Roxanne

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Den gesamten Tag hatte ich mit Harry und Niall zusammengearbeitet und dabei geholfen, die Dächer zu reparieren. Allerdings fiel mir auf, dass Harry nicht wirklich bei der Sache war. Ständig warf er Blicke zu Avery herüber.

Allerdings keine verliebten Blicke, sondern eher traurige oder missmutige Blicke, als würde er sich über etwas ärgern.

„Harry!", ich schnippte neben seinem Ohr mit den Fingern und er zuckte zusammen.

„Was?", knurrte er.

„Ich hab dich jetzt schon dreimal gefragt, ob du mir den Hammer geben könntest."

Mit einem Brummen, reichte Harry ihn zu mir hinüber.

„Was ist denn heute mit dir los? Gibt es Ärger im Paradies?", fragte ich neckisch.

„Nein!", knurrte Harry und schlug mit einem zweiten Hammer einen Nagel, etwas heftiger als nötig ins Dach.

Niall und ich warfen uns einen kurzen Blick zu.

„Ich dachte, sie hat sich über dein Geschenk gefreut. Was ist denn jetzt das Problem? Seid sie wieder da ist, geht ihr euch aus dem Weg", fragte Niall nun verwundert.

„Es gibt kein Problem. Wir sind nur einfach gerade nicht derselben Meinung, das ist alles", war Harrys knappe Antwort.

„Wieso? Worum geht's denn?", fragte ich nun überrascht.

„Ist nicht so wichtig", meinte Harry nur knapp.

„Hey, jetzt komm schon. Spuck's aus, Kumpel. Was könnte euch Turteltäubchen denn so die Laune verdorben haben?", meinte Niall scherzhaft.

Offenbar versuchte er Harrys Stimmung etwas zu heben.

„Wenn du es unbedingt wissen musst...Avery hat wieder Plan F aufgegriffen. Und scheinbar glaubt sie dieses Mal tatsächlich, dass sie von hier verschwinden kann. Ich hab es ihr bereits vorher schonmal ausgeredet, aber jetzt... sie lässt es sich nicht mehr ausreden, obwohl sie ganz genau weiß, dass es totaler Schwachsinn ist."

Erneut tauschten Niall und ich einen Blick. Diesmal war es allerdings ein entsetzter Blick.

Plan F. Das war der Code, den wir untereinander verwendeten, wenn wir von Flucht sprachen. Zugebenermaßen es war nicht das beste Codewort, aber es hatte sich so eingespielt.

„Ach, die beruhigt sich schon wieder. Vermutlich haben die 2 Tage im Loch sie etwas aus der Bahn geworfen und sie versucht es jetzt damit zu verarbeiten. Wahrscheinlich wird sie in einer Woche wieder ganz die Alte sein", versuchte Niall Harry zu beruhigen.

Ich war mir das ehrlich gesagt nicht so sicher. Als Avery mich gestern im Waschraum auf Hempton angesprochen hatte, schien sie ziemlich beunruhigt zu sein. Egal, was Hempton vor ihr angedeutet hatte, sollte sie es rausbekommen, würde sie vermutlich nicht mal mehr die Flucht planen. Wahrscheinlich würde sie wie John McClane mit dem nächsten Laster durch das geschlossene Eingangstor fahren und direkt zur Polizei gehen.

Irgendwas sagte mir, dass Avery diesmal nicht lockerlassen würde. Sie würde nicht darauf warten, dass der nächste Vorfall passierte, oder bis sie ihre Zeit abgesessen hatte. So jemand war sie nicht. Das hatte sie bereits bewiesen.

Trotzdem wollte ich Harry nicht unnötig beunruhigen.

„Niall hat Recht. Die kriegt sich wieder ein", sagte ich deshalb, auch wenn es nicht halb so überzeugend klang, wie bei Niall selbst.

Harry schien es allerdings gar nicht zu bemerken und widmete sich weiterhin stur seiner Arbeit. Ich erinnerte mich ungewollt wieder an meine letzte Begegnung mit Hempton und musste prompt gegen die Übelkeit ankämpfen, die in mir hochstieg.

Normalerweise hatte es bisher auch ganz gut geklappt die Übelkeit zu verdrängen, aber diesmal war es anders.

Hempton wurde unvorsichtig. Er glaubte mittlerweile offenbar, dass er mit allem davonkommen würde. Andernfalls hätte er Avery den Vorfall mit mir nicht indirekt unter die Nase gerieben. Und da Avery gestern bereits mich darauf angesprochen hatte, wusste ich, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein würde, bis es jemand die ganze schreckliche Wahrheit herausfinden würde.

Bei diesem Gedanken wurde mir noch schlechter, als mir ohnehin schon war und ich hatte das Gefühl, mich jeden Moment übergeben zu müssen.

Da ich das ungern in der Öffentlichkeit tun wollte, ließ ich alles stehen und liegen, sprang auf und rannte hinter den nächsten Busch, wo ich mich tatsächlich übergab.

Mein gesamtes Frühstück fand wieder seinen Weg ans Tageslicht, es war furchtbar.

Ich stützte mich mit meinen Händen auf die Oberschenkel und spürte wie meine Knie zitterten. Einen Moment lang war ich mir nicht einmal sicher, ob meine Beine mich noch tragen würden.

Als nichts mehr da war, was ich hätte erbrechen können, atmete ich tief durch und wartete einen Moment, bis mein Körper aufhörte zu zittern und mein Magen nicht mehr komplett verrücktspielte. Langsam richtete ich mich weder auf und schon hielt mir jemand ein Taschentuch unter die Nase.

Linda.

„Geht's wieder?", fragte sie, während ich das Taschentuch nahm und mir damit den Mund abwischte.

Ich nickte.

„Danke. Trotzdem fühl ich mich echt scheiße", murmelte ich in Bezug auf ihre Frage.

„Das kenn ich, bis vor ein paar Wochen bin ich gefühlt jeden Morgen zur Toilette gerannt, wegen dieser scheiß Morgenübelkeit. Das war echt eine scheiß Zeit", erzählte sie mir.

„Immerhin bist du jetzt damit durch", murmelte ich.

„Das kann auch wiederkommen. Oder bist du etwa schwanger?", fragte sie mich dann scherzhaft.

„Nein, ich glaube, mich würde niemand genug mögen, um mich überhaupt zu schwängern."

„Das sieht Niall aber etwas anders", meinte Linda grinsend und nickte in Nialls Richtung.

Ich folgte ihrem Blick und sah, wie Niall besorgt in meine Richtung schaute.

„Ach, der macht sich doch nur Sorgen um alle in der Gruppe", brummte ich.

„Das würde ich so nicht sagen. Momentan machen sich einige Leute Sorgen um dich", erwiderte Linda.

„Ach ja? Und wer?"

„Avery, Daisy, Harry... alle denken, dass dir irgendwas passiert ist. Und dass Hempton irgendwas damit zu tun hat", sagte sie dann.

„Das ist Schwachsinn. Warum sollte mir Hempton was antun? Ich hab doch gar nichts mit ihm zu tun?"

„Weil Hempton ein sadistischer Penner ist. Und weil er neulich Avery gegenüber etwas wegen dir angedeutet hat. Und als du am Abend vor Averys Strafe zurückgekommen bist, sahst du auch ziemlich fertig aus. Also ist da ja scheinbar wirklich was zwischen euch vorgefallen", schlussfolgerte Linda und sah mir prüfend ins Gesicht.

In diesem Moment wurde mir wieder so schlecht, dass ich das Gefühl hatte, mich gleich nochmal übergeben zu müssen. Aber da ich bereits meinen gesamten Mageninhalt entleert hatte, wurde ich einfach nur unglaublich rot und starrte sie an.

Linda hatte bei mir einen wunden Punkt getroffen, da sie so viel näher an der Lösung des Geheimnisses war, als ich gedacht hatte.

„Also manchmal glaub ich, dass die Schwangerschaft dich echt paranoid macht", meinte ich darauf spöttisch.

Ich wollte, dass sie die Idee wieder verwarf.

„Sagst du das, weil du mir die Wahrheit dazu nicht sagen willst oder weil ich Recht habe?", konterte Linda mit einem noch größeren spöttischen Grinsen.

Dazu fiel mir nichts mehr ein.

„Nerv jemand anderen mit deinen verrückten Theorien, aber lass mich damit in Ruhe, Linda", knurrte ich deshalb und stapfte davon.

„Du kannst mich und die Anderen anmaulen so viel du willst, Roxy, aber irgendwann wird es sowieso herauskommen. Du solltest dich aussprechen", rief Linda mir hinterher.

Ohne mich umzudrehen, zeigte ich ihr den Mittelfinger und ging zum Strand um mich dort zu beruhigen.

Heute war sowieso nicht mehr viel zu tun und Hempton war momentan sowieso nicht mehr vor Ort.

Ich suchte in meinen Taschen nach meiner Zigarettenpackung und dem Feuerzeug. Ein Blick in die Schachtel verriet mir allerdings, dass ich keine mehr übrighatte.

Scheiße, konnte der Tag eigentlich noch beschissener werden?

Ich zog die Beine an meinen Oberkörper und schlang die Arme um die Knie.

„Roxy?"

Offenbar konnte der Tag noch schlechter werden, denn diese Stimme konnte nur einem gehören. Niall.

Ich hatte jetzt keine Energie mich mit ihm auseinander zusetzten. Aber ich wollte ihn auch nicht verletzten. Das verdiente er nicht.

„Niall, bitte nicht jetzt. Ich möchte alleine sein", sagte ich matt.

Zu spät, er nahm bereits neben mir Platz.

„Geht's dir gut? Was hat Linda denn zu dir gesagt, dass du so fertig warst?"

„Niall, ich möchte nicht drüber reden..."

„Roxy, ich will dir nur helfen", sagte er sanft.

In mir brodelte es. Als wäre in mir ein großer Kochtopf, der drohte überzukochen.

„Ich weiß! Aber hierbei kann mir niemand helfen, auch wenn das alle glauben!", rief ich verärgert.

Niall schweig einen Moment, ehe er mit den Schultern zuckte und sagte: „Vielleicht hilft es ja schon, wenn du einfach darüber redest."

Das war zu viel. Ich sprang auf.

„ICH KANN NICHT, NIALL! WARUM VERSTEHT DAS HIER NIEMAND? ICH KANN EINFACH NICHT!", brüllte ich ihm mit aller Wut, die sich in mir aufgestaut hatte, entgegen.

Niall starrte mich mit großen Augen an. Sofort tat es mir leid, ihn so angefahren zu haben. Ich hatte noch unser Gespräch im Kopf, was wir vor ein paar Tagen geführt hatten und wusste, dass er mir nichts Böses wollte. Und dass er am wenigsten dafürkonnte.

„Tut mir leid. Ich... ich wollte dich nicht so anschreien", sagte ich reumütig und sah beschämt zu Boden.

Niall stand langsam auf und ging einen Schritt auf mich zu. Ich sah ihn an und spürte wie mir etwas Nasses über die Wangen lief. Ich brauchte einen Moment um zu realisieren, dass es meine Tränen waren. Hastig wischte ich sie weg.

Niemand sollte mich weinen sehen. Niemand sollte sehen, dass ich schwach war. Schon gar nicht Niall.

Da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und dann, wie sich eine zweite Hand behutsam unter mein Kinn schon und es anhob.

Niall sah mir direkt in die Augen. Er wirkte besorgt und gleichzeitig liebevoll. Immer mehr Tränen kamen. Ich konnte sie nicht länger aufhalten.

„Roxy, was immer passiert ist, ich seh doch, dass es dich quält. Bitte rede doch mit mir. Oder wenigstens mit einem von uns. Wir finden bestimmt eine Lösung."

„Ich kann nicht, Niall...ich kann nicht", schluchzte ich mittlerweile.

„Roxanne...", die Art wie er meinen Namen aussprach...

Als wäre es etwas so Zerbrechliches...

„Roxanne, bitte...sag mir, was los ist. Ich verspreche auch, es niemanden zu erzählen, wenn du davor Angst hast. Egal, was es ist, wir kriegen das wieder hin."

„Niall, selbst wenn ich es dir sage, wir können das nicht wieder hinkriegen. Es ist alles kaputt!", schluchzte ich verzweifelt.

„Es ist alles kaputt und es kann nie wieder repariert werden. Ich kann nicht...", vor lauter Schluchzen, bekam ich kaum noch Luft.

Niall zog mich an seine Brust und hielt mich sanft an sich gedrückt. Seine Hand lag auf meinem Rücken, die andere streichelte mein Haar. Er war mir so nahe. Zu nah. Ich wollte ihn wegstoßen, doch dann fühlte ich es. Die Wärme, die von seinem Körper ausging. Und seine Hände, taten mir nicht weh. Sie berührten mich ganz sanft und zwangen mich zu nichts. Niall tat mir nicht weh. Er spendete mir Trost. Er wollte mir nichts tun. Und so ließ ich ihn mich einfach einen Moment lang halten. Ich konnte mich ehrlich gesagt nicht mal an meine letzte Umarmung erinnern.

Nicht mal meinen Dad hatte ich umarmt, als ich ihn das letzte Mal vor dem Camp gesehen hatte. Weil ich schon damals so wütend auf ihn gewesen war.

Niall löste die Umarmung langsam. Seine Hände blieben auf meinen Schultern liegen, aber ansonsten tat er nichts.

„Roxy, was auch immer kaputt ist, wenn wir es nicht reparieren können, dann bauen wir eben etwas Neues. Hör zu, was auch immer passiert ist, wenn du mit mir drüber redest, wirst du dich danach zumindest etwas besser fühlen. Ich verspreche dir, ich sag niemanden was, solange du das willst. Ich nehm' dein Geheimnis notfalls mit ins Grab, wenn es sein muss."

Das sagte er so ernsthaft, dass ich es ihm tatsächlich glaubte.

„Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll... Ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll", meinte ich zögerlich.

Niall erkannte offenbar, dass er mich schon soweit hatte, dass ich es ihm erzählen wollte.

„Fang am besten ganz am Anfang an, da wo dein Problem angefangen hat. Ich hör dir in Ruhe zu und werde dich auch nicht unterbrechen. Versprochen."

Ich zögerte. Bei dem Gedanken von dem Erlebnis von vor ein paar Tagen zu erzählen, schnürte es mir die Kehle zu. Ich hatte das Gefühl zu ersticken. Niall bemerkte, dass ich offensichtlich Probleme hatte und nahm meine Hand.

„Atme tief durch. Durch die Nase ein und durch den Mund aus."

Er machte es mir vor und ich folgte seinem Beispiel. Tatsächlich half es ein stückweit. Als er merkte, dass ich ruhiger wurde, lächelte er mich sanft an und ich schaffte es sogar ein schwaches Lächeln hervorzubringen.

„Und jetzt erzähl mir einfach, was genau passiert ist, Roxy."

Ich atmete ein letztes Mal durch, ehe ich anfing zu erzählen.


Und wieder ein Cliffhanger. Ich weiß, das ist fies, aber ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und ich verspreche es wird sich bald alles aufklären. Lasst mir gerne mal einen Kommentar oder Vote da.

Alles Liebe, Liz;)

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