Vermisst

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Hey ihr. Läuft bei mir derzeit 😂 Ich hatte ein paar Stories schon länger fertig und habe im Moment etwas Zeit sie nun Korrektur zu lesen. Viel Spaß beim Lesen 😊

---------- Penny's Sicht ----------

"Ben? Hast du Sam wirklich nicht gesehen?" Ben wandte sich mir zu, als ich nun am Ende der Treppe stehen blieb und er schaute mich mit einer Mischung aus Überraschung und Argwohn an. Seit ich ihm vor zwei Wochen einen Korb gegeben hatte, war unser Umgang gehemmter. Es war nur ein Korb von vielen gewesen, aber hoffentlich der letzte, denn ich hatte ihm gebeichtet, dass ich einen anderen liebte und er hatte auch erraten, wen. Seitdem war er auf Distanz gegangen und ich war ihm unendlich dankbar dafür.

 
"Wie ich es eben bereits Steele durchgegeben habe: Ich war im Kaffee beim Mittagessen und habe ihn nicht zurückkommen sehen, aber Juno steht auf seinem Platz, also muss er von seinem Kontrollgang auf Pontypandy Island zurück gekommen sein." Er stand auf und kam mir entgegen. 

"Ich nehme Juno und schaue dort nach."

"Penny. Er kann nicht mehr dort sein", sagte er verständnisvoll, als er vor mir verharrte.

"Ich weiß Ben, trotzdem müssen wir alle Möglichkeiten überprüfen." Ich senkte in stummer Verzweiflung den Kopf und ballte die Fäuste an meinen Seiten. Wo konnte Sam nur sein?

 
"Ich habe dort bereits nachgesehen Penny, ich bin mit Titan um die Insel gefahren. Wenn er dort wäre, hätte er sich bemerkbar gemacht."

"Du warst dort?" Überrascht schaute ich zu ihm auf.

 
"Sicher. Auch wenn es keinen Sinn gemacht hat, aber ich war auch stutzig geworden. Es passt so gar nicht zu Sam, einfach zu verschwinden."

"Was sollen wir denn noch tun? Wir haben seit gestern Mittag überall gesucht. Die ganze Stadt ist auf den Beinen. An sein Telefon geht er nicht und beantwortet auch keine Nachrichten."

"Ich habe mir auch Gedanken darüber gemacht, Penny. Vielleicht will er ja nicht gefunden werden."

"Wie meinst du das denn?", fragte ich schockiert. Das passte nicht zu Sam. Wenn er wirklich mal eine Pause gebraucht hätte, konnte er jederzeit Urlaub nehmen, bei den vielen Überstunden und Resturlaub, die er angesammelt hatte.

 
"Vielleicht ist ihm das alles hier über den Kopf gewachsen. Die viele Arbeit, die hohen Erwartungen, die immer an ihn gestellt werden, so als Held von Pontypandy...er wäre nicht der Erste, der wegen eines Burn-Outs die Flucht ergreift, um abzuschalten."

"Warum hat er dann nichts gesagt?", erwidere ich ratlos und auch ein wenig verärgert. Sam und ich sprachen über alles. Er hätte doch sicher mit mir oder Charly darüber gesprochen. Aber Charly wusste auch nichts und er war so ein schlechter Lügner, dass ich bei der Erinnerung an unser Gespräch eben, sicher sagen konnte, dass er auch nichts vor mir zu verbergen versucht hatte.

 
"Vielleicht sollten wir ihm ein wenig Zeit lassen und du solltest dich ausruhen. Du hast den ganzen Morgen im Wasser zugebracht. Du bist erschöpft." Er legte mir tröstend eine Hand auf die Schulter und ich musste gestehen, dass er Recht hatte. 

Wir hatten gestern zu Land alles nach Sam abgesucht. Nachdem ich nicht schlafen konnte, hatte ich die ganze Nacht in den Höhlen gesucht und heute Morgen bei Sonnenaufgang angefangen, den Meeresboden nach seinem leblosen Körper rund um den Hafen und an der Küste entlang abzusuchen - dass ich ihn nicht gefunden hatte, hatte mich zumindest in diesem Fall erleichtert.

"Du hast Recht. Ich werde zur Wache fahren und..." Ich hatte mich bereits abgewandt, als mir schwindelig wurde und Ben fing mich sofort auf und führte mich zu einer Liege in der Ecke.

"Nichts da. Ich sage Steele Bescheid und du schläfst hier ein oder zwei Stunden, bis es dir besser geht." Ich spürte, dass er keinen Widerspruch duldete und ergab mich. Ich war ja doch keine Hilfe, wenn ich vollkommen übermüdet war."Ich fahre nochmal mit Neptun raus und laufe die Insel ab, wenn es dich beruhigt, okay?"

"Danke, Ben. Du bist ein wahrer Freund," murmelte ich noch, als er mich zudeckte.

"Das mache ich alles, weil es dir so viel bedeutet und ich dich liebe Penny", hörte ich ihn sagen und auch wenn es mir unangenehm war, konnte ich nichts dagegen sagen oder tun, weil ich augenblicklich einschlief.

---------- Sam's Sicht ----------

Ich lag mit dem Gesicht im Sand und versuchte den bohrenden Hunger und meinen noch qäulenderen Durst zu vergessen, indem ich mich mit Erinnerungen ablenkte. Erinnerungen an Einsätze halfen nichts, da das Löschwasser mich immer wieder daran erinnerte, wie dringend mein Körper Flüssigkeit benötigte. Erinnerungen an schöne Stunden im Kreise von Freunden und Kollegen waren gut, doch sie waren oftmals auch mit einem gemeinsamen Essen verbunden oder Festen, auf denen es Buffet gab oder Häppchen gereicht wurden...Heiliger Funkenflug, ich wäre jetzt sogar dankbar für Gwendolyns Seegras-Salat oder ihre Chilli Snacks.

Der Gedanke an Penny war der einzige, der mich vollkommen von allen weltlichen Bedürfnissen abbringen und alles vergessen lassen konnte. Also dachte ich vorwiegend an sie - es ist nicht so, als täte ich es nicht ohnehin in jeder freien Minute, doch jetzt war sie mein Anker und ich hoffte auch, dass sie meine Rettung sein würde.

 
Ich war mit Juno zur Insel gefahren, um den dort montierten Rettungskasten mit Erste-Hilfe Material und Leuchtraketen zu überprüfen und ggf. aufzufüllen. Normalerweise machten wir diese Arbeit immer zu zweit, doch Penny hatte noch Berichte schreiben müssen und Elvis war von Steele verdonnert worden, dessen Hemd zu waschen, dass Elvis zuvor mit Saft übergossen hatte - Steele, der zu der Zeit darin gesteckt hatte, natürlich grade mit.

Arnold und Ellie hatten die Nachtschicht und so war ich allein runter zum Hafen gegangen.

 
Ben war mir kurz begegnet und er hatte nur ein kurzes Hallo für mich übrig. Mehr sprach er seit etwa zwei Wochen nicht mehr mit mir und ich hatte noch darüber nachgedacht, ob ich ihn fragen sollte, was los war, um das Problem aus der Welt zu schaffen, als er auch schon die Treppe hinauf gestürmt und verschwunden war. Also hatte ich beschlossen, es ein anderes Mal zu tun. Ben war als Kollege ganz okay und wir verstanden uns gut, dennoch überschattete das Wissen, dass er ein größeres Interesse an Penny hatte, einen möglichen Wunsch meinerseits nach einer Freundschaft mit ihm.

Ich hatte grade den Rettungskasten fertig überprüft, mir meine Notizen gemacht und alles in Juno verstaut, was es wieder mit zurück zu nehmen galt, als mich ein stechender Schmerz am Hinterkopf traf. Ich fiel nach vorne auf Juno und wollte mich grade wieder aufrichten, als jemand in mein Genick griff und meine Stirn gegen Juno's Lenker schlug. Von dem Moment an, versank alles in Dunkelheit.

 
Bis ich dann mitten in der Nacht hier in dieser Höhle aufgewacht war. Der Boden war mit Sand bedeckt und der Eingang war nur wenige Meter entfernt, durch den in der Nacht keinerlei Licht von Mond oder Sternen gefallen war.

 
Jetzt im Tageslicht konnte ich mehr erkennen, so wie zum Beispiel auch die fette Spinne, die sich in diesem Moment auf mein Gesicht zu bewegte. Rückartig richtete ich mich auf und versuchte mehr schlecht wie Recht von ihr fort zu kommen. Nur, um das klar zu stellen: Ich habe keine Angst vor Spinnen, nur einfach...einen sehr gesunden Ekel.

 
Meine Flucht gestaltete sich schwierig, da meine Hände an meinen Handgelenken auf dem Rücken gefesselt waren und meine Füße ebenfalls an den Knöcheln. Also trat ich mit den Fersen in den Sand und wirklich verharrte dieses dicke Vieh als Sand auf es nieder regnete, wandte sich ab und krabbelte davon.

 
Erleichtert atmete ich durch und lehnte mich an die Felswand hinter mir.

 
Ich hatte die halbe Nacht versucht, meine Fesseln an scharfen Kanten der Wand durch zu scheuern, bis ich heute morgen im ersten Sonnenlicht gesehen hatte, dass es Kabelbinder waren und hatte aufgegeben. Dagegen kam ich nicht ohne Messer an und ich hatte offenbar gar nichts mehr dabei.

 
Mein Ausrüstungsgürtel war weg und mein Handy in meiner Brusttasche schien auch verschwunden zu sein, zumindest fühlte sie sich leer an, wenn ich darauf lag. Mit den Händen auf dem Rücken, konnte ich schwerlich danach suchen.

Was Penny wohl grade tat? Suchte sie mich? Wahrscheinlich. Sie und Charly würden nichts unversucht lassen, wenn ich nicht wieder kam und sie Juno am Strand entdeckten.

Ich hörte Schritte und versteifte mich sofort. War das derjenige, der mich niedergeschlagen hatte oder war es Hilfe? Sollte ich rufen oder mich lieber leise verhallten? Ich hatte ja nicht einmal eine Ahnung, warum ich überhaupt hier war.

"Ben?" Erleichtert atmete ich auf, als Ben die Höhle betrat. Meine Rettung war da."Ich bin so froh dich zu sehen."

"Das beruht ganz auf Gegenseitigkeit, Sam." Er bückte sich, um nach meinen Fesseln zu greifen und ich rückte etwas von der Wand ab, damit er sie mir lösen konnte. Zu meiner größten Überraschung aber zog er sie sogar noch fester, so dass sie mir schmerzhaft ins Handgelenk schnitten.

"Autsch, Ben, was soll das?", begehrte ich auf, als er aufstand und mich angrinste.

"Ich hoffe, du hast es bequem, Sam? Du wirst wohl noch eine ganze Zeit hier festsitzen. Diese Höhle ist auf keiner Karte. Ich selbst habe sie nur durch Zufall entdeckt. Keiner wird dich finden, bis ich in ein paar Wochen deinen Körper ins Meer werfen werde. Bin gespannt, wo du angespült wirst."

"Warum tust du das?" fragte ich entsetzt. Ich konnte es gar nicht fassen, was er hier tat und offensichtlich meinen Tod in Kauf nahm.

"Weil ich endlich freie Bahn haben will."

"Was meinst du damit? Ich steh dir doch nirgendwo im Weg."

"Nicht bewusst vielleicht, aber deine Anwesenheit allein reicht schon aus. Du bist der einzige, der zwischen mir und Penny steht."

"Ben, wenn sie dich will, werde ich nichts dagegen unternehmen." Meine Güte, waren diese Worte schwer auszusprechen."Ich will nur, dass sie glücklich ist und wenn sie das mit dir ist, dann wird es für mich okay sein."

"Sie will ja eben nicht mich, weil sie dich will!", fuhr er mich an und ich zuckte unwillkürlich zusammen, ehe mein Herz überzulaufen drohte vor lauter Glück und ich konnte nichts gegen das hoffnungsvolle Grinsen in meinem Gesicht tun.

"Hat sie das gesagt?", konnte ich mich auch nicht bremsen zu sagen und bekam die Quittung sofort: Seine Faust in meinem Bauch. Ich keuchte auf vor Schmerz, als er mich weiter ankeifte.

"Lass das blöde Grinsen. Sie hat es ziemlich deutlich gemacht. Aber du wirst sie nicht kriegen, weil ich sie will."

"Du kannst dir Liebe nicht erzwingen, Ben."

"Oh, ich erzwinge sie nicht. Ich verdiene sie. Während du dich ohne ein Wort zu sagen einfach abgesetzt hast, werde ich da sein und sie trösten. Werde ihr zuhören, werde ihr Mut zusprechen und ihr alles geben, was sie braucht in ihrer Trauer um dich. Sie wird mir von ganz allein verfallen."

"Penny wird nicht aufgeben. Sie kennt mich zu gut. Sie wird wissen, das etwas nicht stimmt und mich finden. Früher oder später finden sie Juno und dann wissen sie, wo ich bin," gab ich arg zurück, versuchte die Gedanken zu verdrängen, die Ben in meinen Kopf gesetzt hatte von ihm und Penny.

"Sie werden Juno nicht finden, weil er im Seenotrettungszentrum steht. Ich habe das Ruderboot an ihm fest gemacht, mit dem ich hergekommen bin und ihn an seinen Platz gestellt." Er lachte kurz höhnisch, was sicher an meinem fassungslosen Gesichtsausdruck gelegen hatte."Weißt du, sie wollte hier her auf die Insel kommen, aber sie war vollkommen erschöpft von der Suche nach dir. Sie liegt grade auf der Liege bei mir oben im Aussichtsturm und ruht sich aus, während ich hier, natürlich vergeblich, auf der Insel nach dir suche. Sie wird mir glauben, wenn ich zurück komme und nicht noch einmal auf die Insel kommen. Die Saison ist auch vorbei, also brauchst du auch nicht auf Touristen oder Wanderer hoffen. Es ist vorbei, Sam. Penny gehört mir!"

"Damit wirst du nicht durch kommen, Ben. Irgendwann fliegst du auf."

"Das glaube ich kaum. Aber glaub mir das: ich werde viele schöne Stunden mit Penny verbringen, sie wird mich heiraten, meine Kinder kriegen..."

"Mach sie glücklich, Ben. Sonst komme ich aus dem Jenseits und mach dir das Leben zur Hölle, das schwöre ich dir", murmelte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen. Wow, hatte ich wirklich so schnell aufgegeben? 

"Du bist wirklich ein schlechter Verlierer, Sam. Aber glaub mir, nichts anderes habe ich geplant. Gehab dich wohl", erwiderte er lächelnd und ging.

Ich stemmte mich mit all meiner Verzweiflung auf die Knie, als er weg war und schaffte es auf die Füße zu kommen. Ich konnte ihn nicht gewinnen lassen. Ich musste irgendwie an den Rettungskasten kommen und eine Leuchtrakete abfeuern. Wenn Penny mich wirklich wollte, dann würde ich sicher nicht aufgeben, bevor ich nicht alles versucht hatte. Nun bekam ich endlich die Chance, dass all meine Träume wahr werden konnten. Das würde ich mir nicht nehmen lassen und erst recht nicht von Ben.
Ich sprang vorwärts, ein Mal, zwei Mal, drei Mal...und verlor das Gleichgewicht, nur um sofort zu Boden zu fallen. Der Sand war weich, doch als ich die Augen öffnete tat sich mir ein neues Problem auf. Da war sie wieder, die dicke Spinne und näher als zuvor...

---------- Penny's Sicht ----------

Ich erwachte schwer atmend und mein Herz raste. Ich hatte von Sam geträumt, der gefesselt irgendwo im Sand lag, als jemand dazu gekommen war, der ihn geschlagen hatte, wieder und wieder. Das Gesicht des Angreifers hatte ich erst zum Schluss erkannt und der Schock hatte mich aufwachen lassen. Es war Ben.

 
Aber es war auch nur ein Traum...Oder?

Ich stand von der Liege auf und legte die Decke zusammen. An Schlaf brauchte ich nicht mehr zu denken. Ich musste Sam finden. Koste es, was es wolle. Ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen, selbst wenn wir nicht zusammen waren, brauchte ich ihn. Er war der Grund, warum ich mich jeden Tag so viel mehr auf die Arbeit freute, als meine Kollegen.

 
Mein Telefon riss mich aus meinen Gedanken und ich ging dran:"Hallo?"

"Penny? Hier ist Malcolm. Steele sagte, du im Seenotrettungszentrum?"

"Bin ich, warum?"

"Ist Sam bei dir?"

"Nein. Ich meine, ich glaube nicht. Ich habe die letzte halbe Stunde geschlafen. Warte, ich schau nach." Freudige Erregung machte sich in mir breit. Ich wusste zwar noch nicht, wie Malcolm darauf kam, dass er hier sein sollte, aber wenn er es war, würde ich keine Sekunde vertrödeln, die ich ihn schneller wiedersehen konnte. Ich ging zur Stange und rutschte eine Ebene hinunter, doch dort war nichts zu sehen. Also rutschte ich auf die nächste Ebene weiter, wo Juno stand."Nein, Malcolm. Hier ist er nicht. Wie kommst du darauf, dass er hier sein könnte?", fragte ich nun also doch enttäuscht.

"Ich habe endlich sein Handy geortet. Es soll dort sein." Ich war auf Juno zugegangen. Sam war als letztes damit gefahren. Doch nun verharrte ich, als Malcolm mir dies mitteilte und gleichzeitig fiel mein Blick auf etwas, dass mir einen Schauer der Angst über den Rücken jagte."Dann muss er es dort verloren haben. Schade. Es wäre eine Spur gewesen", sagte Malcolm dann.

"Ich werde es suchen. Ich melde mich gleich bei dir." Ich legte auf und steckte das Handy weg, ehe ich mich neben Juno hockte und mir den rot-braunen Fleck am Lenker etwas genauer ansah und entdeckte noch einige kleinere Spritzer. Was stimmte hier nicht?

 
Ich öffnete Juno's Gepäckfach, doch es war leer. Ich ging hinauf in die Zwischenebene und durchsuchte erst Sam's Ausrüstung, ehe ich auch alle anderen sicherheitshalber durchsuchte. Nirgendwo fand ich das Telefon. Wenn es wirklich hier war, blieb nur noch ein Ort übrig.
Also fuhr ich mit dem Aufzug wieder hinauf in den Kontrollraum. Ich atmete tief durch. Ich hasste es das Vertrauen von irgendjemandem zu missbrauchen, aber ich wollte, musste Sam's Handy finden, in der Hoffnung, dass es uns auf eine Spur brachte und ich musste alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, oder?

Ich öffnete Schublade für Schublade und fand schließlich in der fünften ein Handy und einen Ausrüstungsgürtel. Aber war es auch Sam's Handy? Wir hatten alle die selben Telefone, weil sie uns von der Arbeit zur Verfügung gestellt worden waren.

Ich nahm es in die Hand und drückte eine Taste, um den Sperrbildschirm einzusehen. Sam hatte mir mal seinen Sperrcode verraten, als ich nach einem Einsatz auf der Wache anrufen wollte und mein Handy vergessen hatte. Ich wendete ihn an und ich hatte vollen Zugriff auf den Inhalt. Ich zog die Benachrichtigungsleiste nach unten und entdeckte 16 Anrufe und 5 Nachrichten in den letzten 24 Stunden, die allein von mir waren. Alle ungelesen und unbeantwortet. Es war Sam's Handy! Ich verstand nur nicht, warum es in Ben's Schublade lag. Hatte Sam es verloren und Ben es gefunden? Warum hatte er aber dann nichts gesagt? Er wusste doch, dass wir ihn zu erreichen versuchten.

 
Ich steckte Sam's Handy ein und rutschte wieder hinunter auf die Zwischenebene. Verdammt. Ben war mit Neptun los, um Sam zu suchen.

 
Schnell zog ich mir die Seenotrettungsuniform an und rutschte nach unten. Ich war Juno bisher nur ein mal gefahren und es war nicht mein Fall, aber es half ja nichts. Titan war mir grade zu auffällig, um mir Gewissheit zu verschaffen.

 
Ich öffnete das Tor, entriegelte Juno's Halterung und raste los, kaum, dass der Jetski auf dem Wasser aufgekommen war. Ich fuhr einen weiten Bogen und näherte mich der Insel von hinten, ehe ich den Motor abstellte und mich von der Strömung an der Küste entlang treiben ließ.

 
Wenn Ben hier war, sollte er nicht unbedingt wissen, dass ich auch dort war. Erst einmal wollte ich sehen, ob er wirklich etwas mit Sam's Verschwinden zu tun hatte. Wirklich hörte ich kurze Zeit später Neptuns Motor und sah Ben dann aus der Bucht heraus fahren, Richtung Pontypandy - allein. Er schaute nicht zurück, doch ich wartete trotzdem, bis er am Horizont verschwunden war und schrieb Malcolm schnell eine Nachricht, wo und warum ich hier war und schickte ihm ein Bild von den Flecken auf Junos Lenkrad und Sam's Handy mit. Auf der Insel würde ich gleich keinerlei Empfang mehr haben, noch niemand hatte bisher herausfinden können, warum dem so war. Es wurde ein unterirdisches Magnetfeld vermutet, aber Gewissheit hatte noch keiner erlangt.

Ich fuhr in die Bucht und sicherte Juno, ehe ich den Fußspuren im Sand folgte. Aber es waren nicht nur Fußspuren, sondern auch eine Kerbe, als hätte jemand etwas den Strand entlang geschleift. Unvermittelt beschleunigte ich meine Schritte und erreichte einen kleinen Höhleneingang, der so niedrig war, dass ich nur gebückt hinein kam.

 
Was ich entdeckte, ließ mich erstarren.

 
"Sam?!" Ich rannte zu ihm, doch er bewegte sich nicht, lag auf dem Bauch, das Gesicht mir abgewandt, seine Hände waren auf seinem Rücken gefesselt. Ich fiel neben ihm auf die Knie, als ich ihn sprechen hörte und mir ein riesiger Stein vom Herzen fiel, der mir vor Freude die Tränen in die Augen trieb.

"Dem Himmel sei Dank bist du hier," murmelte er leise und ich schnitt ihm die Kabelbinder durch, doch er bewegte sich immer noch nicht.

"Hast du Schmerzen, Sam? Bist du verletzt? Warum bewegst du dich nicht?", fragte ich ihn nun besorgt.

 
"Weil die mich sonst frisst."

 
Stutzig schaute ich über ihn hinweg und entdeckte eine Spinne, die nur wenige Zentimeter vor seiner Nase im Sand saß und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich hatte es immer geahnt, egal wie gut er es zu verbergen versucht hatte.

"Ich wusste doch, dass du Angst vor Spinnen hast." Ich ergriff die Spinne und setzte sie weiter hinten in der Höhle wieder ab, ehe ich zu Sam zurück ging, der sich aufgesetzt hatte und die Handgelenke rieb.

 
"Ich habe keine Angst. Ich finde sie einfach nur widerlich", begehrte er grummelig auf und ich erschrak erneut, als er zu mir auf sah. An seiner Stirn war eine Platzwunde - sicher wo er mit dem Kopf auf Junos Lenker geschlagen war - das erklärte auch die Spritzer, von denen ich bereits geahnt hatte, dass es Blut war.

 
"Sam, das sieht übel aus. Das sollte sich Helen ansehen." Ich kniete mich erneut neben ihn und holte eine Flasche Wasser aus dem Gürtel, die ich mir noch im Seenotrettungszentrum eingepackt hatte und reichte sie ihm. Er trank die Halbe Flasche, ehe er sie mir anbot, doch ich tränkte nur einen Lappen damit, ehe ich sie ihm zurück gab."Du brauchst es nötiger, trink." Er tat es und als die Flasche leer war, legte ich meine Hand an seine Wange und bewegte ihn sanft dazu, mich wieder anzusehen, ehe ich vorsichtig begann, sein Gesicht zu säubern."Was ist passiert, Sam?"

"Ich wurde niedergeschlagen und bis eben wusste ich nicht einmal von wem. Ich bin erst heute Nacht hier drin gefesselt zu mir gekommen."

"War es Ben?", fragte ich ihn zögernd, was ich eigentlich schon wusste. Ich wusste nur nicht, warum. Ich hatte mich so auf die Stellen in seinem Gesicht konzentriert, dass ich gar nicht wahr genommen hatte, dass Sam mir in die Augen schaute. Als ich keine Antwort erhielt, trafen sich nun unsere Blicke und er deutete ein schwaches Nicken an."Warum?", fragte ich nur schwach.

Ich wusste, der Moment war nun da. Der vor dem ich so lange schon Angst hatte. Ich sah in seinen Augen, dass er wusste, was ich für ihn empfand und ich wappnete mich innerlich, um nicht in Tränen auszubrechen, wenn er mir gleich sagen würde, dass er nicht das selbe empfand und dies alles zwischen uns zerstören würde. Ich riss mich von seinen Augen los, faltete den Lappen neu, um noch eine saubere Stelle zu finden und fuhr fort sein Gesicht vom trockenen Blut zu befreien. Erstaunlich, dass ich so gut die Fassade aufrecht erhalten konnte, während in mir alles vor Angst zu zerbrechen drohte.

"Eifersucht, wie es scheint", erwiderte Sam nur und seine Stimme war leise, ein wenig rauh sogar, als ich mit dem Daumen aus versehen über seine Lippen fuhr. 

"Was hat Ben dir erzählt?", fragte ich stockend. Er hasste mich nun sicher dafür, was Ben ihm wegen mir angetan hatte.

 
"Dass ich ihm im Weg bin." Sam's Hand legte sich auf meine und senkte sie. Ich schaute einen Moment zu ihr hin und es schmerzte mich, die roten Striemen der Kabelbinder an seinen Hangelenken zu sehen. Was Ben ihm angetan hatte war unverzeihlich. Ich würde mir das niemals verzeihen können, der Auslöser dafür gewesen zu sein.

Sam's Hand an meinem Kinn weckte mich aus meinen Gedanken und ich sah in seine Augen auf. Sie waren so blau wie das Meer, blau war auch die Farbe der Treue. Er war mir immer ein treuer Freund gewesen...bis jetzt. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich konnte sie nicht aufhalten. Wollte es nicht. Ich hatte Sam gefunden und doch alles verloren. Nichts würde mehr so sein wie vorher. Aber wenigstens lebte er.

"Sam, es tut mir so leid. Ich..." Ich hatte mit allem gerechnet: Zorn, Lethargie, Ignoranz. Aber nicht mit dem, was wirklich passierte: Er küsste mich. Seine Lippen waren so weich, wie ich es mir immer vorgestellt hatte, sein Kuss sanft und zärtlich und doch ließ er mich dahinschmelzen, wie Eis in der Sonne. Ich spürte, wie er den Mund ein wenig öffnete und konnte nicht widerstehen, es ihm gleich zu tun. Er raubte mir in dem Moment den Atem, als wir uns vollkommen in dem Kuss verloren.
 
Als sich irgendwann unsere Lippen trennten, fand ich mich im Sand liegend wieder. Sam über mir, verharrte mit geschlossenen Augen, unsere Lippen nur einen Zentimeter voneinander entfernt und ich spürte seinen Atem, der genau so schwer ging, wie der meine; nahm ihn auf, wie er den meinen.

"Ich dachte wirklich kurz, ich würde dich nie wieder sehen," murmelte Sam dann, als er die Augen öffnete und direkt in meine schaute und es war mir, als könne ich in seine Seele blicken.

"Ich hab dich überall gesucht. Ich hatte solche Angst um dich", flüsterte ich nun, zu mehr war ich nicht fähig - zu sehr nagte noch die Angst um ihn an mir und hallte das Chaos meiner Gefühle, das sein Kuss in mir hatte aufwallen lassen, in mir nach. Doch statt einer Antwort küsste er mich erneut und ich würde mich sicher nicht darüber beschweren. Dieses Mal lag eine Leidenschaft in seinem Kuss, die ich niemals erahnt hätte. Ich nahm sie dankbar an, glücklich ihn lebend gefunden zu haben, noch mehr ihm so nahe sein zu dürfen. Das hatte ich immer gewollt. Nur das. Nur ihn. Ich hätte ihn verlieren können, hatte ihn kurzzeitig sogar verloren und nun lag ich in seinen Armen, hatte meine Hände in seinem Nacken und seinen Haaren vergraben und hielt ihn nah bei mir, weil ich ihn am liebsten nie wieder loslassen wollte. Nie wieder aufhören wollte, ihn zu küssen.

"Ich liebe dich, Penny", raunte er dann so leise, dass ich ihn kaum verstanden hätte, hätte er den Kuss nicht unterbrochen, um es mir ins Ohr zu murmeln, seine Stimme so schwach, wie ich mich fühlte. Ein Schauer rann mir durch den Körper, als ich seine Lippen unterhalb meines Ohres spürte.

"Ich liebe dich auch, Sam", seufzte ich zufrieden und küsste ihn auf die Wange, als seine Arme sich fester um mich schlossen und mich so nah an ihn zogen, dass nicht einmal ein Blatt Papier zwischen uns Platz fand. So lagen wir einfach nur da, hielten uns gegenseitig und von mir aus, hätten wir auch genau so liegen bleiben können. Doch Sam war über 24 Stunden verschwunden gewesen, in denen er verletzt war, Hunger und Durst hatte leiden müssen. Er musste unbedingt versorgt werden."Wir sollten zurück nach Pontypandy fahren, Sam. Du musst versorgt werden."

"Ich finde, du versorgst mich grade ausgesprochen gut mit allem, was ich je wollte und brauche", erwiderte er und löste sich soweit von mir, dass ich das Lächeln auf seinem Gesicht sehen konnte, aber ich sah auch noch etwas anderes.

"Das kannst du immer haben und vielleicht wäre es auch angenehmer für dich, wenn dir dabei nicht grade Spinnen über die Schulter laufen?" Ich spürte wie Sam sich versteifte und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

"Du verschaukelst mich nur, oder?", fragte er mich nun genervt und löste sich soweit von mir, um mir in die Augen schauen zu können, doch es reichte ebenfalls aus, damit er die Spinne auf seiner Schulter im Augenwinkel entdecken konnte."Heiliger Funkenflug. Mach sie weg, Pen. Bitte, bitte, bitte. Mach sie weg."

Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, als ich sie wieder mit der Hand umschloss und Sam sprang augenblicklich auf, um sich zu schütteln und überall abzureiben, falls noch mehr auf ihm saßen, während ich die Spinne neben mir in den Sand setzte und ebenfalls aufstand.

"Ich denke das sollte unser kleines Geheimnis bleiben, sonst werden dir Elvis und Ellie nie wieder Ruhe gönnen."

"Du bist einfach die Beste", sagte er nun und küsste mich noch einmal. Er schien genau so wenig damit aufhören zu wollen, wie ich. Aber er musste jetzt erst einmal versorgt werden. Nichts anderes zählte.

"Lass uns zurück zum Festland fahren. Ich werde unterwegs Helen und Malcolm anrufen. Ben verdient eine Strafe und du musst dringend versorgt werden."

"Ich hätte auch nichts gegen eine doppelte Portion Fisch und Chips von Gwen." Er musste furchtbaren Hunger haben, wo er gestern Mittag das letzte Mal gegessen hatte.

"Es tut mir so leid, Sam", wandte ich mich ihm zu, als wir aus der Höhle raus waren und sofort ergriff er meine Hand, zog mich an sich und legte den Arm um mich. Er küsste mich auf die Schläfe, während ich meinen Arm auch um ihn legte.

"Du kannst nichts dafür, Pen. Wie du sagst: Ben verdient eine Strafe, aber ich glaube die größte Strafe wird es sein, wenn er sieht, dass sein Plan nach hinten los gegangen ist und er uns erst zusammen gebracht hat."

"Du siehst wirklich noch etwas positives darin?", fragte ich ihn überrascht und verdrehte lächelnd die Augen, als Sam sich ans Steuer auf Juno schwang. Juno war sein Spielzeug. Das ließ er sich von kaum jemandem streitig machen. Aber ich wollte mich nicht beschweren. Ich mochte es ja eh nicht ihn zu fahren und so hatte ich einen guten Grund mich an ihn zu kuscheln - was ich genau jetzt auch tat.

"Bisher war positives Denken und die Hoffnung nicht aufgeben, das einzige, was mich aufrecht gehalten hat. Jetzt, wo ich weiß, dass du mich auch liebst, wird es immer deine Liebe sein." Er ergriff eine meiner Hände vor seiner Brust und hauchte einen Kuss darauf, ehe er los fuhr. Zurück nach Pontypandy, zurück in eine glückliche Zukunft.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro