Kim

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Für mich sind die geschlechtliche und sexuelle Orientierung nicht wie im Wetterhäuschen sortiert, hier Männlein, da Weiblein. Ich sehe da eine Skala zwischen zwei Extremen und auf dieser Skala kann jeder Mensch irgendwo einen Platz finden - ob in der Mitte oder mehr zu einem der Extreme hin, wie auch immer. Das  muss auch nicht immer in einzelne Gruppen eingeteilt werden. Eine Skala ist stufenlos und niemand fällt da heraus.

Die Menschen neigen leider dazu, alles in Schubladen einsortieren zu wollen. Und wehe dem, der in keine Schublade passt. Dabei wird das Wesentlichste oft vergessen.

„Das ist Kim", stellte der Lehrer vor. „Kim wird ab jetzt in eure Klasse gehen. Seid also freundlich und hilfsbereit."

Kim stand neben ihm und fühlte sich sichtlich unwohl. Zwei Dutzend Augen musterten das neue Klassenmitglied, aus dem keiner der dazugehörigen Schüler so richtig schlau wurde.

Kim hatte schwarze Locken, große, strahlend blaue Augen, eine Haut wie Elfenbein, ein zartes, feingeschnittenes Gesicht und einen kräftigen Körperbau. Soweit man es unter dem Oversize-Hoodie und der weitgeschnittenen Cargojeans erkennen konnte. Es war unmöglich zu sagen, aus welchem Land Kim kommen mochte oder auch nur, welches Geschlecht Kim hatte. Auch der Name half nicht weiter, Kims gab es in männlicher sowie in weiblicher Ausführung auf der ganzen Welt.

Folgerichtig versammelten sich in der Pause alle um Kim. Und sie stellten Fragen. Viele Fragen.

„Bist du eigentlich weiblich oder männlich?"

„Bist du schwul? Oder bi?"

„Kommst du aus Japan? Oder aus Amerika?"

„Kann es sein, dass du trans bist? Was willst du lieber sein, Junge oder Mädchen? Sag es einfach, wir reden dich dann so an, wie du es haben möchtest."

„Oder bist du asexuell? Wir würden das akzeptieren, weißt du."

„Genau, wir sind da völlig offen. Wir möchten nur wissen, wo du hingehörst, damit wir in kein Fettnäpfchen treten."

„Eben, du kannst uns alles sagen. Wir wollen dich nur einordnen, aber nicht verurteilen."

„Hast du vielleicht gemischte Eltern? Zu welcher Rasse gehörst du?"

„Bist du ein Flüchtling? Aus welchem Land kommst du?"

„Wie alt bist du eigentlich? Unser Jüngster ist 15, der Älteste 18 und du?"

„Spielst du Fußball? Oder lieber Akkordeon?"

„Weil, du könntest in die Fußballmannschaft eintreten oder in unsere Musikgruppe."

„Jetzt lasst doch Kim mal reden!"

Daraufhin schwiegen alle und blickten auf Kim. Und Kim suchte offenbar nach einer passenden Antwort. Aber als diese kam, war sie völlig anders als alles, was sie erwartet hatten:

„Ich – ich glaube, ich bin einfach nur ein Mensch!"

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