Kapitel 7

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Nach zwei weiteren Tagen im Krankenhaus und umso verblüffteren Gesichtern angesichts meiner doch erstaunlicherweise guten Genesung, wurde ich endlich aus dem Krankenhaus entlassen.

"Gut, Frau Winter, wenn irgendwelche Beschwerden auftreten sollten, melden Sie sich umgehend bei mir!", hatte mich Doktor Weiland gewarnt und ich nickte dies ab. Daraufhin wandte er sich an meine Großeltern, die bereit zur Abfahrt an meinem Bett standen. Das Gespräch von ihnen blendete ich aus und konzentrierte mich ein letztes Mal auf meine Umgebung.

Ich musste zugeben, dass ich wahrscheinlich alles getan hätte, um wieder aus diesem viel zu weißen Zimmer zu entkommen. Wenn es tatsächlich einen Himmel gab und dieser genauso hell war wie dieses Zimmer, würde ich wahrscheinlich die Hölle bevorzugen. Als mir dieser Gedanke kam, dachte ich prompt an das Feuer in dem Club - und all das Feuer in meinen Albträumen. Merkwürdigerweise waren seit dem Vorfall meine Albträume nicht wieder zurückgekehrt und ich hatte in den letzten Tagen sehr gut und auch viel schlafen können. Freude überkam mich, denn endlich schien in meinem Leben alles seinen geregelten Lauf zu nehmen. Die einzige Sache, die mir noch Magenschmerzen bereitete, war das Erbe, das meine Eltern mir hinterlassen hatten. Eine Stimme unterbrach meinen Gedankenfluss.

"Komm, Schatz, wir können los fahren."

Meine Oma blickte mich mit einem strahlenden Lächeln an und hielt mir ihre Hand entgegen, die ich liebend gerne entgegennahm. Mein Opa nahm die Tasche mit meinen Klamotten entgegen und wir verließen das üppige Krankenhausgebäude. Als ich die Türen öffnete schlug mir die schwüle Julihitze entgegen und ich merkte, dass ich mich in den letzten Tagen hatte ziemlich glücklich schätzen können, eine Klimaanlage in dem Krankenhauszimmer zu haben. Der Duft von Regen hing in der Luft und ein Blick in den bewölkten Himmel bestätigte meine Annahme. Erst als wir auf dem Parkplatz hielten, wo der VW meiner Großeltern parkte, fiel mir auf, dass wir ziemlich weit von zu Hause weg waren. Die Fahrt nach Hause würde wohl eine Weile dauern und der Regen würde uns bestimmt erwischen. Ich wusste, wie sehr meine Oma es verabscheute, sich während eines Regenschauers in einem Auto zu befinden und warf ihr einen mitleidigen Blick zu.

Ich setzte mich auf die Rückbank und spürte tatsächlich Freude in mir aufsteigen, heute Nacht endlich wieder in meinem viel zu heißen Zimmer zu schlafen. Als allererstes würde ich Suz anrufen, um mich mit ihr zu verabreden. Wir hatten bereits letzten Abend ausgemacht, dass wir uns heute auf ein Eis treffen würden. Währenddessen würde ich ihr von meinem Entschluss erzählen, der sich in den letzten zwei Tagen nach und nach gefestigt hatte.

Ich würde nach Sizilien zum Haus meiner Eltern fliegen.

Schließlich war es die einzige plausible Möglichkeit, die mir noch blieb, um irgendwelche weiteren Informationen bezüglich des Mysteriums Sophia und Marco Rosso zu kriegen. Selbst wenn ich hier vergeblich nach Informationen suchen würde, so konnte ich mich wenigstens darum kümmern, das Haus zu verkaufen. Natürlich hatte ich Bedenken bezüglich des Zustandes des Hauses und ob es überhaupt noch bewohnbar war, doch ich musste es einfach wagen. Gestern hatte ich bereits ein Flugticket nach Sizilien gebucht und ein Mietwagen würde mir ab dem Flughafen in Palermo auch bereit stehen. Mein Flug würde in drei Tagen gehen und jetzt stand noch die schwere Tatsache aus, meine Großeltern in mein Vorhaben einzuweihen. Natürlich würde ich dies nicht hier im Auto ansprechen, sondern erst, wenn wir uns wieder in Ruhe zu Hause eingerichtet hatten. Ich wusste bereits, dass dies kein leichtes Unterfangen werden würde.

Der Regen, der gegen die Autoscheibe prasselte, riss mich wieder aus meinen Gedanken und meine Aufmerksamkeit richtete sich auf meine Großeltern. Mein Opa hatte eine Hand auf den Oberschenkel meiner Oma gelegt, was mich zum Schmunzeln brachte. So etwas wie sie hatten, gab es nur selten im Leben. Mein Herz zog sich schmerzlich zusammen, wenn ich daran dachte, dass ich ihnen wohl oder übel wie ihre Tochter einst das Herz brechen musste, um meinem Ziel näher zu kommen. Aber ich musste diese Reise vornehmen und alleine durchstehen. Nur so konnte ich endlich Antworten auf meine Fragen finden.

"Wenn es euch nichts ausmacht, treffe ich mich heute Abend mit Suz auf ein Eis", sagte ich und blickte auf mein Smartphone. Mit der Antwort, die daraufhin von meinem Opa kam, rechnete ich nicht.

"Wir halten es für besser, wenn du dich noch ein paar Tage zu Hause schonst."

Überrascht blickte ich von meinem Smartphone hoch in die Augen meines Großvaters, die mich durch den Rückspiegel musterten.

"Aber der Arzt hat doch gesagt, dass es mir gut geht. Außerdem habe ich mich die letzten Tage in dem Krankenhaus genug geschont. Selbst auf die Toilette durfte ich nur mit Begleitung gehen!", sagte ich, wobei mir die Empörung immer noch in der Stimme anzuhören war.

"Wir wissen das, Schatz. Aber tu uns bitte diesen Gefallen, ja?", wendete meine Oma ein und ich konnte ihr diesen einen Gefallen wie so oft nicht ausschlagen. Außerdem würde es sich als gut erweisen, wenn ich mich jetzt kooperativ zeigte. Ich redete mir ein, dass das Gespräch, das mir noch bevorstand, vielleicht so etwas einfacher werden würde.

"Gut, dann sage ich ihr, dass sie heute Abend bei uns vorbeikommen kann."

"Ja, gerne. Lade sie doch zum Essen ein!", schlug meine Oma vor und ich lächelte zustimmend zu. In meinem Kopf bildete sich langsam ein Plan, der Form annahm. Vielleicht würde mir Suz heute Abend einen großen Dienst erweisen müssen, um meine Großeltern von Sizilien zu berichten. Es stand nur noch eine Sache aus. Erst musste ich Suz von meinem Vorhaben, alleine nach Sizilien zu reisen, überzeugen.

"Warte, du hast was?"

Suz violette Wellen sprangen wild umher, als sie ihren Kopf ungläubig von einer Seite zur anderen drehte. In ihrem Blick erkannte ich, dass sie darüber nachdachte, ob ich durch den Unfall komplett meinen Verstand verloren hatte. Und ich musste zugeben, dass ich ebenfalls über diese Möglichkeit nachgedacht hatte.

"Es ist die einzige Möglichkeit, die mir bleibt, um mehr über meine Eltern zu erfahren", flüsterte ich und blickte zu Boden.

Ich spürte, wie sich eine Hand auf meinen Rücken legte und blickte erneut zu Suz.

"Es ist mir wirklich wichtig", fügte ich hinzu und bestätigte somit die Dringlichkeit meiner Mission.

"Dann begleite ich dich!", forderte Suz und in ihren Augen erkannte ich bereits ein Glitzern, das auf die Genialität ihrer Idee zurückzuführen war. Jetzt musste ich schnell handeln.

"Ich muss das alleine bewältigen."

"Aber warum?", fragte mich Suz ungläubig und ich war froh, dass ich bereits alle möglichen Szenarien ihrer Reaktion während der Autofahrt durchgegangen war. Ich würde mir einfach ihren Glauben an das Spirituelle zu Nutze machen und an ihren inneren Guru appellieren.

"Ich spüre einfach, dass ich das alleine durchstehen muss. Dieser Brief ist wie ein Zeichen, dem ich nachgehen muss. Außerdem bin ich mir sicher, dass die Reise schneller zu Ende gehen wird, als du überhaupt 'Abschied' sagen kannst."

Sie dachte einige Sekunden nach, bis sie resigniert nickte.

"Na gut, Cassie, ich gebe dir eine Woche. Wenn du in einer Woche nicht wieder zurück bist, schleife ich deinen knackigen Hintern persönlich wieder zurück nach Deutschland. Ist das klar?"

Froh darüber, dass Suz endlich auf meiner Seite war, zog ich meine beste Freundin in eine enge Umarmung und wusste aber, dass die kompliziertere Unterhaltung erst noch bevorstand.

Als hätte Suz meine Gedanken gelesen, fragte sie: "Hast du schon eine Idee, wie du es deinen Großeltern schonend beibringen willst?"

"Ich habe keine Ahnung!", antwortete ich und war rastloser als vorher. "Absolut keine Ahnung."

Das, was meine Oma gezaubert hatte, konnte man nicht als einfaches Abendessen bezeichnen. Es glich eher einem Büffet aller möglichen Leckereien, die ich so sehr liebte. Ich kannte meine Oma sehr gut, um zu wissen, dass es ihre Art von Überkompensation war. Die letzten Tage mussten ihr wirklich schwer gefallen sein und ich spürte mein schlechtes Gewissen ein Stückchen weiter wachsen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich hatte Angst, etwas zu dem anregenden Gespräch beizutragen, das meine Oma und Suz miteinander hielten.

"Wie läuft denn dein Studium?", fragte meine Oma interessiert.

Ab diesem Moment schaltete ich wieder ab und widmete mich meinem Essen. Suz liebte es, über ihr Studium zu reden, da sie die geborene Modedesignerin war. Wie ich hatte sie sich entschlossen, ein weniger aussichtsreiches Fach zu studieren und ihrem Traum zu folgen. Leider waren ihre Eltern wenig begeistert davon gewesen, weshalb sie direkt nach dem Abitur in eine eigene kleine Wohnung gezogen war. Mittlerweile hatten die beiden Parteien wieder Kontakt, doch als gutes Verhältnis konnte man dies immer noch nicht bezeichnen. Mit jedem kleinen Bissen fiel mir auf, wie wenig Hunger ich eigentlich hatte, und stocherte schließlich nur noch lustlos in meinem Essen umher.

"Cassandra, ist alles in Ordnung?", hörte ich plötzlich meinen Opa fragen.

Ertappt sah ich von meinem Teller auf und blickte in drei Augenpaare. Ich spürte, wie Suz aufmunternd eine Hand auf meinen Oberschenkel legte und mich anlächelte. Sie würden es schon verstehen, waren ihre Worte gewesen. Irgendwie fiel es mir schwer, das zu glauben.

"Tatsächlich möchte ich euch etwas mitteilen."

Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer und ich nahm das Glas Wasser und trank einen ausgiebigen Schluck davon.

"In den letzten Tagen habe ich sehr viel über meine Eltern nachdenken müssen und das Erbe, das sie mir hinterlassen haben, lässt mir einfach keine Ruhe."

Ich spürte bereits die Blicke, die mir vorwurfsvoll sagten, ich solle endlich zum Punkt kommen. Mein Blick fiel auf die Tischplatte, die in diesem Moment sehr interessant für mich schien.

"Deshalb habe ich beschlossen, zu dem Haus in Sizilien zu reisen."

Die ersten Sekunden folgte Stille. Ich traute mich nicht, meinen Blick zu heben und hoffte, dass anderweitig eine Reaktion von ihnen kommen würde. Ich hörte, wie ruckartig ein Stuhl weggeschoben wurde. Die Worte, die daraufhin folgten, ließen mein Herz zerbrechen:

"Ich wünschte, diesen Brief hätte es nie gegeben."

Ich sah meinem Opa hinterher, wie er erst die Küche, dann das Haus verließ. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, erhob sich meine Oma und eilte meinem Opa hinterher.

"Na toll, schlimmer hätte es ja gar nicht laufen können", murmelte ich und legte den Kopf in meine Hände. Ich spürte Suz' Hand auf meinem Rücken.

"Gib ihnen ein wenig Zeit. Sie müssen diese Information auch erst einmal verarbeiten."

Suz und ich erhoben uns vom Tisch - das Abendessen war ja schließlich beendet - und räumten langsam alles vom Tisch ab. Ich packte noch einige Sachen für Suz ein, da viel übrig geblieben war, und verabschiedete sie schließlich an der Haustür. Mit schlechtem Gewissen ging ich langsam die Treppe hinauf in mein Zimmer und beschloss, den Abend mit einem Buch ausklingen zu lassen, das schon viel zu lange auf meiner Zu-Lesen-Liste stand. Ich legte mich auf mein Bett und nahm das Buch in die Hand. Nachdem ich mich dazu gezwungen hatte, die ersten Seiten zu lesen, gab ich es schließlich auf. Meine Gedanken ließen sich nicht einfach so ausblenden. Stattdessen blickte ich zu den Holzbalken an der Decke über mir und versuchte, irgendwelche Muster darin zu erkennen. Wir Menschen waren schon echt seltsame Kreaturen. In allen Dingen wollten wir ein Muster oder einen Sinn erkennen, dabei gab es ihn oft einfach nicht. Warum sonst sollten Babies plötzlich sterben? Oder Flugzeuge mit geliebten Menschen darin einfach abstürzen?

Mit einem Klopfen an der Tür hätte ich an diesem Abend wohl am wenigsten gerechnet.

"Herein", sagte ich und erhob mich von meinem Bett. Meine Großeltern betraten mein Zimmer und gingen auf mich zu. Mein Opa war der Erste, der das Wort ergriff.

"Ich möchte mich bei dir dafür entschuldigen, wie ich reagiert habe."

Sprachlos musterte ich ihn, denn es gab wirklich überhaupt nichts, für das er sich entschuldigen musste.

"Und mir tut es Leid, dass ich dir nicht zugehört habe", ergänzte meine Oma.

Langsam spürte ich Tränen in meine Augen aufsteigen. Die ganze letzte Woche war eine Berg- und Talfahrt gewesen, die schlussendlich ihren Tribut forderte.

"Ich bin es, die sich entschuldigen muss", sagte ich schließlich. "Ich weiß, wie sehr es euch weh tun muss, wenn ich nach Sizilien reisen will, so wie Mama damals, und ich weiß, dass ich egoistisch bin."

Meine Oma unterbrach mich, indem sie mir eine Hand auf meine Schulter legte.

"Manchmal muss man egoistisch sein, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Und wir verstehen das. Wir wissen, dass du das tun musst, um endlich Frieden mit der Sache zu schließen."

Dankend legte ich meine Arme um die beiden besten Menschen der Welt und drückte fest zu.

"Nur, dass es klar ist, jeden Tag wird telefoniert! Und damit meine ich nicht diese neumodischen Sprachnachrichten, sondern richtige Telefonate!"

Die Worte meines Opas zauberten mir ein Lächeln auf die Lippen.

"Versprochen!"

Eine unausweichliche Frage blieb noch offen.

"Wann möchtest du fliegen?"

"In drei Tagen."

Meine Großeltern schienen nicht überrascht von der schnellen und präzisen Antwort. Sie hatten sich wohl gedacht, dass ich mich bereits um alles gekümmert hatte.

"Und wann kommst du wieder?"

Ich schluckte.

"Noch habe ich kein Rückticket gebucht. Aber ich komme, sobald ich kann, wieder, versprochen!", antwortete ich wahrheitsgemäß.

An diesem Abend unterhielten wir uns lange. Es gab kein Thema, über das wir nicht philosophierten. Ich war überglücklich, endlich reinen Tisch mit meinen Großeltern gemacht zu haben. Diesen Abend war endlich der Moment gekommen, an dem meine Großeltern mich als erwachsene Person wahrnahmen und meine Entscheidungen selber treffen ließen, ganz egal, wie schwer es ihnen selbst fiel. Umso mehr wurde mir bewusst, dass mein Zuhause, komme was wolle, hier bei meinen Großeltern war. Ich schwor mir, dass, egal was in Sizilien geschehen würde, mein Weg mich wieder zu ihnen führen würde.

Hallo ihr Lieben,

genauso wie Cassie ihren Entschluss gefasst hat, nach Sizilien zu reisen, habe auch ich etwas beschlossen. Obwohl die Geschichte erst zu knapp einem Viertel erzählt ist, werde ich diese Story in den nächsten Tagen bei den Wattys anmelden und bin schon sehr gespannt, wohin mich diese Reise führen wird.

Ich bedanke mich jedenfalls bei euch allen, dass ihr so mitfiebernd mitlest. Das bestärkt mich ungemein. 😍

Eure federwunsch ❤️

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