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Ich starrte ihn erstaunt an. „Wirst du mich nach Halen bringen?"

Er hob eine Augenbraue.

„Willst du das denn noch?", fragte er leise.

Ich schluckte. Alles in mir schrie auf einmal nach seiner Nähe. Als wäre ich von ihm abhängig.

„Lass mich bitte nie wieder alleine", flüsterte ich und machte einen Schritt auf ihn zu.

Nathan presste die Lippen zu einem dünnen Strich. Ich konnte ihm ansehen, wie er mit sich selbst kämpfte.

Dann trat er einen Schritt zurück. Ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht.

„Habe ich gerade auch nicht vor", sagte er mit einem schwachen Lächeln. „Aber es ist seltsam, dass du keiner Kreatur über den Weg gelaufen bist. Schliesslich wimmelt es hier von ihnen."

Erschrocken zuckte ich zusammen. Ich sah mich um. „Wo?"

„Einfach in dieser Umgebung", sagte Nathan und strich sich eine Strähne aus der Stirn. Er schien froh, dem vorigen Thema entkommen zu sein. „Vielleicht sind sie vor wenigen Tagen weitergezogen. Aber dann hätte ich ihnen auf dem Weg begegnen müssen."

Ich drehte mich zu ihm um. Was versteckte er vor mir? Er hatte mir noch immer nicht erzählt, wer er war. Weshalb lebte er bei Ina und nicht bei seinem Vater?

„Woher weißt du das?", fragte ich vorsichtig.

Nathan blickte mich nicht an. Er starrte an mir vorbei in die Dunkelheit.

„Ich kann ihre Fährte spüren", antwortete er schliesslich. „Aber frag mich nicht weiter solche Dinge. Ich kann dir nicht auf alles eine Antwort geben."

Ich schluckte. „Dann weißt du doch, wo durch sie gegangen sind."

Ich hatte nicht vor, ihn weiter nach seiner Vergangenheit zu fragen. Zumindest nicht jetzt. Schliesslich gab ich auch nichts Preis. Es war nicht fair, ihn dazu zu zwingen.

„Du missverstehst mich", sagte er und drehte den Kopf zu mir. „Ihre Fährte könnte drei Tage alt sein und ich würde sie riechen, doch hier riecht es überall nach ihnen. Am besten wir verschwinden von hier."

Er wandte sich zum Pferd um. Dann blieb er stehen. Ich starrte seinen Rücken an.

„Willst du mit mir reiten?", fragte er leise, so dass ich ihn kaum verstehen konnte.

„Ja", brachte ich über die Lippen, während ich daran dachte, wie seine Hände meine Haut zum Glühen bringen konnten.

Nathan drehte sich langsam zu mir um und nickte zum Pferd. „Dann komm."

Ich ging mit gesenktem Blick auf ihn zu. Er half mir auf das Pferd und schwang sich hinter mich auf den Rücken. Er legte eine Hand um meine Hüfte. Ich konnte spüren, wie er zögerte. Dann griff er nach den Zügel.

Mir wurde auf einmal warm und ich hielt die Luft an. Er schnalzte mit der Zunge und das Pferd setzte sich in Bewegung.

„Ein Schatten ist ein Mensch, der von der Seele einer Kreatur besessen ist", sagte er leise.

Ich versteifte mich. „Der Seele?"

Es erschien mir seltsam, dass diese Kreaturen wirklich eine hatten. Nathan musste meine Verwirrung bemerkt haben. Denn er lachte leise auf.

„Oh ja, diese Kreaturen haben auch Seelen. Und manchmal entflieht sie, wenn man die Kreatur zurückschickt. Weil eine Seele nicht körperlos sein kann, sucht sie sich einen menschlichen Körper, bis die Kreatur sich befreit hat."

Das Ganze klang ziemlich absurd. Doch die Tatsache, dass ich bereits Kreaturen gesehen hatte, machte sie wieder etwas normaler.

„Du sagtest doch bereits, ich sei nicht besessen", sagte ich langsam. Ich drehte den Kopf nach hinten, doch ich konnte sein Gesicht nicht sehen.

Nathan zuckte mit den Schultern. „Das ist nicht das Gleiche. Besessen bist du erst, wenn die Kreatur von dir Besitz ergreift."

Er klang belustigt. Beinahe so, als wäre das klar gewesen.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das ist doch kein Unterschied", erwiderte ich eingeschnappt.

Er lachte auf und verstärkte den Druck auf meiner Hüfte. Ich musste mich zusammenreissen, um nicht nach Luft zu schnappen.

„Oh doch", raunte er mir ins Ohr. Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. „Denn, wenn du besessen bist und die Kreatur dein Körper verlässt, stirbst du. Sucht die Seele bei dir Schutz, bleibst du du selbst, doch sie treibt dich zu Bösem an."

Ich versteifte mich in seinen Armen.

„Ich bin kein Schatten", sagte ich trotzig. „Ich habe bisher noch nichts Böses getan."

Ganz sicher war ich mir nicht, doch das würde ich Nathan ganz bestimmt nicht zeigen. Wusste ich denn überhaupt, was Gut und Bös war? Ich hatte es in meiner Zeit in der Dunkelheit schliesslich nicht gelernt.

„Trotzdem kann die Möglichkeit bestehen", sagte Nathan leise. „Wobei du erinnerst dich an kaum was."

Ich schluckte. Meine Gedanken huschten zu Camilla. Was war sie? Warum hatte sie meinen Ruf nicht gehört? Sie hatte mich ganz alleine gelassen. Dabei war ich mir sicher, dass sie hier war. Schliesslich hatte sie mich aufgesucht.

„Gibt es eine Mischung aus Mensch und Kreatur?", fragte ich und stolperte dabei über die Worte.

Nathan schwieg einen Moment. Ich konnte hören, wie er über meine Worte nachdachte. Wie er versuchte, dahinter zu blicken.

„Wie kommst du auf diese Idee?"

Er klang erstaunt.

Ich zuckte mit den Schultern. Weshalb hatte ich auch gedacht, es sei eine gute Idee, diese Frage zu stellen?

„Gibt es das?", fragte ich, ohne auf seine Frage einzugehen.

Er seufzte.

„Nicht wirklich", antwortete er.

Ich schluckte. „Also gibt es sie oder nicht?"

Er schwieg kurz. Es war, als würde er sich fragen, was ich damit bezweckte. Doch er stellte die Frage nicht, stattdessen antwortete er mir einfach.

„Ich habe so etwas noch nie gesehen und mir ist schon vieles unter die Augen gekommen", sagte er und sprach jedes Wort mit seltsamer Bedacht aus.

Ich beschoss, dass ich das Gespräch nicht weiterführen sollte. Zumindest nicht heute.

Obwohl ich mich dem Menschen gut angepasst hatte, war ich mir sicher, dass ich noch immer etwas an mir hatte, dass Nathan hinterfragte. Was es war, konnte ich nicht sagen. Doch ich hatte es gerade aus seiner Stimme herausgehört. Und solange das noch war, würde ich nicht mehr über Camilla Fragen stellen.

Eine ganze Weile schwiegen wir.

Ich hatte den Gedanken an Camilla verdrängt. Stattdessen machte sich etwas anderes in meinem Kopf breit. Das Gespräch, das ich mit Nathan geführt hatte, brannte sich ein. Der Streit löste ein seltsames Gefühl in mir aus, das ich nicht unterdrücken konnte.

„Was meintest du eigentlich, als du sagtest, du würdest bei mir gegen geschlossene Türen rennen?", traute ich mich schliesslich zu fragen.

Nathan seufzte. Er hatte bloss auf diese Frage gewartet. Das konnte ich spüren.

„So sagte ich das nicht", erwiderte er. „Ich sprach von einer Wand."

Mein Magen zog sich unangenehm zusammen. Ich wollte nicht, dass er dieses Gefühl hatte. Obwohl ich nicht richtig einschätzen konnte, was er fühlte. Ich wusste, dass es kein Gutes war.

Nathan löste die Hand um meine Hüfte.

„Ich mag dich, Nathan." Die Worte verliessen meinen Mund, bevor ich darüber nachdenken konnte.

Ich presste die Lippen zu einem dünnen Strich und schloss die Augen. Mein Herz raste.

Nathan sagte nichts. Er sass hinter mir und schwieg. Fast so, als hätte er mich nicht gehört. Doch an seinem Atem erkannte ich, dass er mich sehr wohl verstanden hatte.

„Nun", sagte er langsam. „Ich habe meinen Standpunkt deutlich ausgedrückt, oder?"

Es war wie ein Schlag ins Gesicht.

Ich hatte alles falsch gemacht. Das war der erste Gedanke, der durch meinen Kopf schoss.

„Dazu wollte ich noch etwas sagen", setzte ich mit gebrechlicher Stimme an, doch er unterbrach mich grob.

„Musst du nicht."

Ich räusperte mich und hoffte, dass ich nicht zu weinerlich klang. Das war das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte.

„Ich wollte dich nicht aus den Gründen nicht küssen, die du wahrscheinlich vermutest", sagte ich leise.

Er seufzte.

„Ach und welche vermute ich?", sagte er und klang dabei dezent genervt.

Vielleicht hätte ich das Thema lieber nicht angesprochen. Ich hatte einen Nerv getroffen. Und ich war mir sicher, dass ein weiterer Rückzieher meine Lage nicht verbessern würde.

„Gefühlslage?", gab ich zögerlich von mir.

„Ich spüre, wie du mich ansiehst, Maureen", sagte er kalt. „Glaubst du etwa, ich sehe nicht, wie du errötest? Ich merke es doch."

Ich schluckte. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Augenblick lief ich rot an. Ich spürte, wie die Hitze in meinen Kopf kroch. Mein Herz setzte einen kurzen Moment aus.

„Ich habe geglaubt, du würdest es wollen", redete Nathan weiter und lachte humorlos auf. „Aber ich habe gemerkt, dass du es nicht wolltest. Sag mir, hab ich deine Signale nicht verstanden? Oder, was war der Grund?"

Er klang verbittert.

Ich atmete flach aus. „Ich weiss es nicht." Meine Stimme brach. „Nathan, ich verstehe mich nicht. Ich verstehe nicht, wie das Alles funktioniert. Aber ich mag dich wirklich."

„Tja, man kann machnes mögen, Maureen", sagte er leise. „Ich kann Schokolade mögen. Ich kann ein Bier mögen. Ich kann auch Ina mögen. Und alles mag ich auf eine unterschiedliche Art und Weise. Also, wie magst du mich?"

Wie sehr ich ihm diese Frage beantworten wollte. Doch ich kannte die Antwort nicht darauf.

„Wie magst du mich?"

Diese Frage brannte mir seit einigen Tagen auf den Lippen.

Nathan lachte rau auf. „Wenn du das nicht längst selbst beantworten kannst, wirst du keine Antwort bekommen."

„Ich mag dich nicht so, wie ich Ina mag", sagte ich schweren Herzens.

Ich drehte den Kopf nach hinten. Doch er hob die Hand und legte seine Finger an mein Kinn. Er beugte sich vor und ich konnte seinen warmen Atem an meiner Wange spüren.

„Schau nach vorne", raunte er mir ins Ohr und drehte meinen Kopf nach vorne. „Wir sind da."

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