Avery

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Es war einfach gewesen zu verschwinden, nachdem die Wachen Hempton auf dem Waldboden erblickten. Alles was in diesem Moment zählte, war Hempton Hilfe zu besorgen. Dass der Teenager, der als erstes um Hilfe gebeten hatte, auf einmal nicht mehr vor Ort war, interessierte niemanden.

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass mein Herz so heftig schlug, weil ich endlich Harry geküsst hatte und nun in meinem Bauch die Schmetterlinge umher tobten. Ja, das würde ich euch wirklich gerne sagen.

Aber so war es leider nicht.

Mein Herz hämmerte in meinem Brustkorb, weil ich so schnell ich konnte durch den Wald rannte, um genug Zeit zu haben, mich zu verstecken. Aber nicht nur das Adrenalin ließ mein Herz so schnell schlagen, sondern auch die pure Angst, entdeckt zu werden.

Was ich vorhatte, war so viel riskanter, als alles was wir vorher getan hatten, aber wenn ich es geschickt anstellte, war ich hier sogar am sichersten. Vorerst.

Inzwischen hatte ich den Teil der Insel erreicht, wo wir für gewöhnlich unseren Sportunterricht hatten. Am Ufer wuchsen nur vereinzelt Bäumen. Große mächtige Tannen. Ich hatte zwei Möglichkeiten und nur sehr kurze Zeit mich zu entscheiden. Entweder ich versteckte mich im Schilf, welches üppig am Ufer wuchs, oder ich kletterte auf den nächsten Baum. Kurz wägte ich meine Vor- und Nachteile ab. Im Schilf war ich vorüber gehend geschützt und hatte weiterhin die Möglichkeit von einem Versteck zum nächsten zu huschen. Allerdings, bot es mir nur begrenzt Deckung und ich konnte nicht lange an einem Punkt bleiben und lief vermutlich in Gefahr entdeckt zu werden, sobald mehrere Erzieher am selben Punkt nach mir suchten. Würde ich auf den Baum klettern, würde der Aufstieg aufgrund meiner Verletzungen mehr als schwierig werden, außerdem würde ich sehr hoch klettern müssen, um nicht entdeckt werden. Aber wenn ich hoch genug klettern würde, wäre ich vermutlich längere Zeit sicherer und könnte nebenbei vielleicht auch sehen, wo nach mir gesucht werden würde und wo nicht.

Ich amtete einmal tief durch, sah mich noch einmal um, ob auch wirklich niemand mich beobachtete und griff nach dem ersten dicken Ast, den ich zu fassen bekam, während ich beide Füße gegen den Baumstamm stemmte. Ich drückte mich nach oben, und zog das linke Bein nach während ich eine Hand löste um nach dem nächsten Ast zu greifen. Bereits jetzt setzten die Schmerzen ein. Es war als würde ich die Tritte und Schläge von Hempton erneut an meinem Körper spüren. Ich unterdrückte mühsam einen Schmerzenslaut und kletterte weiter nach oben. Weiter, immer weiter. Als ich die ersten drei Astreihen hinter mir gelassen hatte, waren die Schmerzen bereits so groß, dass ich mich kaum noch bewegen konnte, aber ich ignorierte weiterhin den Schmerz und zog mich an dem nächsten Ast hoch. Durch die Schmerzen wurde ich deutlich langsamer, aber ich biss die Zähne zusammen und kletterte immer weiter. Schließlich erreichte ich den Teil des Baums, wo die Äste so dicht zusammenstanden, dass ihre Nadeln die Sicht nach unten verdeckten. Die Äste waren mittlerweile ziemlich dünn, aber noch stark genug um mich zu halten. Erschöpft ließ ich mich auf einem Ast nieder der gerade breit genug war, um beide Beine nebeneinander darauf abzulegen.

Ich lehnte mich mit Rücken und Kopf gegen den Stamm und atmete mehrmals tief durch um meinen Puls wieder nach unten zu bringen. Mein ganzer Körper schmerzte und ich fühlte mich, als hätte man mich als Boxsack benutzt. Morgen würde ich vermutlich mächtigen Muskelkater haben.

Für einen Moment schloss ich die Augen und versuchte mich so gut es ging zu entspannen, mit dem harten Baumstamm im Rücken.

Während ich mich von dem anstrengenden Aufstieg erholte, versuchte ich langsam zu begreifen, was in der vergangenen halben Stunde eigentlich passiert war.

Wir hatten einen einigermaßen guten Fluchtplan gehabt, Roxanne hatte alles in letzter Minute umgeworfen um ihre persönliche Rache zu nehmen, ich hatte sie gerettet und dabei einen Menschen niedergeschlagen und mich geopfert um die restlichen drei Leute aus meiner Gruppe zu retten.

Ich hatte Harry geküsst, die Chance verpasst meine Eltern wiederzusehen und drei Menschen das Leben gerettet. Gut „Leben gerettet" ist vielleicht zu viel gesagt, da ich ja eigentlich nur dafür gesorgt hatte, dass niemand mehr von uns weiterhin körperlich oder sexuell misshandelt wurde.

Jetzt brauchte ich auch wieder einen Weg um von hier wegzukommen. Eine Möglichkeit mit Ed irgendwie zu kommunizieren. Ich öffnete meine Augen wieder und durchsuchte meine Taschen. Tatsächlich hatte ich noch einen Kugelschreiber in meiner Jeans, eine kleine Taschenlampe und einen verknitterten Zettel in meiner Hosentasche, auf dem die Adresse vom Hotel meiner Eltern stand.

Vielleicht kam Ed ja auch hier vorbei und ich konnte ihm vielleicht eine Nachricht zukommen lassen.

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Es dauerte etwa eine dreiviertel Stunde, bis allen auffiel, dass ich das Camp nicht verlassen hatte und man anfing nach mir zu suchen. Als ich die Aufseher sah, welche paarweise über den Rasen auf meinen Baum zukamen, blieb ich ganz stillsitzen und versuchte mich möglichst nicht zu bewegen.

Vermutlich würde man nicht sofort darauf kommen, dass ich mich auf einem Baum versteckt hatte, aber wenn ich mich zu viel bewegte, würden die knackenden Äste mich möglicherweise verraten.

Trotzdem hielt ich nach Ed Ausschau, vermutlich würde er sich früher oder später an der Suche beteiligen und versuchen mich zu kontaktieren.

Die ersten vier Aufseher suchten und verließen das Gebiet in dem ich mich aufhielt, ohne mich zu finden. Während ich wartete, dass Ed kam, lehnte ich mit dem Rücken weiterhin an dem Stamm und versuchte die Schmerzen in meinem Körper zu ignorieren.

Stattdessen versuchte ich mir die Gedanken mit etwas wichtigem zu vertreiben. Etwas Schönem. Harry kam mir in den Sinn. Das letzte, was ich von ihm gesehen hatte, war sein überraschter Blick, als ich ihn geküsst hatte. Es war nicht mal ein richtiger Kuss gewesen. Ich hatte einfach meine Lippen auf seine Lippen gepresst und mich wieder von ihm gelöst, bevor er auch nur die Chance gehabt hatte zu reagieren. Eigentlich hatte ich mir unseren ersten Kuss für unser erstes Date aufheben wollen, aber...nachdem ich wusste, dass ich meine Freiheit für die der Anderen opfern musste, war ich mir nicht einmal sicher gewesen, ob ich einen ersten Kuss mit Harry noch erleben würde. Und auch wenn ich es mir anders vorgestellt hatte, ich erinnerte mich noch immer an jede einzelne Sekunde. An jede Emotion, die mich durchströmt hatte und wie er sich angefühlt hatte. Sein Haar unter meinen Händen, sein Atem auf meinem Gesicht und seine Lippen an meinen. So spröde und trocken und dennoch so weich. Ich spürte das Kribbeln in meinem Bauch, als ich an den Moment zurückdachte. Ich war verknallt. Unwiderruflich. Ich dachte daran, wie ich Mom danach gefragt, wann sie gewusst hatte, dass Dad der Richtige gewesen war.

Sie hatte verträumt gelächelt und ihre Zeitschrift beiseitegelegt, als sie mir davon erzählt hatte.

„Dein Dad hatte immer seine Probleme über seine Gefühle zu reden. Das hat mich zweifeln lassen, ob unsere Beziehung auf lange Sicht eine Chance hat, aber dann hat er mich mit seinem Boot mitgenommen und wir sind aufs offene Meer hinausgefahren. Es gab nur uns zwei und er hat mir erzählt, dass er früher mit seinem Vater häufig unterwegs gewesen war, weil sie als Fischer gearbeitet hatten. Aber Dad hat sich früher nie besonders gut mit deinem Großvater verstanden. Sie hatten ganz unterschiedliche Ansichten, was das Leben betrifft. Und manchmal waren sie tagelang draußen auf dem offenen Meer, nur um Fische zu fangen. Für deinen Vater war das die schlimmste Zeit, weil er dort die ganze Zeit allein mit seinem Vater war. Er konnte ihm nicht entkommen und dann oft nachdem sie zurückgekommen sind, sich tagelang von seinem Zuhause oder dem Meer ferngehalten. Er hat es von da an immer gehasst auf das offene Meer hinaus zu fahren. Aber in diesem Moment hat er mir erzählt, dass ich die Einzige Frau bin, mit dem ihm es ihm egal ist, wo er ist. Er würde sogar mit mir auf offener See leben und ewig weiter fahren, solange ich bei ihm bin. Und da hab ich gewusst, dass ich uns eine Chance geben muss und es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Und diese Entscheidung werde ich auch niemals bereuen. Ganz egal was kommt."

Damals dachte ich, sie hatte das gesagt, weil noch in ihrer Ehe alles funktionierte. Aber als es dann begann zu kriseln, fragte ich sie, warum es die beste Entscheidung für sie gewesen war.

„Weil ich dich bekommen habe. Und ganz egal, wie es zwischen deinem Vater und mir sein wird. Du bist das Beste in unserem Leben und das werden weder ich noch dein Vater je bereuen. Und ganz gleich, ob man sich früher geliebt hat und später vielleicht hasst...dein Vater hat mir dabei geholfen, das wunderbarste Mädchen der ganzen Welt zu erschaffen und dafür, werde ich ihm immer dankbar sein."

Der Gedanke an meine Eltern trieb mir die Tränen in die Augen.

Sorry, Mom. Sorry, Dad. Ich brauche noch etwas, bis ich nach Hause komme. Aber ich arbeitete daran. Versprochen. Und hoffentlich habt ihr inzwischen eure Eheprobleme gelöst. Denn wenn ich nach Hause komme, brauche ich euch beide. Ganz ohne Streit.

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Es dauerte Stunden, bis ich Ed endlich kommen sah. Er suchte ebenfalls mit den Anderen Wachen nach mir. Ich hatte in dieser Zeit mit bereits überlegt, wie ich ihn auf mich aufmerksam machen konnte. Ich hatte eine kurze Nachricht für Ed auf den Zettel gekritzelt und dabei einen losen Faden aus meinem T-Shirt gezogen. Diesen benutzte ich um die Nachricht für Ed an einem Tannenzapfen festzubinden. Jetzt musste ich nur noch auf den passenden Moment warten. Und ich hatte nur einen einzigen Versuch. Es musste also alles perfekt getimt sein.

Als Ed genau in Reichweite stand und sich die anderen beiden Erzieher gerade wegdrehten, holte ich aus, zielte und warf den Tannenzapfen in Eds Richtung. Tatsächlich traf ihn dieser genau an der Schulter und fiel dann zu Boden. Ed schien im ersten Moment verwirrt, hob ihn dann aber auf, als er den Zettel entdeckte.

Dort hatte ich die Botschaft geschrieben: „AUF DEM BAUM. WARTE AUF ANWEISUNGEN!"

Ed steckte die Nachricht wieder ein, kam ein paar Schritte auf den Baum zu und sah dann vorsichtig nach oben. Ich schob einen Ast beiseite, der mich verdeckte und winkte ihm vorsichtig zu. Ed sah mich, nickte mir kurz zu und machte dann mit seinem Finger eine Geste, die mir eindeutig signalisierte, dass ich warten sollte. Ich nickte und schob den Ast wieder zurück.

„Sheeran, was ist? Ist da oben irgendwas?", fragte einer der Erzieher.

„Nur ein Eichhörnchen. Mehr nicht."

„Dann komm, lass uns weiter, hier ist sie nicht."

Und während sie zu dritt weiter gingen, lehnte ich mich erneut gegen den Stamm und fragte mich, wie es nun weiter gehen würde.

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Hi, da bin ich mal wieder mit einem neuen Kapitel. Ich weiß, ich spann euch auf die Folter, aber ich verspreche euch, es dauert nicht mehr lange, dann erfahrt ihr, ob Avery diesmal entkommt oder nicht.
lg eure Liz ;)


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