Roxanne

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Als ich noch bei Dad gewohnt hatte und seine Freundin bei uns eingezogen war, hatte sich mein Leben grundlegend verändert. Ich dachte eigentlich, dass durch den Tod meiner Mutter meine Welt bereits völlig durcheinandergeraten war, aber nachdem ich Dad's neue Freundin ein paar Wochen beobachtet hatte, wurde mir sehr schnell klar, dass ich komplett falsch lag. Vorher war es schlimm gewesen, doch danach war es die Hölle. Ich verglich es immer am liebsten so. Der Tod von Mom war, als wäre man von einem Fahrrad gestürzt und hätte sich beide Beine und Hände aufgerissen und sich außerdem noch ein Bein gebrochen. Es war plötzlich, es tut höllisch weh und es raubte dir den Atem, aber nach einer Weile, weiß man, dass es irgendwann wieder aufwärts geht. Als die Tussi bei uns einzog, war es anders. Wie als würde man nach diesem Fahrradunfall erfahren, dass man nun zusätzlich auch noch an Krebs leidet. Und nicht der gutartigen Form. Die Veränderungen kamen langsam und schleichend, aber ich bemerkte sie. Und ich erzählte Dad davon. Aber Dad hörte mir nicht zu. Dafür machte ich ihm immer noch Vorwürfe, aber ich hatte immer wieder über Nialls Worte nachgedacht und mir war aufgefallen, dass ich die ganze Situation eigentlich nie aus seiner Sicht betrachtet hatte. Ich hatte meine Mutter verloren. Einen Elternteil. Aber er...er hatte seine Frau verloren. Den Menschen mit dem er den Rest seines Lebens verbringen wollte. Und jetzt war da eine andere Frau, mit der er sich zum ersten Mal seit Jahren wieder so fühlte, wie mit ihr. Oder zumindest glücklich. Er hatte so viel Schmerz durchlebt, dass er sich durch die Beziehung zu dieser neuen Person eine ganz eigene Welt aufgebaut hatte, in der alles schön und perfekt war. Und in diese Welt war er komplett abgetaucht, um die Illusion zu erhalten, dass alles okay war. Aber das war es nicht. Nicht für mich.

Warum ich das erzähle? Weil ich zum ersten Mal seit über einem Jahr die Möglichkeit hatte, darüber ganz in Ruhe nachzudenken, anstatt mir Gedanken zu machen, ob ich den nächsten Tag überhaupt noch erleben würde. Jetzt kreisten meine Gedanken um das Widersehen mit meinem Vater. Ich wusste immer noch nicht, ob ich ihn wirklich wiedersehen wollte, aber ich wollte ihm trotzdem eine Chance geben, wie Niall es mir vorgeschlagen hatte.

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Anstatt den ersten Abend auf dem Hof beim Abendessen zu feiern, saßen wir alle stumm und blass am Tisch und löffelten unsere Suppe in uns hinein. Keinem war nach Reden zumute. Eigentlich hatten wir diesen Abend unsere Freiheit zelebrieren wollen und jetzt hatte ich alles kaputt gemacht. Harry war gar nicht erst zum Essen erschienen, sondern hatte sich auf den Heuboden zurückgezogen. Er war immer noch wütend auf mich und ich verstand es.

Aber ich hatte diesmal nicht vor in Schuld zu versinken, sondern alles wieder gut zu machen. Den Schaden zu begrenzen.

Also war ich nach dem Essen direkt an Ed's Computer gegangen und hatte angefangen zu recherchieren. Ich versuchte fünf Dinge gleichzeitig zu erledigen. So suchte ich nach Wegen für uns wieder nach Großbritannien zu kommen, lud die Fotos und Videos, die wir gemacht hatten auf Ed's Festplatte hoch und begann außerdem bezüglich unserer psychologischen Gutachten zu recherchieren. Ich wollte herausfinden, ob es diesen Arzt, der diese Gutachten ausgestellt hatte, wirklich gab. Parallel suchte ich die Nummer einer Bank heraus, schrieb mir die Öffnungszeiten heraus und rief dann einen meiner wenigen Kontakte an, die ich noch aus meiner Zeit als Hackerin kannte.

Verwirrend, ich weiß, aber ich verspreche, es wird bald alles einen Sinn ergeben. Und während ich so fleißig vor mich hinarbeitete, wartete ich darauf, dass Ed wiederkam und uns sagte, ob man Avery gefunden hatte oder nicht und wie wir weiter verfahren sollten.

Avery hatte bereits gesagt, dass sie gut klettern konnte und ich hatte es selbst gesehen. Vermutlich würde sie sich also auf irgendeinem hochgelegenen Platz verstecken, wo niemand sonst sie vermuten würde. Die Frage war, wie konnten wir sie jetzt ungesehen nach draußen schmuggeln? Hempton hatte vermutlich gerade anderes als Stroh im Kopf, dass Ed ihm liefern konnte, also mussten wir einen anderen Weg finden.

Ich hatte Daisy und den Jungs aufgetragen, dass sie sich darum Gedanken machen sollte, während ich mich um den Rest kümmerte.

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Ed kam erst am nächsten Morgen zurück und sah wirklich verdammt erschöpft aus. Trotzdem setzte er sich zu uns an den Küchentisch, während Linda ihm einen Tee einschenkte.

„Hat man sie gefunden?", fragte Harry, der zum ersten Mal an diesem Tag etwas sagte.

Ed fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, schüttelte dann aber zu unserer aller Erleichterung den Kopf.

„Nein, ich weiß, wo sie ist, aber bisher hat niemand sonst sie gefunden. Sie hat sich auf einem Baum versteckt. Aber ich hab bisher keinen blassen Schimmer, wie ich sie heimlich da weg bringen soll. Alle zwanzig Minuten kommt eine Patrouille vorbei und es gibt in der Nähe nicht so viele Verstecke, wo sie hinkann."

Daisy vergrub das Gesicht in den Händen und seufzte.

„Was machen wir jetzt?"

„Gibt es vielleicht irgendwas Großes, was transportiert werden muss? Irgendwas, worunter oder worin sie sich verstecken könnte?", fragte ich.

Ed überlegte einen Moment, ehe er aufblickte.

„Da gäbe es schon etwas. Im Gemeinschaftsraum der Leiter gibt es einen alten Teppich und einen Projektor, der wegsoll. Den Teppich könnten wir als Versteck nutzen, allerdings hat ein Kollege von mir bereits den Job für sich beansprucht, die Sachen weg zu bringen, weil er glaubt beides nochmal wieder verwenden zu könne."

„Na ja, vielleicht könntest du ihm ja zur Hand gehen und Avery dabei hinausschmuggeln."

„Wenn ich mit ihm fahre, ja. Das wäre eine Idee."

„Okay, dann sollten wir noch die Details ausknobeln, damit Avery möglichst unversehrt dabei rauskommt."

„Zuerst sollten wir überlegen, wie wir Avery überhaupt benachrichtigen könne und ihr alles Weitere erklären können. Ich würde vorschlagen, du gehst morgen während der Morgenrunde zu ihr, da sind am wenigsten Leute vor Ort. Vielleicht solltest du bei dieser Gelegenheit auch gleich ein anderes Versteck für sie parat haben, damit man sie schwerer findet", schlug Linda vor.

„Klingt gut. Du könntest sie ja einem der Klassenzimmer verstecken oder in dem Bunker. Da wird garantiert niemand nach ihr suchen", war Zayns Idee.

„Okay, und wie genau bringe ich sie dann weg?"

„Sag doch einfach, dass dein Auto kaputt sei und ob er dich ein Stück mitnehmen kann. Ihr bringt den Teppich raus, du lenkst ihn kurz ab und wickelst Avery dann darin ein, wie eine Mumie", sagte Niall dan.

„Ist das dein Ernst. Die Leiche im Teppich?! Das soll funktionieren?", meinte Ed zweifelnd.

„Nein, die Idee ist nicht schlecht. Du legst den Teppich einfach auf den Kofferraum oder die Ladefläche und dann bringst du ihn während der Fahrt dazu anzuhalten und dann kann Avery sich aus dem Teppich rollen und aus dem Auto zu flüchten, ohne dass er etwas merkt", stimmte ich Niall zu.

Daisy grinste wissend, was mir nicht entging, aber ich ignorierte es.

„Was für ein Auto fährt er denn?", schaltete sich nun Liam ein.

„Weiß ich nicht, aber ich frag ihn mal."

„Okay, dann sehen wir morgen weiter", seufzte Daisy und nahm einen Zettel und Stift zur Hand.

„Was wird das?"

„Ich schreibe eine Nachricht für Avery und dann einen Einkaufszettel, immerhin wird sie sich ja wohl kaum von den Tannenzapfen oder Blättern im Baum ernähren können", antwortete sie.

Ich verkniff mir ein Grinsen. Mein Handy klingelte und ich stand auf.

„Entschuldigt bitte, da muss ich rangehen."

„Wer ist das?", fragte Linda verwundert.

„Ein alter Freund von mir."

„Aber du hast doch gesagt kein Kontakt zur Außenwelt", erinnerte sich Louis.

„Stimmt, aber dieser hier wird für uns nützlich sein", erwiderte ich.

„Inwiefern?"

„Abwarten. Ich erklär's euch, wenn alle hier sind."

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Ich weiß, dass dieses Kapitel sehr kurz ist und eigentlich als Lückenfüller dient, aber ich verspreche dafür, dass das nächste Kapitel wieder spannender wird. Hoffentlich könnt ihr euch so lange gedulden.
Lg, eure Liz ;)


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