Kapitel 9

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Ich musste mich beeilen, um noch pünktlich zum Abendessen zu kommen. Nervös zupfte ich an meinen Handschuhen. Ich hatte Angst, dass sie auffallen würden. Normalerweise trug ich nie Handschuhe. Sie schränkten mich zu sehr ein und rutschten ständig von den Armen. Doch als ich in den Speisesaal trat, beachtete mich weder mein Vater noch meine Mutter. Mein Vater schaute finster geradeaus, meine Mutter stumm auf ihren Teller. Die Berater meines Vaters redeten nur mit gedämpften Stimmen. Als ich zum Tisch trat, blickte nur Amir, der engste Berater meines Vaters auf.

"Prinzessin Samira, sie sehen wieder einmal hinreißend aus."

Ich neigte den Kopf.

"Vielen Dank, Sir."

Ich knickste vor meinem Vater, der nur eine harsche Bewegung mit der Hand machte, woraufhin ich mich setzte. Die Stimmung war angespannt und ich wusste nicht warum. Scharf ließ ich den Blick über den Tisch wandern. Die Berater taten krampfhaft so, als würden sie nichts mitbekommen. Meine Mutter regte sich nicht einmal. Ich begegnete dem Blick meines Vaters und schaute schnell nach unten.

"Ich wurde informiert, dass ihr heute ausgehen wolltet, Tochter. Ich frage mich, was euch dazu veranlassen könnte."

Seine Stimme klang als wäre er wütend.

"Es war ein schöner Tag. Ich hatte Zeit und wollte mich ablenken. Ich bin lange nicht mehr in der Stadt gewesen."

Ich achtete darauf meine Stimme leiser klingen zu lassen und ließ ein wenig Bedauern in meiner Stimme miteinfließen.

"Obwohl ihr gestern noch so besorgt, wegen den Rebellen gewesen seid?"

Jetzt klang die Stimme meines Vaters lauernd. Ich wurde nervös. Wusste er etwas?

"Ich hätte Wachen mitgenommen, aber ich wurde informiert, dass ich erst eure Erlaubnis bräuchte. Ich wollte euch nicht stören und habe es den Wachen auch so gesagt. Stattdessen habe ich mich meinen Studiengängen der alten Sprachen gewidmet und ein wenig gelesen."

Zwei der drei Sätze entsprachen der Wahrheit und so fiel mir auch die Lüge des dritten Satzes leichter. Mein Vater schien mir zu glauben, denn er wandte sich ab. Ich überstand das Abendessen. Ein paar Mal richtete Amir sein Wort an mich. Ich antwortete höflich, doch meine Aufmerksamkeit lag auf meinen Eltern. Die seltsame Stimmung ging von ihnen aus und ich wusste nicht warum. Ich war froh als ich wieder auf mein Zimmer konnte. Djana wartete dort auf mich.

"Wir sollten eine Weile abwarten bis ich wieder in die Stadt gehe. Mein Vater wusste, dass ich ausgehen wollte und fand es nicht gut", erklärte ich ihr.

Djana entgleisten die Gesichtszüge.

"Hat der König etwas bemerkt?"

"Nein", beruhigte ich sie, "nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich dann direkt angesprochen hätte."

Sie sah nicht wirklich beruhigt aus. Ich glaubte an das, was ich gesagt hatte. Aber natürlich hatte ich auch Angst. Ich wusste nicht, wie mein Vater reagieren würde, wenn er es herausfand. Schweigen half mir Djana das Kleid auszuziehen. Dann wusch ich mich und schlüpfte ins Nachtgewand.

"Könntest du mir noch etwas von der Salbe auf die Hände geben?", bat ich sie.

Sie nickte und machte sich daran die Salbe aufzutragen. Ich sah wie sie mitfühlend das Gesicht verzog.

"Danke schön", sagte ich nachdem sie fertig war.

"Gute Nacht, Herrin", erwiderte sie und verließ das Zimmer.

Ich legte mich ins Bett und dachte an all das, was ich heute erlebt hatte. Der Schreck des Überfalls und der Flucht hing mir noch in den Gliedern. Ich weiß, dass es viel schlechter für mich ausgegangen wäre, hätte ich nicht unerwartet Hilfe bekommen. Und so wanderten meine Gedanken zu Zafer. Ich schlief mit dem Blick seiner dunklen Augen und seiner tiefen Stimme ein.

Am nächsten morgen wachte ich früh auf. Ich holte mir mein angefangenes Buch aus dem Versteck und laß weiter. Es war schwierig ohne Vorkenntnisse zu verstehen worum es ging. Aber ich hatte davor schon einige andere Bücher mit ähnlichem Inhalt gelesen. Es stärkte mich zu wissen, wie unsere Wirtschaft funktionierte. Ich lernte auch vieles aus der Geschichte des Landes. Es waren Dinge, die ich nie erfahren hätte, würde ich nicht heimlich diese Bücher lesen. Ich wollte so viel, wie möglich wissen. Aber vor allem suchte ich nach einem ähnlichen Problem wie es gerade in der Stadt gab. Ich wollte die Armut einschränken. Aber ich wusste nicht wie. In meinem Buch fand ich keine Antwort. Als Djana plötzlich kam, schob ich das Buch schnell unter das Kissen. Mir blieb keine Zeit mehr es wegzuräumen. Djana half mir beim Ankleiden, verrieb etwas Salbe auf meinen Handflächen und dann ging ich zum Frühstück. Ich beruhigte mich selber, dass  niemand unerlaubt mein Zimmer betreten würde. Meine Mutter war schon im Salon. Ich dachte noch einige Zeit nervös an das Buch und so viel mir erst sehr spät auf wie still meine Mutter war. Sie nippte immer mal wieder an ihrer Teetasse, aber ihr Blick ging ins Leere und als ihr Kleiderärmel beim Tasse anheben nach oben rutschte, sah ich einen dunklen Schatten auf ihrem Handgelenk. Ich hielt die Luft an. Bevor ich es mir näher ansehen konnte, senkte sie ihre Arme und die Ärmel verdeckten ihre Handgelenke.

"Mutter?", fragte ich vorsichtig, "geht es dir nicht gut? Du bist so still."

Als würde sie erwachen, wandte sie ihren Kopf zu mir.

"Es ist alles gut, Samira. Ich bin nur etwas müde, vor allem wenn ich an die Anprobe unserer Kleider nachher denke. Vergiss es bitte nicht."

Ich nickte und damit war unser Gespräch beendet. Ich glaubte ihr kein Wort und meine Entdeckung ließ mich Vermutungen anstellen. War es mein Vater gewesen? Hatte er sie zu hart angefasst? Und wenn ja, warum? Dieser Gedanke schlug mir auf den Magen. Ich beendete mein Frühstück zeitig und verzog mich für eine Stunde auf mein Zimmer. Danach musste ich mich wieder im Salon einfinden, damit der Schneider mein Kleid anfertigen konnte. Ich wusste nicht ob ich meine Mutter direkt auf die blauen Flecke ansprechen sollte. Ich glaube sie würde meine Frage abwehren und alles herunterspielen. Ich wollte auch nicht die Bestätigung, dass es mein Vater gewesen war. Ich wollte ihn nicht hassen. Ein kleiner Teil von mir hoffte immer noch, dass er auf mich aufmerksam werden würde. Auf mich und meine Interessen und Gedanken. Nicht nur mein Äußeres. Ich wollte diese Hoffnung noch nicht aufgeben.

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