Kapitel 6

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Das Erste, was ich sah, als ich meine Augen öffnete, war grelles, blendendes Licht. Ich kniff die Augen zusammen und bemerkte dabei einen stechenden Schmerz an meinem Hinterkopf. Instinktiv folgte meine Hand dem Schmerz, doch weit kam ich damit nicht, da mich irgendetwas daran hinderte. Ich zwang mich dazu, erneut meine Augen zu öffnen, nur um überall Kabel auf meinem Körper zu sehen. Außerdem war alles um mich herum so weiß, dass die grauen Kabel einen verheerenden Kontrast zu der Umgebung bildeten, die mir total unbekannt war. Der Geruch von Desinfektionsmittel stieg mir in die Nase und Übelkeit stieg in mir auf. Langsam realisierte ich, dass es nur einen Ort gab, an dem ich mich gerade befinden konnte.

Ein lautes Stöhnen entwich mir, als erneut ein pochender Schmerz durch meine Schädeldecke fuhr. Ich schloss die Augen, um das viel zu helle Licht auszublenden und meinem Kopf wenigstens etwas Linderung zu verschaffen. Wenn ich diesen Schmerz beschreiben müsste, würde ich ihn vermutlich mit dem Ausnüchtern von dem schlimmst möglichen Kater vergleichen. Nur leider hatte ich die leise Ahnung, dass mein Zustand nichts mit reichlichem Alkoholkonsum zu tun hatte.

Plötzlich hörte ich Schritte auf mich zulaufen und öffnete meine Augen.

Vier Augenpaare blickten mir entgegen. Meine Großeltern, Suz und Stefan hatten mich umzingelt und schützten mich etwas vor dem grellen Weiß, weswegen ich sehr dankbar war. Ausnahmslos alle Augenpaare hatten Tränen in ihren Augen und sie schauten allesamt ziemlich müde aus. Langsam fing ich an, das gesamte Ausmaß meiner Situation zu begreifen und fragte schließlich:

"Was ist passiert?"

Fast gleichzeitig lösten sich alle aus ihrer Starre und stürzten sich auf mich. Mein Opa rannte sofort aus der Tür und schrie nach einem Arzt. Meine Oma fing sogar an zu weinen, was mich schockiert aufatmen ließ.

"Könnte mir bitte jemand verraten, was hier los ist?"

Stefan war der Erste, der langsam aus dem Schockzustand herauskam und mich anblickte.

"Was ist das Letzte, woran du dich erinnerst?", fragte er leise, als hätte er Angst, ich würde bei einem zu lauten Ton wie Glas zerspringen. Mein Kopf dankte es ihm jedenfalls, da Schreie genauso wie Licht ziemlich schlechte Auswirkungen auf das Pochen in meinem Kopf hatten.

Ich versuchte mich zu erinnern. Die pulsierenden Kopfschmerzen machten es nicht gerade leichter, meine Erinnerungen zu sortieren. Die erste Erinnerung kämpfte sich langsam an die Oberfläche hervor.

"Wir sind in diesen neuen angesagten Club gefahren", sagte ich und wartete auf eine Bestätigung.

"Du bist auf die Toilette gegangen. Kurz danach ist das Feuer ausgebrochen."

Feuer?

Schockiert riss ich die Augen auf. Prompt ließ ich meinen Blick über meinen Körper schweifen, erkannte jedoch nirgends eine Verbrennung. Die Kabel zogen schmerzhaft an meinen Armen, als ich mein Gesicht nach Verbrennungen untersuchte. Die Haut unter meinen Händen fühlte sich glatt an, was mich erleichtert wieder in die Kissen sinken ließ. Plötzlich kamen weitere Erinnerungen zurück. Ich, wie ich mich im Spiegel betrachtete und am Waschbecken festhielt. Wie ich daraufhin auf den Boden fiel. Und schließlich, wie ich wieder aus meiner Ohnmacht erwachte und mich überall giftiger Nebel umgab.

"Ich konnte mich noch retten, indem ich aus dem Fenster gesprungen bin", murmelte ich, eher an mich selbst gerichtet.

Aber, was war dann los? Warum befand ich mich hier im Krankenhaus, obwohl es mir, bis auf die Kopfschmerzen, prächtig zu gehen schien?

Just in diesem Moment kam der großgewachsene Arzt mit ein paar Schwestern durch die Tür gerannt und blickte erschrocken zu mir. Auch er schien nicht recht glauben zu können, was er vor sich sah. Die Situation um mich herum wurde immer kurioser. Schließlich kam er schnellen Schrittes auf mich zu und fragte mich:

"Hallo Frau Winter. Ich bin Doktor Weiland. Wie fühlen Sie sich?"

Ich blickte ihn entschlossen an und murmelte bloß ein "Gut". Die enormen Kopfschmerzen wollte ich gar nicht erst erwähnen.

Er schien meinen Worten nicht recht glauben zu wollen, da er mit der Hand nach meinem Puls fühlte und schließlich meine Stirn berührte. Seine Hand war wohltuend kalt an meiner Stirn.

"Das ist ein medizinisches Wunder", flüsterte er und auch die Schwestern betrachteten mich, als hätten sie die heilige Jungfrau Maria in Persona vor sich.

"Könnten Sie sich bitte etwas präziser ausdrücken?", fragte ich merklich genervt, da mich anscheinend niemand wegen meines Zustandes aufklären wollte.

Doktor Weiland schaltete wieder seinen Arzt-Modus ein und ließ keine Emotionen mehr durchdringen.

"Frau Winter, ich kann mir nicht erklären, wie sie überlebt haben und Sie sollten sich wirklich glücklich schätzen. In den letzten drei Tagen lagen Sie mit 45 °C Fieber im Krankenhaus."

Das Schlucken fiel mir schwer.

"Normalerweise denaturieren die Proteine im menschlichen Körper bei über 42,5 °C im Körper. Anders gesagt, sie verändern ihre Struktur, sodass sie ihre Funktionen im Körper nicht mehr richtig ausführen können. Sobald ein gewisser Teil der Proteine im Körper denaturiert ist, stirbt der Mensch an, unter anderem, Organversagen, weshalb es eigentlich unmöglich ist, dass sie hier liegen sollten."

Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete ich das immer noch erstaunte Gesicht des Arztes und mir dämmerte, wie froh ich eigentlich sein konnte, überlebt zu haben.

"Können Sie sich denn irgendwie erklären, wie es dazu kommen konnte?", krächzte ich hervor. Meine Kehle war trocken und ich spürte unerträglichen Durst in mir aufsteigen.

Der Arzt schien lange über die nächste Aussage nachzudenken, bis er schließlich erwiderte: "Ich kann es mir wirklich nicht erklären. Jedenfalls würde ich Sie gerne noch ein paar Tage zur Kontrolle hier behalten, um letztendlich abzuklären, dass alles mit Ihnen in Ordnung ist."

Die einzige Antwort, die er von mir bekam, war ein zaghaftes Nicken. Schließlich ging der Arzt samt Schwester wieder aus dem Raum und ließ mich mit vier überglücklichen Augenpaaren zurück, die mich musterten. Mir wurde die Situation mit jeder Sekunde immer unangenehmer, weshalb ich dringend nach einer Wasserflasche suchte. Neben meinem Bett auf dem Tischchen wurde ich schließlich fündig. Ich genehmigte mir einige tiefe und wohltuende Schlücke. Keiner von den Anwesenden im Raum wusste so recht, was er sagen sollte. Schließlich jedoch stellte ich die Frage, die mich im Moment am meisten interessierte:

"Wie kam es denn zu dem Feuer?"

Suz war die Erste, die antwortete: "Die Brandursache ist unklar. Das Feuer war von einem auf den anderen Moment ausgebrochen. Wir alle können von Glück sagen, dass keiner der Anwesenden durch das Feuer geschädigt wurde und die Feuerwache nur ein paar Häuser entfernt war. Ein Teil des Clubs muss jedenfalls kernsaniert werden."

In dem Moment kam Max mit fünf Kaffeebechern in den Raum und schaute ungläubig zu mir.

"Ach, ist unser Dornröschen auch schon wieder aufgewacht?", fragte er scherzend, doch auch seine Augen verrieten, wie erleichtert er war, mich wieder unter den Lebenden zu sehen. Jeder der Anwesenden wirkte müde und mir wurde klar, dass schon seit geraumer Zeit keiner mehr von ihnen ein Auge zugedrückt hatte.

"Fahrt ruhig nach Hause. Ich komme hier schon klar", sprach ich schlussendlich und lächelte ihnen allen aufmunternd zu.

"Ich werde dich ganz sicherlich nicht alleine lassen", protestierte meine Oma. Hilfesuchend blickte ich zu Stefan und ich war froh, dass wir uns trotz Trennung immer noch ohne Worte verstanden.

"Suz, Max, lasst uns fahren", sagte Stefan und zwinkerte mir zu. Ich lächelte ihn an. Die nächsten Minuten musste ich mich von allen noch einmal fest drücken lassen, worüber ich noch nicht einmal sauer war. Wenn es tatsächlich so schlecht um mich gestanden hatte, war ich froh, sie alle hier bei mir zu haben.

"Wir telefonieren jeden Abend, bis du wieder zu Hause bist, okay?", sagte Suz. Ich versprach ihr, sie jeden Abend anzurufen. Meine drei besten Freunde verließen das Krankenzimmer. Zurück blieben nur noch meine Großeltern. Ich hatte plötzlich das Verlangen, mich für meine Krankheit erklären zu müssen.

"Es tut mir wirklich Leid, dass ihr euch solche Sorgen um mich machen musstet."

Ich wusste selbst, dass ich wohl am wenigsten für meinen Zustand konnte, doch ich musste einfach irgendetwas sagen, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Meine Oma legte ihre filigrane Hand auf meine. Sie war ungewohnt eiskalt. Ich drückte fest zu. In dem Moment knurrte mein Magen und mein Opa fing an zu lachen.

"Na, wenn dein Bauch so knurrt, dann scheint ja wieder alles in Ordnung zu sein. Ich besorge uns einmal etwas zu essen!"

Ohne eine Antwort unsererseits abzuwarten, drückte er erst mir, dann meiner Oma einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer.

Meine Gedanken schwirrten in allen Richtungen umher. So viel blieb ungesagt und so viel war unklar. Ich versuchte mich an den letzten Moment zu erinnern, bevor ich bewusstlos geworden war, doch die einzige Erinnerung, die vor meinen Augen aufblitzte, waren tiefgrüne Augen. Ich erinnerte mich daran, dass an dem Tag vor dem Feuer mein Geburtstag gewesen war. Und plötzlich dachte ich wieder an den Brief meiner Eltern.

"Woran denkst du?", fragte meine Oma neugierig. Ich spürte, dass sie unbedingt an meinen Gedanken teilhaben wollte.

"Ich denke gerade an den Brief."

Ihre Miene verfinsterte sich kaum merklich. Sie äußerte sich jedenfalls nicht dazu.

"Ich frage mich, was damals wohl passiert ist, dass sie sich gezwungen sahen, solch einen Brief zu verfassen."

"Ich kann dir darauf leider keine Antwort geben. Das, was ich weiß, habe ich dir bereits erzählt", antwortete meine Großmutter. In ihren Augen blitzte kurz Traurigkeit auf, so wie jedes Mal, wenn sie an ihre einzige Tochter dachte.

Ich erinnerte mich gut an die Geschichte, die von meinen Eltern handelte. Meine Mutter war damals frisch aus der Schule gekommen und hatte es sich zur Aufgabe gesetzt, die ganze Welt zu entdecken. Sie hatte ein Au Pair Jahr in Sizilien geplant, wo sie sich schließlich um den Haushalt eines wohlhabenden Mannes kümmern sollte und als Gegenleistung in dem Haus leben durfte. Von ihm hatte sie nur gewusst, dass er kaum zu Hause anzutreffen war und deshalb jemanden brauchte, der sich um seinen Haushalt kümmerte. Erleichtert darüber, dass sie sich nicht um Kinder kümmern musste, sagte sie zu und reiste schließlich nach Sizilien. Anfangs war der Hausbesitzer wie erwartet nicht anwesend, und meine Mutter genoss die Freizeit, die ihr nach dem Haushalt noch blieb. Meine Großeltern hörten mit den Tagen, die ins Land gingen, immer weniger von ihr, bis schließlich eines Tages ein Anruf von meiner Mutter einging, dass sie jemanden kennengelernt hatte. Tatsächlich handelte es sich um den Besitzer des Hauses, in den sie sich hoffnungslos verliebt hatte und sie erklärte meinen Großeltern, dass sie von nun an in Sizilien bleiben wollte. Danach folgte wohl ein schlimmer Streit und Funkstille, was meinen Großeltern bis heute sehr nahe ging. Es verging schließlich ein Jahr, bis es bei meinen Großeltern an der Tür klingelte und sie eine hochschwangere Sophia begrüßte. Vergessen war der Streit und sie zog wieder bei meinen Großeltern ein. Über meinen Vater erzählte sie nicht viel, nur, dass er geschäftlich unterwegs war und sie deshalb für eine gewisse Zeit wieder nach Deutschland zu ihren Eltern ziehen wollte, um nicht alleine zu sein. Meine Großeltern hatten wohl keine Fragen gestellt, sie waren nur froh gewesen, endlich ihre Tochter wiederzuhaben. Als ich schließlich zur Welt kam, hatte meine Mutter es plötzlich sehr eilig, mit meinem Vater nach Sizilien zu reisen. Da es nur ein kurzer Ausflug sein sollte, ließ meine Mutter mich ohne Kompromisse bei meinen Großeltern zurück, da die zu erledigende Sache so viel schneller vonstatten gehen würde. Bei dem Flug dahin kamen sie leider ums Leben.

Jetzt, wo ich darüber nachdachte, begann ich, vieles zu hinterfragen. Tatsachen, die ich vorher einfach hingenommen hatte, kamen mir nun plötzlich eigenartig vor. Welche Mutter ließ ihr Neugeborenes zurück? Und warum hatte es mein Vater nicht für nötig befunden, sich bei meiner Geburt blicken zu lassen? 

Als ich mich wieder aus meinen Gedanken befreite, blickte ich zu meiner Oma und beschloss, die Fragen ein anderes Mal zu stellen. Sie hatte in den letzten Tagen genug Stress gehabt, das musste ich nicht noch verkomplizieren. Ich wechselte das Thema.

"Ich freue mich schon so sehr auf den Malkurs in Paris. Das ist wirklich das schönste Geschenk, was ihr mir machen konntet!", schwärmte ich und drückte ihre Hand. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, auch wenn es ihre Augen nicht erreichte.

"Du weißt, dass wir alles für dich tun würden, Cassandra." In ihren Augen erkannte ich wie so oft so viel mütterliche Liebe, dass ich mich sofort schämte, meine Eltern wieder heraufbeschworen zu haben, obwohl sie dieses Thema immer wieder traurig stimmte. Schließlich konnte ich mir keine besseren Eltern vorstellen als meine Großeltern.

"Ich weiß", flüsterte ich zur Antwort und meinte es auch so.

So ihr Lieben,

die Mysterien und Fragen türmen sich langsam und ich bin sehr gespannt auf eure Spekulationen 😁

Irgendwann, in naher Zukunft, wird es auf die meisten Fragen auch Antworten geben.

Bis dahin, bleibt anständig!

- federwunsch ❤️

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