Die Natur schlägt zurück

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Diese Story knüpft an der Explosion in Helden fallen nicht vom Himmel (Norman Price and the mystery in the sky) an. 

>Nein! Nein, das kann doch nicht wahr sein! Sam! Ihm darf nichts passiert sein!< Alles in mir rotierte, mein ganzer Körper schien grade zu versagen, während mein Herz sich zusammenzog und zu brechen drohte. Ich nahm nur gedämpft die fassungslosen Ausrufe der Umstehenden wahr. Ich warf Charly einen Blick zu, der seinen Kopf senkte, während er traurig den Namen seines Bruders aussprach. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich schaute zurück zu dieser grünen Wolke am Horizont, die einem Atompilz gleich schwer über der Stelle hing, wo die Batterien explodiert waren - die Batterien, die Sam eben noch in Händen hatte.

Ich wusste, ich musste etwas tun. Ich musste Sam suchen. Vielleicht hatte er noch eine Chance, wenn ich ihn nur schnell genug fand. Aber konnte jemand so eine Explosion überleben? Würde ich den Anblick ertragen können, wenn ich ihn zerfetzt und seine Kleidung und Haut von der Batteriesäure zerfressen finden würde? Als Feuerwehrfrau gehörte es dazu, dass man auch mit dem schlimmsten rechnen musste. Aber das hier war Sam. Es war nicht schlimm. Es war die Hölle auf Erden und ich fand nicht einmal ein Wort dafür, das beschreiben würde, wie grauenvoll sein Tod für mich sein würde. 

Ich wollte grade meine wackeligen Beine in Bewegung setzen, als ich etwas am Horizont sah. Ich hielt den Atem an und versuchte auszumachen, was dort war. Hoffnung keimte in mir auf, brach sich wie eine Welle durch meinen Körper, drehte mir den Magen um, aus Angst dass sie vergebens war und ich nur halluzinierte. Doch der Fleck am Horizont wurde größer, kam genau auf uns zu und bald schon erkannte ich das Geräusch von Juno's Motor. 

"Feuerwehrmann Sam!", rief ich laut und deutete in die Richtung. Meine Stimme klang heiser und drohte mir zu versagen.>Bitte, lass die anderen ihn auch sehen! Ich darf mir das nicht nur einbilden!< Mein Flehen wurde erhört, als nach und nach alle freudige Ausrufe ausstießen und jubelten. 

Ein Zittern ergriff meinen Körper und meine Beine gaben nach. Ich sank auf die Knie und starrte fassungslos und unendlich erleichtert Sam entgegen, der dem Kai immer näher kam. Meine Brust wurde eng und ich begann nach Luft zu ringen. Mir wurde heiß, dann kalt, als Sam nah genug war, dass sich unsere Blicke begegnen konnten. Hatte er bis grade noch gelächelt, wurde er nun ernst. Besorgnis schlich sich in seinen Blick. Warum? War er verletzt? 

Mir war so kalt. Ich zitterte. Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Eine weitere auf meine andere. Charly und Gwendolyn hockten sich neben mich, während Sam aus meinem Blick verschwand, als er mit Juno hinter das Seenotrettungszentrum fuhr. Charly sagte etwas, aber ich verstand ihn nicht. Gwen legte einen Arm um mich, der wie eine Last auf meinen Schultern ruhte. Sie wollten mir Trost spenden. Wollten für mich da sein.

>Wo ist Sam? Habe ich mir das doch nur eingebildet? Kommt er nie wieder zurück? Wieso nur hatte ich ihm nicht gesagt, wie sehr ich ihn liebe? Vielleicht wäre er dann vorsichtiger gewesen. Vielleicht wäre er dann noch bei mir. Wie soll ich nur ohne ihn weiter machen? Sein Lächeln, seine Stimme, seine Präsenz? Er allein kann mich glücklich machen, nur weil er da ist . Ohne ihn will ich nicht sein. Ich kann es nicht...<

"Penny?!" Diese Stimme. Seine Stimme. Mein Kopf fuhr hoch. Charly stand auf und trat einen Schritt zur Seite. Sam kam aus dem Seenotrettungszentrum gestürmt. Sein Blick war voller Angst. Er fiel vor mir auf die Knie und packte mich an den Oberarmen."Was hast du? Ist etwas passiert? Bist du verletzt?" Das war so typisch für ihn. Immer die anderen. Niemals dachte er an sich, oder was die Konsequenzen seines Handelns für andere bedeuten konnte. Er roch nach Rauch und scharfen Chemikalien, trotz dessen, dass er vollkommen durchnässt war - die Explosion musste ihn von Juno herunter geschleudert haben. Seine Uniform war an einigen Stellen versenkt oder zerrissen. Ein kleiner Schnitt prangte auf seiner rechten Schläfe. Nichts schlimmes.

"Was passiert ist?" Meine Stimme war schwach, doch mein Ärger brachte mein Blut zum kochen und ließ den Schock, den ich grade noch durchlebt hatte, verfliegen, wie ein aufgescheuchter Vogel."Das fragst du mich wirklich?! Du bist passiert, Sam. Tu so etwas Dummes nie wieder!", warf ich ihm nun an den Kopf. Ich wollte ihn umarmen, wollte spüren, dass er wirklich da war, seine Wärme spüren und sein Herz in seiner Brust schlagen hören, während ich seinen Duft inhalierte. Doch ich nahm auch wahr, dass die Umstehenden sich alle um uns versammelten. Ich durfte jetzt nicht nachgeben. Keine Schwäche zeigen. Nicht vor allen Leuten offenbaren, dass sie die ganze Zeit mit ihrem Geschwätz Recht gehabt hatten und ich ihn wirklich liebte. 

Stattdessen stieß ich ihm meine Hände vor die Brust und er ließ überrascht meine Arme los, während ich mich aufrappelte und zum Sam-Mobil zurück ging. Hatte ich es bis eben noch geliebt sein Gesicht darauf zu sehen, frustrierte es mich nun ungemein. Nicht, weil ich seinen Anblick nicht ertragen konnte, sondern einfach, weil ich vor allen Leuten so schwach geworden war - wegen ihm - und eigentlich wollte ich am liebsten noch viel schwächer werden.

Ich riss sein Gesicht auf der Beifahrerseite ab, zerknautschte es und warf es in den Fußraum, als ich einstieg. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und beobachtete Sam, der von Charly umarmt wurde. Kaum entließ dieser ihn, sprangen Sam die Zwillinge auf die Arme. >Das ist seine Familie. Welches Recht hatte ich, mich mit meinem Verhalten von eben auf die selbe Stufe wie sie zu stellen? Wie hatte mich meine Angst und meine Trauer nur so lähmen können, dass Sam's Familie mir hatte Trost spenden wollen? Mir? Wo ich nur eine Freundin und Kollegin war.< Ich sah, wie Sam einen Blick zu mir rüber warf, ehe Charly die Schultern zuckte.>Sie sprechen über mich. Mein Verhalten gibt ihnen Rätsel auf und ich kann verstehen, warum. Ich bemühe mich stets so sehr, rational und immer gelassen zu bleiben. Heute habe ich total versagt. Na super. Jetzt laufe ich Dilys den Rang um die Drama-Queen von Pontypandy ab.< Ich seufzte resigniert und legte die Stirn an die Scheibe. 

Ich war es so müde, meine Gefühle immer verstecken zu müssen. Ich legte immer so viel Wert auf ein offenes und ehrliches Miteinander, aber bei Sam brachte ich es einfach nicht über mich - und ich belog auch jeden anderen, der glaubte, meine Liebe für ihn entdeckt zu haben, indem ich es immer und immer wieder runter spielte oder abstritt.

Das Sam-Mobil erzitterte und ich dachte im ersten Moment, Sam wäre eingestiegen, doch das Zittern hörte nicht auf, wurde stärker. Als ich aufsah, sah ich, wie an den vom fliegenden Mann beschädigten Häusern Schiefern vom Dach fielen. Risse bildeten sich in den Wänden. Ich schaute in den Rückspiegel, sah wie alle um ihre Balance kämpften und sich verwirrt ansahen. Ein Erdbeben. Wir waren keine Erdbeben geplagte Region. Das musste etwas mit der Explosion der Batterien zu tun haben - und wenn das Beben sich auf das Meer auswirkte, vielleicht sogar dort seinen Ursprung nahm, war die ganze Stadt in höchster Gefahr. Ich sprang aus dem Auto und rannte zu den anderen zurück.

"Wir müssen sofort weg hier. Lasst alles stehen und liegen und lauft in die Berge. Trevor, pack dir den Bus so voll, wie du nur kannst. Erst Kinder und Frauen. Sam, komm! Wir müssen sofort über Venus'...ich meine die Lautsprecher vom Sam Mobil, die anderen Bewohner Pontypandys auffordern, die Stadt zu evakuieren."

"Wegen einem Erdbeben? Es ist doch schon wieder vorbei!", wandte Charly nun ratlos ein, als das Beben unter unseren Füßen erstarb.

"Jedes Erdbeben bringt auch noch Nachbeben mit sich, die unter Umständen schlimmer werden können. Sollte das Beben vom Meer her kommen, müssen wir mit einem Tsunami rechnen. Wollt ihr dann noch hier stehen?" Die Augen der Umstehenden weiteten sich geschockt, bevor sie sich Sam zuwandten, als wollten sie von ihm hören, dass es nicht stimmte, was ich gesagt hatte. Leider konnte er das aber nicht abstreiten. 

"Wo sollen alle hin?", fragte er stattdessen. 

"In die Berge. Wir verständigen Moose, damit er alles am Bergsteigererlebnispark bereit macht und Garreth, damit er sie mit dem Zug hinauf bringt."

"Wie viel Zeit haben wir?", fragte Dilys panisch.

"Das kann man nicht sagen. Vielleicht eine Stunde, vielleicht etwas mehr, oder auch weniger. Seht zu, dass ihr so schnell wie möglich hinauf in die Berge kommt, nehmt nichts mit. Das packen kostet euch nur Zeit", hörte ich Sam sagen, als ich mich schon ans Funkgerät gehängt hatte, um Steele, Tom und Moose zu informieren."Dilys, warte!", rief er dann und ich wandte mich ihm zu, als Gwendolyn und die Zwillinge bereits mit einigen anderen Frauen und Kindern, die von der Explosion angelockt worden waren, von Trevor weggefahren wurden. 

"Was ist los?", fragte ich ihn, als er die aufgeregten Leute am Kai zu beruhigen versuchte. 

"Die Leute sind alle außer Rand und Band. Trevor will so oft fahren, wie er kann, aber ohne jemanden, der das hier koordiniert, wird das in die Hose gehen und Dilys hat gemeint, sie müsse noch einmal in den Laden zurück, um die Fenster zuzumachen."

"Wollen wir hoffen, dass sie früh genug zurück ist. Wir haben keine Zeit, um jeden einzelnen her zu holen oder in die Berge zu schicken."

"Fahr du mit Ve...dem Sam-Mobil rum und mach die Durchsagen. Ich komme nach, sobald hier alles erledigt ist."

"Auf keinen Fall, wirst du das tun", wandte ich entschlossen ein und er sah mich überrascht an."Ich denke, du hast deiner Familie schon einen Schrecken zu viel eingejagt heute. Du solltest die Durchsagen machen und das Team anleiten. Es müssen auch die Fahrzeuge in Sicherheit gebracht werden, damit sie nicht beschädigt werden und hinterher für die Aufräumarbeiten zur Verfügung stehen."

"Mir wäre es lieber, wenn du das machst. Dann wüsste ich dich in Sicherheit."

"Und ich denke, dass du heute genug Leben am Limit gespielt hast. Bring dich in Sicherheit, Sam. Mach deinem Bruder und seiner Familie nicht noch mehr Sorgen, als sie sich schon gemacht haben. Bitte. Sobald alles erledigt ist, komme ich nach. Lasst Phönix stehen. Außer uns beiden kann ihn keiner Offroad fahren."

"Sei vorsichtig." Er ergriff meine Hand und ich spürte, dass er am liebsten noch mehr getan hätte. Sein Blick zeigte mir so viel Widerwillen und Besorgnis, dass es mir das Herz erwärmte. Konnte es sein, dass ich bessere Chancen hatte, als ich immer dachte?

Er löste sich von mir und stieg ins Sam-Mobil ein. Sofort startete er mit der Durchsage, dass jeder sich auf den Weg zum Bahnhof machen sollte, der ein eigenes Auto hatte, jeder mit einem SUV direkt zum Bergsteigererlebnis Park fahren sollte und warum. Keine zwei Minuten später kam Unruhe in der Stadt auf. Trevor traf noch zwei Mal ein und ich stopfte ihm den Bus so voll, mit Menschen, wie es eben nur ging. Ich hielt jeden PKW an, der nicht voll besetzt war und forderte die Leute auf die noch freien Plätze zu besetzen. 

Die Reihen lichteten sich endgültig, als Trevor das vierte Mal eintraf, aber als die letzten Menschen einstiegen, war auch das der Moment, den ich die ganze Zeit gefürchtet hatte. Ich sah zum Strand hinter dem Seenotrettungszentrum und entdeckte, was ich mir nie zu erleben gewünscht hatte.

"Es geht los", flüsterte ich schockiert, als ich sah, wie das Meer sich zurück zog."Rein in den Bus. Alle rein da!" Ich scheuchte die letzten Menschen, die am Kai standen in den Bus, als ich Tiger sah, der auf das Kaffee zusteuerte. Ich rannte hinüber, packte ihn und reichte ihn dem letzten Passagier, als dieser einsteigen wollte."Fahr, Trevor. So schnell du kannst. Lass dich nicht aufhalten und schau nicht zurück."

"Komm mit uns, Penny." Ich schüttelte mit dem Kopf. 

"Ich muss Phönix in die Berge bringen. Wir brauchen all unsere Ausrüstung, wenn das Wasser sich zurück gezogen hat." Trevor nickte und schloss die Tür, als ich zur Wache sprintete. Die Tore der Wache standen offen. Es stand wirklich nur noch Phönix in der Halle. Ich ließ die vorderen Tore runter, um der Fahrzeughalle ein wenig Schutz zu bieten, ehe ich mich in Phönix schwang und ihn raus fuhr. Ich schloss auch das letzte Tor, doch als ich grade wieder anfahren wollte, wanderte mein Blick zum Meer hinunter und ich erstarrte. Dort kam die Monsterwelle. Sie bäumte sich in der Ferne auf und es war schwer abzuschätzen, wie hoch sie wirklich war, aber mir war klar, dass sie hoch genug war, um Schaden anzurichten - sehr viel Schaden. 

Ich riss Phönix Tür auf, als ich ein Bellen hörte. Verwirrt stieg ich aus und schaute um die Ecke. Vor Jupiters Tor stand Schnuffi und kratzte mit der Pfote am Tor. Was tat er denn hier?

"Schnuffi." Der Dalmatiner schaute in meine Richtung, bevor er aufsprang und mich freudig begrüßte."Du solltest doch bei den anderen sein!", sprach ich laut aus, was ich dachte, nicht ohne den Ärger in meiner Stimme zu verbergen. Wie hatten sie den Hund nur vergessen können?"Spring rein!", forderte ich ihn dann auf und er sprang in Phönix' Führerhaus. Ich hatte die Tür noch nicht richtig geschlossen, als die Welle sich am Hafenkai brach und ich schaute fassungslos zu, wie sie die Häuser unter sich begrub.

Meine Zeit zur Flucht war vorbei. Auch wenn die Welle gebrochen war und sie die größte Kraft verloren hatte, würde das Wasser in wenigen Sekunden hier sein. Ich drückte auf den automatischen Toröffner und rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her bis das Tor so weit offen war, dass ich wieder zurücksetzen konnte. Ich war noch nicht richtig in der Halle, als ich den Drücker erneut betätigte. Das Tor schloss sich quälend langsam und auf den letzten Zentimetern hatte das Wasser die Wache erreicht und spritze noch herein, bevor es sich ganz schloss. Ich hoffte sie würden so stabil sein, dass sie das Wasser abhalten würden.

"Schnuffi, geh hoch!", befahl ich dem Dalmatiner und atmete erleichtert auf, als er meiner Order folgte. Ich rannte zur Werkbank und durchwühlte sie. Ich fand schnell stabiles Klebeband und machte mich damit an Phönix Tankstutzen zu schaffen. Ich hoffte, dass das Wasser nicht hoch genug stieg, um den Motor zu beschädigen, aber ich musste den Tank zusätzlich abdichten, damit kein Wasser eindrang. Erst als ich fertig war, merkte ich, dass das Wasser Knöchelhoch in der Halle stand. Ich schaute zum Tor. Am Boden drückte das Wasser sich bereits hinein. Ich sah hinauf zu den Fenstern in zwei Metern Höhe und erschrak, als ich das Wasser dort bereits stehen sah und es stieg stetig an. Die Tore knarzten und ächzten unter dem Druck. Sie würden nicht mehr lange stand halten.

Ich rannte zur Treppe, doch auf halbem Weg gab das Tor von Venus' Stellplatz nach und das Wasser riss mich von den Beinen.

>Sam's Sicht<

"Wo ist Penny? Sie müsste mittlerweile da sein." Ich bahnte mir meinen Weg durch die Menge, suchte über die Köpfe der Bewohner die Umgebung nach Phönix Kranarm ab, der alle überragen müsste."Penny! Hat sie jemand gesehen?" Wir hatten grade die Zählung der Stadtbewohner beendet und erleichtert festgestellt, dass alle es geschafft hatten, alle bis auf eine. Penny.

Ich hatte sofort versucht sie zu erreichen, aber das Handynetz war tot und auch am Funknetz waren nur Störsignale zu hören. Ich musste sie finden. 

"Sam! Wo willst du hin?" Ich wandte mich Hauptfeuerwehrmann Steele zu, der nun mit Ellie zu mir trat, als ich grade hatte in Hydrus einsteigen wollen. 

"Ich fahre zurück in die Stadt. Ich muss sie finden, Sir. Sie ist vielleicht in Gefahr."

"Sam, Penny ist ein cleveres Mädchen. Sie wird schon einen Weg finden zu entkommen."

"Laut Trevor hätte sie längst da sein müssen. Sie war höchstens fünf Minuten hinter ihm. Aber das ist nun schon eine Stunde her. Ich muss wieder da runter."

"Wir wissen ja nicht einmal, ob das Wasser sich zurückgezogen hat, Sam", erwiderte Ellie nun.

"Deswegen fahre ich ja mit Hydrus. Ich wünschte nur Schnuffi wäre bei mir, um mir mit seiner Nase bei der Suche zu helfen."

"Er wird in Sicherheit sein. Tiere haben einen 7. Sinn für Katastrophen und folgen ihren Instinkten, weswegen er vermutlich auch auf dem Weg hier hoch aus Bessy raus gesrungen ist. Vielleicht findest du ihn ja", wandte Steele ein. 

"Ich komme mit dir. Wir sollen doch keinen Einsatz alleine fahren, sagst du immer und immerhin geht es hier um Penny, die mir fast genau so am Herzen liegt wie dir." Sie grinste breit, als sie in Hydrus kletterte. Ich wusste, dass sie nur die Stimmung lockern wollte, aber mir stand grade nicht der Sinn nach ihren Sticheleien.

"Dann viel Glück ihr beiden und bringt uns Penny heil wieder", sagte Steele dann und klopfte auf Hydrus' Heck, als ich nickte und anfuhr. 

Wir erreichten die Stadt keine 10 Minuten später. Die Straßen standen noch immer voller Wasser und Hydrus schwamm mehr, als dass er fuhr. Die Welle hatte die Stadt vor etwa einer Stunde getroffen und danach war der Funkempfang sofort zusammen gebrochen. Tom war mit Wallaby 2 zehn Minuten später am Bergsteigererlebnis-Park gelandet und hatte uns darüber informiert. Von Penny hatte er nichts gesehen, war aber sofort wieder in die Luft gegangen, als er gehört hatte, dass sie noch nicht bei uns eingetroffen war. Seine Suche war erfolglos geblieben, bis sein Treibstoff zur Neige ging und er wieder hatte landen müssen. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder noch besorgter deswegen sein sollte. 

"Wir werden zuerst auf der Wache nach ihr suchen. Trevor sagte, dass sie dort hin wollte, um Phönix zu holen. Wenn er nicht mehr da ist, müssen wir die Suche ausweiten." Ich bekam keine Antwort von Ellie. Ich ahnte, dass sie zu geschockt vom Anblick der Stadt war. Das hier war nicht mit den üblichen Hochwassern oder dem des großen Sturms vergleichbar. Das Wasser hier war tiefbraun, überall schwamm etwas darin herum, Möbel, Spielzeug und Kleidung, Müll, Trümmer und Gebälk von den Häusern, die der erste Schlag der Welle niedergerissen hatte. Wir hatten es einzig und allein nur Penny's schneller Analyse zu verdanken, dass nicht auch noch Leichen im Wasser trieben. Aber der Gedanke, dass ausgerechnet sie ihr Leben gelassen haben könnte, während sie alle anderen in Sicherheit gebracht hatte, war mir unerträglich.

"Sam. Die Tore sind eingedrückt", rief Ellie aufgeregt, als wir uns der Wache näherten.

"Ich weiß. So wie es aussieht hat das Wasser fast vier Meter hoch gestanden. Dem Druck konnten sie nicht stand halten", erwiderte ich und begutachtete die dunkle Linie an der Hausfront, die deutlich den höchsten Pegel des Wassers andeutete. 

"Ja, aber wer hat sie zugemacht? Ich bin als letztes raus und da waren sie alle offen."

"Also war Penny in der Wache?!" Ein leiser Hoffnungsschimmer flackerte in mir auf. Vielleicht hatte sie sich in der oberen Etage in Sicherheit bringen können."Wollen wir mal hoffen, dass sie die Tore nicht zugemacht hat, bevor sie sie verlassen hat."

"Warum sollte sie das tun?"

"So wie ich Penny kenne, um dem Gebäude und dem darin verbliebenen Equipment den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten." Ich fuhr die Einfahrt hinauf und spürte, wie die Räder wieder Grip bekamen. Zum Glück stand die Wache etwas erhöht auf einem Hang, aber auch dort hatte das Wasser zu hoch gestanden. Wenn Penny in der Halle gewesen war, als das Wasser durch die Tore gebrochen war, hatte sie keine Chance gehabt. Ich sprang von Hydrus hinunter und ging zum Tor von Venus' Stellplatz. Ich atmete tief durch. Nichts und niemand konnte mich darauf vorbereiten, was ich eventuell auf der anderen Seite zu sehen bekommen würde und dennoch hatte ich keine Wahl. 

Ich hatte erst auf der Fahrt raus auf's Meer gemerkt, wie unüberlegt ich gehandelt hatte. Es war zweifellos der schnellste Weg gewesen, die Batterien aus der Stadt zu kriegen und doch hatte ich in dem Moment Angst gehabt, Penny niemals wieder zu sehen. Ja, ich hatte an Penny gedacht. Nicht meine Familie. Das tat ich in Extremsituationen viel zu selten. Meistens gar nicht. Ich dachte immer nur an Penny. Sie war mein Sonnenstrahl in der Dunkelheit, mein Stern am Firmament, der mir den Weg wies, mein Fels in der Brandung. Ich konnte immer auf sie bauen und nur in ihrer Gegenwart konnte ich wirklich ich sein. Aber ich hatte niemals gesagt, wie viel sie mir wirklich bedeutete. 

Dafür hatte ich heute gemerkt, wie viel mehr ich ihr bedeutete, als ich der Explosion entkommen war - wenn auch nur knapp. Sie hatte es sich niemals so sehr anmerken lassen, wie heute. Sie hatte nach der Explosion regelrecht unter Schock gestanden. Wäre ich nur ein Freund und Kollege, wäre sie erleichtert gewesen, aber sie hatte vollkommen neben sich gestanden. Ich verstand sie ja. Es war wirklich knapp gewesen. Ich würde auch verstehen, wenn sie mich dafür hasste, aber ich für meinen Teil hatte gewusst, dass ich keine Minute mehr vergeuden würde. Leider hatte mir die Katastrophe einen Strich durch die Rechnung gemacht und nun war meine größte Sorge, dass ich zu lange gewartet hatte und sie niemals erfahren würde, wie ich für sie empfand.

Ellie legte mir eine Hand auf die Schulter und ich schaute in ihr Gesicht. Sie lächelte, aber es war ebenso besorgt, wie das meine. Die Wache sah von Außen schon schlimm aus. Wie mochte es erst im Inneren aussehen? Dennoch machte ich den ersten Schritt und ging durch das verbogene Tor hinein. Ich erstarrte. Die Spinte lagen kreuz und quer in der Halle verstreut. Die Sitzbank dazwischen lag zertrümmert an der hinteren Wand. Alles war voller Schlamm. Es sah furchtbar aus, aber was noch wichtiger war: Ich sah kein Zeichen von Penny, außer, dass Phönix noch immer auf seinem Platz stand. 

"Sie war hier, Sam. Sie muss hier sein. Der Tank ist sauber abgedichtet mit Klebeband", rief Ellie mir von Phönix aus zu und im nächsten Moment hörte ich ein vertrautes Bellen, bevor Schnuffi an mir hoch sprang und ich begrüßte ihn ebenso glücklich, wenn auch nicht wenig überrascht.

"Schnuffi. Bist du etwa wegen Penny zurück in die Stadt gelaufen?" Er fiepste einmal, ehe er noch einmal bellte."Zeig mir, wo sie ist!" Der Dalmatiner rannte zur Tür zum Flur und wir folgten ihm sofort. Er rannte die Treppe rauf. Im Flur vor Steele's Büro stand noch immer Wasser. Das Wasser hatte bis zur Hälfte der zweiten Treppe in den Gemeinschaftsraum gestanden. Dort, wo es aufhörte entdeckte ich Schuhabdrücke und Blut, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, Über dem Treppengeländer lag eine Dienstjacke - ich musste nicht nachsehen, um zu wissen, dass es Penny's war.

Ich hörte Ellie nach Penny rufen, als sie das selbe sah, wie ich. Ich rannte die letzten Stufen hinauf und sah mich um. In der Küche war sie nicht, dafür stand ein Erste-Hilfe-Kasten aufgeschlagen auf dem Küchentich. Ich rannte nach hinten durch und war noch nicht richtig um die Ecke, als sie mir entgegen kam. Ich verharrte sofort. Sie war vollkommen durchnässt und ihre Kleidung mehr braun als blau.

"Sag jetzt nichts! Ich weiß, dass ich eine Dusche brauche", erwiderte sie mir nur mit einem Schmunzeln im Gesicht und Erleichterung machte sich in mir breit. Sie war müde, vermutlich sogar verletzt und dreckig, aber sie lebte.

Ich trat so schnell vor sie, dass sie gar nicht wissen konnte, wie ihr geschah. Genau so schnell legte ich meine Hände an ihre Wange und zog ihr Gesicht an meines, um sie zu küssen. Ich konnte mich nicht davon abhalten. Ich wollte es mehr, als irgendetwas sonst in diesem Augenblick. Ich hatte zu lange gezögert, es zu lange vor aller Welt und vor allem vor ihr versucht zu verbergen. Ich konnte es nicht mehr. Ich wollte es nicht mehr. 

"Wow. Das hatte ich nicht erwartet", sagte sie leise an meinen Lippen, als ich ihre, für meinen Geschmack, viel zu früh entließ. 

"Ich konnte nicht widerstehen. Mich hat die Freude überwältigt." Es war eine blöde Entschuldigung für mein Handeln und dennoch war es die Wahrheit. Außerdem schien es mir nicht so, als wäre es ihr in irgendeiner Weise unangenehm, so wie sie die Arme um mich gelegt hatte und nicht den Anschein machte, als wolle sie mich gehen lassen."Du hast Recht, du brauchst wirklich eine Dusche", erwiderte ich dann schmunzelnd, als mir bewusst wurde, dass sie nach Brackwasser und Öl roch, und bekam die Strafe dafür sofort, als sie mich in den Bauch knuffte. Ich versank hingegen noch immer in ihren wunderschönen Augen.

"Du könntest mich los lassen, dann musst du mich nicht riechen." 

"Um nichts auf der Welt lasse ich dich noch mal gehen, geschweige denn aus den Augen. Du ahnst gar nicht, welche Ängste ich um dich ausgestanden habe."

"Ich glaube nach deiner Aktion vorhin mit den Batterien weiß ich das sehr genau." Stimmt, da war ja was gewesen.

"Es tut mir leid", murmelte ich nur, ehe mir etwas einfiel."Auf der Treppe war Blut. Bist du schwer verletzt?" Ich schob sie ein wenig von mir, um sie zu begutachten. In ihrem Shirt war an ihrer linken Seite ein Riss und es war rundherum blutrot. 

"Es ist nur ein Kratzer. Als das Wasser in die Halle eingebrochen ist, hat mich ein Blech gestreift, aber meine Jacke hat das Schlimmste aufgefangen. Ich habe die Wunde bereits gesäubert und verbunden. Helen kann nachher nochmal dabei schauen."

"Nicht, dass ich das junge Glück stören möchte, jetzt wo ihr es endlich geschafft habt..." Wir wandte uns Ellie zu, die auf der Lehne des Sofas saß und uns scheinbar schon länger grinsend beobachtete."Aber wie bist du dem Wasser entkommen, wenn du unten in der Halle warst? Das Wasser stand bestimmt 4 Meter hoch."

"Ich bin ihm gar nicht entkommen. Es hat mich bis an die hintere Wand geworfen, aber ich konnte mich an den Versorgungsleitungen bis zur Tür vorarbeiten und bin dann hinunter getaucht und durch den Flur geschwommen, bis ich hier oben ankam. 

"Wie hast du in der Brühe etwas sehen können?"

"Habe ich nicht. Ich musste mich auf meinen Orientierungs- und Tastsinn verlassen. Was nicht wirklich einfach war. Als ich durch den Eingang zum zweiten Treppenaufgang durch war und die Zwischendecke mich am Auftauchen hinderte, ging mir die Luft aus und ich dachte, dass wärs nun gewesen, als ich Schnuffi bellen hörte. Ich bin seinem Bellen gefolgt und es war wirklich nur noch ein knapper Meter, der mir noch gefehlt hatte. Ich hatte vollkommen die Orientierung verloren, aber zum Glück war Schnuffi da, um mir den Weg zu weisen.

"Gut, dass er seinen Rettungshundinstinkten gefolgt ist und nicht wie Steele meinte, seinen tierischen, als er aus Bessie raus gesprungen ist."

"Er ist abgehauen und zu mir zurück gekommen? Ich dachte schon, ihr hättet ihn vergessen."

"Das haben wir sicher nicht. Wir hätten ihn niemals zurück gelassen, so wie wir dich nicht zurücklassen hätten sollen", erwiderte ich nun und das schlechte Gewissen ergriff sofort wieder Besitz von mir. Ich spürte augenblicklich ihre Hand an meiner Wange und schaute in ihre wundervollen Augen.

"Wir haben alle nur unseren Job gemacht und wir hätte nicht alle Leute aus der Stadt gekriegt, wenn keiner hier geblieben wäre. Es haben alle überlebt. Das ist das einzige, was zählt, Sam. Trotzdem. Tu so etwas Bescheuertes wie mit den Batterien nie wieder, wenn du keinen Ärger mit mir willst!", sagte sie dann ernst und ich hob zwei Finger zum Versprechen.

"Nie wieder, versprochen. Aber ich hatte gehofft, dass wir auch von nun an auf einander aufpassen würden", wandte ich grinsend ein.

Sie schmunzelte, bevor ich zu meiner Überraschung ihre Hand in meinen Nacken gleiten spürte."Das haben wir immer getan. So lange du es nicht übertreibst, werde ich dich schon im Griff haben." Nun war sie es, die ihre Lippen auf meine legte und als ich sie an mich zog , um den Kuss zu vertiefen, drängte sie sich an mich und schien es mehr als nur zufrieden zu sein - genau wie ich. Ich war so zufrieden, dass ich jeden Moment das Bewusstsein verlieren könnte. Das einzige, was mich davon abhielt, war die Tatsache, dass ich keine Sekunde hier von verpassen wollte. Jetzt nicht. Nie wieder. Oh ja, sie würde mich im Griff haben, genau so wie ich sie. Und ich würde sie nie wieder daraus entlassen.

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