| 7 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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Zum ersten Mal seit längerer Zeit lief ich motiviert nach Hause. Und das nur aufgrund einer kriminellen Gang, der ich noch nicht einmal angehörte und deren Beitritt einen hohen Preis hatte. Aber ich war bereit dieses Risiko einzugehen und den Preis zu bezahlen.

Ich konnte es kaum abwarten, mich der Gang vorzustellen. Natürlich war mir bewusst, dass sie mich nicht mit offenen Armen empfangen würden, erst müsste ich mich beweisen. Ihren Respekt konnte ich mir auf die verschiedensten Arten verdienen. Doch die Einfachste und für mich naheliegendste war es, ein Rennen zu fahren.

Zwar hatte ich nicht wirklich ein Plan, wann und wo diese stattfinden würden, doch meist waren diese nicht gerade unauffällig. Laute Musik bei Nacht, die vielen Lichter der Motorräder und der laute Sound des Motors würden mir schon den Weg weisen. Mitten in der Stadt würde es mit Sicherheit schon mal nicht stattfinden.

Voller Tatendrang öffnete ich die Haustür und wollte gerade in mein Zimmer sprinten, als mein Onkel mich am Arm festhielt und mein Plan somit fürs erste zerstört wurde.

„Wo warst du gestern Nacht?", wollte er mit eindringlicher Stimme wissen und sah mich mit seinem Polizistenblick an, mit dem er jede Lüge entlarven könnte. Augenblicklich erschauderte ich und hoffte, dass sich das Gespräch nicht allzu ziehen würde.

„Wo soll ich schon gewesen sein? Im Bett natürlich", log ich ihn an und vermied dummerweise den Augenkontakt.

„Lüg mich nicht an, Miles. Denkst du ernsthaft ich hab das nervende Motorengeräusch nicht gehört und das offene Garagentor nicht gesehen?", knurrte er enttäuscht. Ertappt sah ich zu Boden. „Das Thema hatten wir doch schon. Das Motorradfahren ist in deinem Zustand zu gefährlich und du hast ohnehin keinen Führerschein. Wie steh ich denn dann als Polizist da, wenn ich das als den Onkel tolerier? Und überhaupt, was treibst du Mitten in der Nacht so lange draußen?", verlangte er zu wissen.

Anfangs fand ich es nicht schlimm, dass er Polizist war, doch jetzt nervte es mich nur noch. Er war einfach zu scharfsinnig und hielt viel zu sehr am Gesetz fest, was es mir nicht gerade einfach machen würde.

Gestresst stieß ich die Luft aus. „Ich bin nur ein wenig durch die Gegend gefahren, sonst nichts", verteidigte ich mich und wollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden. Immerhin war es die Wahrheit. Nur nicht die Komplette.

„Du kannst nicht einfach mitten in der Nacht stundenlang verschwinden! Vor allem mit deiner Vorgeschichte", schrie er.

„Jetzt reg dich mal nicht so auf, ich bin immerhin schon volljährig! Ich kann tun und lassen, was ich will. Außerdem bist du nicht mein Vater!", entgegnete ich. Über die Konsequenzen meiner Worte war ich mir nicht wirklich bewusst.

Ein verletzter Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Solange du bei mir wohnst, hast du dich an meine Regeln zu halten und sollten sie dir nicht passen, kannst du ja ausziehen! Keiner zwingt dich hier zubleiben." Er hatte recht, ich konnte jeder Zeit verschwinden. Ich war volljährig und laut dem Gesetz für mich selber verantwortlich, nur konnte ich noch nicht ganz auf eigenen Beinen stehen. „Ich will mir gar nicht vorstellen, was alles hätte passieren können. Seit dem Unfall bist du eigentlich gar nicht zum Fahren geeignet-"

Sauer unterbrach ich ihn. „Sei still! Du tust ja so, als wäre ich krank oder traumatisiert. Dabei kommen nur hin und wieder Erinnerungen hoch und die kann ich kontrollieren."

„Nichts kannst du kontrollieren! Dein Arzt war da sehr deutlich, Miles. Und deine Panikattacken solltest du nicht runterspielen, sondern dir lieber Hilfe suchen", belehrte er mich weiter.

Ich wollte dieses Wort nicht hören, da es mich verletzte und ich noch nicht damit klarkam. Auch, wenn ich das behauptete. Es war die Wahrheit, nur wollte ich sie nicht hören. Das Verdrängen hatte bisher immer einigermaßen funktioniert. Doch im Inneren wusste ich, dass er recht hatte und vielleicht brauchte ich wirklich Hilfe.

Natürlich würde ich mir dies nur nie eingestehen.

„Mich interessiert es nicht, was der Arzt gesagt hat", murmelte ich deutlich ruhiger als vorher. „Er kann sich nicht in mich hineinversetzen, er versucht es ja noch nicht einmal. Wieso sollte ich auf jemanden hören, der doch gar keine Ahnung hat?"

Mein Onkel seufzte. „Er weiß schon, was er tut."

„Eben nicht."

„Wenn du meinst", gestresst fuhr er sich durch seine kurzen Haare. „Aber das Motorradfahren ist nach wie vor verboten. Mich hat es nie gestört, dass du ohne Führerschein fährst, solang du dich nicht erwischen lässt, aber bei deiner Gesundheit hört der Spaß auf."

Mein Herz blieb für einen Augenblick stehen, ehe es viel schneller weiterschlug. „Das kannst du nicht machen."

„Doch und du weißt, dass es besser so ist", versuchte er mich zu beruhigen und wandte sich leicht von mir ab.

Für mich allerdings war das nicht verhandelbar. „Vergiss es!"

Schneller als er schauen konnte, war ich zur Tür gesprintet. Meine anfängliche gute Laune war verpufft und machte Frustration Platz. Er hatte kein recht das einfach so zu entscheiden. Es war mein Motorrad, mein Leben und meine Entscheidung. Nur offensichtlich sah er das anders.

„Miles, warte", rief er mir noch hinterher.

Ich reagierte nicht mehr. So schnell wie ich konnte riss ich das Garagentor nach oben und steckte den Zündschlüssel ein, den ich noch in meiner Jackentasche hatte. Der Motor sprang sofort an und da ich letzte Nacht rückwärts eingeparkt hatte, konnte ich nun, ohne umzudrehen rausfahren. Doch durch meine Hektik geling mir das Anfahren erst beim zweiten Versuch und gestresster als vorher fuhr ich aus der Garage bis an die Straße. Der Tank war noch zur Hälfte voll, nur meinen Helm und meine Handschuhe hatte ich in meinem Zimmer vergessen.

Das war mir im Moment allerdings egal.

Ein Blick in den Rückspiegel zeigte mir, dass mein Onkel ebenfalls nach draußen kam und als er mich auf der R6 sah, schien er noch wütender zu sein. Als ich aber auf die Straße fuhr, nachdem ich die Vorfahrt beachtet hatte, blieb er stehen. Mich zu verfolgen, machte keinen Sinn. Das sah er ein.

Mein Herz hatte sich schon die ganze Zeit über schmerzhaft zusammengezogen und das enge Gefühl im Brustkorb wurde nicht besser. Eine Panikattacke war aber anders. Das hier, war das Gefühl, dass ich etwas verlieren könnte. Verlustangst.

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