Sam's Amnesie

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Hey ihr. Ich dachte, ich lasse mal wieder was von mir hören.  Habt viel Spaß mit der Story. 

Alles geschah wie in Zeitlupe von dem Moment an, als ich Norman von Sam entgegen nahm. Ich stellte mit einem schnellen Blick sicher, dass der Junge unverletzt war, bevor ich ihn an Ellie weiter reichte, ehe ich mich Sam wieder zuwandte, der grade dabei war, sich über den Rand der Klippe zu ziehen. Ich streckte die Hand nach ihm aus, um ihm hinauf zu helfen, als auch schon das Seil mit einem ohrenbetäubenden Schnappen riss. Das abgerissene Ende sauste mit solch einer Gewalt an mir vorbei, dass es einen Kratzer auf meiner Wange hinterließ, ehe es Sam mitten im Gesicht erwischte. Ich sah noch, wie sein Gesichtsausdruck von Schmerz, über Verwunderung bis hin zur Erkenntnis wechselte, als er auch schon den Halt verlor. 

Ich rief seinen Namen voller Schrecken und warf mich nach vorne, um seine Hand zu erwischen, die ausgestreckt nach mir zu greifen schien - eine stumme Bitte um Hilfe - und doch verfehlte ich ihn um Haaresbreite. Ich spürte den rauen Stoff seiner Einsatzjacke noch über meine Handfläche streifen, doch mehr bekam ich nicht zu fassen, ehe er abstürzte - in den sicheren Tod.

"Sam!" schrie ich leise auf, als ich hoch schrak. Mein Atem ging schnell, mein Herz raste. Panisch schaute ich mich in dem dunklen Raum um. Es dauerte einige Minuten, bis ich mich zurecht fand und erkannte, dass ich zu Hause war. Ich war beim Fernsehen auf dem Sofa eingeschlafen, dass sich wieder einmal von alleine abgeschaltet hatte. Schon wieder.

Es war das Einzige, was mich genug davon ablenkte, was mit Sam geschehen war, um etwas Ruhe zu finden. Noch immer peinigte ich mich selbst dafür, dass ihm das widerfahren war. Ich hätte selbst hinunter klettern und Norman heraufholen sollen. Warum hatte ich es nur nicht getan? Warum war ich nicht schneller gewesen, als Sam? Warum hatte ich die Leine nicht kontrolliert? Die Antworten waren so einfach. Weil es ein Routineeinsatz gewesen war. Weil das Seil erst wenige Tage zuvor geprüft worden war. Weil wir alle wussten, dass es sicher hätte sein müssen. 

Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wenn Sam dabei gestorben wäre. Dank dem Vorsprung 5 Meter unter ihm, war er es nicht, aber er war so unglücklich aufgeschlagen, dass er drei Wochen im Krankenhaus gelegen hatte - davon zwei im Koma. Ich hatte Tag und Nacht an seinem Bett gesessen und seine Hand gehalten, wenn ich nicht hatte arbeiten müssen. 

Ich würde wohl nie vergessen, wie glücklich ich war, als er dann endlich die Augen aufschlug - und wie enttäuscht, als sich nur einen Moment später herausstellte, dass er mich nicht mehr kannte. Er kannte niemanden mehr. Nicht einmal seinen eigenen Bruder. Sein Gehirn war so schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, dass ihm sämtliche Erinnerungen fehlten. 

Für die Medien war das ein gefundenes Fressen. Hatten sie zuvor schon mit krankhafter Begeisterung über seinen Absturz berichtet, war es nun die reinste Farce, wie sie seinen Zustand dramatisierten und mit der 10 minütigen Sondersendung jeden Abend vor den Nachrichten regelrecht eine Seifenoper daraus machten, was seit seinem Erwachen täglich in seinem Leben vorging. 

Sam's Erinnerungen kamen nicht wieder. Nicht, als Charly ihm sein Haus zeigte oder alte Bilder aus ihrer Kindheit, nicht als wir ihn auf der Wache herum führten und seine Arbeit erklärten. 

Helen hatte uns dazu angehalten, dass wir ihn normal in unserem Leben integrieren sollten. Wie sollte man sich normal gegenüber jemandem verhalten, der einen nicht mehr kannte, nichts mehr über seine Arbeit wusste und sich genau so zurückhaltend gab? Sie trug uns auf, aufzupassen, dass weder wir noch jemand anders Sam Erinnerungen aufdrängte. Sie mussten von alleine wieder kommen, hatte sie gesagt. Alles andere würde ihn nur verwirren und seinen Zustand unter Umständen verschlechtern. Also hielten wir uns alle zurück und gaben uns so normal, wie es eben ging. Aber Sam war nicht mehr Sam - vor allem nicht, seit diese Sylvie aufgetaucht war. 

Sie war ein paar Tage, nachdem Sam aufgewacht war, auf einmal im Krankenhaus erschienen und hatte sich ihm theatralisch an den Hals geworfen. Oh, ich erinnerte mich so genau daran: 

"Oh, mein liebster Sami!" schrak eine Stimme mich auf, als ich grade dabei war, mit Sam über ein Buch zu reden, dass ich ihm vorgestern geliehen hatte, und sogar er zuckte zusammen, ehe sie regelrecht über ihn herfiel und ihn umarmte."Wie geht es dir? Ich war so in Sorge, als ich so lange nichts von dir gehört habe. Das ich das auch noch durch die Medien erfahren musste..."

"Entschuldigen Sie, aber wer sind Sie?", fragte Sam sie schließlich verwirrt und drückte sie bestimmt von sich weg, während ihre Augen sich geschockt weiteten, um daraufhin in Tränen auszubrechen. 

"Oh, es ist also wahr. Du erinnerst dich nicht? Oh, Samilein. Wir waren doch schon in der Grundschule so dicke und später zusammen. Wir haben uns doch erst vor ein paar Monaten über's Internet wieder gefunden. Du hast doch selbst gesagt, dass die alte Liebe wieder neu aufgeflammt sei, dass du mich nie hast vergessen können. Jetzt hast du mich doch vergessen."

Mir klappte der Mund auf, während ihrem Vortrag, bei dem sie sich die Augen ausweinte, und ich kämpfte ein übles Gefühl in mir nieder, während ich dankbar zur Kenntnis nahm, dass ich saß. Wenn nicht, das hätte mich wirklich umgehauen. Dennoch war mir irgendetwas an ihr nicht geheuer und das lag nicht nur an Sam's verwirrtem Blick, der einen Moment beinahe schon hilfesuchend einen Moment zu mir wanderte, ehe sie ein jämmerliches Heulen von sich gab und unsere Augen wieder schockiert auf sie lenkte. 

"Entschuldigen Sie, Mrs. ..."

"Ms. . Ich bin nicht verheiratet. Noch nicht." Sie schniefte mit einem Seitenblick auf Sam in ein Taschentuch und mir wurde speiübel.

"Woher bitte wollen sie Sam kennen?"  Ihre Augen verengen sich, als sie mich musterte und mir lief es kalt den Rücken hinunter.

"Wie ich bereits sagte, sind Sam und ich zusammen zur Schule gegangen. Wir haben seit einigen Monaten regelmäßig Kontakt, weil wir uns auf einer Dating Plattform wieder getroffen haben. Wir lieben uns. Sam hat sogar gesagt, dass er mich heiraten will, also sind wir faktisch sogar verlobt", erläuterte sie mir ein wenig zickig und setzte sich neben Sam, dem sie durch die Haare fuhr.

Sam indessen klappte ebenso der Mund auf, wie mir, bei ihrer Offenbarung.

"Verlobt?!", hörte ich Sam mit rauher Stimme fragen. Ich brauchte ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass er bis ins Innerste geschockt war.

"Tut mir leid, aber Sam hat niemals von ihnen erzählt."

"Warum sollte er auch? Da er nie von einer Schwester geredet hat, gehe ich davon aus, dass sie nur eine dahergelaufene Kollegin sind. Bemühen sie sich nicht länger. Sam ist bei mir jetzt in den besten Händen."

"Das wage ich zu bezweifeln", murmelte ich ärgerlich.

"Was?"

"Ich bin nicht nur Sam's Kollegin, sondern auch seine beste Freundin. Ich finde es etwas seltsam, dass Sam sie niemals erwähnt hat."

"Über so etwas redet man ja auch nicht mit einer anderen Frau. Oder würden sie über die Liebe ihres Lebens mit ihm reden?" Ich konnte sie nur anstarren, weil dir Antwort klar war. Natürlich konnte ihäch das nicht, weil er ja meine große Liebe war."Sehen sie? Sie können dann gehen. Sam und ich wollen allein sein. Er hat sicher einige Fragen."

Ich warf ihr einen ungläubigen Blick zu, dann Sam dessen Blick ich nicht so recht zu deuten wusste. Er sah vollkommen verwirrt aus, musterte die Frau aber immer wieder neugierig. Natürlich. Er war ja auch nur ein Mann und sie warf sich unverhohlen an ihn heran, soweit es sein Krankenlager zuließ zumindest.

"Seine Krankenschwester hat uns aufgetragen, dass wir ihm keine Erinnerungen aufzwingen sollen. Sie sollten von alleine wieder kommen", warf ich noch in einem letzten Versuch ein, sie zu bremsen, als sie sich mir zuwandte, um mich anzublitzen.

"Ich denke, als seine zukünftige Frau weiß ich besser, was Sam gut tut und was nicht", zischte sie mich an."Ich wäre ihnen jetzt über ein wenig Privatsphäre dankbar."

Ich schaute Sam an, doch der war sichtlich überfordert. Ich spürte, wie meine Schulter nach unten sackten, als mich die Enttäuschung über die Niederlage traf.

"Kommst...kommst du morgen wieder, Pen?", fragte Sam mich und ich wandte mich mit einem Lächeln zu ihm um. Doch bevor ich antworten konnte, durchbrach ein fieses Kichern die Stille.

"Ach Samilein. Ich bin doch jetzt hier. Deine Kollegin muss sich nicht mehr um dich kümmern. Sie hat sicher anderes zu tun." Sie wandte sich mir bei ihrem letzten Satz zu und ich konnte mir nicht helfen, aber es lag etwas Bedrohliches in ihrer Stimme, dass mich erschauern ließ.

Ich hatte Sam noch zwei Mal im Krankenhaus besucht, aber jedes Mal hatte diese Sylvie mich schnell wieder fortgescheucht, die sich noch am ersten Tag bei Sam eingenistet hatte.

Zwischen uns herrschte offensichtlich ein Krieg, den niemand von uns laut ausgerufen hatte, aber der dennoch spürbar war.

Ich traute dieser Person nicht und hatte Charly nach ihr gefragt, der weder etwas von ihr gewusst hatte noch von Sam jetzt eine plausible Erklärung bekam. Wie auch? Er hatte ja sein Gedächtnis verloren.

Sie indessen ließ Sam nie aus den Augen. Da er keine Erinnerung hatte, mussten wir ihn bei Einsätzen meist auf der Wache oder im Auto warten und zusehen lassen. Jedes Mal, wenn Sam und ich alleine waren, kam sie in irgendeiner Weise dazwischen, als würde sie es spüren oder riechen. Sie stürmte persönlich dazwischen, rief an oder öffnete ein Fenster, um ihm irgendetwas blödes aufzutragen, immer dann, wenn ich dachte, ich könnte mal ein paar Takte mit ihm alleine reden. Egal worüber. Einfach nur, um ihm nahe zu sein, in dem Glauben dass er sich dann sicher an irgendetwas erinnern würde. In der Hoffnung, diese Sylvie dann los zu werden. In der Erwartung, ihm ein Lächeln aufs Gesicht zaubern zu können, was ich immer geschafft hatte, selbst nach seinem Gedächtnisverlust - ich hatte ihn nicht mehr Lächeln sehen, seit diese Sylvie aufgetaucht war und er sah auch nicht wirklich so glücklich aus, wie jemand sein sollte, dessen große Liebe aufgetaucht war und sich aufopferungsvoll um ihn kümmerte.

Ich seufzte resigniert. Sollte ich um ihn kämpfen? Es würde nur Ärger machen und Sam in dieser Situation nur noch mehr verwirren. Zu seinem Wohl würde es besser sein, die Füße still zu halten - zu hoffen, dass er sich irgendwann erinnerte und sich alles zum Guten aufklärte.

Es klingelte und ich schaute verwirrt auf die Uhr. Es war wit nach elf und ich grade auf dem Weg die Treppe rauf in mein Schlafzimmer. Wer konnte das jetzt noch sein?

Ich war sichtlich erstaunt, als ich Sam durch das Fenster vor meiner Tür stehen sah, der sich nervös umschaut, als würde er verfolgt werden. Wenn er Hilfe brauchte, würde er auch Hilfe kriegen. Also öffnete ich die Tür.

"Sam? Was machst du hier? Sylvie wird sicher nicht sehr erfreut sein, dich hier zu wissen." Ich konnte zum Schluss nicht ganz den Sarkasmus aus meiner Stimme verbergen, auch wenn es mir im nächsten Moment leid tat. Sam konnte doch nichts dafür. Mit einer Geste bat ich ihn herein.

"Sie weiß nicht, dass ich hier bin."

"Glaubst du, dass das dann eine gute Idee ist, hier zu sein? Du machst dir das Leben schwer und mir auch. Ich möchte nicht noch mehr Keile zwischen uns treiben. Ich..." Trotz meiner Worte, schloss ich die Tür hinter ihm, als er eingetreten war und er wandte sich mir wieder zu.

"Du bist es nicht, die den Keil zwischen uns treibt. Es ist allein nur sie. Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern. Ich weiß nichts mehr von meinem Job, ich habe keinerlei Erinnerung an meine Kindheit und sogar mein eigener Bruder ist mir fremd. Ich weiß auch nicht, was uns beide verbindet, aber ich weiß, hier drin, dass es nicht nur die Arbeit war", sagte er und legte sich die Hand auf die Brust."Ich musste dich sehen, Penny. Bitte hilf mir, die Wahrheit herauszufinden."

"Du hast eine Frau zu Hause sitzen, die sagt, dass sie dich liebt und mit dir alt werden möchte und dass du das auch wolltest, bevor du dein Gedächtnis verloren hast. Was soll ich dir erzählen können, was von Bedeutung sein könnte?"

"Das hier. Erklär mir das hier." Er reichte mir einen Stapel Fotos, das eine mehr abgegriffen als das andere, dachte ich noch, als ich sie durchsah.

"Es sind Fotos von uns beiden. Was gibt es da zu erklären?"

"Warum lagen sie in meinem Nachttisch? Warum sehen sie aus, als hätte ich sie sehr oft in der Hand gehabt?" Ich konnte mich nicht davon abhalten, tief durchzuatmen.

"Das kannst nur du wissen, Sam", erwiderte ich ihm nur und gab ihm die Bilder wieder.

"Nein, das kann jeder erklären. Weil sie mir wichtig sind und da nur du mit mir auf den Bildern zu sehen bist, ist dem wegen dir so." Ich seufzte leise. Es wäre so schön...viel zu schön, um wahr zu sein. Also wandte ich mich um, um in die Küche zu gehen. Ein Schluck Tee würde meine aufgewühlten Nerven sicher beruhigen und hoffentlich auch Sam's.

"Es tut mir leid, Sam. Aber ich kann dir nicht beantworten, was du wissen willst. Du hast mir nie gesagt, dass du diese Bilder hast oder wo du sie aufhebst und vor allem nicht warum."

"Himmel, Pen. Es geht hier nicht um die Bilder ansich. Ich will doch nur herausfinden, warum sie mir so wichtig sind und vor allem warum ich nicht aufhören kann, an dich zu denken."

"Kannst du nicht?" Ich wandte mich ruckartig zu ihm um, als er das sagte. Meine Gedanken kreisten nur um die Worte, die er grade noch gesagt hatte. Vor allem um das warum, was er zu allem Übel aber selbst suchte. Ich entdeckte ein Lächeln über meine Reaktion auf seinen Lippen und wandte mich verlegen um. Ich holte tief Luft, um meine Fassung wieder zu gewinnen, während ich den Tee aufgoss."Ich meine...Ich...Ich weiß es doch auch nicht, Sam. Wir sind gute Freunde. Beste Freunde. Wahrscheinlich ist es nur das." Es tat so weh, es laut auszusprechen, egal wie oft man es sich schon in Gedanken zusammen gereimt hatte.

"Habe ich niemals etwas zu dir gesagt?", fragte er mich nun leise, als er neben mich trat. Ich hörte die Hoffnung in seiner Stimme mitschwingen - eine Hoffnung, die ich ihm nicht geben konnte.

"Das du Fotos von mir in der Nachttischschublade versteckst? Wohl kaum. Das würde ich auch nicht jedem erzählen," neckte ich ihn mit einem falschen Grinsen, in der Hoffnung es würde ihn dazu bringen, das Thema endlich fallen zu lassen. Was sollte ich ihm denn sagen, wenn ich die Wahrheit doch auch nicht wusste?

"Sehr witzig, Penny." Er lehnte sich neben mir an die Arbeitsplatte und verschränkt die Arme vor der Brust. Die Fotos hatte er neben sich gelegt und beachtete sie nicht, während er offensichtlich seinen Gedanken nachhing. Ich ließ ihn und nutzte die Zeit selbst, um einen klaren Kopf zu kriegen.

Als der Tee fertig durchgezogen war, goss ich zwei Tassen ein, von denen ich Sam eine reichte. Er nahm sie mir mir einem knappen Dank ab, während ich mich neben ihm an die Arbeitsplatte lehnte und genau wie er einen Schluck trank.

"Es ist zum Verrückt werden", murmelte er dann und ich sah zu ihm auf.

"Was genau meinst du?"

"Alles. Ich habe eine Frau zu Hause sitzen, mit der ich angeblich eine Fernbeziehung geführt habe und die mir eine Erinnerung nach der anderen erzählt, wo es bei keiner einzigen auch nur ansatzweise Klick macht. Und ich habe jede Menge Freunde und Familie, von denen mir nicht einer irgendwas erzählt, um mir auf die Sprünge zu helfen."

"Das klingt grade beinahe vorwurfsvoll."

"So war es auch gemeint", murmelte er hörbar gekränkt. Er fühlte sich offensichtlich im Stich gelassen.

"Sam, wir haben strikte Order von Helen, deine Erinnerungen nicht zu erzwingen. Wir..." Er stöhnte genervt auf, als er seine Tasse zur Seite stellte und sich stattdessen mit den Fingern die Augen rieb. "Kopfschmerzen?"

"Wie die Hölle. Ich weiß einfach nicht, was ich glauben soll. Alles was Sylvie sagt, tut, wie sie sich gibt...es fühlt sich so falsch an, während einfach nur hier zu sein dagegen richtig zu sein scheint. Die Fotos, mein Postfach. Nichts passt wirklich zusammen."

"Was für ein Postfach?"

"Ich habe in der vergangenen Nacht versucht mein Emailpostfach zu knacken, um zu überprüfen, ob es stimmt, was Sylvie sagt, und wir so lange schon miteinander schreiben. Ich habe es geschafft und nichts gefunden. Als ich sie darauf angesprochen habe, meinte sie, das wäre nicht meine Emailadresse, mit der sie geschrieben hätte, konnte mir aber ihre Nachrichten auch nicht zeigen, weil sie angeblich regelmäßig löscht. Ich kann mich zwar an nichts erinnern, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch weiß, wenn jemand lügt."

"Und sehr schlecht noch dazu", murmelte ich nur, froh dass Sam es zu realisieren begann, dass mit dieser Sylvie etwas nicht stimmte.

Sam stöhnte und mir wurde bewusst, dass ich grade eine sehr schlechte Freundin abgab, also beschloss ich lieber ihm etwas Gutes zu tun, statt ihn nur noch mehr runter zu ziehen. Ich stellte meine Tasse Tee ebenfalls zur Seite, ehe ich vor ihn trat und meine Finger an seine Schläfe links und recht legte. In kreisenden Bewegungen begann ich ihm die Schläfen zu massieren und er ließ verwundert die Hände sinken und schaute mich einfach nur an. Er starrte beinahe schon und ich konnte nichts dagegen tun, dass ich rot wurde.

"Meine Mum hat das immer gemacht, wenn ich Kopfschmerzen hatte. Es tut gut, oder nicht?" Er nickte sachte, sagte aber immer noch nichts, während er mich weiter ansah. Ich wich seinem Blick aus und schaute stattdessen nur auf seine Brust, schaute nur ab und an mal kurz hoch, um zu sehen, ob meine Finger noch an den richtigen Stellen Druck ausübten. Ich war mir sehr wohl bewusst, wie nahe ich ihm war. Er war ein gutes Stück größer als ich, weswegen ich gezwungen war, ihm nahe zu kommen, um seine Schläfen erreichen zu können.

"Penny?!", murmelte er dann und ich schaute ihm wieder in die Augen. Was dann kam hatte ich nicht erwartet. Er beugte sich ruckartig vor und legte seine Lippen auf meine. So sanft, so warm, so weich. Ich erstarrte, meine Finger immer noch an seinen Schläfen, während wir unzählige Küsse tauschten. Ich konnte einfach nicht widerstehen - selbst nicht, als er mich an sich zog. Ich ließ meine Hände sinken und schlang sie um seinen Hals, während wir uns vollkommen in dem Kuss verloren, der nun folgte.

Ich wusste, dass es falsch war. Ich wusste, dass es nicht fair Sam gegenüber war und vor allem nicht für Sylivie. Aber bei Gott, ich konnte nicht und wollte nicht, dass dieser Moment jemals zu Ende ging.

Wir sprachen an diesem Abend kein Wort mehr miteinander. Es war auch gar nicht nötig, denn wir verstanden uns ebenso blind, wie wir den Weg in mein Schlafzimmer fanden.



Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich immer noch müde, aber endlos zufrieden. Ein Lächeln trat auf mein Gesicht, als ich realisierte, dass Sam neben mir lag. Seine Stirn berührte meine und er hatte seinen Arm um mich gelegt. Ich schloss die Augen wieder und beschloss, es zu genießen. Wer wusste schon, wie lange ich das noch haben würde.

Ich spürte, wie er sich bewegte und nur einen Moment später lagen seine Lippen auf meinen. Es war nur ein sanfter Kuss, vermutlich um zu testen, ob ich schon wach war, aber er ließ alles in mir Kribbeln bis in die Fingerspitzen, von den Haaren bis zu den Zehen. Himmel, ich war ihm so verfallen. Würde ich jemals wieder jemanden so lieben können, wenn er nachher nach Hause ging und seine Silvie demnächst heiraten würde?

"Guten Morgen", begrüßte er mich dann und ich öffnete die Augen, um ihn lächeln und ein wundervolles Funkeln in seinen Augen zu sehen.

"Guten Morgen." Sein Lächeln war so ansteckend und doch ließen mich meine negativen Gedanken nicht los."Kommt noch keine Reue auf bei dir?"

"Was sollte ich bereuen?", fragte er verwundert.

"Das hier? Wie willst du das Sylvie erklären?"

"Ich muss ihr nichts erklären, außer dass sie ihre Sachen packen und wieder nach Hause fahren kann. Ich liebe dich, Penny." Er sagte es so voller Überzeugung, dass es mir das Herz beinahe aus der Brust springen ließ und gleichzeitig fühlte es sich an, als würde es brechen, als ich mir die Realität vor Augen führte.

"Bitte sag das nicht, Sam. Du wirst deine Erinnerungen wieder kriegen. Was, wenn du dann feststellst, dass das hier ein riesen Fehler war, weil du mich eben doch nicht liebst? Vielleicht ist es einfach nur unsere tiefe Freundschaft, die dich nicht los gelassen hat und du hast es einfach nur falsch verstanden...Ich hätte niemals..." Er stoppte meinen Redefluss mit einem Kuss, dem ich nur zu schnell erlag. Ich hatte keine Kraft mich dagegen zu wehren. Dafür hatte ich viel zu lange auf eben das hier gewartet. Es fühlte sich so richtig an. So perfekt. So wundervoll. Ich seufzte leise und voller Unmut, als er von meinen Lippen abließ. Ich öffnete die Augen, nur um in seinen zu versinken, die sich in meine brannten.

"Das hier ist kein Fehler. Es ist das einzig Richtige, das ich je getan habe. Ich. Liebe. dich. Penny. Das war niemals anders und wird niemals anders sein."

"Was macht dich da so sicher?"

"Die Tatsache, dass ich mich schon in dich verguckt hatte, als du an deinem ersten Tag unter Venus herausgerutscht kamst. Du sahst so süß aus mit dem Ölfleck auf der Nasenspitze. Aber je mehr ich dich kennengelernt habe, desto mehr hast du mich in deinen Bann geschlagen. Wie du deinen Weg gegangen bist und alle Ausbildungen mit Glanz und Gloria absolviert hast, hat mich fasziniert und ich habe mein Herz dann vollkommen an deine wundervolle, freundliche und offene Art verloren."

"Aufschneider", murmelte ich neckend. Seine Komplimente waren so wundervoll, dass ich sonst nichts zu sagen wusste. Doch dann sackte mir etwas."Moment! Du hast dich an unsere erste Begegnung erinnert? Daran, dass ich Ausbildungen gemacht habe auch?" Er nickte lächelnd."Welche?"

"Neben der Seenotrettung, die wir alle haben, die Taucherausbildung und den Bootsführerschein. Navigation, Inspektor, Bergrettung..."

"Schon gut, schon gut. Ich habe verstanden. Ich...Sam, das ist wundervoll. Wann hast du dich wieder daran erinnert?"

"Keine Ahnung wann genau. Ich glaube es ist alles irgendwie nach und nach zurück gekommen. Ich kann dir nicht einmal sagen, ob ich mich wirklich an alles erinnern kann, aber ich weiß zumindest wieder das Wesentliche."

Wir hörten ein lautes Klopfen von der Haustür her, als auch schon eine wohlbekannte Stimme meinen Namen rief und das Klopfen nur kurz abbrach, ehe es ungeduldig fortgeführt wurde.

"Die hatte ich vergessen", stöhnte Sam und legte sein Gesicht an meinen Hals.

"Komisch, dabei ist die erst nach deinem Gedächtnisverlust aufgetaucht", erwiderte ich schmunzelnd, während ich ihm sanft durch die Haare fuhr. Das Klopfen wurde lauter und nun seufzte ich leise."Ich wimmel sie ab", murmelte ich, als ich die Decke zurück schlug und Sam noch einen schnellen Kuss auf die Wange gab, ehe ich aufstand und mir einen Bademantel anzog.

"Auf die Idee, dass keiner zu Hause sein könnte, kommst du wohl nicht, oder?!" konnte ich mich nicht bremsen sie anzumaulen, als ich die Tür öffnete. Zu meiner Überraschung stand auch Malcolm neben ihr und zuckte nur verlegen mit den Schultern. Offensichtlich hatte er sie nicht bremsen können.

"Musste ich gar nicht. Du bist doch da. Wo ist Sam?" Sie stürmte schon auf mich zu und wollte sich offensichtlich den Zutritt erzwingen, als ich sie geistesgegenwärtig stoppte.

"Woah, Stopp! Ich habe dich nicht herein gebeten."

"Wir sind im Ausnahmezustand. Sam ist verschwunden."

"Was dir immer noch nicht das Recht gibt, einfach mein Haus zu betreten. Ich bin nicht einmal verpflichtet einen Polizisten rein zu lassen. Entschuldige, Malcolm." Er grinste frech, zuckte aber erneut wieder nur mit den Schultern."Ist er denn schon 24 Stunden weg?"

"Sam ist krank. Da brauchen wir keine 24 Stunden zu warten."

"Er ist nicht krank. Er hat nur sein Gedächtnis verloren."

"Und wenn er den Weg nach Hause nicht mehr findet?"

"Der Glückliche", murmelte ich, was Sylvie wenig begeistert schnauben ließ."Wie auch immer, in meiner Küche sitzt er nicht." Na gelogen war es ja nicht.

"So wie du aussiehst, kommst du grade erst aus dem Bett. Vielleicht sollten wir dort mal nachsehen?!", erwiderte sie mir missfallend, als sie die Arme vor der Brust verschränkte und mich abwertend musterte.

"Erstens, spricht es schon Bände, wenn du deinem angeblichen Verlobten in anderer Frauen Betten nachlaufen musst und zweitens kann ich zu Hause an meinem freien Tag rumlaufen, wie ich will. Sei froh, dass ich keine Nudistin bin."

"Gott bewahre."

"Interessanter Gedanke. Würde mir gefallen." Ich zuckte zusammen, als ich diese Stimme hörte und sah, wie sich Sylvie's Augen im Schock weiteten. Malcolm dagegen bemühte sich sehr ein Kichern zu verstecken, als Sam nun neben mich trat und den Arm um mich legte.

"Rosa steht dir, Sam", begrüßte Malcolm ihn amüsiert und ich schaute Sam zum ersten Mal an, seit er aufgetaucht war. Er nickte Malcolm grinsend zu - in meinem Reservebademantel aus rosa Plüsch, der ihm viel zu knapp war. Er verbarg zumindest Wesentliches, wenn auch nicht die Tatsache, dass Sam darunter nackt war. So Provokativ kannte ich Sam gar nicht.

"Samuel. Ich bin...Das ist...zieh dir bitte was an und komm nach Hause. Wir reden dort darüber, Schatz. Ich werde dir den Ausrutscher auch verzeihen, aber bitte, komm jetzt mit. Du blamierst uns ja beide."

"Was? Wegen dem Bademantel? Findest du ihn peinlich, Pen? Immerhin ist es ja deiner."

"An dir wirkt er eher abtörnend. Mir steht er definitiv besser, Sam", erwiderte ich ihm schmunzelnd.

"Das macht ihr beide nur, um mich zu ärgern. Siehst du, Samuel? Ich habe dir gesagt, dass sie dir nicht gut tut. Sie ist ein schlechter Umgang und bringt dich nur in Schwierigkeiten."

"Sie war wenigstens die ganze Zeit ehrlich zu mir und hat in keinster Weise versucht, meine Situation auszunutzen, so wie du. Es hat niemals irgendwelche Nachrichten zwischen uns gegeben, außer dem ein oder anderen Small-Talk. Selbst als ich mein Gedächtnis noch nicht wieder hatte, hast du dich am Ende ziemlich in deinem Lügengeflecht verheddert, Sylvie. Dir war sie von Anfang an ein Dorn im Auge, weil du mitgekriegt hast, was die Leute über uns reden und weil du gesehen hast, wie besorgt sie um mich war. Du hast nur eine Sache unterschätzt."

"Und was soll das bitte gewesen sein?", fragte sie ihn beleidigt.

"Das Herz, Sylvie. Selbst wenn der Kopf es nicht weiß. Das Herz spürt immer, wo es wirklich hin gehört." Ich konnte mir ein Seufzen nicht verkneifen, schrak aber sofort auf, als ich Sylvies Blick für einen Moment zu mir herumfahren sah.

"Und du willst mir jetzt hier erzählen, dass es aus ist oder wie? Samuel, siehst du das nicht. Das hat sie dir alles eingetrichtert, weil sie dich für sich haben will."

"Ich muss nichts beenden, was nie angefangen hat. Ich gehöre voll und ganz ihr und das schon viel länger, als du auch nur ahnst. Auf Wiedersehen Sylvie. Malcolm, lass uns doch mal demnächst wieder Karten spielen."

"Klar, Sam. Du weißt ja, wo du mich findest. Bye." In dem Moment schlug Sam die Tür zu und ehe ich mich versah, fand ich mich in seinen Armen wieder.

"So, wie war das mit der Nudistin?"

"Ich glaube, das solltest du beherzigen. Dieser Bademantel steht dir wirklich nicht gut, Sam", wandte ich schmunzelnd ein, als ich die Ränder seines weit geöffneten Kragens nachfuhr. Sam legte indessen zwei Finger unter mein Kinn und zwang mich sanft, ihn anzusehen, ehe er mich küsste."Du kannst ihn mir ja ausziehen.

"Mit dem größten Vergnügen, Samuel", äffte ich Sylvie nach und Sam verdrehte grinsend die Augen, als ich ihn auch schon wieder für einen Kuss an mich zog.

Jetzt war alles wirklich perfekt.

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