IIX. Lapsus mortis

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IIX. Lapsus mortis
Todessturz

» Mors certa, hora incerta «

Der Tod ist gewiss, die Stunde ungewiss

Mit einem Mal stürzte das Chaos über die Menschen im Circus Maximus ein. Irgendwo in den Reihen brach eine hitzige Diskussion aus, die zu einem Streit und schließlich zu einer Prügelei anschwoll, deren Gewalt auf alle anderen Anwesenden wie eine mächtige Welle überschwappte. Noch bevor Marcus es hätte erwarten können, sah er eine schmale Gestalt mit blondem Haar wehrlos wie ein Blatt im Wind hin und her gestoßen - und so schließlich zum Abgrund. Panisch suchten Hände Halt, ohne in dem Gedränge, das sie hin und her riss, irgendwo wirkliche Sicherheit zu finden.
Mit einer einzigen kräftigen Bewegung schleuderte sie ein muskulöser Mann gegen den Stein, setzte noch einen weiteren Stoß nach. Den letzten, den es gebraucht hätte, um sie zu Fall zu bringen.

Atius begriff sofort. Energisch kämpfte er sich durch die Menschen zu ihr. Seine Faust schnellte vor, traf hart auf das Gesicht den Mannes und beförderte ihn damit brutal aus seinem Weg. Weiter kümmerte er sich nicht um ihn, sondern versuchte stattdessen Runas Kleidung zu fassen zu bekommen. Seine durch den harten Schlag noch dumpf pochenden Finger schlossen sich um ein kleines Stück Stoff, das ihnen beinahe sofort wieder entglitten wäre.
Verflucht!

Er biss die Zähne zusammen und versuchte es erneut. Mit einem kräftigen Ruck zog er ihren Körper vom tödlichen Abgrund zurück, womit sie ihm völlig hilflos entgegenfiel und beinahe gestürzt wäre, hätte er sie nicht aufgefangen.
Orientierungslos, so als sähen sie in eine völlig fremde Welt, blickten ihre dunklen Augen für einige Wimpernschläge blinzelnd zu ihm hoch, bevor sie sich schlossen und ihr Kopf kraftlos in ihren Nacken fiel. Im strahlenden Sonnenlicht wirkte die Sklavin mit einem Mal schrecklich blass, ihr Haar fast auf unnatürliche Weise golden, beinahe so wie die zarten Fäden, die sich reiche Römerinnen manchmal in ihre Frisuren flechten ließen. Noch einen Abend zuvor war sie ihm alles andere als verletzlich erschienen. Willensstark, geradezu kühn, aufsässig und mit einem lodernden Feuer in ihren beinahe schwarzen Augen.

All das hatte sie nun mit einem Schlag verloren. In seinen Armen lag ein Mädchen, dessen Haut fast durchscheinend anmutete. Unter ihren Augen zeichneten sich tiefe dunkle Schatten ab, die selbst die aufgetragene Schminke nicht hatte verstecken können. Ihre leicht geöffneten Lippen hatten ihren rötlichen Schimmer verloren, der noch darauf gelegen war, als sie ihm gestern scharfzüngig geantwortet hatte. Mit einem Mal schien sie furchtbar zerbrechlich.
Doch sie atmete ruhig und tief und unter der weichen Haut ihres Halses pulsierte ein regelmäßiger Herzschlag, wie er erleichtert feststellte.
In sich spürte Marcus einen eiskalten Zorn aufsteigen, der wuchs desto länger er sie betrachtete. Das konnte kein Zufall gewesen sein. Unmöglich! Es war Calpurnius' Reaktion auf seine Niederlage.

Damit war der Senator nun endgültig einen Schritt zu weit gegangen. Gestern war es ihm lediglich darum gegangen, dem Mann eine Lektion zu erteilen, die ihm vielleicht bewusst gemacht hätte, dass es reine Zeitverschwendung und zudem ein gefährliches Spiel war, sich auf einen Mächtekampf mit ihm einzulassen. Soeben aber hatte er sich den Centurio endgültig zum Feind gemacht. Jede Chance auf Frieden, den sich Livia so sehr gewünscht hatte, war unwiderruflich zerstört worden. Diesen feigen Betrug würde er nicht billigen. Wenn ich sie morgen mitnehme, sollte sie allerdings noch aussehen wie jetzt. Waren nicht das seine exakten Worte gewesen, denen Calpurnius mit einem verkrampften Lächeln höflich zugestimmt hatte? Tot oder zumindest mit mehreren gebrochenen Knochen im Sand des Circus Maximus fiel wohl kaum unter diese Definition. Nicht, dass Marcus sich auf das Wort eines solchen Mannes blind verlassen hätte, doch es auf so dreiste Art und Weise zu brechen, hätte er Calpurnius nicht zugetraut.

Das ohnmächtige Mädchen nachwievor auf dem Arm, wandte er sich um und entdeckte seine Ehefrau glücklicherweise völlig unversehrt neben dem verhassten Senator, dem er im Augenblick am liebsten sein Schwert in den Körper gerammt hätte. Aber wo war...? Annaea!
Hektisch blickte er sich in der tosenden Menge um, ohne sie oder Appius unter all den Menschen zu erblicken. Wo war sie? War sein Freund bei ihr, um sie zu schützen? Ging es ihr gut? Schmerzhaft zog sich sein Herz in seiner Brust zusammen.

„Alexandros ist der Sieger!‟, glaubte er entfernte Rufe zu hören, die das Chaos Stück für Stück durchdrangen, einige zur Ruhe zurück riefen, während andere, die längst den Grund für ihren Streit vergessen hatten, grob voneinander getrennt wurden. Er hörte sie nicht. Bloß seinen eigenen Herzschlag, der so laut in seinem Körper widerhallte als wolle es im nächsten Augenblick zerspringen.
Annaea. Annaea. Annaea...


Wie auch die anderen waren sie und Appius Sempronius Durio völlig unerwartet von der Unruhe getroffen worden, wie von einer Welle, die sich in Sekundenschnelle vor ihnen auftürmte, um dann gewaltsam über ihnen zusammen zu brechen. Erschrocken sprang Annaea auf, als jemand heftig von hinten gegen sie stieß, ohne wirklich zu begreifen, was geschah. Sie fühlte sich nachwievor schwach und unwohl und ihr Geist konnte dem, was um sie passierte, nicht schnell genug folgen.
In wenigen Herzschlägen befand sie sich mitten in dem Gemenge, wurde mitgerissen von einer Strömung, gegen die sie sich nicht hätte wehren können. Vergeblich versuchte sie sich aus der Menge zu kämpfen. Zurück zu ihrem Onkel, zurück zu Livia, zurück zu Durio. Doch es schien zwecklos. Immer wieder versperrte ihr ein Körper unnachgiebig den Weg, wurde sie von irgendjemandem grob zurück gedrängt. Mit zunehmender Grobheit stieß sie mit ihren Ellbogen um sich, um sich ihren Weg zu bahnen, aber es zeigte keinerlei Wirkung.

Panik keimte in ihr auf. Durio, wo war Durio? Er musste ihr hier hinaushelfen!
Jedoch entdeckte sie den Freund ihres Onkels, der noch vor Kurzem an ihrer Seite gewesen war, nirgendwo. Die Menge hatte ihn verschluckt.
Wieder ein Stoß gegen sie. Annaea verlor das Gleichgewicht, stolperte und fiel. Zischend atmete sie ein, als ein brennender Schmerz ihr Knie durchzuckte wie eine aufzüngelnde Flamme.
Niemand beachtete sie, das Mädchen, das zu Boden gestürzt war und zu den Füßen der Menschen lag. Um sie herum setzte sich das Gedränge fort, die lauten Stimmen hallten unverändert über die Tribüne und nicht ein einziger Blick streifte sie.

Mühsam versuchte sie sich wieder auf die Beine zu kämpfen, wobei ihr diese einfache Bewegung jede Kraft gekostet hätte, die sie im Moment aufbringen konnte. Die immer weiter aufsteigende Übelkeit und der Schwindel schwächten sie, ließen Annaea orientierungslos in diesem Chaos zurück. Mit zusammengebissenen Zähnen wollte sie ihr vor Schmerz pochendes Bein zwingen ihr Gewicht zu tragen.

Dann spürte sie den ersten Tritt, der sie brutal wieder zu Boden beförderte. Er traf sie hart an der Schulter. Ihr stützender Arm knickte unter der Wucht weg und sie verlor erneut jeden Halt. Diesmal konnte sie den kleinen Sturz nicht einmal mehr mit den Armen abfangen und ihr Gesicht schlug hart auf den Boden. Sofort breitete sich ein qualvolles Stechen in ihrer Wange aus. Tränen traten ihr in die Augen.

Niemand schenkte ihr Beachtung, man lief über sie hinweg als würde sie gar nicht existieren, begrub sie unter auf sie niedertrommelnden Schritten. Verzweifelt versuchte sie sich aus der Menge zu retten, ihren Kopf und mit ihren Händen zu schützen, während ihr Körper dieser Tortur ausgesetzt blieb. Eine hilflose, panische Angst fraß sich in ihr Herz und ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei, der alleine in ihrem Inneren erklang. Ihre Lippen verließ nur ein erstickter Laut.

Appius... Appius wo bist du? Warum bist du nicht hier? Warum hilfst du mir nicht?
Ein kleiner Teil in ihr hoffte, dass bloß der flehende Gedanke an ihn, den Mann zu ihr rufen würde, was natürlich völliger Unsinn war, wie ihrer vernünftigen Seite auch bitterlich bewusst war. Doch diese bestimmte die angstzerfressenen chaotischen Gedankenfetzen nicht, die nun in ihrem Kopf kreisten.

Sollten er oder Marcus sie nicht finden, war Annaea verloren. Eigentlich glaubte sie auch nicht mehr daran, dass das geschehen würde. Wie sollte man sie hier entdecken, bevor es zu spät war? Nein, sie würde sterben, wurde ihr schlagartig bewusst, und die Vorstellung verwandelte ihre Angst in eine lähmende. Sie wollte schreien, aber ihre Kehle wurde von einer unsichtbaren Macht zugedrückt, die ihr den Atem raubte. Sie wollte weinen, aber keine Träne verließ ihre Augen.
Ich will nicht sterben! Bitte nicht! Nicht so, nicht nach fünfzehn kurzen Jahren Lebens niedergetrampelt von unzähligen Menschen im Circus Maximus. Der Gedanke war so banal, so schlicht, doch er war der einzige zu dem sie fähig war und sie wiederholte ihn wie ein Mantra wieder und wieder, beinahe so als könne sie damit, mit ihrer bloßen Willenskraft, die sich zugleich so vehement und hilflos gegen dieses Schicksal wehrte, etwas daran ändern. Juno, hilf mir!

Todesangst, es war ein grausames Gefühl, vielleicht eine schrecklichere Qual als das Ende des Lebens selbst, und wäre sie in diesem Moment noch zu einem solchen klaren Gedanken fähig gewesen, hätte sie sich gefragt, ob sie Marcus oder seinem Freund auch vertraut war, ob sie jene in den Schlachten schon einmal empfunden hatten, ob sie vielleicht sogar ein stetiger Begleiter des Klirrens von Schwertern in fernen Ländern war. Oder waren den Soldaten tatsächlich Gefühle abseits von Tapferkeit fremd?

Ein Tritt traf Annaeas Kopf und für einige Augenblicke konnte sie nichts sehen außer kleiner goldener Punkte, die vor ihren Augen tanzten und pulsierten. Vorbei, es war vorbei. Dazwischen, wie von ihnen in hellem Licht umrahmt, glaubte sie, plötzlich ein Gesicht ausmachen zu können. Schwarzes Haar, graue Augen... Durio? Ihre Lippen formten den Namen, doch sie hörte ihre Stimme nicht. Es musste eine Illusion sein. Eine schrecklich grausame, denn sie täuschte ihr vor, dass sie nicht bereits vor dem Orcus stand, kurz davor ihn zu betreten, sondern dass sie jemand retten würde. Sie lächelte schwach. Wer war nur so erbarmungslos, ihr etwas derartiges vorzuspielen? Ein Gott? Ihr eigener Verstand?

Annaea meinte zu spüren wie ihr gepeinigter Körper bewegt wurde. Sie zwang sich die Augen noch einmal zu öffnen und erkannte dasselbe wie zuvor. Ein bekanntes Gesicht direkt über sich, das von Furchen der Besorgnis durchzogen war. Erst nach einigen Augenblicken wurde ihr bewusst, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Sie lebte - und befand sich in Appius Sempronius Durios Armen, der sie aus der Menge trug. Nein, das konnte keine Halluzination sein.
Sie glaubte, seine warme, melodische Stimme zu hören, die den Lärm um sie herum durchdrang und beruhigend zu ihr sprach, auch wenn sie kein Wort wirklich verstehen konnte.

In ihrem Inneren herrschte ein überwältigendes Chaos, und schlagartig wurde ihr bewusst, wie knapp sie dem Tod entronnen war. Mit langen scharfen Klauen hatte er sich bereits nach ihr gereckt und nur Glück hatte sie aus seinem eisigen Griff gerissen, bevor es zu spät gewesen wäre. Es war ihm nicht gelungen, sie mit sich zu nehmen, doch er hatte sie unwiderruflich berührt und sich ihr auf eine Weise eingebrannt, die man nicht wieder auslöschen konnte. Sie war ihm gegenüber gestanden und hätte nicht die geringste Chance gehabt, sich gegen ihn zu wehren.

Für diesen Moment erlaubte sie sich ihren Kopf schwach gegen Appius' Brust sinken zu lassen, ihr Gesicht in seiner Kleidung zu vergraben, in die sich ihre Finger gekrallt hatten als fürchte sie sonst wieder zu fallen, die Augen zu schließen und ihren Tränen freien Lauf zu lassen.


Runa schloss die Augen. Freier Fall. Dem Ende entgegen. Wohin dieser Weg für sie wohl führte? Was wartete auf der anderen Seite auf sie? Wäre ihre Welt der Orcus oder Helheim? Würde sie der dreiköpfige Cerberus oder der Höllenhund Garm erwarten? Würde sie den Fluss Styx oder den Gjöll überqueren müssen? Würde Pluto oder Hel über ihre Seele herrschen? In welches Totenreich gelangte eine Sklavin, die mit vielen Göttern aufgewachsen, aber vermutlich von einem einzigen von ihnen jemals erhört worden war?

All diese Fragen schossen ihr durch den Kopf, während Runa in den Abgrund blickte.
Allerdings würde sie sich mit der Antwort auf diese Frage noch gedulden müssen, denn eine unsichtbare Macht packte sie, riss sie nach hinten und damit aus den Fängen des Todes.
Hilflos stolperte Runa zurück, bis sie schmerzhaft gegen etwas Hartes prallte. Die Welt um sie herum begann sich wild zu drehen und das Chaos war zu einem fernen, beinahe geisterhaften Tosen angeschwollen, das ihr nun beinahe unerträglich schien. Vergeblich versuchte sie sich zu orientieren, doch der einzige Fixpunkt blieben in der Sonne golden glühende Augen, in denen ein solcher Zorn brannte, dass es ihr den Atem verschlug. Hätte sie es nicht selbst in ihrem verwirrten Zustand besser gewusst, hätte sie gemeint einen rachsüchtigen Gott vor sich zu sehen. Dass sie damit nicht ganz falsch lag, verstand sie erst später.
Schwärze schob sich langsam vor ihr Sichtfeld und verschluckte die in Sonnenlicht gebadete Welt.

Das nächste, das sie wahrnahm, waren Stimmen, die die Dunkelheit langsam durchdrangen.
„Ein Zufall? Ja, dessen bin ich mir sicher!‟, knurrte Atius leise. Diese Stimme hätte sie überall wiedererkannt.
Schlagartig kehrte nun auch der Schmerz zurück, der wild in ihrem Oberkörper pochte, wo sie gewaltsam gegen den Stein gedrückt worden war. Die Position, in der man sie auf die steinerne Bank gesetzt hatte, schien ihn sogar noch zu verstärken.

„Ich bitte dich, ehrenwerter Centurio, du wirst mir doch nicht vorwerfen wollen, dass ich für diese Randalierer verantwortlich bin‟, antwortete der Senator und klang selbst in seinem theatralischen Schock noch süffisant. „Wieso sollte ich denn so etwas tun?‟
Der Angesprochene ging gar nicht erst darauf ein. „Meiner Frau hätte etwas zustoßen können. Meine Nichte wäre beinahe-‟
Was war mit ihr?

„Nun, das ist durchaus bedauerlich. Doch bin nicht ich dafür verantwortlich. Diese Vorwürfe halte ich für unangebracht‟, unterbrach ihn Calpurnius sogleich. „Es tut mir leid, sollte dein neuster Besitz Schaden genommen haben, doch es war tatsächlich nicht mehr als ein unglücklicher Zufall. Denkst du denn wirklich, dass ich dergleichen in die Wege leiten würde wegen...wegen einer Sklavin? Ich bitte dich, Germaninnen gibt es auf dem Markt gerade wie Sand am Meer und ohne Zweifel auch wertvollere als die mangelhafte Durchschnittsware, die dieser Hund Claudius seiner Kundschaft als das Beste anzubieten wagt‟, fuhr er abfällig fort.

Langsam kehrte die Erinnerung zu Runa zurück. Bruchstückhaft zwar und doch begannen sich die kleinen Teile nach und nach zu einem Ganzen zu fügen. Der Centurio hatte sie gerettet? Die Vorstellung schien ihr beinahe absurd. Andererseits hätte er wohl kaum seinen Gewinn sofort wieder verlieren wollen. Er tat nichts weiter als seinen Besitz zu schützen und das war nicht weiter außergewöhnlich. Nun wurde ihr auch klar, was Atius' Worte zu bedeuten hatten: er vermutete Calpurnius hinter dem Geschehenen.

Ob Runa ihn dessen fähig befunden hätte, bedurfte keines weiteren Gedanken darüber. Ohne Zweifel hätte er es tun können, aber steckte er auch tatsächlich dahinter? Bedeutete ihm ein Sieg des Centurios so viel, wäre es eine so schreckliche Demütigung gewesen, dass er so wegen dem Verlust einer Sklavin gehandelt hätte?

Blinzelnd schlug sie die Augen auf und musste sie vom gleißenden Licht der Sonne geblendet noch einmal kurz schließen. Schemenhaft erkannte die beiden Männer vor sich, die sich bedrohlich gegenüberstanden, sich mit ihren Worten umkreisten wie blutdurstige Wölfe kurz bevor sie sich aufeinander stürzen und ihre Zähne und Klauen in das Fleisch des anderen schlagen würden.

„Ich werfe dir rein gar nichts vor, Senator. Mir scheint bloß auffällig, dass irgendein fremder einfacher Bürger, Freigelassener oder meinetwegen ein verdammter Sklave es ausgerechnet auf die serva abgesehen hat, die ich soeben gewonnen hatte‟, entgegnete der Centurio und obwohl er versuchte seine Stimme so ruhig und gleichgültig wie möglich klingen zu lassen, hörte Runa das Beben darin, das seinen grenzenlosen Zorn verriet.

Auf den Lippen des Senators zeichnete sich ein spöttisches Lächeln ab und seine kühlen dunklen Augen steiften Runas Blick für eine Sekunde und jagten ihr einen kühlen Schauer über den Rücken. „Eine Verwechslung? Vielleicht war er ganz einfach ein Wahnsinniger oder blind vor Zorn? Es gäbe unzählige Erklärungen. Nun, aber dies hätte sich ganz einfach klären lassen. Ich bin mir sicher, du hättest keine Schwierigkeiten gehabt, ihn zum Reden zu bringen. Bedauerlicherweise...‟, ratlos hob er die Arme, „hast du ihn aber irreversibel seiner Stimme beraubt, als du deinen Besitz gerettet hast. Es wäre durchaus von Vorteil gewesen, ihn nicht gleich in den Tod zu stürzen, ehrenwerter Centurio.‟

Calpurnius beugte sich ein wenig vor und blickte die Zuschauertribüne hinab auf die verlassene Rennbahn, wo der leblose Körper des Angreifers mit gebrochenen Knochen im Sand lag, den Runa sich bloß ausmahlen konnte. Atius folgte seinem Blick und biss die Zähne unter dem bitteren Gefühl einer kleinen Niederlage in seinem endgültigen Sieg zusammen.
Die Lippen des Senators zierte ein kühles, hochmütiges Lächeln.
„So werden wir es wohl nie erfahren.‟

All die glatte Arroganz fiel von Calpurnius ab, als er sich wieder innerhalb der Wände seines Hauses befand. Letztendlich war der Tag dennoch in einer schmählichen Niederlage geendet. Atius hatte gewonnen - erneut! Wütend riss er sich seinen Mantel von den Schultern und schleuderte ihn durch den Raum. Olympias hatte ihn bereits erwartet, öffnete ihren Mund, schloss ihn jedoch sofort wieder, als sie seine düstere Miene bemerkte. Jede Frage wäre völlig überflüssig gewesen.

Mit schweren Schritten, die als einziges Geräusch das Haus durchbrachen, stapfte er davon. Alle Sklaven mussten sich bereits ängstlich zurück gezogen haben. Beinahe stieß diese furchtsame Unterwürfigkeit ihn ab. Ob sie wohl auch so gehandelt hätte? Sie, die es gewagt hatte, ihn von sich zu stoßen, wie einen Straßenköter zu treten und ihm trotz allem noch so selbstsicher entgegen getreten war? Nein, bestimmt nicht. Dieses Mädchen war nichts weiter als eine Löwin in Ketten, die ihr den Anschein einer Gefangenen verliehen. Denn wie eine solche lief sie in ihrem Käfig auf und ab und versuchte eine Illusion von verängstigter Hilflosigkeit, ja, von fast menschlichen Gefühlen zu erzeugen, damit irgendein Dummkopf darauf hereinfallen und sie von ihren Fesseln befreien würde.
Doch bei der ersten Gelegenheit schnappte sie zu wie das wilde Tier, das sie im Herzen noch war. Was anderes hätte er sich nun von einer solchen Löwin erwarten sollen? Dass sie sich feige versteckte wie die meisten seiner Sklaven? Wider seines Willens hätte sie keinen Funken Furcht gezeigt.

Nun war es das, was er sich wünschte. Vor zwei Tagen noch hätte Calpurnius dem Mädchen liebend gerne zu einen grausamen Tod für ihr Handeln verholfen, jetzt aber war eben diese Widerspenstigkeit genau das, wonach er verlangte. Niemand konnte sie ihm noch bieten. Salvius war ein gehorsamer Tölpel, der sich eher das Leben genommen hätte als gegen ihn aufzubegehren, Hadassah war zu einer devoten, gewissenhaften Dienerin geworden und nicht einmal die scharfzüngige Olympias hätte ihm noch dergleichen geben können. Nicht auf diese Weise. Niemand in diesem Haus war nicht perfekt erzogen und nach seinem Bild eines tadellosen Sklaven geformt. Mit einem Mal widerte ihn das geradezu an. Jämmerliche, langweilige Feiglinge!

Innerlich kochend ließ er sich auf seinen Stuhl fallen, nahm einen Schluck aus dem Becher Wein, der ihn dort dank Hadsassahs oder Olympias' gewissenhafter Hand erwartete wie erwünscht. Falerner, das Beste, das man in Rom finden konnte, und doch hätte er in diesem Moment keinen Unterschied zu dem billigen Gesöff gefunden, das man in den Kneipen der Subura ausschenkte.
Stille.
Stille.
Verfluchte unsägliche Stille.

Als vor zwei Tagen die Sonne den selben Stand gehabt hatte, hatte der leise Gesang der Sklavin seine kostbare, unantastbare Ruhe gestört. Ja, ihre bloße Anwesenheit hatte die Idylle dieser Villa vergiftet. Nun löste die Abwesenheit all dessen eine noch größere Rastlosigkeit in ihm aus.
Aufgewühlt schritt er zu dem Raum, in dem sie auf den Knien jeden kleinen Fleck des Bodens mit ihren wunden Fingern zum Strahlen gebracht und trotz allem wie in stillem Widerstand leise gesungen hatte. Beinahe hätte er sich erhofft, sie wieder dort vorzufinden. Hier, statt in Atius' Haus, in seinem Besitz.

Noch vorgestern... und jetzt hatte er sie verloren. Ausgerechnet an Atius! Jemand, der ihren Wert nicht verstehen, ihn nicht zu schätzen wissen würde. An ihr hätte die Kunst der Bändigung solcher wilden Geschöpfe eine unendlich genüssliche werden können. Eine Freude, von der dieser vulgäre Militär rein gar nichts verstand. Für ihn war sie nichts weiter als ein netter Gewinn und ein Beweis Calpurnius' Niederlage, den er zu seiner neuen Küchenhilfe, seiner vestiplica oder wenn ihm danach beliebte - und das hätte ihn nicht weiter überrascht - sogar zu seiner Konkubine machen würde. Eine grausame Verschwendung.

Zischend wandte er sich wieder ab, stolzierte im ruhigen Haus auf und ab und verfluchte es für seine widerwertige Stille, die ihm noch mehr vor Augen führte, das ihm nach rein gar nichts zu Mute war, ihn der Gedanke an alles abstieß. Wegen dem Verlust einer serva. Einer unbedeutenden, wertlosen Sklavin!

Es war doch verrückt! Dann kaufte er sich eben eine neue - die schönste germanische Sklavin Roms - wie er es Atius so geringschätzig erklärt hatte. Aber das war Unsinn. Und wenn sie die begehrenswerteste Frau der gesamten irdischen und göttlichen Welt gewesen wäre, bezaubernder als Venus, hätte es in Calpurnius nicht weniger Interesse wecken können. Er wollte keine andere, sondern diese. Diese eine, die ihm nicht mehr gehörte und nie wieder gehören würde. Machtlosigkeit. Wie abscheulich sie sich doch anfühlte. Fremd und doch in Bezug auf den verhassten Centurio in gewisser Weise vertraut.

Selbst wenn er in diesem Moment kaum etwas als widerlicher hätte empfinden können, stürzte er den übrigen Wein in einem Zug hinunter.
Nicht mehr als ein mickriger Sieg war ihm geblieben. Der Mann, der verhindern hätte sollen, dass sie in Atius Hände fiel, war nicht mehr fähig gewesen, ihn zu verraten. Doch das blieb der einzige Erfolg. In allem anderen hatte dieser Idiot völlig versagt. Alleine in dem Moment, in dem er leblos im Sand des Circus gelandet war, hatte er dem Senator - oder eher seiner groben Hand, die ihn zu Sturz brachte - gehorcht und ihm nicht noch weitere Schande gebracht.

Eine Tat, die sich Atius nun selbst zuschrieb. Beinahe hätte das auch der Wahrheit entsprochen. Als der Schlag des Centurios ihn getroffen hatte, war er zurückgestolpert, gegen die Brüstung. Vielleicht wäre er gefallen, vielleicht aber auch nicht. Was wenn nicht? Wie ungelegen das dem Senator gekommen wäre!

Für einen kurzen Moment schien der Narr wohl noch tatsächlich geglaubt zu haben, dass Calpurnius ihn vom Abgrund wegziehen würde. Als er seine wirkliche Absicht erkannt hatte, war es zu spät gewesen. Mit einem einzigen letzten Stoß hatte er ihn direkt in den Tartarus gestürzt, wo er nur noch Letum, Nox und Somnus den Plan des Senators hätte gestehen können.
Zumindest in seinem Tod hatte dieser Versager ein klein wenig Nützlichkeit gezeigt, doch änderte das nichts daran, dass der Rest des Plans schmählich gescheitert war. Wenn er es nicht konnte, sollte keiner diese serva haben.

Sein Blick blieb an der perfekt gearbeiteten Statue hängen, die den Raum schmückte, an ihrem zarten, hübschen Gesicht, das ihm so schmerzlich vertraut war. Langsam streckte er seine Finger nach der wohlgeformten Wange aus, die sich darunter fürchterlich leblos anfühlte. Kalter, toter Stein - und doch bildete er die Wahrheit täuschend ähnlich ab als hätte er doch den wirklichen jungen Mann vor sich. Eine Skulptur aus Marmor, geschaffen von menschlichen Händen, die die wahrhaftige Kunst perfekt imitierte.

Schönheit, die unverderblich war, selbst über den Tod hinaus. Wie die des Hyacinthus, Apollos Geliebtem, den sein Diskus getötet hatte, die von seiner irdischen in die einer Blüte verwandelt worden war. Auch Calpurnius' Hände hatten sich vielleicht mit seinem Blut befleckt. War nicht er an seinem Untergang schuld? Doch wie der Gott hatte er ihn in einem Meisterwerk verewigt.
Zaghaft strichen seine Fingerspitzen über das harte Antlitz, vollzogen jeden seiner Schwünge nach und versuchten sich zu entsinnen, wie sie sich angefühlt hatten, als sie aus lebendigem, warmen Fleisch geformt gewesen waren. Ein Gefühl so vertraut, das es unzählige alte Erinnerungen mit dem Geschmack kühlen Weins und dem Duft römischer lauer Sommernächte heraufbeschwor. In den leblosen Augen, die ihn anblickten, suchte er das Feuer, das ihm dort immer begegnet war. Eine Flamme, an der man sich so leicht verbrennen hätte können, wie an ihrer.

Runa. Runa. Ein seltsamer Name. So barbararisch als wäre sie nicht in einem guten römischen Haushalt, sondern in den Wäldern des Nordens geboren worden. Vielleicht war sie das auch und dieser Teil Claudius' Lobesrede war erstunken und erlogen gewesen. Ja, es klang exotisch, unrömisch. Jedoch war ihm nicht in den Sinn gekommen, ihren Namen zu etwas Kultivierterem wie einem lateinischen oder griechischen zu ändern. Nein, das Wilde daran gefiel ihm. So wie es ihn immer schon angezogen hatte.

Mit einer unglaublichen Zärtlichkeit strich seine Hand über die kühle marmorne Wange, die darunter so ungerührt verblieb wie zuvor.
Er brauchte das gefährliche Spiel, das Abenteuer - bis er gewann, bis diese Geschöpfe seine Ketten freiwillig umlegten. Das war eine absolute, beinahe übermenschliche Macht. Eine Macht, die ihn und sie hätte verbinden können. Wie wundervoll der Augenblick gewesen wäre, in dem sie, die unbezähmbare Löwin, sich ihm unterworfen, ihm eine Treue geschworen hätte, die man sonst nirgendwo fand. Die Sekunde, ab der sie nicht nur sein rechtmäßiger Besitz gewesen wäre, sondern ihm gehört hätte.
Calpurnius schloss die Augen. Unter seinen Fingern verwandelte sich kalter Stein in warme Haut.

Fremder hätte ihm diese Sklavin nicht sein können und doch fand er diesen vertrauten Funken in ihrem Blick, so als wäre er es, der ihn daraus anblickte. Wieder bei ihm und noch viel unbezwingbarer als zuvor. Für einen Augenblick sah er sie erneut vor ihm auf dem Boden knien. Ihr weiches blondes Haar, das Schwarz ihrer großen Augen, die zarte Haut, rosigen Lippen, ihre wunden schmalen Hände... Eine verführerische Mischung aus Unschuld und Wildheit. Wie sehr hätte sie doch Schmerz und Tod für ihre Tat verdient gehabt.

Sollte sie ihren Weg auf irgendeine Weise zu ihm, ihrem richtigen Herren, zurückfinden, würde sie leiden müssen - für ihren Fehler, für seine Schande sich vor dem Centurio blamiert und gegen ihn verloren zu haben, für jeden von Atius' Befehlen, den sie ausgeführt haben würde.
In seinem Inneren wusste er, dass er es nicht getan hätte. Mit seinen eigenen Händen hätte er sie durch die Tore der Villa getragen und alles dafür getan, dass ihr kein einziges Haar gekrümmt wurde.

Wie könnte man es auch wagen etwas so Schönes mit Gewalt anzufassen? Wie könnte man es wagen, es zu zerbrechen und für immer zu zerstören? Man musste es mit äußerster Sorgfalt behandeln, es schützen und verehren. Alles andere wäre nicht bloß eine Verschwendung gewesen, sondern ein grausames Verbrechen. Jeder einzelne Tropfen Blut an ihren verletzten Fingern war ein widerliches Vergehen gewesen, das er zu gerne ausgelöscht hätte. Einem solchen Wesen Schaden zuzufügen, sie zu töten zu lassen, wie er es vor wenigen Stunden noch gefordert hatte -

Nein.
Calpurnius öffnete die Augen und fixierte das Gesicht vor sich, das letztlich bloß noch ein Schatten einer entfernten, besseren Vergangenheit war. Hatte er tatsächlich vergessen, was sie war? Hatte er tatsächlich nur für eine Sekunde an der Bedeutungslosigkeit dieser Kreatur gezweifelt? Hatte er in ihr tatsächlich so etwas gesehen haben wollen wie einen Menschen?
Lächerlich! Nichts war sie außer einem wertlosen Wesen. Weiter nichts als ein unförmiges Stück Marmor, das ohne die Hand eines fähigen Künstlers nie etwas von Brauchbarkeit und Geltung werden konnte. Er, nur er allein, hätte sie zu etwas Kostbarerem meißeln können, wofür sie ihm hätte dankbar sein müssen.

Und doch waren Augenblicke vergangen, in denen er dies vergessen hatte, in denen sich in ihm wie vor zwei Tagen ein fremdes Gefühl geregt hatte, das sich tiefer und tiefer in seine Seele fressen wollte. Gift. Pures Gift.
„Salvius!‟, durchschnitt seine Stimme die drückende Stille. Bereits nach wenigen Herzschlägen des Wartens spürte der Senator Ungeduld in sich aufsteigen. Würde er ihn schon wieder warten lassen?
Einige Momente später betrat der riesenhafte Sklave mit schweren Schritten den Raum.
„Herr?‟

Calpurnius wartete nicht einmal eine Sekunde ab, bevor er nach der Peitsche griff und sie mit voller Wucht auf den Mann niedersausen ließ. Bereits nach dem ersten Schlag, der seine Wange traf, taumelte der Gallier ein paar Schritte überrascht zurück, doch Calpurnius setzte schon zum nächsten an. Wieder und wieder. Jeder Knall ein weiterer Begleiter einer neuen Wunde. Jeder Knall ein neues gequältes Geräusch von den Lippen des Dieners. Jeder Knall Befriedigung und ein weiterer Tropfen Öl in das Feuer, das in Calpurnius Innerem brannte, zugleich.

Salvius musste für seine Abwesenheit am vorherigen Tag teuer bezahlen, doch er trug auch das Leid derer, die sein Herr nicht bestrafen konnte. Marcus Atius Scapula, der ihn bloßgestellt hatte. Runa, die ihn gedemütigt hatte, Teil von Atius' verhasstem Spiel gewesen war, es selbst jetzt noch aus der Ferne wagte, seine Ruhe zu stören. Er selbst, der es zugelassen hatte, sich selbst - und wenn nur für wenige flüchtige Momente - zu vergessen und eine Weichheit zu zeigen, wie sie keinem einflussreichen Senator Roms gebührte.

Ein quälendes Brennen breitete sich in seinem Arm aus, der immer wieder aufs Neue zu einem brutalen Schlag ausholte. Sein Herz war in einen stolpernden hektischen Rhythmus verfallen, in dem es wieder und wieder schmerzhaft gegen seinen Brustkorb trommelte.
Erst als sich Salvius nicht mehr rührte ließ er schwer atmend und verschwitzt die Peitsche seinen Fingern entgleiten und zu Boden fallen. Sofort fing er Olympias Blick auf, die ihn mit geweiteten Augen beobachtete, unsicher ob sie näher herantreten sollte.
„Herr, was ist passiert?‟

„Er hat mich enttäuscht‟, antwortete er eisig.
„Ist er-‟, setzte Olympias zu einer Frage an, wurde aber sofort unterbrochen.
„Was kümmert mich das? Er hat es gewagt mich zu verärgern‟, zischte Calpurnius. „Hadassah soll ihn versorgen, sollte das noch notwendig sein.‟
Zögerlich nickte die Sklavin, während sie ihn mit besorgter Miene musterte. Zerzaust, Schweißperlen an seiner Stirn und schwer atmend machte er keinen besseren Eindruck als am Abend zuvor.
„Der medicus hat doch ausdrücklich gesagt, du solltest dich nicht überanstrengen, Gebieter. Dein Herz‟, begann sie respektvoll, aber deswegen nicht weniger eindringlich.

Der Arzt hatte gesagt, es wäre schwach, nicht mehr fähig die Strapazen eines jüngeren Lebens zu tragen, weshalb er sich mit dem eines alternden Mannes begnügen würde müssen. Doch die meiste Zeit beachtete der Senator diesen Rat kaum. Auch jetzt tat er Olympias' Worte wie etwas Lästiges mit einer Handbewegung ab, selbst, wenn sie die einzige war, der er solche Worte überhaupt hätte durchgehen lassen.

„Dieser Idiot hat mich heute im Circus Maximus enttäuscht, Salvius hat mich enttäuscht, jeder hier hat mich enttäuscht‟, sprach er bitter zu sich selbst, während sich sein Blick auf einen Punkt in der Ferne richtete, diesen durchbohrte als sehe er dort etwas Verhasstes.
„Du‟, fuhr er abrupt an Olympias gerichtete fort und wandte sich schlagartig wieder zu ihr um.
„Ja, Herr?‟ Ihre Augen suchten fragend in seinen, was gerade in seinem Inneren vorging. Was sich in ihren spiegelte, vermochte er nicht zu sagen. Verwirrung? Neugierde? Vielleicht sogar ein Funken Verunsicherung?

„Du wirst mich doch nicht enttäuschen, nicht wahr?‟ Langsam schlossen sich seine Hände um ihr Gesicht, beinahe behutsam als müsste er fürchten, sie sonst zu verletzen. Unter seinem Daumen spürte er ihre weichen Lippen, deren Schwung er zärtlich nachzeichnete.
Zögerlich schüttelte sie den Kopf. „Das würde ich niemals, dominus.‟

„Natürlich würdest du das nicht‟, wiederholte er kaum hörbar wie um sich selbst davon zu versichern. Tief atmete er ihren vertrauten Duft ein, während er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte. Seine Olympias hätte nie ein Ärgernis für ihn sein können. Schließlich senkte er seine Lippen auf ihre. Ein vertrautes Gefühl, eine bittersüße Verführung, der er sich nur ungern wieder entziehen wollte, doch er zwang sich, sich nach einigen Augenblicken bereits wieder von ihr zu lösen.

„Sag Hadassah, sie soll sich um diesen Nichtsnutz kümmern‟, seufzte er leise gegen ihre Lippen, „und dann komm wieder zu mir. Lass mich ja nicht zu lange warten.‟ Nur widerwillig befreite er sie aus seinem sanften Griff.
Während sie sich schnell auf die Suche nach der Judäerin machte, warf Calpurnius einen kurzen Blick zurück auf den bewusstlosen Salvius ohne dabei wirklich ihn zu sehen, ehe er sich endgültig abwandte.
Nein, du bist kein Mensch.

Nach einigem Warten geht es richtig weiter, auch wenn ich mit diesem Kapitel nicht so recht zufrieden bin. Den Spruch kennen vermutlich viele Leser von mir ;)
Wieder mal ist der Teil Calpurnius-lastiger geworden als ursprünglich geplant, aber ich hoffe, das stört nicht.

Wie einige vielleicht schon gesehen haben, gibt es mittlerweile ein Charakterverzeichnis und ein Wörterbuch zu Beginn der Geschichte, bei dem ich mich über Feedback natürlich auch sehr freuen würde. Ich hoffe, beides erfüllt seinen Zweck.

Bis zum nächsten Kapitel

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