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Augenblicklich zog Nathan den Kopf zurück, bevor unsere Lippen sich berührten.

Die Erleichterung und Enttäuschung durchzuckte meinen Körper und ich zog Luft ein, als hätte ich seit Stunden nicht mehr geatmet.

Nathan blickte sich umher und wich einige Schritte zurück. Ich konnte seine Anspannung erkennen und schlang die Arme schützend um meinen Körper.

War das Camilla gewesen?

Ich schluckte und hoffte, dass sie sich längst zurückgezogen hatte.

„Was war das?", fragte er leise und drehte sich wieder zu mir um. Auf seinem Gesicht lag ein dunkler Schatten, der mich einschüchterte.

„Lass uns weiterreiten", murmelte ich und wollte schon zum Pferd gehen, als er mich zurückzog und anfunkelte.

„Sei still", zischte er.

Ich blieb stehen und sah mich um. Langsam beschlich mich die Angst. Was, wenn es doch nicht Camilla gewesen war? Einer anderen Kreatur wollte ich ganz bestimmt nicht über den Weg laufen.

„Nathan, bitte", sagte ich leise.

Er ignorierte mich und als ein weiteres Knacksen die Stille durchbrach, zuckte ich zusammen. Am liebsten hätte ich mich einfach umgedreht und hätte ihn zur Vernunft gebracht.

Was zum Teufel standen wir noch hier herum, wenn irgendwo eine Kreatur lauerte?

Mit einem Ruck riss ich mich los und stolperte näher zu den Pferden. Ich rieb mir das Handgelenk, das von seinem Griff schmerzte.

Die Angst musste mir deutlich ins Gesicht geschrieben stehen, denn Nathan starrte mich einen Moment fassungslos an. Dann runzelte er die Stirn und zog die Augen wütend zu Schlitzen.

„Du weißt, was das war, stimmts?", sagte er langsam und kam bedrohlich auf mich zu.

Erschrocken wich ich zurück. Was hatte mich verraten?

„Ich will nicht noch einer Kreatur über den Weg laufen", erwiderte ich und tastete nach dem Pferderücken.

Meine Angst vor den Pferden war deutlich kleiner geworden. Jetzt wollte ich nichts weiter als weg von hier.

„Dann solltest du jetzt lieber still sein", sagte Nathan und drehte sich wieder um. Der drohende Ton hatte sich kein Stück verändert.

„Dann schau nach", sagte ich leise.

Sollte er die Lage doch sichern. Ich war mir irgendwie ziemlich sicher, dass er nichts finden würde.

Nathan blickte mich kurz an und kniff die Augen zusammen. „Das werde ich auch tun."

Genervt sah ich ihm zu, wie er sich umdrehte und einige Meter durch das hohe Gras wattete. Er blieb nach wenigen Schritten stehen und warf mit Blicke um sich.

In mir ballte sich alles zusammen, als er sich verkrampfte und sekundenlange in eine Richtung starrte. War Camilla doch noch in der Nähe? Hatte ich sie überschätzt? Hatte ich vielleicht Nathan überschätzt?

Ich schluckte.

In Gedanken hoffte ich, dass er nichts finden würde. Einerseits wollte etwas tief in mir, dass er etwas fand, andererseits wusste ich, dass er mir danach niemals wieder vertrauen würde.

Nathan ging einige Schritte weiter und blieb stehen. Er wirkte, als wüsste er genau, in welche Richtung er gehen musste. Doch ich hatte nicht das Gefühl, dass er etwas gesehen hatte. Viel mehr glaubte ich, dass er sie spürte.

„Hast du etwas gefunden?", fragte ich schliesslich laut.

Augenblicklich zuckte er zusammen. Er drehte sich langsam zu mir um und sein Blick durchdrang mich wie tausend Messer. Scheinbar hatte ich ihn aus der Konzentration gerissen.

Er warf einen letzten Blick auf die Stelle. Doch er schien sein Ziel verloren zu haben.

Mit missmutigem Ausdruck drehte er sich um und kam zurück. Seine Körperhaltung war distanziert und erstaunlich aggressiv. Es war, als ständen wir wieder am Anfang unserer Bekanntschaft.

„Nein", knurrte er, ohne mich noch einmal anzusehen.

Ich schluckte. Ein ungutes Gefühl breitete sich aus.

„Warum hörst du nicht auf mich?", fragte ich mehr zu mir selbst.

Nathan erdolchte mich mit seinen Augen.

In diesem Moment realisierte ich, dass sich etwas zwischen uns geändert hatte.

„Warum sollte ich das tun?", stellte er eine Gegenfrage.

Ich zuckte bei seinen Worten zusammen und machte mich klein. Was war mit ihm los? Was hatte sich in diesen wenigen Minuten geändert, dass er von offen zu verschlossen wurde?

„Weil du gerade...", fing ich an.

„Und ich habe doch deutlich gespürt, dass du es nicht willst", fiel er mir grob ins Wort.

Er blickte mich nicht mehr an. Stattdessen starrte er irgendwohin in die Ferne.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Das war also der Grund gewesen? Das war also das Problem.

Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass ich das nicht so gemeint hatte. Ich hatte ihn genauso küssen wollen. Doch ich konnte es nicht. Ich durfte es nicht geschehen lassen. Nicht jetzt.

Niemals wahrscheinlich. Denn nachdem alles offenbart war, würde er mich hassen. Und dann würde ich niemals wieder die Gelegenheit bekommen, es zu versuchen.

„So habe ich das nie...", wollte ich wieder ansetzen, doch er fiel mir ein weiteres Mal in das Wort.

„Du brauchst dich nicht rechtzufertigen", sagte er leise. „Lass es uns einfach vergessen."

Die Verbitterung in seiner Stimme versetzte mir ein Stich.

„Nathan, es tut mir leid", wisperte ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte.

Er schluckte und schüttelte den Kopf. Noch immer starrte er seine Schuhe an.

„Wie gesagt, lass uns nicht mehr darüber sprechen." Er deutete zu den Pferden. „Steig wieder auf."

Dieses Mal hatte ich nicht vor, zu zögern. Schweigend griff ich nach den Zügeln, doch bevor ich mich hochschwingen konnte, legte Nathan zögerlich seine Hand auf die Zügel. Stumm half er mir hoch und schwang sich dann hinter mich.

Wahrscheinlich wollte er nicht, dass ich ihn weiterhin ansah. Seufzend starrte ich in die Schwärze vor mir. Nicht ins mir wollte jetzt schlafen.

Der Ritt war schweigend und still. Nathan verlor kein weiteres Wort und in mir überschlugen sich meine Gedanken. Seit meiner Existenz hatte ich noch nie so viel nachgedacht.

Warum hatte er mich versucht zu küssen? Machte man das so als Mensch? Sprach man nicht zuerst darüber, bevor man es tat? Fragte man nicht erst um Erlaubnis?

Während ich meinen Fragen nachhing, strich das Gras an meinen Knöcheln.

Warum hatte ich sofort bemerkt, was er tun wollte? War ich nun durch und durch Mensch?

Ich war mir sicher, dass ich als Staubkorn niemals verstanden hätte, was er hatte tun wollen. Ich hätte nicht begriffen, dass ein Kuss viel bedeutete.

Doch ich war mir auf einmal sicher, dass ich mit den Küssen sparsam umgehen musste. Ich durfte sie nicht jedem schenken. Jeder, der sie bekam, musste besonders sein.

Aber war Nathan nicht besonders? War er nicht jemand, der mein Herz zum Rasen brachte?

Das waren doch die Vorraussetzungen? Oder irrten mich meine Sinne?

Am liebsten hätte ich ihn einfach gefragt. Doch ich war mir ziemlich sicher, dass das die ganze Lage verkompliziert hätte. Und das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.

Ich erinnerte mich an die etliche Male, als seine Haut meine berührt hatte. An die ganzen Funken, die diese Berührung in mir entfacht hatte. Das konnte doch nicht normal sein?

Was dachte Nathan wohl? Was ging in ihm vor?

„Machen wir bald eine Pause?", fragte ich leise.

Auf einmal war mir seine Nähe unwohl. Das Wissen, dass ich ihn verletzt hatte, war auch nicht besonders hilfreich. Ich wollte ihm nicht mehr so nahe sein. Was, wenn ich dann das Feuer in mir gar nicht mehr aufhalten konnte?

Nathan antwortete mir erst nach einer ganzen Weile.

„Schlaf doch so", murrte er.

Ich schluckte. „Bist du wirklich nicht wütend?"

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er log. Und das Gefühl war beinahe ohnmächtig.

„Wenn du weiter fragst, werde ich es vielleicht", antwortete er mit leicht gereiztem Unterton.

„Tut mir leid", flüsterte ich hastig.

Das Letzte, was ich wollte, war ihn noch weiter zu verärgern. Denn ich war mir noch immer sicher, dass er mir nicht die Wahrheit sagte.

„Hör auf, dich ständig zu entschuldigen. Wir sollten einfach still sein", sagte Nathan und klang nicht mehr besonders wütend.

Eher so, als würde er sich schlecht fühlen.

Ich biss mir auf die Lippen und nickte leicht. Dabei hasste ich es nicht mehr, als wenn wir schwiegen.

Mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass ich Nathan etwas schuldig war. Ein Stück Wahrheit. Auch wenn ich ihm nicht das Ganze geben konnte.

Aber was war, wenn er nachfragen würde? Wenn er wissen wollte, was ich denn war? Wenn er nicht locker lassen würde?

Trotzdem liess mich dieses Gefühl nicht los.

Bevor ich es nochmals überdenken konnte, schlüpften mir die Worte schon aus dem Mund.

„Ich war einmal kein Mensch."

Im gleichen Moment hätte ich mich dafür erwürgen können. Warum hatte ich das gesagt?

Die Nervosität krallte sich in meinen Magen und ich schloss die Augen. Er sollte weiterhin schweigen. Vielleicht hatte ich es auch so leise gesagt, dass er es nicht einmal gehört hatte. Vielleicht hatte ich aber auch Pech und er hatte es sehr wohl verstanden.

Mit ein wenig Glück ignorierte er mich einfach und würde erst gar nicht auf meine Worte eingehen. Auf das würde ich hoffen.

Trotzdem ging mein Atem langsamer und ich traute mich nicht, mich zu bewegen.

Die Stille war erdrückend, während ich hoffte, sie würde für Ewigkeiten anhalten. Sie drückte auf meine Lunge und liess mich nicht mehr los. Sie war eiskalt und schwer.

Als ich glaubte, sie würde mich jeden Moment unter sich begraben, räusperte sich Nathan.

„Ich weiss", sagte er leise.

Ich hielt meine Augen geschlossen und atmete tief durch. „Aber jetzt bin ich einer."

Ich bereute es, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.

„Fühlst du dich so oder trägst du bloss die Hülle?", fragte er schliesslich.

Langsam öffnete ich die Augen und runzelte die Stirn. Wie meinte er das?

„Was macht das für einen Unterschied?"

Die Antwort liess nicht lange auf sich warten.

„Das eine bedeute, leben. Das andere ist bloss das Tragen einer Verkleidung", erklärte er und klang nicht mehr gereizt. Stattdessen wirkte er traurig.

Ich schluckte. „Woran sollte ich den Unterschied bemerken?"

Der kalte Nachtwind strich über unsere Gesichter und es fröstelte mich leicht.

„Das kann ich dir nicht sagen. Willst du denn wieder das sein, was du einst warst?", fragte Nathan leise.

„Nein", antwortete ich, ohne zu zögern.

„Weshalb?"

Die Frage lag schwer in der Luft. Es war einer dieser Fragen, vor der ich mich gefürchtet hatte.

„Ich habe nicht gelebt, wie ich es jetzt tue", sagte ich schliesslich.

„Was warst du, Maureen?", fragte er nach kurzem Zögern die alles entscheidende Frage. 

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