#6 - Der Auftrag

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Sadie war nie ein Fan vom Lärm Celkas gewesen und so nahm sie bevorzugt die engen Gassen und unbelebten Straßen. Hier trieben sich glücklicherweise auch deutlich seltener Vojak herum, welche ihr misstrauische Blicke zuwerfen oder sie gar grundlos durchsuchen würden.
Doch sie wusste, dass die Blicke jemand anderes sie verfolgten. Er hatte sie den gesamten Weg vom Wolfsclub hinunter zum Schwarzmarkt verfolgt, hatte auf sie gewartet, den Eingang bewacht, und folgte ihr nur wieder zurück. Sie wusste er war da, konnte seine Blicke in ihrem Nacken spüren, und dennoch war es ihr den ganzen Abend lang nicht ein einziges Mal gelungen, auch nur einen kurzen Blick auf ihn zu erhaschen. 
Sadie mochte das Gefühl beobachtet zu werden nicht. Doch auch wenn sie nicht so weit gehen würde, zu sagen, dass sie ihm vertraute, musste sie zugeben, dass sie sich auf gewisser Weise auf ihn verließ. Er war ihre Versicherung geworden. Falls irgendetwas schief gehen würde, wären er uns seine Dolche zur Stelle.

Es war damals ein Bauchgefühl gewesen, dass sie dazu gebracht hatte, seine Schulden bei den Diamond Tigers abzubezahlen und ihn im Wolfsclub aufzunehmen. Es hatte sie ein kleines Vermögen gekostet und es hatte ihr all ihre Überredungskünste abverlangt, um ihren früheren Boss – Benito Edmund – davon zu überzeugen, sie nicht beide in die Gossen zu schicken. Doch Ace war eine der besten Investitionen gewesen, die Sadie jemals gemacht hatte.
Dass er so gut darin war, ungesehen zu bleiben, machte ihn zum perfekten Dieb von Geheimnissen, den besten in den unteren Bezirken.

Plötzlich spürte Sadie, dass da noch jemand war. Nicht hoch oben auf den Dächern, wo Ace sie mit sicherem Abstand beobachtete, sondern in den Schatten einer Gasse zu ihrer Linken.
Hier gab es keine Straßenlaternen und bis auf einen Obdachlosen, welcher ohnmächtig in einer Ecke lag, war hier niemand außer ihnen.

Der Schatten eines Mannes tauchte in der Gasse auf.
„Wie kann ich behilflich sein?", fragte Sadie.
Der Schatten stürzte sich auf sie. Innerhalb von Sekunden hatte sie ihr Messer gezückt und stieß zu. Es hätte die Gestalt treffen müssen, doch stattdessen schnitt es nur durch die kalte Luft der Nacht.
Doch plötzlich packte sie jemand von hinten, griff ihre Hand mit solch einer Kraft, dass sie fürchtete, sie würde jeden Moment brechen. Sie ließ das Messer fallen. Wo zum Teufel blieb Ace?
Dann wurde ein feuchter Lappen in ihr Gesicht gedrückt. Der vertraute Geruch von Chloroform stach in ihrer Nase.
Idiot,
dachte Sadie und kurz darauf war sie im Dunkeln.


»»————- ★ ————-««


Sadie stieg der schneidende Geruch von Ammoniak in die Nase, als sie erwachte.
Der alte Mann vor ihr trug den Kittel eines Apothekers. Er hatte eine Flasche mit gelber Flüssigkeit in den Händen, welche er unter Sadies Nase her wedelte. Der Gestank war kaum zu ertragen.
„Geh weg von mir!", krächzte Sadie.
Der Apotheker musterte sie und schob die Flasche zurück in einen Lederbeutel. Sadie streckte die Finger, doch mehr konnte sie nicht bewegen. Sie war mit ihren Händen an ihrem Rücken an einen Stuhl gefesselt. Ihr Verstand fühlte sich noch immer vom Chloroform vernebelt.
Wo zum Teufel war Ace?

Der Apotheker trat zur Seite und Sadie blinzelte, um klarer zu sehen und ihre Umgebung zu erfassen, welche von verschwenderischem Luxus ausgestattet zu sein schien.
Sie hatte erwartet in irgendeiner Bruchbude aufzuwachen, im Bau einer rivalisierenden Gang. Doch dies hier wirkte nicht wie Celka. Ein derart herausgeputztes Haus kostete richtig Geld; Teure Gemälde an den Wänden, der große Schreibtisch aus feinem Mahagoniholz geschnitzt und die Schränke gefüllt mit Figuren und kleinen Staturen. Das Bild eines Schwans über den knisternden Kamin.
Doch die Frau, die hinter dem Schreibtisch saß, kam ihr verdächtig bekannt vor.
Das lange weiße Haar zu einer eleganten Frisur hochgesteckt, die Augen ebenso rot, wie ihre Lippen und die Rubine ihrer Halskette. Ihre Katzenohren zuckten neugierig.
Was um alles in der Welt ging hier vor sich?

Als Sadies Blick den von der Frau traf, räusperte sie sich.
„Miss Murray, ich hoffe, sie fühlen sich nicht allzu unwohl." „Es geht mir gut.", erwiderte Sadie, obwohl dies nicht ganz der Wahrheit entsprach.
Lady Victoria nickte dem Apotheker zu. „Sie dürfen gehen. Bitte schickt mir sogleich eure Rechnung. Und natürlich bitte ich um Diskretion über diese Angelegenheit."
Der Apotheker nickte knapp und verließ eilig den Raum.
Sie erhob sich von ihrem Stuhl und trat hinter dem Schreibtisch hervor.

Sie trug ein elegantes, enganliegendes schwarzes Kleid, welches bis zum Boden reichte. Ihr Ring bestand ebenfalls aus einem leuchtenden Rubin und ihre langen Nägel erinnerten eher an Krallen.
Ich stehle ihr den Rubin direkt von ihrem Finger und erwürge sie mit dieser lächerlichen Kette dafür, dass sie mich hier festgebunden hat, dachte Sadie. Aber alles, was sie sagte, war: „Lady Victoria."

Sie nickte: „Sie kennen mich also."
Sadie kannte sie alle. Es brauchte meist nur einen kleinen Hinweis, um zu erkennen, um wen es sich handelte. Die Rubine waren das Markenzeichen von Lady Victoria und der Schwan war das Symbol ihres Hauses. Es brauchte keinen Professor, diese Verbindung zu verstehen.

„Ich kenne sie.", antwortete Sadie, „Sie sind die Inhaberin des goldenen Schwans, die reichste und einflussreichste Frau der unteren Bezirke, die Baronin Celkas."
Sie nickte und lächelte sanft.

Sadie tastete an ihren Handschellen entlang. Ace hatte ihr gezeigt, wie man Schlösser knackt, doch hinter dem Rücken und mit verbundenen Händen war dies doch schwerer, als erwartet. Er hatte es immer so einfach aussehen gelassen.
„Sie haben mich sicherlich nicht hierhergebracht, um ein Pläuschchen zu halten. Also, was ist die Angelegenheit?" Es war die Frage, welche zur Eröffnung jeden Treffens gestellt wurde; Die Begrüßung eines Gleichrangigen, nicht das Flehen eines Gefangenen.
„Ich habe einen Auftrag für euch." Sadie verbarg ihre Überraschung.
Lady Victoria hatte ein gigantisches Netz aus Informationen in der gesamten Stadt und einen Haufen an Gefolgsleuten, welche sie wegen ihrer Schönheit verehrten wie eine Göttin.

„Beginnt jede eurer Verhandlungen mit einer Abreibung und einer Entführung?", fragte Sadie. „Seht es als Warnung.", antwortete Lady Victoria gelassen und schenkte sich ein Glas Wein ein, „Ich denke, dass euer kleiner Schatten seine Lektion auch gelernt hat." Ace. Hatten sie ihn ebenfalls geschnappt? Unmöglich.

„Welche Verwendung könnte eine Frau wie sie wohl für mich haben?", fragte Sadie und Lady Victoria blätterte in einem Stapel Papiere.
„Ihr seid das erste Mal mit fünfzehn verhaftet worden. Noch zwei weitere Male in demselben Jahr.", sagte sie, während ihr Blick eines der Dokumente überflog, „Dann noch einmal mit 16. Doch seither habt ihr nicht nochmal eingesessen. Es ist eigentlich sogar ein Wunder, dass sie euch noch nicht aus der Stadt geworfen haben."
Das stimmte. Seit fünf Jahren hatte niemand es mehr geschafft, ihr etwas anzuhängen.
Lady Victoria fuhr fort durch die Mappe zu blättern, während Sadie alles durchging, was sie über sie wusste.
Der goldene Schwan war das größte und beliebteste Freudenhaus in ganz Prisma, selbst die Leute der oberen Bezirke besuchten es des Öfteren, wenn auch unter Masken und schweren Mänteln versteckt. Sie war in Celka aufgewachsen und nie verheiratet gewesen. Eltern oder sonstige Verwandte waren unbekannt, wahrscheinlich früh verstorben, wie die meisten Bewohner der unteren Bezirke. 

„Mh...", machte sie, „Und dann sind da natürlich noch eure treuen Gefolgsleute. Voice Moraitis und Miriel Kalahimbrie, beides Kali, welche einiges an Blut an ihren Händen kleben haben. Eure Scharfschützin; Ich habe gehört, sie soll niemals verfehlen? Und lasst uns nicht den Geist vergessen. Er hat meinen Leuten einen guten Kampf geliefert, aber scheinbar stimmen die Gerüchte, dass er sich in Luft auflösen kann, wohl doch nicht so ganz." Sie hatten ihn also doch geschnappt.

„Wo ist er?", fragte Sadie in ruhigem Ton, doch ein Schwall an Wut durchfuhr sie. „Keine Sorge, solange sie kooperieren, werden meine Leute ihn nicht noch schlimmer zurichten." Sadie durchbohrte sie mit ihrem Blick, doch Lady Victoria ignorierte es und blätterte weiter in ihrer Mappe.

„Ihr führt seit gut 5 Jahren den Wolfsclub, habt ihn aus dem Nichts aufgebaut. Doch er ist nicht ihre Haupteinnahmequelle, stimmts? Ihr erpresst Leute..."
„Ich handle mit Informationen."
„Seid eine Hochstaplerin,"
„Ich schaffe Gelegenheiten."
„Eine Mörderin."
„Ich töte nie ohne Grund."
„Und welcher Grund soll das sein?"
„Der gleiche wie eurer; Gewinn und Macht."

„Wirklich interessant, eine Frau, welche ihr Geld auf ehrliche Weise verdient mit einer Gossenratte, wie ihr sie seid zu vergleichen.", sagte Lady Victoria gelassen und ließ die Mappe auf den Tisch fallen.

Sadie war aufgesprungen, bevor ihre Handschellen auf dem Boden aufgeschlagen waren. Ihr war schwindelig, doch sie hatte sich den Brieföffner geschnappt und richtete ihn auf Lady Victoria, bevor sie überhaupt reagieren konnte. Es war dumm gewesen, so ganz ohne Wachen mit Sadie in einem Raum zu sein.
„Sagt mir, wie ich zu Ace und zum Ausgang komme oder ich nehme euch mit durchs Fenster.", zischte Sadie, doch Lady Victoria zuckte nicht einmal. „Ich glaube, ich kann eure Meinung ändern.", sagte sie ruhig. „Mir ist egal, wer ihr seid oder wie groß eure Rubine sind. Man legt mich nicht in Ketten und versucht dann ein Geschäft mit mir abzuschließen."

„Was sagt ihr zu eine Millionen Kronen?", fragte Lady Victoria. „Pff.", machte Sadie, „Was wäre euch eine Millionen Kronen wert?"
Sie senkte den Brieföffner nicht, doch das Geld hatte sie hellhörig werden lassen. Es wäre genug, um dem Wolfsclub ein schickes Makeover zu geben, um ihn zu einem der beliebteren Clubs in Celka werden zu lassen.

„Eines meiner Mädchen ist verschwunden.", sagte sie und streckte Sadie ein Foto entgegen.
Sadie warf nur einen flüchtigen Blick hinauf, nicht dass Lady Victoria noch auf dumme Ideen kam, sollte Sadie sich ablenken lassen.
Das Mädchen darauf hatte blondes Haar, blaue Augen und ein zartes Gesicht. Sie war eine Naroa, darauf wiesen ihre pelzigen Ohren hin, und sie trug ein freizügiges Kleid aus Seide.

„Wieso sollten sie mir eine Millionen Kronen zahlen, damit ich eine weggelaufene Hure wiederfinde.", fragte Sadie. „Eine Erostess.", korrigierte Lady Victoria. „Nur ein schöneres Wort für das gleiche Gewerbe.", entgegnete Sadie und Lady Victoria warf ihr einen wütenden Blick zu.
„Sie ist mein beliebtestes Mädchen, bringt gutes Geld. Außerdem hat sie diskrete Informationen, die nicht ans Licht geraten sollten." „So viel dazu, dass sie ihr Geld auf ehrliche Weise verdienen.", murmelte Sadie, doch sie ließ den Brieföffner sinken.
„Sie sind also interessiert, nehme ich an?"

Quinn spürte es, als Sadie Murray den Wolfsclub betrat. Ihre Präsenz hallte vom überfüllten Tresen, über die Spieltische hinauf in die krummen Gänge und ließ jeden Verbrecher, Dieb, Dealer und Betrüger etwas wacher werden. Celkas gefürchtetste Bandenführerin war zuhause.

Der Wolfsclub war nicht viel; Nur ein weiteres heruntergekommenes Gebäude im schlimmsten Teil Celkas. Die meisten Gebäude in diesem Teil der Stadt waren ohne Fundament, ohne vernünftige Stabilisierungen gebaut und so lehnten sie aneinander, wie ein Haufen betrunkener Freunde in einer Bar.
Quinn hatte viele von ihnen von innen gesehen. Sie waren alle gleich; Kalt und modrig, Fenster, welche vor Regen, Wind und Schnee nur wenig schützten.
Sadie hatte ihr eigenes Geld darauf verwendet, denn Wolfsclub wenigstens ein bisschen aufzuwerten, die Fenster abzudichten und die Wände zu isolieren. Er war immer noch hässlich, krumm und sah aus, als wäre er aus einzelnen nicht zueinander passenden Teilen zusammengesetzt worden. Doch immerhin war es einigermaßen trocken und man konnte es im Winter aushalten, ohne Angst davor haben zu müssen, durch die Kälte einen Zeh zu verlieren.

Obwohl der Sonnenaufgang kurz bevorstand, herrschte im Wolfsclub noch immer wildes Treiben. Die einzige Zeit, zu der es hier wirklich ruhig war, waren die Stunden, bevor die Kirchglocken zum Mittag läuteten, und heute glich die Menge dem Summen eines Insektenschwarms. Alle tauschten sich aufgeregt über die Explosion in Goldleaf aus. Gerüchte schwirrten herum und Quinn war es satt, dass die Leute sie fragten, ob sie etwas damit zutun hatte.
Nur weil sie grandios im Bauen vom Bomben war, hieß noch lange nicht, dass sie einfach grundlos irgendwelche Gebäude in die Luft jagen würde.

Sadie war länger weg gewesen, als alle gedacht hatten. Wo sie wohl gewesen war?
Sie fixierte den Tresen mit ihrem Blick und machte sich auf den Weg zu Quinn hinüber. Sie musste sich nicht damit beschäftigen, sich durch die Menge zu drängen; Sie machten ihr alle augenblicklich Platz. Keiner wagte es, sie auch nur am Mantel zu streifen.

„Zurück und noch immer am Atmen?", erkundigte sich Quinn mit einem Lächeln auf den Lippen, während sie ihr ein Glas ihres besten Whiskeys einschüttete. Sie nahm einen Schluck. „Irgendwelche Vorkommnisse, während ich weg war?"
„Vojak waren hier.", berichtete Quinn, „Kontrollbesuche, doch sie gingen, bevor sie merken konnten, dass du weg bist. Hat wahrscheinlich etwas mit der Explosion zu tun."
Sadie hatte sich inzwischen mit ihrem Blick Richtung Raum gedreht. Sie hörte Quinn genau zu – sie hörte immer allen genau zu – doch ihr Blick schweifte über die Menge und schien dort Antworten zu suchen.
„Wie lief es mit dem Informanten?", fragte Quinn, doch Sadie schüttelte bloß den Kopf.
Sie nahm den Rest des Whiskeys mit einem Schluck und stellte das Glas ruckartig auf ihren Tresen.
„In 10 Minuten in meinem Zimmer. Ich brauche Voice, Miriel und dich." Sie machte die ersten Schritte Richtung Treppe und drehte sich dann noch einmal zu Quinn um: „Und bring den Whiskey mit."


»»————- ★ ————-««


Sadies Zimmer war das größte im ganzen Wolfsclub. Der Raum wurde fast vollständig von einem improvisierten Tisch eingenommen – eine alte Tür, welche auf zwei Obstkisten gestellt worden war – welcher von oben bis unten voller Dokumente und Papiere lag.

Als sie hereintraten, saß Ace bereits auf dem Fensterbrett, sein Blick war zur Straße hinunter gerichtet, doch seine Haltung war anders, gekrümmter, als sonst.

„Ich habe einen Job für euch.", sagte Sadie, während sie durch die Unterlagen der letzten Wochen blätterte. „Was würdet ihr zu 1 Millionen Kronen sagen?"
Miriel und Voice sahen neugierig zu ihr hinüber. Na, das klang mal nach einem Auftrag nach Quinns Geschmack.
Es verwunderte sie lediglich, dass Ace seinen Blick noch immer aus dem Fenster richtete.
Normalerweise machte Gerede über Geld ihn immer hellhörig; Geld war wohl - neben seinen Dolchen und Messern - seine einzig wahre große Liebe, doch nun schien er völlig uninteressiert. Hatte er bereits von dem Auftrag gewusst? Hatte er schlechte Laune?

„Du bist nicht gerade dafür bekannt, Geschenke zu vergeben.", stellte Voice fest, „Was ist das für ein Auftrag?"
„Einer der einfach klingt, es aber wahrscheinlich nicht sein wird, wenn ich bedenke, wie viel Kohle dabei für uns rausspringen soll.", entgegnete Sadie.

„Lady Victoria will das wir nach jemandem suchen.", erklärte sie. „Und der Haken?", fragte Voice. Gäb es an der Sache keinen Haken, hätte sie einfach Ace darauf angesetzt, vielleicht noch Voice oder Miriel, um den Prozess zu beschleunigen.
„Selbstverständlich hat Lady Victoria bereits ihr Netz ausgebreitet und jedem Informanten der Stadt gutes Geld geboten, über jeden noch so kleinen Hinweis, doch sie scheint einfach vom Erdboden verschluckt worden zu sein.", erklärte Sadie weiter und in ihren Augen schien sich ein aufgeregtes Feuer auszubreiten. Sie wusste nun mal eine gute Herausforderung zu schätzen.

Doch für Lady Victoria zu arbeiten war ein Balanceakt auf einem Hochseil, welches in schwindelerregender Höhe über einem Jyn-Käfig aufgehängt war.
Sie trug nicht ohne Grund den Titel Baronin von Celka – Ein Titel, welchen Sadie vermutlich nur zu gerne für sich beanspruchen würde.
Doch Lady Victoria war auf eine andere Weise gefährlich als Sadie und ihre Truppe. Sie war die Inhaberin des beliebtesten Bordells der Stadt; Der goldene Schwan. Sie galt als die hübscheste Frau in den untersten Bezirken, viel zu anmutig und edel, um zwischen den Ratten der Gossen zu leben. Ihre Stärke lag darin, alle um sie herum um den Finger zu wickeln. Mit einem Fingerschnipsen brachte sie Männer dazu, zutun, was auch immer sie von ihnen verlangte, und ihr Geld verschaffte ihr Zugänge, zu allem, was das Herz begehrte.

„Nun, wenn du einen Haufen Auftragsmörder darauf ansetzt, gehst du wohl davon aus, dass wir mehr tun werden, als bloß nach jemandem zu suchen.", stellte Voice fest. „Ace, deine Informationen.", sagte Sadie und ließ sich in ihrem Stuhl nieder.

Ace gab ein unzufriedenes Grummeln von sich und schwang sich von seinem Platz auf dem Fensterbrett hinunter. Er hatte ein blaues Auge und eine Platzwunde an der Stirn, seine Körperhaltung war gekrümmt, als hätte er Schmerzen.
Quinn hatte ihn noch nie so gesehen. Normalerweise war er zu flink, um in einen Faustkampf zu geraten.

„Die Gesuchte Person heißt Ophelia. Sie ist eines von Lady Victorias Mädchen. Nachdem Lady Victoria uns den Auftrag gab, habe ich die Dokumente der letzten Monate durchgesehen. Sie bringt die meisten Gewinne ein.", berichtete er. „Lady Victoria hat dich ihre Dokumente durchsehen lassen?", fragte Miriel und Ace lachte auf. „Selbstverständlich nicht. Aber ein Fenster im dritten Stockwerk und ein einfaches Safeschloss halten mich schon lange nicht mehr auf." Quinn rollte mit den Augen. Er hielt sich wirklich für großartig, dabei konnte er noch nicht einmal mit einer einfachen Pistole umgehen.
„Jedenfalls wurde Ophelia zuletzt vor etwa einer Woche im goldenen Schwan gesichtet. Sie ging auf ihr Zimmer, doch als ihr nächster Kunde es betrat, fand er es leer wieder. Seither hat sie niemand mehr gesehen."

„Mh...", machte Voice, „Ein wahres Mysterium. Also, wie lautet der Plan?"
„Da keiner von Lady Victorias Informanten Hinweise hat, müssen wir über ihr Netz hinausgreifen.", erklärte Sadie und ließ ihren Blick zur Decke schweifen. „Lady Victoria hat Informanten in jedem Bezirk, auf dem Schwarzmarkt und in der Stadtwacht.", sagte Ace, „Wen sollen wir da noch befragen?"
„Die Sondereinheit.", sagte Sadie und Ace lachte auf: „Oh ja, die werden uns sicher gerne weiterhelfen." Er fing sich einen bösen Blick. „Ich sage nicht, dass wir sie fragen oder bestechen.", sagte sie, „Wir werden uns die Informationen, die wir brauchen einfach nehmen."

Jetzt schien das aufgeregte Glänzen in Ace Augen zurückzukehren: „Ein Einbruch in eine Hochsicherheitseinrichtung?" Sie nickte bloß.
„Ich brauche dich, um das Gebäude auszuspähen, finde Schwachpunkte, lerne die Protokolle."

„Das wird nicht nötig sein.", sagte Quinn und alle Blicke richteten sich auf sie, „Ich kann euch einen Grundriss zeichnen und die Protokolle kenne ich auch. Jedenfalls solange sie sich in den letzten Jahren nicht geändert haben."

Sadie schien unbeeindruckt. Wusste sie bereits von Quinns Vergangenheit?
Doch die anderen sahen sie verwirrt an. Sie ignorierte es.
„Schaffst du es bis morgen Abend?", fragte Sadie und Quinn nickte. „Gut, dann ruht euch aus und besorgt, was auch immer ihr braucht. Voice, begleite Ace zu diesen Heilern, von denen du mir erzählt hast. Ich kann keine Spinne gebrauchen, die nicht klettern kann."
Ace gab ein verächtliches Geräusch von sich und humpelte in Richtung Tür, dicht gefolgt von Voice. Was ihm wohl zugestoßen war?

Bevor Quinn ebenfalls den Raum verlassen konnte, richtete Sadie erneut das Wort an sie. „Jedes noch so kleine Details könnte wichtig sein. Vielleicht solltest du den Kontakt zu deiner Schwester wieder aufnehmen, um an Informationen zu gelangen."
Lieber würde ich mir selbst eine Kugel in den Kopf jagen, dachte Quinn, doch sie nickte bloß und verließ den Raum. 



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Hellooo,

Kurz fassen ist wohl nicht mein Ding, also gibt es in diesem Kapitel jetzt doch wieder nur eine Geschichte, die voran geht, aber immerhin mal zwei POVs. :D

Ich hoffe, es hat euch gefallen! ^^

Tüdelü

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