Chapter 4 - Linus

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Ich radle so schnell ich kann zum alten Schulgebäude. Alec wartet da auf mich und da er sehr beklemmt war während dem Telefonat, bin ich so schnell möglich los. Er hat mir was Wichtiges zu sagen, das weiß ich. Aber was? Sobald das hohe, schmale Gebäude in Sicht kommt, lege ich noch einen Gang zu.

Schon von weitem sehe ich Alec in seiner roten Jacke vor dem Haupteingang stehen. Ich steige schnell von meinem Rad und schmeiße es einfach irgendwo an eine Wand, ohne es abzuschließen. Dann laufe ich zu Alec. „Da bist du ja endlich!" meint der zu mir, anstelle einer Begrüßung. „Ja. Was gibt's?" antworte ich. Alec schaut mich kurz nachdenklich an, dann redet er endlich.

„Also. Es ist so. Gerade hat Marco mich abgepasst und mir gesagt, dass er jetzt weiß, wo Zerina steckt." Ich spüre förmlich, wie das Blut aus meinem Gesicht weicht. Alec, Lars, Nico, Janis, Max und ich sind eine Gang. Nicht so eine übliche wie man sie auf Schulhöfen sieht. Anfangs bestanden wir daraus, dass wir gegen andere Gruppe heimlich Parcours gerannt sind, also Freerunning.

Das war nicht auf Streitigkeiten mit anderen Gangs basiert, sondern einfach darauf, dass wir Spaß haben wollten. Jedoch ist seit einem halben Jahr eine Gang kriminell geworden. Einige Mitglieder sind unbekannt, jedoch weiß ich, dass Jasmin und Marco eine Klasse über Zerina ins Gymnasium gehen, Mitglieder der Gang sind. Marco ist ihr Anführer. Ich bin unser Anführer, und vor kurzem haben wir die Gang beim Parcours besiegt.

Jetzt wollen sie uns das nehmen, was uns am meisten bedeutet. Nicht im Sinne von umbringen. Sie wollen uns eher eins auswischen. Zerina habe ich deshalb nicht miteinbezogen in die Sache, aber Marco hat vor kurzem rausgefunden, dass sie meine beste Freundin ist, und sich natürlich direkt auf die Suche nach ihr gemacht. Jetzt hat er sie anscheinend gefunden, und ich habe keine Ahnung, was er vorhat. Ob er überhaupt etwas vorhat.

Dass er ihr die Sache verraten wird ist klar, aber wenn's nur das ist, bin ich beruhigt. Jedoch ist morgen das sogenannte Aufeinandertreffen unserer Gangs, das durch Marco organisiert wurde. Er will sich eigentlich mit mir aussprechen, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht der wahre Grund ist.

„Was will er?" frage ich Alec. „Er will das Treffen auf heute Abend verschieben und dir einen Deal vorschlagen. Was passiert, wenn du ihn nicht eingehst, weiß ich nicht. Wo ist Zerina?" antwortet mir Alec. Einen Deal also. Was für einen Deal? Und was will er mit Zerina? „Ich habe sie alleine gelassen bei der Bank..." beginne ich, dann schneidet Alec mir das Wort ab.

„Alleine? Bei der Bank? Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. Scheiße, hätte ich gewusst, dass sie bei dir ist, hätte ich gesagt du sollst sie verstecken oder mitnehmen. Sie weiß nichts von der Sache nehme ich mal an?" Ich schüttle betreten den Kopf, dann packe ich Alec am Ärmel und ziehe ihn mit. „Wir fahren jetzt zurück zu der Bank. Ich muss Zerina beschützen. Sie weiß nichts. Außerdem steht sie ziemlich sicher unter dem Einfluss von Drogen."

„Starke?" fragt Alec, und ich schüttle den Kopf. „Eher nicht. Denke ich. Hoffe ich." Und was, wenn doch? Ich weiß nicht, was sie alles dabeihat. Zerina ist kein Mensch für harte Drogen, aber sie hat die letzten Wochen viel mitgemacht und man weiß ja nie. Ich hoffe einfach mal auf ihre Vernunft. Sie setzt sie nicht oft ein, muss ich zugeben. Ich habe sie schon oft aus irgendeinem Schlamassel herausgezogen, der durch vernünftiges Denken hätte verhindert werden können.

Trotzdem – wenn's drauf ankommt, ist sie der cleverste Mensch, den ich kenne. Also Zerina, bitte hör mich. Denk nach. Was mach ich hier? Wie wenn sie mich hören würde. Ich packe mein Rad und deute Alec mit einer schnellen Handbewegung, auf dem Gepäckträger Platz zu nehmen. Normalerweise hasst er das und meint immer, er rennt lieber neben mir her als sich aufs Rad zu setzen, aber jetzt sagt er nichts und befolgt ganz einfach meine Anweisung.

Wahrscheinlich ist er genauso krank vor Sorge wie ich. Scheiße, was hat Marco mit Zerina vor? Wo ist sie? Vielleicht sitzt sie ganz ruhig und ahnungslos auf der Bank und raucht eine Kippe oder 'nen Joint. Plötzlich drängen sich Bilder in meinen Kopf, wie Marco sie von hinten überrascht und angreift. Vor solchen Sachen schreckt der Dreckskerl nämlich nicht zurück.

Er zuckt nicht mal mit der Wimper.

Ich weiß, dass er Zerina schon kennt. Aus der Grundschule. Als sie neu in die Schweiz gezogen ist, musst er ihr das Schulhaus zeigen, obwohl er nicht in ihrer Klasse war. Die beiden verstanden sich eigentlich ganz gut, haben sich dann aber aus den Augen verloren. Wird Marc vor einer alten Freundin zurückschrecken?

Nein. Wird er nicht.

Ungefähr zehn Minuten später sind wir bei der Bank angekommen, und ich springe direkt vom Rad. Alec springt noch rechtzeitig vom Gepäckträger, dann kippt das Rad um. Obwohl ich völlig fertig bin, laufe ich um die Mauer herum, und stelle fest, dass Zerina nicht mehr dort ist.

„Scheiße! Verdammte Scheiße ey ich schwör dir Alec, wenn Marco sich hier aufhält, ich dreh ihm den Hals um!" Alec erscheint neben mir und legt mir eine Hand auf die Schulter. „Linus. Du weißt, dass Marco bisher keinen Grund hat, Zerina etwas anzutun. Wahrscheinlich will er sie als Druckmittel benutzen für den Deal heute Abend."

Alec's Stimme beruhigt mich ein wenig. Er hat Recht. Marco hat noch nie etwas grundlos getan, und Zerina etwas anzutun, wäre völlig grundlos. Ich habe bisher nichts getan. Ich hole ein paar Mal Luft, dann blitzt etwas Silbernes an der Bank auf. Ich runzle die Stirn, dann gehe ich hin. Sobald ich näherkomme, fällt mir auf, dass Zerinas Tasche auch noch hier ist.

Ich suche die Bank ab, dann sehe ich, was vorhin so geglänzt hat. Es ist das Puzzlestück unserer Freundschaftsketten. Ich nehme das Stück in die Hand, dann balle ich meine Faust und gehe in die Knie. „Bitte Zerina. Pass auf dich auf. Es tut mir so leid dass ich dich alleingelassen habe.", flüstere ich. Ja, ich kämpfe sogar kurz mit den Tränen.

„Linus. Mach dir bitte keine Vorwürfe. Es geht ihr bestimmt gut. Du weißt wie sie ist – sie wehrt sich wenn's nötig ist. Und sie ist clever." Ich habe gar nicht gemerkt, dass Alec sich hinter mich gestellt hat. Kurz fahre ich mit dem Handrücken über meine Augen, dann stehe ich auf, stopfe das Puzzlestück in meine Hosentasche und greife nach Zerinas Handtasche. Ich hole tief Luft, dann drehe ich mich entschlossen zu Alec um.

„Wo und wann ist das Treffen nochmal?" frage ich, und Alec nickt mir kurz zu. Er wird bei mir sein, die ganze Gang wird bei mir sein. Sie mögen Zerina alle. Wir werden ihr helfen. Sie werden mir helfen. Das weiß ich. „Um sechs Uhr bei der Brücke" meint Alec. Ich nicke benommen, dann gehen wir zusammen vom Platz. „Ich informiere die anderen. Fahren wir zu mir?" Alec nickt nur, während er sein Handy hervorholt. „Ich informiere kurz meine Mam, dass es später wird."

Kurz darauf ertönt seine Stimme auch schon wieder. „Hi, Alec hier. Ich wollte nur kurz Bescheid sagen, dass ihr mit dem Essen nicht auf mich warten müsst. Ich bleibe noch etwas bei Linus, Zerina ist auch da."

Stille.

„Ja, es geht mir gut."

Wieder Stille.

„Nein, du musst nichts übrighalten...Mama...MAMA...danke. Also. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Es geht mir gut. Wir wollen nur gemeinsam einfach bisschen abhängen, wie man das heute so sagt. Ja Mama, ich pass auf mich auf. Ja, ich dich auch. Kuss an Enya! Ciao."

Ich grinse ihn an, und er knufft mich in die Seite. "Soso. Ich dachte Enya nervt dich so grässlich?" Enya ist Alec's kleine Schwester. Sie ist zehn Jahre alt und besucht die vierte Klasse. „Ja, tut sie. Aber sie hat mir kürzlich gesagt, dass sie immer so traurig ist, wenn ich so spät nach Hause komme, weil sie dann schon schlafen muss. Also dachte ist, weiss sie so wenigstens, dass ich an sie denke." Ich lächle. „Das ist schön" sage ich, und ich meine es auch so. Es ist wirklich schön.

Den Rest der Heimfahrt reden wir kaum miteinander, nur belanglose Sätze oder Witze über Passanten, die eigentlich gar nicht witzig sind, uns jedoch trotzdem zum lachen bringen. Ich weiß, in solchen Situationen können viele nicht dran denken zu lachen, jedoch hat Alec Recht: Man kann momentan nichts dran ändern, dass Zerina nicht hier ist, sondern bei Marco.

Marco wird ihr vorerst nichts tun, also ist sie in keiner Gefahr. Klar ich mache mir unglaubliche Sorgen um sie, aber was soll ich tun? Ich habe keine Ahnung, wo Marco Zerina versteckt hält. Nicht mal die leiseste Ahnung. Das Versteck der Gangs wird nur den Mitgliedern bekanntgegeben, und auch das passiert nicht direkt beim ersten Aufeinandertreffen.

Außerdem wird Marco Zerina wohl kaum im Versteck haben, wo sich seine Gang trifft. Sobald sie wieder bei uns ist, könnte sie uns sonst alles verraten, was nichts Gutes heissen würde für Marcos Gang, da sie sich schon lange extrem unbeliebt gemacht haben und schon auf mancher Abschussliste von Gangs ganz oben stehen. Und seine Gang ist lange nicht mehr die einzige, die kriminell tätig ist. Leider.

Unsere Gang hält sich aus solchen Sachen eigentlich raus, da wir alle wirklich gar keine Lust auf ein Rendezvous mit der Polizei haben. Ausserdem macht sich so eine Verwarnung nicht gut auf einem Lebenslauf.

Eigentlich will ich gar nicht wissen, wie oft Marco schon auf dem Revier angetanzt ist.

Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er bald schon seinen eigenen Vernehmungsraum bekommt.

Würde mich auch nicht wundern, wenn er mit manchen Polizisten per Du ist.

Er ist ziemlich bekannt, nicht nur auf dem Revier, sondern allgemein in der Stadt. Sogar Solothurn, unser Nachbarskanton, kennt ihn, und Solothurn ist nicht wirklich eng befreundet mit unserer Stadt. Dachte ich zumindest immer. Ist ja auch egal.

--

Ein paar Minuten später öffne ich meine Haustüre und lausche kurz, um festzustellen, ob jemand zu Hause ist. Ja, ich hege noch eine kleine Hoffnung, dass Zerina sich hierher verzogen hat. Jedoch höre ich keinen Mucks. Ich seufze, dann lasse ich Alec rein, der direkt in die Küche flitzt und sich etwas zu trinken holt. Ich werfe die schwere, weiße Haustüre zu, ziehe meine Schuhe aus und lasse mich auf einen unserer Barhocker fallen.

„Also. Was denkst du, dass Marco will?" frage ich Alec, doch er zuckt nur mit den Schultern. „Keine Ahnung ehrlich gesagt. Aber er scheint es vor allem auf dich abgesehen zu haben." Ich nicke nur leicht, dann klingelt mein Handy. Ich hole es aus meiner Hosentasche raus und schaue, wer da anruft. Es ist Max.

„Max, was gibt's?" frage ich, und höre sofort, dass er nicht alleine ist. „Linus. Ich bin mit den anderen Jungs hier, Marco war gerade bei uns. Er hat ganz klar Zerina's Kette um den Hals, die mit dem komischen infinity Zeichen. Außerdem hat er Nico gedroht, Mira-Jane was anzutun, wenn wir heute Abend seinen Anforderungen nicht nachkommen. Und Zerina. Linus er hat die beiden Mädels bei sich."

Marco?

Mira-Jane?

Nicos Freundin?

Was zur Hölle will der Typ?!

„Kommt vorbei. Bei mir. In zehn Minuten, okay?" ist das einzige, was ich rausbringe. Max bestätigt die Zeit, dann legt er auf. „Linus? Linus was ist los. Du bist weiß wie eine Mumie." Alec schaut mich besorgt an. „Die Jungs sind in zehn Minuten hier. Marco hat Mira-Jane auch bei sich. Er tut den Mädels was an, wenn wir heute Abend seinen Anforderungen nicht nachkommen."

Meine Stimme zittert und ich bin tatsächlich den Tränen nahe. Zerina und Mira-Jane wissen beide nichts von der Sache mit der Gang und sind völlig unschuldig. Was willst du, Marco? Alec kommt zu mir und legt mir abermals die Hand auf die Schulter.

„Hey, Linus. Sieh mich an. Hör mir zu. Marco wird es wagen, die Mädchen auch nur anzurühren, und er hat ein Problem, und zwar mit den Bullen, das weißt du. Ja, wir haben uns bei der Gründung der Gang mit den restlichen Gruppen abgesprochen, keine Polizei zu informieren, aber wenn Marco Mira und Zerina wirklich was antut, bekommt er so einige Strafen an den Hals. Wir schaffen es, die Mädchen da unversehrt rauszuholen, okay? Wir sind nicht alleine."

Ich nicke nur, dann stehe ich auf und hole mir ebenfalls etwas zu trinken. Einige Minuten später stehen die Jungs auf der Matte, und wir fangen an, uns einen Plan auszudenken, und schon bald merken wir, dass Marco uns bisher in der Hand hat. Jedoch hat er nicht mit dem Zusammenhalt verschiedener Gangs gerechnet, und schon bald hocken in meinem Wohnzimmer rund zwanzig Leute im Kreis, zusammen machen das genau drei Gangs.

Pech gehabt, Marco. Nimm uns geliebte Menschen weg, und wir nehmen dir dein Glück weg.

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