Chapter 4 - Linus

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Es ist schon recht spät, als ich mit meinem Motorrad vor unserer Wohnung halte. Zerina hinter mir steigt ab und verstaut ihren Helm, dann schiesse ich ihr den Schlüssel zu. Grinsend fängt sie ihn und schickt mir einen Luftkuss. „Beweg deinen süssen Arsch jetzt zur Türe damit ich gleich rein kann, wenn ich das Baby hier verstaut habe" rufe ich ihr zu, und gespielt empört entfernt Zerina sich. Lächelnd schüttle ich den Kopf und rolle mein Motorrad zu der kleinen Garage unseres Nachbarn, der so nett war und mir einen kleinen Platz darin angeboten hat. Ich stelle es ab, lasse den Motor noch kurz laufen, dann ziehe ich den Schlüssel. Meinen Helm hänge ich um das Lenkrad, dann mache ich mich gut gelaunt auf den Weg ins Warme. Drinnen hängt Zerina gerade ihre Jacke auf, und ich lasse die Tür langsam und leise hinter mir ins Schloss fallen. Bisher hat Zeri mich noch nicht bemerkt, und das ergibt sich aus meiner Sicht als eine perfekte Gelegenheit. Langsam schleiche ich mich von hinten an meine Freundin ran, und gerade als sie es geschafft hat, ihre Jacke aufzuhängen, greife ich um ihre Taille und hebe sie hoch. Meine Mission war erfolgreich, denn ich halte jetzt ein zappelndes, kicherndes Mädchen im Arm, und am liebsten würde ich sie für immer so sehen. Ich recke mein Gesicht zu Zerina's runter und drücke ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, nur um diesen direkt zu vertiefen. Zerinas Kichern erstickt, und ich spüre, wie sie ihre Arme fester um meinen Hals schlingt. Vorsichtig und ohne von ihr abzulassen setze ich Zerina auf den Boden, und meine Hände wandern an den Saum ihres Shirts. Dort lasse ich sie erstmal liegen, und konzentriere mich ganz darauf, dieses perfekte Mädchen vor mir zu küssen und sie glücklich zu machen. In jeden einzelnen Kuss stecke ich so viel Liebe und Zuneigung wie nur möglich, und auch Zerina's Küsse werden fordernder. Ich lasse meine Hände langsam unter ihr Shirt gleiten und sie bis zum Saum ihres BHs wandern. Dann packe ich sie etwas fester und hebe sie hoch. Zwei dünne Beine schlingen sich fest um meine Hüften, und so bewegen wir uns langsam in Richtung Schlafzimmer. Immer noch wie junge Teenager rumknutschend, lasse ich Zerina auf mein nicht gemachtes Bett fallen, und mich selbst direkt hinterher. Kurz bevor ich Zerina mit meinem Gewicht zerquetschen würde, stütze ich mich mit einem Arm neben ihr auf meiner Matratze ab, dann schaue ich ihr kurz in die Augen, und es scheint, als gäbe es in diesem Moment nur uns beide. Sobald ich es nicht mehr aushalte, küsse ich diese unglaublichen Lippen wieder und wieder, ziehe diesem Mädchen, dass ich stolz meine Freundin nennen darf, ihr Shirt über den Kopf, schmeisse es irgendwo hin, dicht gefolgt von meinem Shirt und ihrem BH. Ich lasse meine Finger durch Zerina's Haare gleiten und spiele mit ihnen, während ich ihr ein leises Seufzen entlocke, indem ich eine bestimmte Stelle an ihrem Hals küsse. Plötzlich spüre ich zwei Hände, die meinen Kopf umfassen und zu Zerina's Gesicht drehen. „Linus?" flüstert sie, und ich nicke. „Ich liebe dich. Egal was kommt." Flüstert sie hinterher, und ich grinse. Dann küsse ich sie wieder.

Als ich erwache, spüre ich als erstes ein leichtes Gewicht an meiner rechten Seite. Nach und nach kommen die Erinnerungen an letzte Nacht wieder, und ich grinse breit. Dann öffne ich die Augen, und mein Kopf dreht sich zu meiner rechten Seite. Dort liegt sie, tief und friedlich schlafend. Unschuldiges Gesicht, braune, verwuschelte Haare und ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Meine Freundin, das Mädchen, dass ich über alles liebe. Hinter ihr liegen unsere Kleider auf dem ganzen Boden verteilt, und mein Zimmer war wohl noch nie so unordentlich, wie jetzt gerade, doch das geht mir wirklich am Arsch vorbei. Alles, was gerade für mich zählt, ist, dass ich dieses eine Mädchen im Arm halten kann, sie beim Schlafen beobachten kann, und dass ich dabei der glücklichste Junge auf diesem ganzen Planeten sein kann. Und das bin ich, mit Abstand. Die gestrigen Geschehnisse scheinen so weit weg. Der Moment, in dem alle dachten, Zerina sei tot. Und der Moment, als sie sich nach Luft schnappend aufgerichtet hat, als ich sie im Arm gehalten habe und sie nie wieder loslassen wollte, als wir zu Hause angekommen sind, und schlussendlich, als wir friedlich kichernd eingeschlafen sind. Wie es das Klischee will, fängt mein Handy in meiner Hosentasche an, zu summen. Leicht genervt ziehe ich vorsichtig meinen Arm unter Zerina's Kopf weg, und versuche dabei, sie nicht zu wecken. Und ich bin erfolgreich. Kurz taumle ich etwas, dann stehe ich sicher auf dem Boden, bücke mich zu meiner Jeans von gestern, fische mein Handy heraus und husche vorsichtig ins Wohnzimmer. Mein Vater ruft an. Ich nehme den Anruf an, und will ihn gerade begrüssen, als ich schon unterbrochen werde. „Linus, du musst sofort kommen. Also, nicht sofort. Einfach heute. Bitte. We-" „Hey, was ist los? Ist etwas mit Mama passiert?" frage ich unsicher, und unterbreche meinen Vater somit, denn ich habe ihn selten so aufgewühlt erlebt. „Nein, ihr geht es blendend. Ich muss dir etwas erzählen. Kann ich bei euch vorbeikommen?" ich nicke erleichtert, dann fällt mir ein, dass er das ja gar nicht sehen kann. „Ja, ich wecke Zerina schnell. In etwa zwanzig Minuten bei mir?" schlage ich vor. „Nein, wecke sie besser nicht. Es ist etwas Persönliches. Nicht, dass sie es nicht wissen soll, aber ich glaube, es wäre besser, wenn wir das unter vier Augen besprechen. In zwanzig Minuten ist übrigens okay." „Ehm, okay, dann bis gleich. Klingel bitte nicht, sondern schreib mir eine SMS, bin dann gleich da. Ich mach uns einen Kaffee." Antworte ich, dann legen wir auf. Ich hole mir aus meinem Schlafzimmer kurz ein paar Kleider und drücke Zerina einen leichten Kuss auf die Wange, und als sie sich umdreht und fragt, was denn ist, sage ich ihr, sie solle ruhig weiterschlafen. Irgendetwas murmelnd dreht sie sich also wieder um, zieht die Decke bis zum Kinn hoch und schläft gleich wieder ein. Kurz schaue ich ihr dabei zu, dann verschwinde ich ins Badezimmer.

Knappe zwanzig Minuten später sitzt mein Vater an unserer Bar und trinkt seinen Kaffee ohne Milch und Zucker, währenddessen meine Tasse gerade so überlauft vor Milch. Ich hasse es, wenig Milch in meinem Kaffee zu haben. Zucker tue ich nur rein, wenn es wirklich nicht anders geht, aber ohne Milch trinke ich keinen Kaffee, möge er noch so gut riechen. „Also. Was ist los?" frage ich meinen Vater, vor Neugierde beinahe platzend. Ich sehe, wie mein Vater mit sich ringt, was er eigentlich nie tut, was die ganze Situation noch verschlimmert. Dann haut er es einfach so raus. „Du hast einen Bruder." Mich trifft der Schlag. Meine Hand, die gerade nach meinem köstlich duftenden Kaffee tastet, bleibt mitten in der Luft stehen. Meine Gedanken streiken für eine Sekunde, dann rotieren sie in dreifacher Geschwindigkeit weiter. „Wie, einen Bruder. Seit wann? Willst du mir sagen, Mama ist schwanger oder wie?" frage ich leise, und mein Vater schüttelt seinen Kopf. „Nein, Madelaine ist nicht schwanger. Dein Bruder ist zwanzig. Er heisst Even." Ich glaube, ich spinne. „Wie, zwanzig? Der ist ja älter als ich! Aber, das kann doch gar nicht sein... bist du Mama etwa fremdgegangen?!" den letzten Satz flüstere ich nur, und ich traue mich nicht, meinen Vater anzusehen. Doch ich sehe aus dem Augenwinkel, dass er nickt. Scheisse. Verdammte Scheisse ey, ich will keinen Bruder. Ich brauche das nicht. Dieser Even ist der lebende Beweis dafür, dass Vater meiner Mutter fremdgegangen ist, und wann bekomme ich das mit? Genau, neunzehn Jahre nach meiner Geburt. Ich schlage mit der Faust auf die Theke, dann richte ich mich auf und fahre mir mit beiden Händen durch meine noch ungestylten Haare. „Sag mir, dass das ein Witz ist." Flehe ich meinen Vater an, doch er schüttelt abermals den Kopf. Ich atme tief ein und wieder aus, dann frage ich so ruhig wie möglich „Weiss Mama davon?", und eigentlich kann ich mir die Antwort denken. Doch diesmal überrascht Vater mich. „Ja, sie weiß es. Schon seit ein paar Jahren." Ich lache bitter auf. „Toll, und ich erfahre mit neunzehn Jahren, dass ich einen älteren Bruder habe, dem ich wohl noch nie begegnet bin, oder was?" mein Vater schüttelt den Kopf. „Du kennst ihn. Er geht in die 13b an deiner Schule." Ich denke angestrengt nach, dann kommt mir ein Gesicht in den Sinn. Tatsächlich, ich kenne ihn. Leider, denn bisher hatten wir kaum gute Erfahrungen miteinander. „Der Typ soll mein Bruder sein?" frage ich ungläubig, und mein Vater nickt. „Hey, was ist denn hier los?" höre ich plötzlich eine Stimme hinter mir, und ich drehe mich etwas zu schnell um. Zerina weicht erschrocken zurück, dann scheint sie meinen Vater entdeckt zu haben. „Eh, hallo Alexander, schön dich zu sehen. Linus, alles okay?" ich schüttle den Kopf. „Nein. Nein verdammt, nichts ist okay, das sieht man doch!" fahre ich sie an, und bereue es sofort. Zerina's Miene verhärtet sich, und ich sehe förmlich, wie eine Art Rollladen vor ihrem Gesicht runterfährt. „Scheisse, Zerina. Tut mir leid" stottere ich heraus, doch Zerina winkt ab und läuft an mir vorbei, und ich schwöre ich spüre dabei kurz einen kalten Schauer. Ich drehe mich wieder zu meinem Vater, dem Zerina gerade ihre Hand entgegenstreckt. „Nochmal etwas höflicher: Hallo Alexander." Alexander lächelt meine Freundin an und erwidert den Händedruck. „Hallo Zerina. Tut mir leid falls wir dich geweckt haben, das war bestimmt nicht unsere Absicht." Dabei wirft er mir einen allessagenden Blick zu, und ich weiss, dass auch Zerina ganz genau verstanden hat, wer schuld an diesem Krach ist. „Alter Dad, wir wissen alle gaaanz genau, dass du mich meinst, also sag es wenigstens auch klar." Mein Vater zuckt die Schultern und sagt nichts weiter. „Kann mir jetzt jemand sagen, was hier los ist?" fragt Zerina nachdem keiner was sagt. Ich drehe nur den Kopf weg, um ihrem bohrenden Blick zu entgehen. Ich weiss, dass sie jetzt meinen Dad ansieht, doch auch der wird wohl dichtmachen. Es bleibt tatsächlich still, doch dann merke ich, dass ich mich in meinem Vater getäuscht habe. „Linus hat einen Halbbruder" antwortet er Zerina einfach so, als wäre es nichts Grosses, doch das war noch nicht alles. „Er heisst Even, ist zwanzig und geht in eine Klasse über euch." Jetzt drehe ich mich ruckartig zu den beiden um. Zerina steht da wie eine Säule, und schaut immer wieder zwischen meinem Vater und mir hin und her. Mein Vater schaut mich gelassen an, als hätte er eben nur gesagt, dass er gerne noch einen Kaffee hätte. Diesen würde ich ihm jedoch gerne anwerfen. „Okay, Dad. Ich verstehe, dass du mir die Information gibst, dass ich einen Bruder habe. Aber eigentlich hätte ich das gerne meiner Freundin gesagt, schliesslich ist es mein Bruder." Ich versuche so ruhig wie möglich zu bleiben, doch das Zittern in meiner Stimme kann ich nicht unterbinden. Jetzt stellt Zerina sich vor mich und schaut mir direkt in die Augen. „Ist das der Typ, mit dem du dich letztens geschlagen hast, weil er mir hinterhergepfiffen hat?" Auch ihre Stimme erscheint mir nicht gerade gelassen. Ich nicke nur, dann drehe ich mich um, würdige meinen Vater, der meine Mutter betrogen hat und mir erst mit neunzehn sagt, dass aus der Affäre ein Kind entstanden ist, dass jetzt meiner Freundin nachpfeift, schnappe mir meine schwarze Lederjacke und verlasse schnellen Schrittes das Haus. Für einen kurzen Moment glaube ich, Zerina würde mir vielleicht folgen, doch das tut sie nicht. Ist mir gerade auch ziemlich egal, ich will alleine sein.

Ich laufe lange Zeit planlos in Biel herum, bis ich irgendwann am See angekommen bin und mich auf einer Parkbank setze. Vor mir ist eine Feuerstelle, die gestern Abend wahrscheinlich benutzt wurde. Quer auf dem Platz verteilt finden sich immer wieder Scherben, zum Teil auch ganze Bierflaschen oder Flaschenhälse. Normalerweise würde ich mich jetzt darüber aufregen, doch ich habe gerade keinen Nerv dafür. Viel mehr beschäftigt mich Even, mein Halbbruder. Weiss er es schon? Vielleicht wusste er es schon immer. Vielleicht wollte er sich deshalb immer mit mir anlegen. Je mehr ich über die ganze Sache nachdenke, umso wütender werde ich. Wieso hat mir nie jemand was gesagt? Und wie konnte meine Mutter sowas verzeihen? Wie? Ich würde durchdrehen. Plötzlich kommt mir eine Idee, und ich krame kurz in meiner Jackentasche. Tatsächlich ertaste ich die vertraute, rechteckige Schachtel, und darunter einen länglichen, ovalen Gegenstand. Schnell ziehe ich Kippen-Schachtel und Feuerzeug aus der Tasche raus, fummle mit zittrigen Händen eine Zigarette aus der alten Schachtel und zünde sie an. Ein paar Züge später bin ich schon etwas ruhiger. Zerina und ich haben uns vor ein paar Monaten darauf geeinigt, nur noch ab und zu mal zu rauchen. Bisher hat das auch ganz gut geklappt, deshalb fühle ich mich gerade etwas schuldig. Ich stehe von der Bank auf und laufe ans Ufer. Etwas weiter weg sehe ich das Strandbad. Im Sommer ist es dort immer voll, egal welche Uhrzeit. Eine Freundin von mir hat dort mal an der Kasse gearbeitet, und sie berichtete, kaum Zeit gehabt zu haben, um ein Ticket zu drucken. Gerade als ich meine Kippe ausdrücke, höre ich, wie sich Stimmen und Schritte nähern. Darunter ein lautes Gegröle, das nur von Even stammen kann. Genervt rolle ich die Augen und siehe zu, dass ich wegkomme, denn auf diesen Typen habe ich gerade wirklich so gar keinen Bock.

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