sex immer anders und wahrscheinlich nicht, wie du es dir gerade vorstellst. Vor allem am Anfang ist es bei weitem peinlicher, als du wahrscheinlich glaubst.
Außerdem bist du nicht "alle", sondern eine Person für dich, weshalb du gar nicht erst anfangen musst, zu überlegen, was "alle" machen. Es gibt kein "alle".
Viertens geht es beim Sex auch um Kommunikation, also musst du dir keine Sorgen machen, ich werde schon sagen, wenn ich etwas besonders mag."

Sein Grinsen wurde einen Tick breiter und Keith verdrehte bei seinem Augenbrauenwackeln die Augen, auch wenn er sich tunlichst bemühte, nicht erneut rot anzulaufen und sein Kopfkino auszustellen.

"Und du solltest wissen", setzte Lance nach, seine Stimme nun sanft und leise, "dass es nicht nur für dich dein erstes Mal ist. Da ich mit dir schließlich auch noch nie geschlafen habe, weiß ich diesbezüglich genauso wenig über dich wie du über mich. Okay?"

Keith nickte langsam. Das leuchtete ein.

Ein Lächeln huschte über das Gesicht seines Gegenübers und er drückte die Hände des Schwarzhaarigen.

"Also, mach dir keinen Kopf, Sex soll Spaß machen und dir keine Sorgen bereiten."

Sachte strichen seine Daumen über Keiths Knöchel und sein Lächeln war so warm und aufmunternd, dass der Musiker nicht anders konnte, als es mit Erleichterung im Magen zu erwidern.

"Und warum sprechen wir eigentlich über Sex?", wollte Lance dann mit einem leichten Lachen wissen, "Ich war nicht auf dem Stand, dass wir vorhaben, es möglichst bald zu treiben."

"Achso, ja", etwas ahnungslos hob Keith die Schultern, doch das Lächeln ließ sich nicht von seinen Lippen wischen, "keine Ahnung, Romelle hat es irgendwie angesprochen und dann hing es so in der Luft und-"

"-du willst jetzt Sex, weil Romelle das Thema angesprochen hat?"

"Nein! Also- nicht jetzt, aber- keine Ahnung, es hat mich einfach beschäftigt!", erwiderte der Musiker, der das Gefühl hatte, sich verteidigen zu müssen. Doch als Lance nur grinsend den Kopf schüttelte, beruhigte er sich wieder.

"Hättest ... du denn Lust?", fragte er dann vorsichtig und musterte Lance Finger' die seine immer noch umschlossen hielten.

"Hm", machte der Tänzer und brachte damit den Schwarzhaarigen dazu, zu ihm aufzusehen, "Nein, ich glaube nicht. Oder- lass es mich anders formulieren: solange du sagst, dass du nicht willst, will ich auch nicht und solange wir es nicht zu weit treiben, werde ich damit auch klarkommen. Wir sollten uns auch nicht mit sowas stressen, weißt du? Außerdem glaube ich nicht, dass diese Steine hier der ideale Ort wären. Obwohl", ein keckes Grinsen spielte um seine Mundwinkel, "mit dir könnte sicherlich auch ein alter Brunnen sexy werden."

"Oh mein Gott", stöhnte der Musiker darauf nur und entzog dem Tänzer seine Hände, um sich mit ihnen übers Gesicht zu reiben, während Lance bloß lachte.

"Du bist furchtbar", seufzte er und schüttelte den Kopf über seinen Freund.

Der grinste jedoch nur.

"Nein, ich bin fantastisch", widersprach er, "Ein Unikat der Menschheit, jemanden wie mich gibt es nur ein Mal. Du solltest dich geehrt fühlen. "

Ein breites Grinsen zupfte an Keiths Mundwinkeln.

"Mhm, sicher", meinte er jedoch nur leise, während er sich langsam dem Tänzer näherte, "vielleicht sollte ich zu Hause einen Schrein aufbauen. Oder wir errichten einen ganz offiziellen in Japan, wie wäre das?"

"Unglaublich", wisperte Lance, als sie nur noch wenige Centimeter voneinander entfernt waren, und tastete wieder nach Keiths Händen, "Beinahe so unglaublich wie du."

Bevor der Musiker noch etwas sagen konnte, überbrückte er das letzte bisschen Abstand zwischen ihnen und verband ihre Lippen miteinander.

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Egal, wie sehr sie einfach nur den friedlichen Moment genießen wollten, sie waren hergekommen, um zu reden.

Dieser Realität mussten sie ins Auge sehen, weshalb der Kuss und auch die paar danach nicht lange andauerten und Keith letztendlich selber Lance' Hände in die seinen nahm und sich räusperte.

"Ich weiß nicht genau, wie ich anfangen soll", murmelte er, "aber ich glaube, es gibt noch ein paar Dinge, die gesagt werden sollten."

Schweigend nickte der Tänzer, auch wenn seine Augen auf ihren Händen haften blieben.

"Romelle hat mich beim Eisholen ziemlich auseinandergenommen und unter anderem erzählt, wie du mit der Situation umgegangen bist und wie es für euch alle so war", fuhr er also leise fort, "Und, egal wie oft du sagst, dass du die Entscheidung für die beste hältst, das heißt nicht, dass sie die beste für dich war. Ich hab von Romelle gehört, dass es dir nicht gut ging und auch ... ein paar andere Sachen, aber ... ich will so etwas von dir hören, Lance." Er musterte den Tänzer vorsichtig. "Egal, ob du mir Vorwürfe machen oder die Schuld zuschieben willst, bitte, sprich mit mir."

"Aber das ist nicht richtig", erwiderte der andere erstickt, "Ich würde dich jedes Mal wieder zum Flughafen fahren, es ist nicht richtig, dir irgendwelche Schuld zuzuschieben, die du nicht trägst. Das ist irrational."

"Gefühle sind nicht rational", sagte der Musiker leise, "und das weiß ich. Ich weiß auch, dass du das alles immer wieder machen würdest. Aber das heißt nicht, dass du keine Narben davongetragen hast. Lance, schau mich an", flüsterte er, "es ist okay. Niemand muss immer stark sein. Es ist okay. Ich würde dich nie dafür verurteilen."

Leise und heiß tropften die Tränen des Tänzers auf ihre Hände. Leise und feucht schniefte er.

"Ich-", begann er, doch schüttelte dann nur den Kopf und schniefte erneut.

Doch Keith ließ ihm Zeit, strich ihm über die Fingerknöchel, wie Lance es nur wenige Minuten zuvor bei ihm selber getan hatte, und drückte kleine Küsse auf seinen Handrücken.

"Ich-", setzte sein Gegenüber erneut an, "ich weiß nicht warum, und es- es ist auch irgendwie erbärmlich, aber-", er versuchte, tief durchzuatmen und sich ein wenig zu beruhigen, doch die neuen Tränen zeugten davon, dass es noch eine Weile dauern würde, bis er sich wieder sammeln würde, "ich habe mich so einsam gefühlt und habe nicht daran geglaubt, den- den Auftritt auch nur ansatzweise hinzubekommen." Er schluckte. "Eigentlich hätte, wenn überhaupt, nur die Variation problematisch sein sollen, weil ich den Rest vorher schließlich immer zur Aufnahme getanzt ha-habe, aber irgendwie habe ich mich wahrscheinlich hineingesteigert und-"

Er brach ab, als ihn eine neue Tränenwelle überrollte, die ihm aus den Augen rieselten und wie ein kleiner Regen auf ihre Hände tropfte. Sein Atem kam ihm nur noch rasselnd über die Lippen und egal wie oft er versuchte, den Kummer hinunterzuschlucken, das Luftholen war nun schwieriger als zuvor.

Keith, dem es nicht mehr reichte, nur die Hände des Tänzers zu halten, rutschte ein wenig zur Seite und lehnte sich an einen größeren Stein, um daraufhin Lance zu sich zu winken und ihn an sich zu ziehen, als er näher gerückt war.

Es tat weh, zu sehen, was für Auswirkungen seine Handlungen auf den Tänzer gehabt hatten, wie er den Kummer in sich hineingefressen hatte und dieser erst jetzt aus ihm herausbrach. Das Schuldgefühl stiftete Unruhe in seinem Magen und leichte Übelkeit überkam den Musiker. Wie sollte er das nur wieder geradebiegen?

"Ich wollte nicht die Bühne betreten", wisperte Lance zwischen ein paar Schniefern, "ich hatte Angst und jedes Mal, wenn ich auf diese Stelle auf der Bühne geschaut habe, an der du hättest sein sollen-" Er schluckte, doch wisperte dann: "Ich habe dich so vermisst."

"Ich dich auch", murmelte Keith und drückte sein Gesicht in Lance' warmen Nacken, die Augen zusammengekniffen, "Ich dich auch."

"Und dabei waren es nur zwei Tage", hickste der Braunhaarige und ein leises, ungläubiges Lachen entschlüpfte ihm, "Wir sind furchtbar."

"Das sind wir", musste der Musiker grinsen und wischte sich über die Augen.

Nach einer kurzen Pause erzählte Lance weiter und diesmal klang seine Stimme etwas fester.

"Wenn ich in so einer Situation bin und keine andere Möglichkeit sehe, verschließe ich mich davor. Ich weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll, aber es fühlt sich jedes Mal an, als wäre ich eine Puppe und würde nur Befehle ausführen. Es ist furchtbar und danach geht es mir meistens sogar noch schlechter, aber für den Moment geht alles gut. In solchen Situationen belaste ich auch Allura und Romelle immer sehr, weil sie mich dann irgendwie auffangen müssen und" - ein Hicksen unterbrach ihn - "das tut mir wirklich leid. Vielleicht sollte ich auch nochmal mit ihnen reden."

"Vielleicht", stimmte Keith ihm zu und der Tänzer nickte.

"Ich wollte einfach nur, dass du wieder da bist mit deinen dunklen Klamotten und dieser furchtbaren Frisur. Gleichzeitig wollte ich dich auch einfach nur auf den Mond schießen." Nachdenklich biss er auf seine Lipper herum und begann, kleine Kreise auf Keiths Handrücken zu zeichnen. "Gefühle sind wirklich irrational."

"Ja", seufzte der Musiker zustimmend, "manchmal wünsche ich sie mir weg. Aber letztendlich ist es glaube ich ganz gut, dass wir sie haben."

Mit einem leisen "mhm" stimmte Lance ihm zu und schniefte.

Da keiner von ihnen mehr etwas sagte, blieben sie einfach so, Keith die Arme um den Tänzer geschlungen, und lauschten dem Wellengang, den fernen Geräuschen der anderen und der Stadt Sydney, wärmten sich aneinander und hielten nach Sternen Ausschau.

Die Minuten verstrichen und Keith hätte wetten können, dass eine gute halbe Stunde vergangen war, als Lance sich wieder regte. Mit der Zeit hatte sein Atem sich beruhigt und die Tränen waren getrocknet, auch sein Schluckauf war verschwunden und er schniefte nur noch ab und zu, da keiner von ihnen ein Taschentuch dabeihatte.

"Weißt du", begann der Braunhaarige in die dunkle, warme Stille zwischen ihnen zu sprechen, "ich hätte gedacht, dass ich dir irgendwelche Beschimpfungen an den Kopf werfen würde, aber irgendwie ... ist alles verschwunden." Er hob etwas ratlos die Schultern. "Ich bin einfach froh, dass du wieder da bist", schloss er und drehte seinen Kopf, sodass er zum Violinisten hochschauen konnte.

Dieser erwiderte den Blick und ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen.

"Bist du dir sicher, dass du es dabei belassen willst?", fragte der Schwarzhaarige dennoch, Sorge im Ton mitschwingend. Doch Lance nickte.

"Ja", meinte er leise, "Alles wieder gut."

Und mit einem Kuss besiegelten sie das Gespräch.

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Es wurde immer später, der Mond hatte inzwischen den Himmel für sich gewonnen und spiegelte sich silbern im Meer. Durch die Stille der Nacht schien das Rauschen der Wellen nun lauter und das Lagerfeuer der Gruppe bildete die einzige Lichtquelle an ihrem Strandabschnitt.

Inzwischen waren Keith und Lance zu den anderen zurückgekehrt und hatten dann auch erfahren, weshalb Allura zuvor so einen Trubel veranstaltet hatte.
Die Tänzerin war kurz nach ihrem Verschwinden vom New York City Ballet angerufen worden und hatte ein Angebot für ein Vortanzen bekommen. Würde sie dieses mit einem positiven Ergebnis überstehen, könnte sie gemeinsam mit Lotor in New York ihren Träumen nachgehen, mal ganz abgesehen davon, dass das NYCB eine der führenden Ballett Companien der Staaten war und sich der jungen Tänzerin viele neue Möglichkeiten eröffnen würden.

Gemeinsam hatten sie alle auf viel Glück und gutes Üben angestoßen, und Romelle hatte (inzwischen ziemlich angeheitert) eine Rede darüber gehalten, wie sehr Allura dieses Angebot verdient hatte.

Sie verbrachten noch viel Zeit gemeinsam bei den wärmenden Flammen, noch nicht einmal Isaak wurde von seinen überfürsorglichen Orchesterkollegen ins Bett geschickt, und tauschten die lustigsten Geschichten aus ihren Jahren als Musiker aus. Es wurde viel gelacht und einmal fiel Ezor beinahe ins Feuer, da sie im Stehen einen Lachanfall bekommen hatte und sich nun noch weniger auf ihren Beinen hatte halten können, als vorher.

Als Pidge sich erneut Lance' Gitarre annahm und der Tänzer sich sofort seinem Freund zuwandte, konnte Keith nicht anders, als ergeben zu grinsen und sich bereitwillig von ihm aufhelfen zu lassen. Anscheinend war wohl wieder die Zeit gekommen, in der er tanzen musste.

"Hast du jemals Rumba getanzt?", fragte Lance ihn leise und zog ihn nah an sich, als sie sich ein paar Schritte von den anderen entfernt hatten, um mehr Platz zu haben. Nur noch leicht wurden ihre Gesichter vom Feuer beleuchtet, der Rest erstrahlte im Mondlicht oder versank in tiefen Schatten.

"Nein, hab ich nicht", antwortete der Schwarzhaarige und unterdrückte ein Lächeln, "Was dachtest du denn?"

"Keine Ahnung", Lance hob die Schultern, "Ich wollte nur sicher gehen, dass du ein blutiger Anfänger bist."

Er kicherte auf gemeine Weise in sich hinein, als hätte er Keith mit seiner Aussage gerade unglaublich geärgert und genau das gewollt. Der Musiker verdrehte nur schmunzelnd die Augen.

"Okay", begann der Tänzer dann und richtete zuerst Keiths Haltung, seine Schultern, seinen Rücken, die Hände. "Ich glaube du weißt schon, dass meine Oma in Kuba eine Tanzschule hat. Immer wenn wir da waren, hat sie uns etwas beigebracht, also bin ich kein Profi, aber kann zumindest etwas." Er grinste schief und Keith nickte verstehend.

"Also, die Rumba gehört wie auch der Cha-Cha-Cha und die Salsa zu den lateinamerikanischen Tänzen", begann er und weihte Keith nach und nach in die Grundlagen ein, ging den Grundschritt mit ihm durch, bis sie diesen gemeinsam tanzen konnten und der Musiker erfreut auflachte.

"Schau, du kannst es doch!", grinste der Braunhaarige stolz und baute eine Drehung ein, auf die Keith sogar reagierte. "So viel zu "Ich tanze nicht". Pah, mit der Ausrede kommst du mir nicht mehr davon!"

Er strahlte, während Keith kicherte und sie den Sand zu ihren Füßen aufwirbelten, der sogar jetzt noch die Wärme des Tages in sich trug.

Dem Musiker rauschte das Blut in den Ohren und auch, wenn er Lance' Nähe inzwischen gewöhnt war, schossen Hitzewellen durch seinen Körper und er konnte nicht aufhören, zu grinsen. Die Hände des Tänzers waren sicher und ruhig und doch war er sich ihrer nur zu bewusst, wie sie auf seiner Haut lagen. Auch in den Momenten, in denen sie sich nicht frontal berührten, waren sie eng beieinander und so konnte er immer die Körperwärme des anderen spüren, konnte spüren, wie lebendig, wie nah Lance ihm war, wie schön es war, sich nun endlich keine Gedanken mehr machen zu müssen, einfach beieinander sein zu können.

Auch als Pidge die Gitarre wegpackte, um ihre Technikutensilien sicher zu vertrauen, damit die Sandkörner, die vom nächtlichen Wind aufgewirbelt wurden, sich nicht in ihnen festsetzten, tanzten sie. Lance begann, eine leise Melodie zu ihren Schritten zu summen, nur für sie beide, und zog den Musiker näher an sich, als das Lied sich verlangsamte.

Wie schon bei ihrer Afterparty wiegten sie sich eng umschlungen zum Takt der Musik, wobei diesmal Keith die Hände im Nacken des Tänzers verschränkte und mit einem Lächeln zu ihm aufsah. Lance lehnte die Stirn gegen seine und während sie mit ihren Füßen Muster im Sand zeichneten, versanken sie in den Augen des jeweils anderen.

Das Lagerfeuer knisterte im Hintergrund, doch der leichte Wind hauchte die Stimmen der anderen davon, sodass es nur noch sie beide gab, das Rauschen der Wellen, den Sand zu ihren Füßen und das Knacken der Flammen. Hell leuchtend blickte der Mond auf sie herab, wie sie sich ansahen und lächelten, im Reinen mit sich und der Welt.

Eine leise, gesummte Melodie wanderte über den Strand, entfernte sich weiter und weiter von allen anderen, bis sie nur noch von den zwei jungen Männern wahrgenommen wurde, denen sie gehörte.

Die letzten Töne waren so leise, dass selbst diebeiden nicht wussten, ob sie existierten, doch der Geschmack von ihnen lag aufLance Lippen, als Keith sich vorlehnte und sie beide zu einem Kuss verband. 

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