27. Ma Chérie

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Lance wachte mit einem merkwürdigen Gefühl der Leere auf. Als hätte man ihn ausgehöhlt und vergessen etwas in die Stelle hinein zu stopfen.

Sein Gesicht war immer noch leicht steif von den getrockneten Tränen, er fühlte sich ausgelaugt und müde, und obwohl er sehr lange geschlafen hatte, waren seine Glieder schwer. Etwas wie eine Glasschicht hatte sich vor ihn geschoben, durchsichtig, aber so dick, dass er alles, was außerhalb geschah, nur gedämpft wahrnahm.

Heute würden sie keine Proben mehr haben, Coran und Axca waren sich einig gewesen, dass eine Pause eher helfen würde, als weitere Stunden des Übens. Außerdem waren sie mit dem gestrigen Auftritt sogar recht zufrieden gewesen.
Doch er konnte die Stunden nicht einfach verstreichen lassen. Wenn er Zeit zum Üben hatte, würde er üben. Vielleicht schaffte er es sogar, sich zu verbessern. Vielleicht schaffte er es, so gut zu werden, dass er sich nicht wieder würde distanzieren müssen. Vielleicht schaffte er es, auch selber mit der heutigen Aufführung glücklich zu sein.

Er wusste nicht, wie es Keith ging. Weder hatte der andere geschrieben, noch hatte Lance selber versucht, Kontakt aufzunehmen. Doch die Chance, dass der Schwarzhaarige urplötzlich wieder zurückkommen würde, war so gering, dass sie gleich null war.

Mit schlurfenden Schritten ging der Tänzer ins Bad, wo er sich duschte und hoffte, dass das zum Anschlag aufgedrehte Wasser seine Seele wieder hervorprügeln konnte, ehe er hinunter ins Wohnzimmer lief, um zu frühstücken.

Doch egal, was er zu sich nahm, alles schmeckte fade, irgendwie nach Pappe und dann wieder auch nicht. Er hatte das Gefühl, das Essen in sich zwingen zu müssen. Am liebsten würde er nichts essen, alleine schon beim Anblick von etwas Essbarem drehte sich sein Magen um.
Doch wenn er üben wollte, musste er etwas zu sich nehmen. Umzukippen und ebenfalls nicht auftreten zu können, das konnte er sich nicht leisten. Das konnten sie alle sich nicht leisten.

Er hatte gar nicht wahrgenommen, dass ihm niemand aus seiner Familie über den Weg gelaufen war, dass das Haus merkwürdig still gewesen war, doch als er die Haustür hinter sich schloss und sein Fahrrad aus dem Gartentor schob, fiel es ihm auf, da der Familienwagen der McClains gerade die letzten Meter die Straße entlangfuhr und wenige Sekunden darauf direkt vor Lance' Nase parkte.

Während er leicht irritiert zusah, öffneten sich die Türen und kaum klinkten sich die Flügel ein, konnte man die Beschwerden seiner Oma über die unebene Straße schallen hören.

Stimmt.

Seine Großeltern hatten geplant, sich den dritten Auftritt anzusehen.

Aus dem Gefährt sprang als erstes Rachel, die stolz die Schlüssel ihrer Mutter in der Hand hielt und an ihrem Bruder vorbei durch den Vorgarten und zur Haustür flitzte, um sie aufzusperren, wie sonst nur die Großen es tun konnten. Nach ihr stieg Veronica aus, während sich auch auf der anderen Seite etwas regte und weitere Personen das Auto verließen. Nach und nach kamen alle übrigen Familienmitglieder auf dem Asphalt zu stehen, wobei Lance' Vater zuerst die Gehhilfe seines Schwiegervaters aus dem Kofferraum hatte holen müssen, da der alte Herr nur noch schwach auf den Beinen war.

Marco war schon längst im Haus verschwunden, etwas über unmenschliche Hitze meckernd, und Rosa war ihm gefolgt, nachdem sie Lance gegrüßt und ihm die Wange getätschelt hatte.

„Mein Junge", ertönte da die Stimme seiner Oma und mit leisem Erstaunen sah er nach unten. Entweder, er war im letzten Jahr unglaublich viel gewachsen, oder sie war unglaublich viel geschrumpft.

„Komm, umarme deine alte Oma, wo sind deine Manieren?", schimpfte sie ihn aus und ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen, während er sich hinunter beugte und sie an sich drückte. Wie immer roch sie nach Kokosnuss und Kakao, vermischt mit dem Geruch eines alten Menschen.

„Hallo", murmelte er in ihre Schulter hinein, „wie war der Flug?"

„Furchtbar, das Brot war bestimmt schon abgelaufen und dein Opa hat sich unglaublich breit gemacht."

Er kicherte leise. Wenn die Mutter seiner Mutter etwas konnte, dann war es, sich über alles und jeden grimmig zu beschweren.
Sie war zu ihrer Zeit professionelle Tänzerin gewesen und hatte sich nach ihrer Karriere entschlossen, eine Tanzschule zu öffnen, wo sie auch Lance und seinen Geschwistern bei jedem ihrer Besuche Samba, Rumba und andere lateinamerikanische Tänze beigebracht hatte. Sie war eine strenge Lehrerin mit einem festen Dutt und einer schneidenden Stimme, doch vielleicht war sie die Einzige in seiner Familie, die ihn verstand, wenn es ums Tanzen ging.

Und auch, wenn sie sehr ruppig schien, hatte sie in Wirklichkeit ein weiches Herz.

Veronica, die hinter der alten Dame stand, schnitt ihrem Bruder eine Grimasse und geleitete sie dann ebenfalls ins Innere des Hauses, während Lance' Vater seinem Opa half, den Weg um den Familienwagen herum zu finden.

Im Gegensatz zu seiner Frau, konnte dieser nichts mit dem Tanzen anfangen. Er war ein hoffnungsloser Fall, ohne Taktgefühl oder überhaupt ein Verständnis für Musik, wenn es nicht sein heißgeliebter Blues war. Er war ein weitaus ruhigerer Typ als Lance' Oma, mit einem warmen Lächeln und leicht zittrigen Händen, die trotz ihrer unkontrollierten Bewegungen immer noch wunderschöne Bilder zeichnen konnten. Er war Architekt gewesen und seine Visionen waren manchmal die tollkühnsten, die Lance je zu Ohren bekommen hatte. Vor allem für ihn würde es ein Traum sein, das Opera House besuchen zu können, dieses Wunderwerk der Architektur.

Sie waren schon ein komisches Pärchen, seine Großeltern, doch trotz ihrer komplett verschiedenen Persönlichkeiten kamen sie immer noch gut miteinander aus.

Ein warmes Gefühl erfüllte ihn, als der Blick seines Opas sich erhellte, kaum, dass er seinen Enkel erblickte.

„Lance!", freute er sich mit einer leisen, rauen Stimme, die immer so klang, als hätte er einen trockenen Hals, „du glaubst nicht, wie sehr ich mich freue, dich zu sehen! Ich dachte, du würdest noch schlafen, schließlich warst du gestern lange auf, nicht?"

Sie umarmten sich ebenfalls, wobei sein Opa sein Bestes gab, um nicht umzufallen.

„Du siehst traurig aus", meinte er leise an Lance' Ohr, „Sei es nicht, bitte. Egal, welche Wolke sich vor deine Sonne geschoben hat, es gibt immer einen Wind, der sie wieder wegpustet. Das ist ein natürlicher Vorgang unserer Welt."

Der Tänzer nickte und drückte den alten Mann noch ein wenig fester an sich, um ihm seinen Dank zu übermitteln.

Trotz seiner ruhigen und manchmal abwesenden Art war sein Opa einer der aufmerksamsten und herzlichsten Menschen, die er kannte. Wenn es jemandem nicht gut ging, wusste er es immer und tat sein Bestes, um zu helfen. Und wenn er einem nur ein Eis kaufte, oder eine seiner Weisheiten von sich gab.

Sam nickte seinem Sohn zu und nickte erneut, nachdem dieser erklärt hatte, dass er noch ein wenig proben gehen würde.

„Ich verstehe, warum du das tust, aber bitte- übertreibe es nicht, ja?", warnte er ihn dennoch auf seine väterliche Art und Weise und mit dem Blick, der Lance verdeutlichte, dass er alles und noch viel mehr über ihn wusste, wenn es um sein Inneres ging.

Manchmal erstaunte es ihn, wie gut seine Familie ihn kannte.

Der Tänzer nickte und schwang sich auf sein Fahrrad, ehe er seinem Opa und Vater noch zuwinkte, bevor er in die Pedale trat, auf dem Weg zum Opera House.

Soweit er wusste, hatten sie für alle drei Tage ein paar Räume reserviert und wenn er Glück hatte, würde er alleine sein. Vielleicht würde ihm das helfen, seinen Kopf frei zu bekommen.

Er durfte seine Großeltern nicht enttäuschen, schließlich waren sie extra hergeflogen, um ihn zu sehen.

Außerdem könnte er es nicht ertragen, wenn dieser Auftritt genauso schlimm werden würde, wie der letzte.

---

Mit ausdruckslosem Blick betrachtete der Tänzer sein Spiegelbild.

Es würde nicht mehr lange dauern, bis die letzte Aufführung beginnen würde, vor wenigen Minuten waren die Zuschauer in den Saal gelassen worden und bald würden sich auch die Projektmitglieder noch ein letztes Mal versammeln.

Irrte er sich, oder hing sein Oberteil nun weniger leicht von seinen Schultern? Es sah nicht mehr so schwerelos aus, vielmehr kam es ihm vor wie ein Sack, der keineswegs vorteilhaft um seine Figur spielte.

Weshalb tat er das alles nochmal?

Weil er sich nicht so sehr an eine Person binden konnte, dass er bei ihrer Abwesenheit nicht mehr funktionsfähig war.

Stimmt.

Weil sie drei Monate lang hierfür geprobt hatten.

Stimmt.

Weil er nicht einfach aufgeben konnte, weil er es den anderen schuldig war.

Stimmt.

Weil seine Großeltern und der Rest seiner Familie hier waren. Sogar Luis war hergefahren.

Stimmt.

Deshalb würde er, musste er, heute Abend auf diese Bühne gehen und strahlen, wie er es bei ihrer ersten Aufführung getan hatte.

Er musste einfach.

Lance nickte seinem Spiegelbild zu, doch wirklich entschlossen blickte ihm seine Reflexion nicht in die Augen. Vielmehr fand er, sah es aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.

Erbärmlich.

Nein, dachte er und schüttelte den Kopf, nein, das würde er nicht, er war ein Tänzer, er hatte seinen Stolz, er hatte seine Würde und den Ehrgeiz, es gut zu machen. Er würde nicht versagen.

Nicht schon wieder.

Zögernd zog er seine Augenbrauen zusammen, in der Hoffnung, es würde ihn grimmiger und entschlossener aussehen lassen, doch das klappte nicht wirklich. Die Glasscheibe, die ihn von der Wirklichkeit trennte, war immer noch da und auch, wenn er es geschafft hatte, mehrere Stunden konzentriert zu üben, war die Leere in ihm nicht gewichen.

Mit einem leisen Seufzen wandte er sich von seiner Reflexion ab und öffnete die Tür, um auf den Gang hinaus zu treten.
Verloren blieb er dort einen Moment stehen, vergessen war, wohin er eigentlich gewollt hatte, doch dann sah er Lotor am Ende des Flures um die Ecke biegen und folgte ihm.

Sie wollten sich treffen. Alle Mitwirkenden, genau in demselben Raum wie die beiden letzten Male.

Stimmt.

Der kleine Saal war erfüllt von Gesprächen, als er eintrat und sich dann neben Allura und Romelle stellte. Die Blonde Tänzerin legte einen Arm um ihn und er drückte sie in einer abwesenden Umarmung an seine Seite, während die Dritte im Bunde gedämpft mit ihrem Cellisten sprach.

Die darauffolgende Anrede von Coran und Axca war kurz und das meiste bekam der Braunhaarige nicht mit. Alles, was er nach ihrem Vortrag mitgenommen hatte, war, dass sie das bestimmt hinbekommen würden. Doch diese wohl aufmunternden Worte wurden kurz darauf wieder aus seinem Gedächtnis gelöscht worden, als er in die besorgten Gesichter der Musiker geblickt hatte.

Ob sie es „bestimmt hinbekommen" würden, daran zweifelten anscheinend alle ein wenig. Auch, wenn sie gestern über den Berg gekommen waren, stand die Ungewissheit im Raum.

Allura drückte ihm kurz den Arm, bevor sie Lotor in den Orchestergraben folgte und Romelle gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe er auch sie auf der anderen Seite der Bühne zurückließ und sich auf seiner Seite bereitstellte.

Auch für diesen Abend sah es schlecht aus.

Vermutlich würde er von Anfang an die Mauer hochziehen müssen. Einfach stur durchzählen, sich taub machen allen Zweifeln gegenüber, jede Emotion abschalten. Dann würde es klappen. Bestimmt.

Das eigentliche Problem an diesem Rückzug war nicht, dass er sich vertanzen würde. Wahrscheinlich war die Chance, dass er sich in diesem Zustand vertanzte, vergleichsweise sogar geringer, da er nicht vom Momentum abgelenkt wurde.
Das eigentlich schlimme an der Distanz, die er absichtlich kreierte, war, dass er sich dabei so gut wie leblos fühlte. Er entzog sich allen Gefühlen, allen Gedanken, die ihm sonst immer kurz durch den Kopf schossen, wenn er tanzte. Und das tat weh.
Wenn er das Tanzen so sehr liebte, tat es weh, sich dieser Aktivität gegenüber verschließen zu müssen, sich dem Moment gegenüber verschließen zu müssen, für den er eigentlich stundenlang die Woche übte.

Es war jedes Mal, als würde er sich selber eine klatschen. Und das mehrere Male. Mit einem dornbesetzten Handschuh.

Ein letztes Mal atmete er tief durch, ehe er die Wand hochzog und den Riegel vorschob.

Eine eigens kreierte Wand aus Glas.

Der Vorhang ratschte.

Die Musik setzte ein.

Und der letzte Auftritt ihres Projekts begann.

---

Sowohl Allura, als auch Romelle wussten, was er tat.

Er konnte es in ihren Augen lesen, etwas tief in ihm, etwas, das er weggeschlossen hatte, wusste, was aus ihren Blicken sprach. Die Bitte, damit aufzuhören.

Doch beide wussten auch, dass er es nicht gerne tat, dass er es tun musste, dass er quasi dazu gezwungen war.

Also hatten sie es angenommen, konzentrierten sich auf ihre Tanzschritte, mit dem Wissen, ihn später wieder auffangen zu müssen. Dass er wusste, dass sie das tun würden, war vielleicht der einzige Trost, den er hatte. Wenigstens auf die beiden war Verlass.

Durch seine Distanz herrschte viel weniger Kommunikation auf der Bühne, als sonst. Sonst munterten sie sich meist durch Blicke auf, freuten sich mit den anderen, wenn ein komplizierter Sprung klappte, wenn etwas so gut war, wie selten. Auch, wenn es für das Publikum immer so aussah, als würden sie nicht miteinander reden, kannten Romelle, Allura und Lance sich über die Jahre hinweg nun schon so gut, dass Augenkontakt reichte, um Nachrichten zu übermitteln.

Doch heute gab es, wenn überhaupt, nur Geflüster zwischen den Mädchen.

Die erste Hälfte strich vorüber ohne irgendwelche großen Vorkommnisse und Lance entschloss sich, die Pause hinter der Bühne zu verbringen. Mit den anderen unten im Flur oder in einem der reservierten Räume Konversation führen, wollte er nicht. Im schlimmsten Fall würde die Mauer reißen und er würde sie nicht mehr rechtzeitig aufbauen können. Und da als erstes seine Variation kommen würde, konnte er sich das nicht leisten.

Also hockte er die halbe Stunde lang knapp hinter dem linken Bühneneingang, dehnte seine Beine, um sie warm zu halten, und trank ein paar Schlucke Wasser.

Unter der Bühne konnte er Corans Stimme hören, gedämpft, damit keiner der Zuschauer etwas mitbekam, und doch markant genug, dass etwas passiert sein musste. Vielleicht sprach er mit den Bühnentechnikern. Axcas Stimme war ebenfalls zu hören, so ruhig wie eh und je.
Hoffentlich war nichts mit ihrem Laptop oder der Anlage geschehen, sonst konnten sie das Geigensolo und wahrscheinlich auch seine Variation in die Tonne werfen.

Mit einem tiefen Seufzen schloss Lance die Augen und lehnte sich mit dem Kopf an das Bühnenbild hinter ihm. Irgendwie würde er es überleben. Hoffentlich.

Die Minuten verstrichen eine nach der anderen und als er hörte, wie die Zuschauer wieder ihre Plätze einnahmen, stand er auf, um bereit zu sein, sobald es losging.

Er würde schon auf der Bühne stehen bevor der Vorhang aufgezogen werden würde, weshalb er nun hinter dem Bühnenbild hervortrat und sich in Position begab. Auch im Orchestergraben war nun das Rascheln der anderen zu hören, zusammen mit aufgeregtem Geflüster und dem leisen Rücken von Stühlen.

Die Lichter im Saal wurden gedämmt und alles war in komplette Dunkelheit gehüllt. Kurz herrschte Stille, es war wie ein leises Durchatmen, dann begannen die Stoffbahnen der Vorhänge sich zu bewegen und der erste gehaltene Ton der Streicher erklang.

Und Lance befahl seinem Körper, zu atmen, Bewegungen auszuführen, obwohl er noch nicht tanzte, so auszusehen, als würde er leben. Ein leises Surren war zu hören, doch bevor er überlegen konnte, von was es kam, strahlte der Scheinwerfer auf ihn herab und er war wieder Herr seiner Gesichtszüge.

Doch dann erklang der erste Ton des Solos und alles, was er aufgebaut hatte, die Mauer, die er hochgezogen hatte, bröckelte, knirschte und stürzte in sich zusammen.

Süß und klar drang die Stimme einer Geige zu ihm und sein Körper begann wie von selber darauf zu reagieren, obwohl all seine Konzentration hinüber war. Und als er sich in die Richtung wandte, in der er sich immer Keith vorgestellt hatte, blickten dunkle Augen in seine zurück und das letzte bisschen Atem wurde aus seinen Lungen gepresst.

Als wären all seine Gebete erhört worden, als hätte eine höhere Kraft ihn gesandt, stand Keith auf der anderen Seite der Tanzfläche und erstrahlte im Schein der Bühnenlichter.

Für einen kurzen Moment zweifelte Lance an seinem Augenlicht, hielt ernsthaft die Wahrscheinlichkeit einer Illusion für möglich, doch er irrte sich nicht.

Für den Moment zu viele Schritte entfernt, stand tatsächlich der Violinist, seine Haare zerzaust, die oberen Knöpfe seines unterbügelten Hemdes offen und die Ärmel hochgekrempelt. Er hatte sein Oberteil noch nicht einmal in die Hose gesteckt und auf seinen Schuhen waren Flecken zu sehen, was ihn zu dem perfekten Abbild eines Orchestermitgliedes machte, wie Coran es eben nicht wollte.
Abgesehen von seiner unordentlichen Kleidung und Frisur sah Keith müde aus, Ringe lagen unter seinen Augen und Anspannung stand in seinem Gesicht geschrieben, auch wenn sich seine Züge ein wenig entspannten, als er Lance' Blick erwiderte und leicht lächelte.

In dem Moment ging für den Tänzer die Sonne auf, sein Leben wurde wieder in strahlendes Licht getaucht, warm und hell wie die Scheinwerfer, die nun die gesamte Bühne erhellten.
Es war wie ein Erwachen aus einem bösen Traum und er wurde beinahe erschlagen von einer Welle an Eindrücken.
Der leicht staubige Geruch der Bühnenvorhänge kroch ihm in die Nase, die Stille Anwesenheit hunderter Menschen im Publikumsraum strich über ihn, die Musik vibrierte in der Luft, der Holzboden unter seinen Füßen war solide und fest, und der Stoff seines Kostüms kitzelte auf seiner Haut.
Sauerstoff durchströmte seinen Körper, Leichtigkeit umhüllte ihn und Kraft wurde durch seine Adern gepumpt.

Keith war hier.

Er war tatsächlich hier und er spielte und er sah Lance an und er lächelte und er lebte und-

Wie von selber hatte sein Körper sich weiterbewegt, hatte schon die Hälfte der Variation getanzt, als Lance erst wieder auffiel, was er eigentlich tat.

Die Scheibe war verschwunden und als er in einer Umdrehung in Corans Gesicht blickte, das von unten zu ihm hochsah, strahlte der Dirigent ihm entgegen. Eine Mischung aus Erleichterung, Zuversicht und Zufriedenheit sprach aus seinen Augen, während er das Orchester dirigierte, freier nun, da er nicht mehr an ein Computerprogramm gebunden war.

Der erst neulich eingebaute Sprung Saut de Chat war an der Reihe und als Lance Anlauf nahm, spürte er schon, dass er gut werden würde. Und er hatte sich nicht geirrt, als er absprang war es fast, als würde er über die Bühne fliegen. Der Zugwind ließ sein Kostüm flattern und diesmal fühlte es sich auch nicht an, als würde der Stoff unattraktiv an ihm herunterhängen.
Nein, diesmal durchströmte das Gefühl von Freiheit seinen Körper.

Lance konnte wieder Atmen, er konnte wieder sehen und hören und riechen, er konnte wieder fühlen, das Tanzen spüren und es war als wäre er wieder am Leben.

Keiths Geigenspiel griff ihm unter die Arme, beflügelte, umschloss und wiegte ihn, und schon alleine die Augen des Musikers, die immer auf ihm lagen, gaben ihm neue Energie.

Das Solo war jedoch schneller vorbei, als Lance es gewollt hätte, und mit einem letzten Blick auf den Dunkelhaarigen kehrte er wieder hinter die Bühne zurück, während auch Keith wieder verschwand, da die Plattform, auf der er gestanden hatte, sich nun nach unten bewegte, um ihn wieder in den Orchestergraben zu lassen.

Während er Stück für Stück verschwand, blieben ihre Blicke miteinander verhakt und Lance musste sich davon abhalten, nicht zum anderen zu rennen.

Er wollte zu Keith.

Gerade hätte ihn die Aufführung nicht weniger kümmern können, er wollte zum Schwarzhaarigen, wollte ihn mit Worten überschütten und ihm nahe sein, er wollte ihn so sehr umarmen, dass das Bedürfnis dazu beinahe schon weh tat.

Doch er konnte endlich wieder fühlen, er konnte das Tanzen wieder genießen, er war aus dem Albtraum aufgewacht, und deshalb würde er nun weitertanzen, um zumindest die zweite Hälfte dieses Auftrittes das zu zeigen, was er konnte.

Und während also das Stück weiterlief, fühlte Lance sich, als würde er schweben und fallen gleichzeitig.

Eine ungeahnte Kraft war wieder in seinen Körper gekommen, er konnte auf einmal höher und weiter springen als vorher und Allura und Romelle waren auf einmal leichter als zuvor. Selbst die Luft auf der Bühne schien plötzlich leichter zu atmen zu sein und durchströmte süß und kräftig seine Lungen.

Zugleich hatte er das Gefühl, vor Erleichterung jeden Moment in Tränen ausbrechen zu müssen, obwohl das Lächeln, das er in geeigneten Momenten dem Zuschauerraum schenkte, nicht strahlender und ehrlicher hätte sein können. Eine Last war von seinen Schultern gefallen und ließ ihn lebendiger zurück als er sich lange gefühlt hatte.

Er fragte sich, warum ihm nicht klar gewesen war, dass der Musiker zurückgekommen war. Schließlich hatte er Corans und Axcas Stimmen gehört, er hatte den Stimmungswechsel im Orchester unter sich spüren können, als sie ihre Plätze wieder eingenommen und den Violinisten gesehen hatten. Im Grunde hätte er es wissen müssen.
Und jetzt war es, als würden die Töne der ersten Geige ihm entgegenstrahlen und nur für ihn hörbar wie ein klarer Bach dahinfließen. Der Musiker sprach durch sie zu ihm, zumindest kam es Lance so vor. Ein Versprechen lag in der Musik, das Versprechen, wenn es so weit war, alles zu erzählen, alles auszusprechen, was ausgesprochen werden musste.

Keith hatte ihm trotz Erschöpfung warm entgegengesehen, in seinen Augen hatte ein Ausdruck gelegen, den Lance glaubte, noch nie bei ihm gesehen zu haben, so offen und liebevoll, dass es ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagte, wenn er daran dachte.

War er extra für dieses letzte Solo wieder hierher geflogen?

Wie ging es seiner Mutter?

Und was bedeutete dieser Blick? Hatte ihr Abstand voneinander sie letztendlich sogar näher zueinander gebracht?

Nichts würde Lance lieber tun, als Keith einfach endlich zu sagen, wie viel er ihm bedeutete.

Schnell unterdrückte der Tänzer das Lächeln, das sich in einem unpassenden Moment anbahnen wollte. Schließlich tanzte er immer noch in einem Ballett und musste seine Rolle wahren.

Die Vorstellung lief weiter, Lance tanzte gemeinsam mit Allura und Romelle, der Höhepunkt war erreicht und das Farbpulver ließ die Luft auf der Bühne glitzern. Frei wie die Gedanken des Tänzers wirbelten die Flocken durch die Luft und alles war so, wie es sein sollte. Kein einziger Fehler war ihnen unterlaufen und sie schlossen die Vorstellung perfekt ab.

Doch auch, als der Vorhang fiel, und die Tänzer sich dahinter aufstellten, um den Applaus in Empfang zu nehmen, war Keith im Orchestergraben. Es gab keine Möglichkeit, mit ihm zu reden, auch nicht, als er als Solist selber nochmal hinauf zu ihnen kam, um seinen Teil des Applauses entgegen zu nehmen und sich mit einem warmen Lächeln zu verbeugen.
Sie standen nur wenige Meter voneinander entfernt, und Lance hätte lediglich drei Schritte machen müssen, um nach der Hand des Violinisten zu greifen, doch die Situation verbot ihnen, auch nur aufeinander zu zu gehen, obwohl Lance' Herz bei Keiths zerzaustem Anblick einen Hüpfer machte.

Also verbeugte der Tänzer sich ebenfalls gemeinsam mit Allura und Romelle, die von einem Ohr zum anderen grinsten und gemeinsam leuchteten wie zwei junge Sterne. Für sie war die Aufführung letztendlich doch ein voller Erfolg gewesen und in dem Moment hätten sie glücklicher nicht sein können.

Es war ein Tumult der Gefühle, das Rauschen des Applauses, die Erleichterung, dass die heutige Aufführung, zumindest ab der Hälfte ungefähr, besser gewesen war, als die gestrige, das Sehnen nach Keith, die Freude, die das Tanzen mit sich brachte, die Ungeduld, die langsam abklingende Aufregung und so viel mehr, dass Lance noch nicht einmal klare Gedanken fassen konnte.

Der Vorhang ging zu und wieder auf, sie verbeugten sich und richteten sich wieder auf, das Orchester bekam seine eigene Ehrwürdigung, genauso wie Axca und Coran, bei denen vor allem das Klatschen aus dem Graben durchsetzt mit Jubel und Gepfeife unglaublich laut war.
Auch Keith erschien ein weiteres Mal auf der Bühne, um eine zweite Runde Applaus zu bekommen und sein Grinsen hätte nicht atemberaubender sein können.

Doch irgendwann ging der Vorhang nicht nochmal auf, die Lichter im Zuschauerraum wurden entzündet und der Applaus ebbte ab, um dem Rascheln von Kleidung und den Gesprächsfetzen vieler, vieler Menschen Platz zu machen.

Und sobald Lance wusste, dass er nicht mehr auf der Bühne gebraucht wurde, warf er einen letzten Blick auf seine Kolleginnen zurück, und entschuldigte sich kurz, ehe er loslief.

Was die Mädchen ihm noch grinsend nachriefen, hörte er gar nicht mehr wirklich, es verschwand mit allem anderen im Hintergrund.

Hinter der Bühne hastete er den Gang entlang zur Treppe, die runter in den unteren Teil des Bühnenkomplexes führte, von dem aus man zum Orchestergraben kam.

Gerade als er die letzten Treppenstufen hinuntergesprungen war, flog die Tür an der Seite des Ganges auf, sodass sie laut gegen die weiß gestrichene Wand knallte, und Keith kam heraus, Eile im Gang und Dringlichkeit in den Augen. Sobald er Lance erblickte, der auf ihn zu lief, beschleunigte auch er seinen Schritt, bis sie aufeinander zustürzten, als wäre der jeweils andere ein Rettungsring bei Schiffbruch.

In der Mitte prallten sie aufeinander, sie kollidierten beinahe schon, und schlangen die Arme umeinander, als Keith den Tänzer im Überschwung nach oben hob und sich mit ihm drehte.
Es war für keinen von ihnen wirklich verständlich, was sie sagten, ob sie lachten oder weinten, ob sie einander beschimpften oder sich entschuldigten, ob sie sich mit Fragen bombardierten oder auch überhaupt nichts sagten- keiner wusste so ganz, was geschah.

Alles schien ein Wirbel zu sein, der sich gemeinsam mit Keith drehte, ein Wirbel aus Lance' flatterndem Kostüm, dem Farbpulver, das er auf Keiths Kleidung übertrug und das in der Luft um sie herum rieselte, ein Wirbel aus den zerzausten Haaren des Violinisten, ihren Armen und Köpfen, und in all dem Wirrwarr, in all den Gefühlen des Glücks, der Freude und Erleichterung- küssten sie sich.

Niemand wusste, wer begann und wann es geschah, es war einfach ab einem bestimmten Zeitpunkt so und es könnte nicht besser sein.

Und in dem Moment, in dem Lance realisierte, was geschah, in dem ihm klar wurde, dass ihre Lippen aufeinander lagen, machte es "Klick".

Keuchend löste er sich vom Violinisten, die Augen aufgerissen, ohne wirklich bemerkt zu haben, dass er die Beine um dessen Hüften geschlungen hatte, und hauchte:

"Du-was- ... wirklich?"

Es war einer der wenigen Momente, in denen man Lance McClain auch gut mit einer hauchdünnen Feder aus Glas hätte vergleichen können- ein falscher Handgriff und sie würde in tausend Stücke zerschellen.

Doch Keith, der ein warmes Lächeln trug, festigte seine Umarmung, nickte zaghaft und hauchte leise zurück:

"Ja. Wirklich."

Ein Laut, der zugleich ein Einatmen, Seufzen, Lachen und Weinen war, entschlüpfte dem Tänzer und er drückte den Schwarzhaarigen noch fester an sich, ehe er ihre Lippen wieder miteinander verband.

Sie klammerten sich aneinander fest, als würde die Welt um sie herum untergehen und küssten sich so, wie beide es schon seit einiger Zeit tun wollten.

Es war wunderschön und keinem von ihnen machte es etwas aus, dass Keith unter Lance' Gewicht und dem Schlafmangel etwas schwankte, oder, dass der Braunhaarige nun tatsächlich begonnen hatte, leicht zu weinen und seine Hände, mit denen er Keiths Gesicht umfasste, zitterten, oder, dass ihre Kleidung knittrig wurde.

Sie hätten wahrscheinlich in ihrer glückseligen Blubberblase für Ewigkeiten so weitermachen können, hätten sie nicht in einem Gang gestanden, in dem nach einer Aufführung reger Betrieb herrschte.

Wie das Schicksal es wollte, traten nun Shay und Lotor, gefolgt von Ezor und Zethrid aus dem Orchestergraben in den Flur hinaus, ihre Instrumente und Notenblätter in Händen oder unter die Arme geklemmt.

Abrupt stoppten sie, als sie das sich küssende Paar entdeckten, das mitten im Weg stand und leicht schwankend nichts um sich herum wahrzunehmen schien.

Ezor begann zu lachen, Shay kicherte in sich hinein und Zethrid bemerkte trocken: "Kein Wunder, dass er ohne seine Geige losgerannt ist. Er hat ja alle Hände voll zu tun", während Lotor schmunzelte.

Von Zethrids Stimme aufgeschreckt, fuhren Lance und Keith auseinander und sahen ertappt zu ihnen hinüber, als James, neugierig geworden durch die Versammlung am Eingang, nun ebenfalls heraustrat, gefolgt von Nadia und Ryan, Ina hinter ihnen.

"Na, das wurde ja mal höchste Zeit!", meinte der Trompeter mit hochgezogener Augenbraue und einem leichten Lächeln, während Nadia lachte.

Doch bevor einer der beiden Verliebten etwas sagen konnte, ertönte über ihnen ein unterdrücktes Quietschen, als Romelle und Allura die Stufen hinunterliefen und die gesamte Lage sofort zu erfassen schienen.

Keith übte mit seiner Hand einen leichten Druck auf Lance' Rücken aus und bedeutete dem Tänzer, sich wieder auf seine Beine zu stellen, was dieser mit einer leisen Entschuldigung sofort tat und sich leicht verlegen die Kleidung richtete.

Nebeneinander standen sie vor ihren Freunden, als würde ein Gerichtsurteil über sie gefällt werden, die Lippen gerötet, die Kleidung durcheinander, genauso wie das Haar, das nach allen Seiten abstand.

"Uuuund?", fragte Nadia neugierig, anscheinend die Gedanken aller aussprechend, die nicht minder neugierig die beiden betrachteten.

"Jetzt", begann Keith schnell, bevor Lance etwas sagen konnte, und griff nach dessen Hand, "werden wir zwei uns unterhalten."

Mit diesen Worten zog er den erstaunten Tänzer hinter sich her und zwischen ihren Freunden hindurch.

"Ihr habt euch noch nicht unterhalten?", wollte Shay belustigt wissen und die anderen lachten, während sie sich entfernten.

"Was hast du denn anderes erwartet?", konnten sie noch Ezors Stimme vernehmen, ehe sie um eine Ecke bogen und Stille sie umfing.

Keith atmete tief aus und warf Lance hinter sich einen Blick über die Schulter zu.
Der Tänzer sah aus, als wäre er in einen Wirbelsturm geraten, einen Wirbelsturm von Keith.

Seine Haare waren durcheinander, die Wangen und Augen waren gerötet, die Lippen geschwollen, aus seinem Blick sprach Verwunderung und nun auch leichte Verwirrung, während Keith ihn durch die Gänge des Theaters zog, auf der Suche nach einem Ort, an dem sie ungestört sein würden.

Nachdem sie fast das gesamte Gebäude durchquert hatten, fand der Violinist in einem abgelegenen Gang eine einsame Tür, die glücklicher Weise nicht abgeschlossen war.
Sie führte in einen kleinen Abstellraum, dessen Wände Regale einnahmen, bis zur Decke gefüllt mit alten Kartons, längst vergangenen Programmheften und vielem mehr.

Da genügend Platz für sie beide war, schob Keith den Braunhaarigen kurzerhand hinein und schloss die Tür hinter ihnen, nachdem er auf den Lichtschalter gedrückt und die kleine Glühbirne über ihren Köpfen begonnen hatte, zu leuchten.

„Du willst es wohl besonders kuschelig und romantisch haben", bemerkte Lance leicht amüsiert, doch immer noch sprach etwas Planlosigkeit aus seinem Blick. Und wenn der Musiker sich nicht täuschte, war die Art, wie er an seinem Kostüm herumzupfte, ein Zeichen für Nervosität und Verlegenheit.

„Okay", seufzte Keith und atmete einmal tief durch, seinen Blick kurz über die Regale schweifen lassend, bis seine Augen wieder bei Lance ankamen, „Hier sollten wie erst einmal ungestört sein.
Dann, lass uns reden."

Doch mit seiner Ansage half er keinem von ihnen so wirklich, da die Verwirrung nun immer stärker aus dem Blick des Tänzers sprach und er verlegen seine Augen ebenfalls über ihre Umgebung wandern ließ.

„Worüber willst du denn reden?"

Das war tatsächlich eine gute Frage. Zwar hatte Keith etliche Sachen, die er Lance fragen wollte und er wollte auch möglichst klären, was das nun zwischen ihnen war, aber-

„Äh, um ehrlich zu sein, weiß ich selber nicht, wie ich anfangen soll", gab er zu und musste leicht über sich selber lachen, da er ebenfalls überhaupt nicht wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte. Und zu seinem Glück lockerte sein Lachen die Stimmung ein wenig, denn Lance sah ihn zuerst ungläubig an, ehe sich jedoch auch auf seinem Gesicht ein Lächeln ausbreitete und er ebenfalls zu lachen begann.

„Gott, du bist ein hoffnungsloser Fall", grinste er und breitete seine Arme aus, „Komm her."

Und Keith trat zu ihm, sodass sie sich umarmen konnten. Er konnte Lance' Lachen an seinem Körper spüren, spüren, wie es ihn leicht durchschüttelte.

Gemeinsam ließen sie sich nach einer Weile auf dem Boden nieder, der Druck, das Richtige im richtigen Moment zu sagen, oder überhaupt etwas sagen zu müssen, war gewichen. Stattdessen geisterte Stille durch den winzigen Abstellraum und Lance legte vorsichtig seinen Arm um den Musiker, der mit einem kleinen Lächeln noch näher an ihn ran rutschte, sodass sie eng beieinander auf dem grauen Betonboden saßen.

Der Tänzer überlegte kurz, ob sie die Zeit, in der sie allein waren, dafür nutzen sollten, dort weiter zu machen, wo sie aufgehört hatten, doch Keith wollte wohl jetzt alle Missverständnisse aus dem Weg räumen. Also würden sie das auch tun.

Mit einem leisen Ausatmen lehnte er seinen Kopf an das Schrankgestell hinter sich und schloss die Augen. Für den Moment würde er sich besser konzentrieren können, wenn er nichts sah.

„Wie geht es deiner Mutter?", fragte er leise.

„Sie ist okay", antwortete Keith neben ihm und er konnte spüren, wie der Musiker nach seiner Hand tastete. Er umschloss sie vorsichtig mit der seinen und mit einem kleinen Schmunzeln erwiderte Lance den Druck, um ihm zu zeigen, dass es in Ordnung war. Das Lächeln des Dunkelhaarigen konnte er sogar durch seine geschlossenen Lider sehen.
„Sie hat mir gesagt, dass sie mir, sobald sie wieder fit ist, die Hölle heiß machen wird, wenn ich nicht zusehe, dass ich zur dritten Aufführung wieder hier bin." Keith lachte leise und auch Lance musste grinsen.

„Tut mir leid, dass ich einfach abgeflogen bin", murmelte der Violinist, „Ich bin gegangen, ohne überhaupt zu realisieren, was für einen Aufwand ich euch zurücklasse. Und ich bin gegangen, ohne dir überhaupt richtig zuzuhören, das war unhöflich."

„Ist schon okay", Lance hob leicht die Schultern, „Wir haben es geschafft.
Über die gestrige Aufführung will ich lieber nicht reden, aber Axca meinte, dass es nicht ganz grottig war, also war es das wohl nicht." Keith schnaubte leise.
„Du wirst dich aber schon auf ein paar Fragen und Vorwürfe und so einstellen müssen", gab er jedoch zu bedenken und konnte Keith ergeben neben sich nicken spüren, „Ein paar hat es ziemlich mitgenommen. Nicht, weil du uns viel Arbeit und Unsicherheit zurückgelassen hast. Vielen kam es auch so vor, als wäre dir das alles nicht so wichtig gewesen. Aber ich glaube, dass sie deine Entschuldigung annehmen werden, dafür mögen sie dich zu sehr."

Erneutes Nicken vom anderen.

„Ich weiß", murmelte Keith dann und seufzte leise, „Vielleicht hätte ich mich doch noch verabschieden sollen."

Lance wiege ein wenig seinen Kopf.

„Das glaube ich nicht", meinte er, „Es wäre eine Diskussion entstanden und du hättest den Flug vielleicht nicht mehr bekommen. Es war schon das Richtige, aber halt mit ungewollten Folgen."

„Hm", machte der Schwarzhaarige leise, „Vielleicht. Ich weiß es nicht."

„Tja, wer weiß sowas schon", stimmte er ihm zu.
„Und, was mich angeht", schob er nach und musste leise lachen, „Ich glaube, du hast eine gute Ahnung von dem, was ich dir sagen wollte."

Er öffnete die Augen wieder, um Keiths Reaktion sehen zu können und musste leise lachen, als er dessen Grinsen erblickte.

„Wahrscheinlich", gab dieser verschmitzt zurück und sein Lächeln wurde, wenn das überhaupt noch möglich war, einen Tick breiter.
„Du magst mich", grinste er dann beinahe schon frohlockend und das glückliche Strahlen in seinen Augen war das schönste, das Lance je in seinem Leben gesehen hatte.

Er lachte.

„Ja, ich mag dich."

Keith war wirklich wunderschön, wenn er lächelte.

"Und ich mag dich", flüsterte er mit einem warmen Grinsen und auch, wenn Lance sich dessen schon irgendwie bewusst gewesen war, fiel ihm eine Last von den Schultern, an die er sich schon so sehr gewöhnt hatte, dass sie aus seinem Bewusstsein gerückt war.

Sie hatten sich ein wenig mehr einander zugewandt und nun griff Lance auch nach Keiths anderer Hand und verschränkte ihre Finger miteinander. Es war ein schöner Kontrast, seine langen und schmalen Finger mit Keiths etwas kleineren Händen, die ihre schwachen Bräunungsränder von den Handschuhen wie Schmuck trugen.

"Vermutlich könnte ich dich nicht dazu bringen, diese Handschuhe weniger oft zu tragen", murmelte er mit einem schiefen Lächeln und Keith lachte leise.

"Nein, vermutlich nicht."

"Schade", wisperte er, ehe er sich vorbeugte, und seine Lippen mit Keiths verband, der flatternd die Augen schloss.

Der Kuss war zart und leicht wie eine Feder. Ruhig und geerdet.

Sanft.

Angenehm.

Und doch wirbelte er alles in Lance' Magen auf wie eine Frühlingsbrise es mit Blütenblättern tat. Wie auf Knopfdruck flatterten alle Vögel auf, der Himmel klärte sich und die Sonne schien warm auf den Tumult hinab. Es rauschte in seinen Ohren, als wäre er am Meer, Möwen kreischten und Wellen des Glücks rollten durch seinen Körper, erfüllten jede Pore von ihm.

Als sie sich voneinander lösten, tat er etwas, was vielleicht ein wenig voreilig war. Vielleicht war es etwas zu viel, oder baute Druck auf. Vielleicht war es eines dieser Dinge, die lieber ungesagt blieben. Doch er tat es trotzdem.

„Ich glaube, das könnte etwas werden."

„Das?", fragte Keith und hob ihre verschränkten Hände ein wenig in die Höhe, ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen.

„Ja", murmelte der Braunhaarige. Es war gefährlich, dem Musiker so nah zu sein, seine Lippen schienen eine magnetische Kraft auf ihn auszuüben.

„Dann lass es uns doch ausprobieren", wisperte Keith und sein Blick sprach von einer vorsichtigen Wärme, gemischt mit Hoffnung und einem stillen Versprechen im Hintergrund.

Mit einem Lächeln gab Lance der Anziehungskraft nach und murmelte an Keiths Lippen:

„Ja. Gerne. Immer. Warum nicht?"

Der Musiker schmunzelte, doch anstatt etwas weiteres zu sagen, zog er Lance nur näher zu sich.

Sie küssten sich.

Etliche Male.

In einem stillen, abgelegenen Abstellraum, weit weg von den Geschehnissen ihrer Freunde und den McClains, die sie wahrscheinlich schon begonnen hatten, zu suchen.

Sie holten nach, was sie verpasst hatten, unterhielten sich ab und zu leise über die Stunden, die sie getrennt verbracht hatten, machten aus, was sie als nächstes tun und wie sie den anderen gegenübertreten würden.

Sie genossen ihre geteilte Nähe zueinander.

Und nie hätte es eine angenehmere Art und Weise geben können, in der sie alle Missverständnisse aus dem Weg räumten, als in diesem Stillen kleinen Raum, umgeben von zusammengefalteten Notenständern, alten Programmheften, Noten und Stimmgeräten.

---

Die Eingangshalle des Joan Sutherland Theaters war immer noch vollgepackt mit Menschen.

Obwohl die Vorstellung schon seit über einer Stunde vorbei war, standen die Besucher an der kleinen Getränkebar, unterhielten sich mit den Darstellern oder ließen den Abend noch ein wenig ausklingen.

Viele Familien waren gekommen und alleine die McClains nahmen so viel Platz ein, dass ein Viertel des Foyers gefüllt zu sein schien.

Keith hatte sich eigentlich mit ein paar Worten verabschieden und zu den anderen Musikern gehen wollen, damit Lance Zeit mit seiner Familie haben konnte, doch der Tänzer zog ihn mit sich zwischen den Menschen hindurch, bis sie bei den McClains angekommen waren.

Ein paar neue Gesichter waren zu sehen, zwei ältere Herrschaften und ein junger Mann, wahrscheinlich etwas älter als Lance und Keith.

Rosa sah die zwei als erstes kommen und begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln.

"Keith! Hast du es doch noch geschafft?", fragte sie, als die beiden ankamen, und gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange.

Lance wurde darauf auch von dem Rest der Familie freudig begrüßt und in dem lautstarken Gewusel traute Keith sich nicht, Rosa eine richtige Antwort zu geben, weshalb er nur leicht entschuldigend die Schultern hob und mit schiefgelegtem Kopf lächelte. Sobald der Tänzer jeden, der es wollte, umarmt hatte, stand er wieder neben Keith und wandte sich nun an die drei Personen, mit denen der Musiker noch nicht bekannt gemacht worden war:

"Das ist Keith. Wir haben viel zusammengearbeitet, weil er, wie ihr ja gesehen habt, das Solo zu meiner Variation gespielt hat." Der Musiker erwiderte Lance' warmen Blick mit einem Lächeln. "Das sind meine Großeltern und mein älterer Bruder Luis", löste der Braunhaarige dann auch das Rätzel, um wen es sich bei den drei fremden Personen handelte.

Bevor Keith sich versah, hatte er sich schon tief vor den älteren Herrschaften verbeugt und er richtete sich schnell verlegen auf, als Rachels Kichern zu hören war. Provisorisch hob er nun die Hand als Gruß und murmelte etwas von seiner Ankunft vor weniger als zwei Stunden und dass es ihm immer schwerer fiel, Kulturen zu wechseln.

Luis grinste nur nachsichtig und zugleich amüsiert, während Lance' Opa mit einem Lächeln nickte und seine Frau sogar vortrat, um dem Musiker kurz die Hand zu schütteln.

"Also hast du es tatsächlich geschafft, noch aus Tokio anzureisen?", griff Rosa ihre Frage wieder auf und Keith nickte.

In einer Kurzzusammenfassung erklärte er grob die Umstände, während Lance neben ihm stand und sich nicht im Geringsten darum kümmerte, seine Hand loszulassen. Zwar erstaunte es ihn ein wenig, doch wie er den Braunhaarigen kannte, hätte Keith eigentlich schon damit rechnen können, dass Lance ihn nicht alleine im Foyer rumstehen lassen, sondern händchenhaltend mit sich ziehen würde.

"Da Lance nun plötzlich strahlt wie ein Honigkuchenpferd, nehme ich an", meldete sich Lance' Opa zu Wort, nachdem Keith geendet hatte, "dass du dann wohl der Grund warst, weshalb mein Enkel vorher so traurig und mitgenommen aussah?"

"Also, das-", setzte Sam an, doch wurde von seiner Schwiegermutter zum Schweigen gebracht, die den Musiker nun auch mit leicht verengten Augen ansah.

"Ich-", begann der Violinist und merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss, wobei ihm vielmehr kalt geworden war. Obwohl Lance ihm gesagt hatte, dass die letzten Stunden in Ordnung gewesen waren, obwohl er ihm immer wieder eingeschärft hatte, dass er die Entscheidung, nach Tokio zu fliegen, selber unterstützte- er hatte sich geweigert, näheres über den zweiten Auftritt zu erzählen. Keith wusste, was die Maßnahmen von Coran und Axca gewesen waren, doch der Tänzer hatte kein Wort darüber verlauten lassen, wie es für ihn selber gewesen war.

Und der Musiker konnte nichts dagegen machen, dass das schlechte Gewissen sich durch ihn fraß wie ein hungriger Wurm.

Die McClains stattdessen hatten Lance erlebt, sie hatten ihn heute und vielleicht auch gestern tanzen gesehen, hatten ihn vor und nach den Auftritten zu Hause gehabt und zudem kannten sie ihn gut genug, um zu wissen, wenn etwas falsch war.

Vermutlich wussten sie gerade mehr als Keith selber.

"Ja", gab er also zu und schlug die Augen nieder, "wahrscheinlich bin ich-"

Doch weiter kam er nicht, da Marco ihn einfach unterbrach.

"Ich denke das ist eine Sache zwischen Lance und Keith", mischte sich der Fünfzehnjährige nämlich etwas lauter ein, "Wir haben erst das Recht, Fragen zu stellen, wenn die beiden das komplett unter sich geklärt haben."

"Da stimme ich dir zu", klinkte auch Rosa sich erleichtert ein und Lance' Großeltern schienen das Argument ebenfalls einzusehen.

Es war nur ein kurzer Moment der Spannung gewesen, doch er hatte Keith zwei Dinge gezeigt:

Erstens hatten Lance und er noch lange nicht alle Steine aus dem Weg geräumt und zweitens würde er etliche Leute gegen sich bringen, sollte irgendetwas falsch laufen. Die McClains konnten wohl gefährlich werden, wenn es um einen der ihrigen ging.

Eine Weile unterhielten sie sich noch in der großen Gruppe über das Stück, ehe Sam sich entschied, Rosas Eltern und Rachel nach Hause zu fahren. Veronica hatte Luis dazu gebracht, ihr und Marco ein Essen auszugeben, und Lance' Mutter hatte sich verpflichtet gefühlt, mitzugehen, um auch sicher zu gehen, dass ihr Ältester nichts mit den Jüngeren anstellte.

Lance und Keith machten sich somit auf ins Untergeschoss des Theaters und zu den Räumen, die das Projekt reserviert hatte. Aus dem größten von ihnen - demjenigen, in dem auch die Ansagen vor den Auftritten stattgefunden hatten - drangen schon Musik und Stimmengewirr.

Drinnen waren Girlanden aufgehängt worden und ein paar einsame Heliumluftballons schwebten an der Decke, eine lange Reihe an Tischen, die sich unter Snacks bogen, nahm die hintere Wand ein, während jemand auf der linken Seite eine Anlage aufgebaut hatte, hinter der gerade jedoch niemand stand. Dennoch war es klar, dass die Playlist James' sein musste- der Trompeter hatte in den letzten Tagen von allen Songtitel gesammelt, die er hinzufügen sollte.

Im gesamten Raum verteilt waren die Mitglieder des Projektes, doch auch Freunde und Bekannte hatten mitkommen dürfen.

So wurde Allura gerade ein paar Studien- und Schulfreunden von Lotor vorgestellt, während Hunk neben einer lachenden Shay mit skeptischer Miene die Sandwiches betrachtete und Pidge mit Romelle im Schlepptau um die Anlage herumschlich, ihren Rucksack schon unterm Arm.

Lance konnte sich vorstellen, dass sie darauf brannte, ihren Laptop anzuschließen und ein wenig zu mixen.

Nadia war die erste, die sie sah und sofort wurden sie mit Fragen bestürmt. Schnell breitete sich die Kenntnis ihrer Anwesenheit im Raum aus, bis James sogar die Musik ausschaltete, damit sie gehört werden konnten.

Die etwas überforderten Blicke der beiden sehend, schob er mit einem leichten Lächeln Nadia beiseite und hob die Stimme, sodass alle seine Worte hören konnten:

"Wir sind alle neugierig, aber es gibt tatsächlich auch noch weitere Sachen, die wir besprechen müssen." Er machte eine ausladende Bewegung zu der Reihe an Tischen, die die rechte Wand säumten. "Ich würde vorschlagen, wir setzten uns alle erst einmal und dann kann Keith uns erklären, was er sich dabei gedacht hatte, einfach die Fliege zu machen."

Der Musiker schluckte, während die Anwesenden Blicke tauschten, dem Vorschlag jedoch Folge leisteten. Er hatte damit gerechnet und er würde ihnen auch eine Erklärung geben. Das war er ihnen allen schuldig. Obwohl Lance nicht wollte, bat er den Tänzer, sich ebenfalls zu setzen, da er das alleine machen musste.

"Ähm, also", begann er etwas unelegant und räusperte sich. "Vielleicht interessiert es euch, zu wissen, warum ich jetzt für die zweite Hälfte überhaupt wieder zurückgekommen bin. Meine Mutter ist vor ein paar Stunden wieder aufgewacht, gerade rechtzeitig, damit sie mit nach ein paar Worten einbläuen konnte, dass sie mir den Hintern versohlen würde, sollte ich nicht auf der Stelle zurückfliegen." Ein paar der Anwesenden kicherten. "Wäre der Flug früher gegangen, hätte ich wahrscheinlich auch das gesamte Stück über da sein können, aber dem war leider nicht so. Jedenfalls", fuhr er fort und zupfte sich nervös die Kleidung zurecht, "möchte ich sagen, dass ich die Entscheidung, nach Tokio zu fliegen, nicht bereue. Ich musste für meine Familie da sein und sie und mich für alles wappnen. Das entschuldigt aber mein Verhalten euch gegenüber nicht. Denn das ist eines der Dinge, die ich bereue. Ich bin einfach gegangen, ohne euch eine vernünftige Erklärung zu geben, ohne überhaupt zu zeigen, dass mir die Zeit mit euch irgendetwas bedeutet hat. Und ich habe mich auch nicht gemeldet, das tut mir auch leid."

Vorsichtig blickte er in die Gesichter der Orchestermitglieder und suchte in ihren Zügen nach Vergebung und Nachsicht, nach Verständnis. In vielen fand er, wonach er suchte.

"Und warum hast du ihn hinausgeschleust und ihn einfach verschwinden lassen?", wollte Ryan ruhig von Lance wissen, "Ihr hättet auch zuerst nach einem Flug suchen und dann, wenn noch Zeit sein würde, mit uns reden können."

"In der Situation schien es mir das Beste zu sein", antwortete der Tänzer, der mit verschränkten Armen an einem der Tische lehnte, "Ihr wart nicht dabei, aber ich habe ihn gesehen, als er diesen Anruf bekommen hat. Glaubt mir, ich finde auch nicht, dass unsere Entscheidung gut war, aber sie war die richtige und notwendige. Wir haben mit so gut wie allem gerechnet und in solchen Momenten bleibt einem nichts anderes, als Prioritäten zu setzen. Und das ist die Familie, egal, wie wichtig das Projekt ist. Es gibt weitere Chancen, man kann immer im Nachhinein erklären, aber wenn etwas mit der Familie passiert, kann man das nicht so gut wieder reparieren."

Seine Worte waren härter als die des Violinisten es gewesen waren, doch schienen sie die übrigen Zweifler aufgerüttelt zu haben. Schließlich konnte keiner so eine Abwägung in Frage stellen.

"Genau", nickte Keith auf Lance' Worte hin, "Das war wohl oder übel die Entscheidung und es tut mir wirklich leid, dass ich sie zu eurem Nachteil treffen musste."

"Wir sind klargekommen", klinkte Axca sich nun ein und schritt vom Rand der Gruppe näher, "Mit Lance' Ideen und der Unterstützung von allen ist das Orchester gut klargekommen. Zwar lag die Gefahr, dass technische Probleme auftreten würden, in der Luft, doch ist wohl doch meist auf sie Verlass.
Nach deiner Erklärung und Entschuldigung finde ich persönlich, dass das Thema abgeschlossen ist, da wir keine egoistischen Unmenschen sind.
Der einzige, dem du wahrscheinlich noch einmal ein Gespräch schuldest, ist unser Hauptdarsteller und vielleicht seinen Kolleginnen, die ihn unterstützt haben.
Doch das weißt du wahrscheinlich selber am besten."

Lance mied seinen Blick doch Keith nickte fest und lächelte Romelle und Allura zu, die zurücklächelten, wobei erstere doch vielleicht etwas zu freundlich aussah. Wahrscheinlich würde er tatsächlich nochmal mit ihnen sprechen müssen.

"Nun", meinte Axca und klatschte in die Hände, "da wir das geklärt haben, finde ich, können wir nun jetzt weiter unseren Feierabend-"

"Nein, stopp!", unterbrach Ezor sie da und hüpfte nach vorne, "es gibt noch einen weiteren Punkt auf der To-Do Liste!" Sie grinste in die Runde und ein Strahlen breitete sich auf den Gesichtern der anderen aus. "Heute ist nämlich dein Geburtstag, Axca, hast du das etwa vergessen?"

Die Komponistin sah auf eine erstaunte Weise erfreut aus und nickte mit einem kleinen Lächeln.
"Da hast du Recht. Aber-"

Trotz ihrer leicht erhobenen Hand, zählte Ezor mit viel Händegefuchtel ein und grinsend begannen die Projektmitglieder im Chor Happy Birthday zu singen, dass es im großen Raum schallte. Die anderen Besucher stimmten schnell ein, nachdem sie verstanden hatten, um was es ging und Axca, die leicht rosa angelaufen war und verlegen zwischen ihnen allen stand, ließ ihre Hand wieder sinken, während ein Lächeln auf ihrem Gesicht tanzte.

Lauter Applaus ertönte als sie alle geendet hatten und die junge Komponistin wurde geradezu mit Umarmungen, Glückwünschen und Scherzen überrannt, was für viel Lachen sorgte.

Auch Ezor grinste breit und ließ sie für ein paar Augenblicke in all der Liebe versinken, ehe sie wieder auf sich aufmerksam machte, während Nadia aus einer Tasche hinter der Musikanlage eine schmale Schachtel holte und dann neben die Querflötistin trat.

„Ruhe bitte! Habt ihr denn vergessen, dass wir noch mehr für Axca haben?"

Beinahe Augenblicklich beruhigte sich die Stimmung wieder und die jetzt Zwanzigjährige konnte ihren Anzug zurechtrücken und sich die Haare aus dem Gesicht streichen, ehe sie leicht verwirrt, aber dennoch mit Neugierde im Blick, vom einem zum anderen sah.

Nadia grinste.

„Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass wir deinen Geburtstag einfach übergehen werden, oder?" Mit gespielter Enttäuschung schüttelte sie den Kopf, doch das Lächeln stahl sich schnell wieder auf ihr Gesicht. Die elegante, schwarze Schachtel auf ihren beiden Handflächen liegend, ging sie vor Axca auf ein Knie und senkte den Kopf.

„Hiermit übergebe ich dir dein Geburtstagsgeschenk von uns allen", verkündete sie ernst und dennoch etwas dramatisch. Die junge Komponistin trat vor und nahm vorsichtig das Geschenk an sich.

„Danke", sie lächelte und Shay musste bei ihrer leichten Verlegenheit kichern, „ich weiß gar nicht, was ich sagen soll-"

„Willst du's nicht aufmachen?", fiel Isaak ihr ins Wort und ein paar stimmten ihm zu, doch Axca schien leicht verwirrt zu sein.

„Ich dachte, ich mach es zu Hause auf, weil es ja unhöflich euch gegenüber wäre, wenn ich-"

„Was? Nein!", der junge Posaunist schien geradezu geschockt, dass sie gar nicht vorgehabt hatte, das Geschenk in ihrer Anwesenheit zu öffnen, „Wir wollen doch sehen, ob's dir gefällt!"

„Achso", mit einem leichten Lachen hob die Komponistin entschuldigend die Schultern, „Wir haben bei mir zu Hause immer die Geschenke erst später geöffnet, aber wenn ihr darauf besteht." Sie grinste bei den „Natürlich!" und „Unbedingt!" Ausrufen der Versammelten, und begann vorsichtig, den Deckel von der Schachtel zu nehmen. Als sie ungläubig Luft einsog, erzählte Ezor mit einem stolzen Grinsen:

„Es hat eine Weile gedauert, bis wir uns für einen entscheiden konnten und leider war es nicht möglich, etwas eingravieren zu lassen" - sie verdrehte leicht die Augen - „Aber wir hoffen, dass er dir trotzdem gefällt. Auch, damit du weißt, dass, falls du mal wieder ein Orchester brauchen solltest, wir immer da sind, um für dich zu spielen."

Bei dem Strahlen, dass sich auf Axcas Gesicht ausbreitete, musste Keith lächeln.

Es war tatsächlich eine etwas chaotische Aktion gewesen, der Komponistin ein Geburtstagsgeschenk zu besorgen, es waren viel zu viele Ideen im Raum gestanden und keine war die Richtige gewesen, bis Shay ihren Einfall gehabt hatte. Das Bestellen hatte Lotor übernommen, während sich James und Ina um eine schöne Verpackung gekümmert hatten.

„Oh, er ist perfekt", wischte Axca alle Bedenken Ezors mit staunenden Augen zur Seite, nahm den Taktstock aus der Schachtel und schwang ihn probeweise ein paar Mal in der Luft, um über dessen Beweglichkeit urteilen zu können. „Ihr habt tatsächlich-", ein kleines Lachen blubberte aus ihr heraus und Keith konnte im Hintergrund sehen, wie Pidge ein Taschentuch aus ihrem Rucksack kramte und Romelle reichte, „Danke. Wirklich. Ihr habt mir meinen ersten Taktstock geschenkt, obwohl all diese Wochen mit euch, obwohl dieses gesamte Projekt für mich schon das größte Geschenk auf Erden war. Und euer Versprechen werde ich immer im Herzen behalten. Danke für alles!"

Ihr glückliches Lächeln steckte alle an und sie wurde erneut von breit grinsenden Projektmitgliedern mit Glückwünschen überschüttet, mit Erzählungen über ihre Suche nach einem Geschenk und Versicherungen, dass sie alle immer für sie da sein würden.

Auch Coran schloss sich mit seinen Gratulationen an und besah sich leicht neidisch den schönen Taktstock, der wohl bei weitem teurer gewesen war, als seiner.

Doch all zu lange wollte Axca auch nicht im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit stehen, weshalb sie bald darauf erneut alle aufforderte, endlich ihren Feierabend zu genießen und die bestandenen Auftritte zu feiern

"Und, was ist jetzt mit euch?", wandte Ezor sich verschmitzt Keith und Lance zu, "habt ihr "geredet"?" Auch ein paar der Musiker, die ihre Worte gehört hatten, drehten sich wieder um und warteten nun ebenfalls neugierig auf die Antwort der beiden

Diese warfen sich einen kurzen Blick zu und grinsten dann, während ihre Finger sich miteinander verwoben.

"Ja", nickte der Tänzer, "wir haben geredet."

"Vielmehr habe ich angekündigt, dass wir reden würden und dann wussten wir nicht, wie wir anfangen sollten", gab Keith zu und der andere lachte.

"Aber, ja, wir sind jetzt zusammen", verkündete er stolz und hob ihre Hände in die Luft, was die Aufmerksamkeit von weiteren Gästen und Musikern auf sich zog, die außerordentlich erfreut über diese Nachrichten zu sein schienen.

Eine Mischung aus entzückten Lauten, überschwänglichem Jubel, Pfiffen und erleichterten "Na endlich!" Rufen beglückwünschte die beiden, die von einem Ohr zum anderen grinsten. Pidge jedoch verdrehte nur die Augen und machte eine Bewegung, als würde sie sich übergeben müssen, was Romelle dazu brachte, ihr einen Programmzettel über den Hinterkopf zu ziehen.

"Und wie haben deine Großeltern reagiert?", fragte Allura den Tänzer der die Schultern hob.

"Oma hätte ihn fast aufgespießt, weil sie glaubt, er hätte mir weh getan, also würde ich mal sagen, dass sie ihn mag", gab er zurück und sie verdrehte schnaubend die Augen.

"So, nun wird aber gefeiert, wir können den beiden Halunken ja nicht die ganze Aufmerksamkeit geben!", rief James und unter lautem Jubeln und Lachen wurde die Anlage wieder angeschaltet und die Musik füllte jede Ritze des Raumes, dessen Boden Stellenweise unter dem Bass bebte.

"Ich habe dir aber auch weh getan", murmelte Keith und suchte in Lance' Blick nach etwas wie Kummer oder Wut. Aus dessen Augen sprach jedoch nur etwas wie Resignation und leiser Müdigkeit.

"Lass und ein anderes Mal darüber reden, ja?", bat er. "Ich verspreche dir, dass wir darüber reden, aber ich fände es schön, wenn wir für heute Abend einfach nur noch im hier und jetzt leben würden. Okay?"

"Okay", nickte der Musiker und sein Freund strahlte.

"Hättest du dann Lust, zu tanzen?", wollte er wissen und verschränkte die Hände in dessen Nacken, während er ihn durch seine Wimpern von oben herab ansah, "Der Song ist gerade sehr gut."

Doch Keith schüttelte leise lächelnd den Kopf und nahm Lance' Hände wieder herunter.

"Ich tanze leider nicht", erklärte er mit einer entschuldigenden Verbeugung und sein Gegenüber maulte beleidigt, "Außerdem habe ich Hunger."

"Gut, essen ist fair, glaube ich", seufzte der Braunhaarige, "Wer weiß, wann du das letzte Mal etwas richtiges zu dir genommen hast."

Also erkundeten sie zuerst das Buffet und befolgten Hunks Rat, die rechten Sandwiches nicht anzurühren, weil die Mayonnaise wohl nicht mehr gut war. Während sie aßen, unterhielten sie sich mit dem Koch und Shay, die so gut wie immer in dessen Nähe zu finden war.

Die beiden schienen fantastisch miteinander klar zu kommen und teilten den selber Humor, was dazu führte, dass sie sich bald wieder alleine unterhielten und Lance sich in die Konversation einklinkte, die Keith mit Lotor, Allura, Ezor und Romelle begonnen hatte.

Die Stimmung war gut und irgendwer - vermutlich James oder Isaak - hatte Champagner in die extra alkoholfreie Bohle gekippt, sodass der Großteil der Anwesenden nach einer Weile leicht lustig drauf war.

Pidge hatte es tatsächlich geschafft, sich hinter die Anlage zu schleichen, ihren Laptop anzuschließen und ihren eigenen Musikmix zum Besten zu geben, doch da sie ihre Sache gut machte, kümmerte das letztendlich auch niemanden. Abgesehen von James vielleicht, der ab und zu maulte, dass all seine Mühe, die Playlist zu erstellen, nun umsonst gewesen war.

Es stellte sich heraus, dass Coran der schlechteste Tänzer unter ihnen war und Axca sich von den Musikern am besten zur Musik bewegen konnte. Bei einer kleinen Pause erzählte die Komponistin Nadia, dass sie eine Zeit lang regelmäßig in Clubs gewesen war und auch schon hier in Sydney viele besucht hatte. Dass davon keiner von ihnen etwas mitbekommen hatte, erstaunte alle.

Lance fragte Keith noch ein paar Mal, ob er mit ihm tanzen würde, doch jedes Mal wies der Violinist ihn ab, bis der Tänzer irgendwann mit Romelle ging, die sich kaum stillhalten konnte.

Amüsiert beobachtete Keith den Braunhaarigen mit seiner Freundin, wie sie gemeinsam so aussahen, als würden sie das entweder regelmäßig machen, oder einfach ein natürliches Gefühl dafür haben, wie man sich zu Musik auf engem Raum bewegte. Schließlich mussten doch nicht zwingender Weise alle Balletttänzer Genies in der Disco sein, oder?
Zeitweise nahmen die beiden sich auch nicht so ernst und machten ein wenig Quatsch, was für Gelächter von allen Seiten und Gleichgesinnte sorgte.

Während James und Nadia irgendwann einen Wettbewerb veranstalteten, wer mehr Trauben in den Mund nehmen konnte und Ina ihre Schiedsrichterin war, waren Allura und Lotor in einer Ecke des Raumes damit beschäftigt, sich zu küssen und Keith musste grinsen, als er Hunk und Shay sich immer noch angeregt unterhalten sah. Isaak forderte Coran zu einem Dancebattle heraus und Axca machte grinsend Fotos von ihnen, während Ezor sich über beide kaputt lachte.

Lange blieb Keith jedoch nicht alleine auf einem der Seitentische sitzen, da Lance sich wieder zu ihm gesellte und grinsend seine Hände nahm. Ihre Finger verschränkten sich miteinander und der Violinist musste leise lachen, da der Tänzer immer noch im Takt wippte.

"Komm schon, tanz mit mir", bettelte dieser und ging ein paar Schritte zurück, den Musiker mit sich ziehend, "Ich bin mir sicher, wenn ich da bin, wird das schon. Du hast ja gesehen, dass ich ein Naturtalent bin."

"Bild dir nicht zu viel ein", schmunzelte Keith, doch Lance grinste ihm nur entgegen und ließ Schmetterlinge in seinem Magen aufwirbeln. Der Tänzer war einfach zu hübsch, wie hatte er die letzten Wochen überleben können?

Das Lied wechselte und wenn nicht schon ein Licht in Lance' Augen geleuchtet hatte, dann tat es das jetzt. Es war ein Partysong, der vor ein paar Jahren in den Radios gelaufen und von einem DJ war, dessen Name Keith in dem Moment nicht einfiel.

"Keiiith", zog der Braunhaarige seinen Namen lang und seufzte dann theatralisch.

"Dann halt nicht, dann tanze ich alleine", murrte er, doch ein gewitztes Lächeln zupfte an seinem Mundwinkel, "Zumindest für den Anfang."

Wenn Keith nun gedacht hatte, dass Lance ihn loslassen und in die Mitte des Raumes zurückkehren würde, wo die meisten anderen tanzten, hatte er sich geirrt. Und zwar zwei Mal.

Denn Lance blieb bei ihm und hielt weiterhin seine Hände, bloß mit dem Unterschied, dass er nun tanzte.

"All I want is you, you're ma chérie", sang er den Text mit und unterstrich ihn dramatisch mit seinen Bewegungen, ohne auch nur ein Mal den Blickkontakt zu brechen. Er war sich wirklich für nichts zu schade und Keith konnte nicht anders, als rot zu werden, zu kichern, und aber gleichzeitig zuzugeben, dass es lächerlich aussah.

"Oh Gott", brach in einer Mischung aus Stöhnen und Lachen aus ihm heraus, als Lance passend zur Musik seinen Oberkörper schüttelte, als wäre er ein Pfau und müsste den Violinisten mit seinem Federkleid beeindrucken.

Doch Lance kümmerte sich überhaupt nicht darum, dass sein Tanzen beinahe schon idiotisch aussah, sondern sang den Text weiterhin an Keith gewandt mit und zog an dessen Hand. Er wollte immer noch mit ihm tanzen.

Und auch, wenn er sich teilweise ein wenig zum Affen machte (vor allem, wenn er bei weitem besser tanzen konnte), war es unglaublich süß von Lance, sich so zu verhalten. Keith hatte das Gefühl, dass der andere ihm zeigen wollte, dass es um den Spaß ging und nicht um die perfekten Bewegungen. Er wollte die Situation für ihn komfortabler machen, damit sie gemeinsam tanzen konnten.
Und irgendwie wollte Keith ihm nun auch nicht mehr diesen Wunsch verweigern.

Wieso auch?

Wenn Coran in seinem Hawaii-Hemd beim Tanzen Spaß haben konnte, dann er doch wohl auch, nicht?

Also ließ er sich vom anderen vom Tisch herunterziehen und konnte nicht anders, als bei dessen freudigem Quietschen aufzulachen.

Zwar wusste er immer noch nicht, was genau er tun sollte, doch Lance' Anwesenheit, seine fröhlichen Augen und seine Hände gaben ihm Sicherheit, sodass er letztendlich einfach die Bewegungen des Tänzers spiegelte, der immer noch strahlend den nicht wirklich abwechslungsreichen Text mitsang und sich überhaupt nicht darum kümmerte, was für eine Qualität sein Tanzen hatte.

Und, es machte Spaß.

Auch, wenn Keith sich ein wenig doof vorgekommen war, es machte Spaß, hier zusammen mit Lance zu alten Clubsongs zu tanzen, die nun einer nach dem anderen zu kommen schienen, als hätte Pidge sie extra für die beiden so angeordnet.

Sie strahlten sich an und prusteten teilweise vor Lachen über ihre eigenen Bewegungen und Lance machte sich einen Spaß daraus, Keith sich um die eigene Achse drehen zu lassen, bloß, damit ihm darauf selber schwindelig wurde, obwohl er Balletttänzer war.
Sie mussten mit dem Tanzen aufhören, bis Lance' Gleichgewichtssinn wieder hergestellt war, doch das Lied war bald darauf schon zu Ende.

Das nächste war einer der ersten ruhigeren Songs des Abends und als wäre es das natürlichste der Welt, zog Lance den Musiker nah zu sich heran und verschränkte die Hände in seinem Nacken.

Kurz sah der Violinist ihn mit großen Augen an, doch dann schlich sich ein sanftes, schüchternes Lächeln auf seine Lippen und er lehnte seine Stirn gegen die des Tänzers, die Hände auf dessen Hüften gelegt.

Sie wiegten sich im Takt der Musik und leise, nur für sie hörbar, summte Lance die Melodie mit.

Was die andern um sie herum taten, wussten sie nicht wirklich, wahrscheinlich machte Romelle aus unvorteilhaften Winkeln Fotos, doch nichts hätte sie weniger kümmern können.

Es war entspannt. Es war leicht. Es war romantisch. Es war wie Kuscheln im Stehen und zu Musik.

Um den Tänzer noch näher an sich zu ziehen, verschränkte Keith seien Hände in dessen Rücken und schloss die Augen, um einfach nur die Wärme und Lance' Anwesenheit zu genießen.

Er konnte den Atem des Braunhaarigen spüren und hatte es schon fast erwartet, als ein Paar Lippen sich auf die seine legte.

Sanft und entspannt war der Kuss. Angenehm.

Und eigentlich wusste Keith nicht, warum er sich die ganze Zeit davon abgehalten hatte, einfach zu Lance zu laufen und den Tänzer zu küssen.
Warum sollte er sich selber etwas so Schönes verwehren?

Also vertiefte er den Kuss, als sein Freund seine Hände in seinen schwarzen Haaren vergrub und genoss das Gefühl ihrer Lippen aufeinander.

Es war, wie freier zu atmen, und ob sie sich noch bewegten, ob sie noch tanzten, das wusste er nicht mehr.
Alles war aus seinem Kopf gefegt worden, er war in Watte eingepackt und alles, was übriggeblieben war, waren das warme Gefühl, das ihn durchströmte, Lance' Hände in seinem Haar, Lance' Körper fest an den seinen gepresst und ihr Kuss, der sie miteinander verband.

Verband. Nach drei Monaten des Wartens.

Endlich.

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