Violett

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gewidmet CherPfan, der diesen Wettbewerb gestartet  hat und mir erlaubt hat, seine wunderbaren Fotos zu nutzen.

Hab ganz vergessen, hier weiterzumachen. Während ich bei großen Awards hoffnungslos unterlegen bin, scheine ich auf dem Server von Rickelmann885 beliebt zu sein. Denn auch bei diesem Wettbewerb hat man - warum auch immer - diese Geschichte als Sieger ausgewählt.

Hier gab es Fotos als Vorlage. Diese hier:

Dazu muss ich noch etwas anmerken. Während mit Rosa, Lila oder Goldie auch im Deutschen Farben als Vornamen bekannt sind, weiß kaum jemand, dass auch Violett ein deutscher Vorname ist. Mich hat es auch überrascht. Aber es passt zu meiner Geschichte, also habe ich es gerne mitgenommen.

Die Blume treibt den Bach entlang, dreht sich um ihre Achse, taucht einen Moment unter und erscheint dann wieder. Nante verfolgt sie mit den Augen, während sich seine Gedanken drehen wie die im Wasser kreiselnde Blume.

„Denk drüber nach", hat ihm Jochen vorhin gesagt. Jochen, der seine Spinnerei inzwischen auf 20 Arbeiter vergrößert hat und die meisten Schäfer im Umland verpflichtet hat, nur an ihn zu liefern. Und der für einen großen Anteil am Einkauf für Nantes Webereien geradesteht.

„Überleg's dir. Susannah ist ein hübsches und fleißiges Mädchen und wir könnten unsere Betriebe noch enger aneinander binden. Eure Kinder könnten unsere Werkstätten dann verbinden und weiter ausbauen."

Jochen denkt in Geld, Geschäften und Dynastien. Er hat Nante den Vorschlag gemacht, seine Tochter zu heiraten, ohne sie zu fragen. Ob sie Nante mag oder er sie, ist für Jochen unwichtig. Eine Heirat ist nur ein Vertrag, nichts weiter.

Die Blume trudelt auf einen großen Stein zu, der mitten im Bach liegt. Unmittelbar vor dem Stein wird sie nach unten gerissen. Nach einigen Sekunden kommt sie eine Elle bachaufwärts wieder zum Vorschein, rotiert kurz und kurvt erneut auf den Stein zu, wo sie wieder verschwindet.

Nante fühlt sich wie diese Blume. Gefangen in einer Walze, die ihn immer wieder im Kreis treibt. Seit er begonnen hat, das ihm gelieferte Garn teilweise einzufärben und farbige Muster zu weben, sind seine Stoffe gefragter als die irgendeines anderen Webers im Landstrich. Das ist über zehn Jahre her und inzwischen gehören Nante drei Webereien mit insgesamt über 50 Webern. Nante selbst webt nur noch wenig, er beschäftigt sich vor allem damit, neue Webmuster zu erdenken und sie seinen Webern beizubringen. Und mittlerweile ist er, kaum 30 Jahre alt, auf dem besten Weg, der reichste Mann der Grafschaft zu werden.

Aber Geld ist nicht alles. Seine Arbeit, die er sich selbst geschaffen hat, macht ihm Spaß und dass er vielen Familien in der Stadt zu Lohn und Brot verhilft, erfüllt ihn mit Stolz. Doch wenn er die Kinder sieht, die den Arbeitern mittags das Vesper bringen, spürt Nante eine unbestimmte Leere. Er selbst hat ein Abkommen mit dem Bäcker getroffen und jeden Mittag kommt dessen Junge zu ihm mit einer Kleinigkeit aus der Backstube. Nante hat keinen eigenen Sohn. Keine Frau. Und seit dem Tod seiner Mutter vor einigen Jahren keine Familie mehr.

Nicht, dass sich kein Mädchen für Nante interessieren würde oder ihm kein Vater seine Tochter anvertrauen würde. Im Gegenteil. Jochen ist nicht der erste, der ihm die Tochter als Draufgabe zu einer Geschäftsverbindung anbietet. Aber Nante will mehr. Er will Liebe. Von einer ganz bestimmten Frau.

Beim Kennenlernen hat sie ihm nur ihren Vornamen genannt. Und erst, als er bereits bis über beide Ohren verliebt war, hat er erfahren, dass sie eines der wenigen Mädchen in der Grafschaft ist, um die er sich gar nicht erst zu bewerben braucht. Er hat sich vom kleinen Weber bis zu einem geachteten und wohlhabenden Bürger hochgearbeitet. Jede Bürgerin würde sich glücklich schätzen über seine Aufmerksamkeit. Aber sie ist keine Bürgerin. Sie ist adelig.

Die Blume sinkt zu einer weiteren Runde unter Wasser. Nantes Gedanken verfolgen ihre ganz eigene Runde ebenfalls. Familie – Reichtum – Liebe – Einsamkeit – Nante verstrickt sich immer mehr.

Die Blume nimmt einen neuen Anlauf, um am Stein vorbeizukommen. Nante wird sich bewusst, dass er einfach Angst hat. Schließlich ist es schon vorgekommen, dass eine Komteß einen einfachen Bürger geheiratet hat. Freilich sind die Fälle häufiger, in denen solch ein Antrag höhnisch abgewiesen wurde. Aber wenn Nante es niemals versucht, wird er niemals aus seinem Teufelskreis ausbrechen können. Dann ist er im Strudel gefangen wie die Blume.

Ihm wird plötzlich bewusst, dass die im Wasser treibende Blüte violett ist. Ein Zeichen? Noch zögert er. Aber als er sieht, dass die Blume es geschafft hat, dass sie dieses Mal am Stein vorübertrudeln wird, watet er ins kalte Wasser und greift nach der Blume. Sie hat sich befreit. Und Nante wird sich ebenfalls befreien.

Er weiß genau, wo die Blüte hergekommen ist. Auf der kleinen Brücke vor dem Eingang der Burg stehen zwei Mädchen und blicken in den Bach hinunter. Einer von ihnen muss die Blüte aus dem Haar gefallen sein. Nante hat es kaum gewagt, zu ihnen hinzusehen. Aber jetzt hebt er den Kopf und blickt offen zur Brücke hinauf.

Eines der Mädchen hebt den Arm und winkt ihm zu. Die Dunkelhaarige. Nantes Herz klopft schneller. Jetzt ist er sicher; die Blüte ist nicht gefallen, sie wurde geworfen. Um ihn zu erreichen.

Mit der Blume in der Hand geht er den Weg zur Brücke hinauf. Und erreicht die Mädchen in dem Moment, als auch der Graf mit seinen Jägern eintrifft. Seine Töchter haben ihn erwartet und reichen den Männern nun Krüge mit im Bach gekühltem Bier. Die Rotblonde eifrig, die Dunkle etwas abgelenkt, denn ihr Blick – und ihr Lächeln – gleiten immer wieder zu Nante.

„Ahhh!" Der Graf nimmt einen tiefen Schluck und taucht mit einem Schaumbart aus dem Krug auf. Dabei fällt sein Blick auf Nante. „Nanu? Haben meine Töchter wieder feine Stoffe bestellt? Oder ...", er sieht die Blume und lacht dröhnend. „Kommst du als Freier? Mit dieser Blüte in der Hand sieht es fast so aus."

Der Graf weiß nicht, wie nahe sein Scherz der Wahrheit kommt. „Ja", sagt Nante fest. „Ich komme als Freier." Mag es ausgehen, wie es will, er hat es wenigstens versucht.

Der Graf stutzt und fasst den Weber fester ins Auge. Nicht unfreundlich, aber ohne jedes Lächeln. „Wie war das?"

Und Nante bekräftigt es: „Ich bewerbe mich um die Hand Eurer Tochter Violett!"

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