Roxanne

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Nachdem Harry Avery mitgenommen hatte, blickte ich den Beiden besorgt nach. Avery sah wirklich schlimm aus und da sie nur einen Tag Gnadenfrist bekam, würde es vermutlich morgen sogar noch schlimmer aussehen, falls sie danach überhaupt noch aufstehen konnte.

Wir mussten uns schnell etwas einfallen lassen. Deshalb hielt ich es für die beste Idee, möglichst schnell zu Ed zu gehen und mit ihm über den nächsten Schritt zu reden. Allerdings würde es vermutlich nicht mehr so einfach werden, mit ihm zu reden. Hempton verdächtigte uns nun mehr denn je und würde vermutlich jeden einzelnen unserer Schritte überwachen. Wir brauchten also eine passende Gelegenheit.

Diese bot sich mir rein zufällig noch am selben Abend, als Ed Holz von Hempton in seinen Truck lud und mich beauftragte ihm dabei zu helfen. Hempton schien sich dabei tatsächlich nichts zu denken oder zumindest ließ er es sich nicht anmerken.

Trotzdem war mir bewusst, dass wir schnell sein mussten und keine ewig lange Unterhaltung miteinander führen konnten.

„Wie sieht die Lage aus?", murmelte er mir nur zu, ohne mich dabei anzusehen.

„Nicht gut. Wir müssen hier so schnell es geht, weg. Hempton ist inzwischen davon überzeugt, dass wir für alles verantwortlich sind. Er hat Avery ziemlich übel verprügelt und will sie morgen nochmal holen. Ich glaube, wenn es so weiter geht, schlägt er noch einen von uns tot."

„Hempton will, dass ich ihm diese Woche nochmal Stroh liefere. Ich hab es nur lose dabei. Ihr könntet euch darunter verstecken, wenn es hilft."

„Das ist gut, ich hab schon eine Idee, aber dabei würdest du allerdings volles Risiko eingehen. Wärst du dazu bereit?"

Ich fragte, ihn dass nicht etwa, weil ich besorgt um ihn war, sondern weil ich einfach hören wollte, wie weit er bereit war zu gehen, um uns seine Loyalität zu beweisen. Er hat uns die ersten beiden Male bewiesen, dass er bereit war uns zu helfen, aber jetzt war nicht mehr nur Fahrer oder Lieferant, sondern würde dabei involviert sein. Er ging dasselbe Risiko ein wie wir.

„Was muss ich tun?", fragte Ed nur leise.

„Sorg dafür, dass Avery nach ihrer Bestrafung wieder in das Loch gebracht wird. Dann bringst du Hempton einen Tag später das Stroh. Avery wird kurz nach deiner Ankunft einen Anfall vortäuschen und du bringst Hempton dann her. Sobald er die Tür geöffnet hat, schubs ihn rein und schließ ihn ein. Wir werden dann sofort in den Truck springen und uns unter dem Stroh verstecken und du verschwindest dann mit dem Wagen."

Ed runzelte die Stirn.

„Und Hempton?"

„Der wird schon auf sich aufmerksam machen. Während du mit Hempton zur Hütte rennst, werden ein paar von uns unsere Sachen einladen, während einer von uns mögliche Wachen ablenkt, okay?", erklärte ich ihm.

„Bist du sicher, dass das klappt?", fragte Ed zweifelnd.

„Einen anderen Plan haben wir nicht", antwortete ich nur.

„Okay, gut, bin dabei", meinte er dann schulterzuckend, während wir die letzten Scheite einluden.

„Hempton wird danach wissen, dass du uns geholfen hast, bist du sicher, dass du das tun willst?", harkte ich nochmal nach.

„Wenn ihr weg seid, wird eh alles vorbei sein. Wir kriegen das hin. Ihr müsst allerdings euch irgendwo anders verstecken, sobald ich mit euch weg bin."

Ich nickte.

„Da fällt mir schon noch was ein."

„Okay, ziehen wir's durch. Ich bin spätestens übermorgen soweit, reicht das? Und ich werde mich auch mal nach einem geeignetem Ort für euch umschauen", fragte er dann achselzuckend.

„Das wird es müssen."

************************************************

Ich erklärte den Anderen über den Tag verteilt hinweg. Tatsächlich schienen einige der Betreuer uns nun stärker ins Auge gefasst zu haben, weshalb wir sehr vorsichtig sein mussten, wie wir uns verhielten. Ein Betreuer stand während des Mittagessens, keine zwei Meter von unserem Tisch entfernt, während ein anderer uns von einer Seite des Saals uns genau beobachtete. Jeden Schritt, den wir nur zu zweit oder als ganze Gruppe taten, wurden von nun an beobachtet und jedes Mal folgte uns jemand. Deshalb schrieb ich heimlich einen Zettel, mit den einzelnen Schritten und gab ihn zuerst an Harry weiter, der ihn wiederrum später an Niall weitergab. Avery erklärte ich den Plan, abends im Waschraum, da dies der einzige Ort war, wo keiner der männlichen Betreuer uns folgen konnte. Nachdem wir in die Duschkabinen verschwunden waren, musste ich Avery dabei helfen, ihre Klamotten auszuziehen, da Hempton sie so stark zugerichtet hatte, dass Avery nicht mal die Arme über den Kopf heben konnte. Dann drehten wir beide die Wasserhähne voll auf, sodass über das Rauschen des Wassers niemand uns reden hören konnte.

„Und wo sollen wir uns dann verstecken?", fragte Avery nachdem ich ihr die Details erklärt hatte.

„Ich weiß es noch nicht. Wir bräuchten einen Platz, wo ich einen Internetanschluss bekommen könnte und wo wir zumindest ein oder zwei Tage verbringen können, bevor wir nach Hause verschwinden können."

„Wozu brauchst du einen Internetanschluss?", fragte sie stirnrunzelnd.

„Damit ich sicherstellen kann, dass wir möglichst unerkannt dieses Land verlassen. Danach wird man uns vermutlich nicht mehr suchen", erklärte ich ihr.

„Bist du sicher? Immerhin sind wir doch Kriminelle. Zumindest in den Augen von denen."

„Avery, wir sind keine Massenmörder oder Terroristen, die weltweit gesucht werden. Wir sind nur ein paar Teenager, die mal einen Fehler begangen haben. Denkst du ernsthaft, dass jemand außerhalb dieser Grenze interessiert, wer wir sind, und wo wir herkommen?"

„Du bist dir ja ziemlich sicher, dass nichts passieren wird. Ich hoffe, dass wir das später nicht bereuen."

Ich verdrehte genervt die Augen.

„Avery, ab diesem Punkt können wir uns keine Zweifel mehr leisten. Hempton steht kurz vor der Explosion und ich fürchte ab diesem Punkt, wird er vermutlich noch einen von uns umbringen", sagte ich ernsthaft.

„Ich weiß, ich weiß. Es ist nur...bisher hatten alle, die entkommen sind, immer eine Verschnaufpause. Wenn wir von hier weg sind, haben wir nicht mal das. Wir müssen gleich weiter flüchten und hoffen, dass uns niemand findet und bei diesem Plan gibt es verdammt viele Unsicherheiten", meinte Avery besorgt.

Ich berührte kurz beruhigend ihren Arm, möglichst an einer Stelle, die von Hempton noch nicht grün und blau geschlagen wurde. Dann nahm ich ihre Hand, und schob sie unter den Wasserstrahl.

„Ich versteh das, aber wir sind so weit gekommen. Das darf jetzt nicht alles umsonst gewesen sein, okay?"

Nachdem Avery komplett durchnässt vor mir stand, griff ich mir das Shampoo, trat hinter sie und fing vorsichtig an, ihre Haare ein zu shampoonieren. Ich sah wie sich ihre Schultern zunächst anspannten, als meine Hände ihre Haare berührten, sich jedoch dann wieder entspannten. Die Situation war so ironisch, dass ich beinah gelacht hätte. Nachdem Avery das erste Mal, das Thema Flucht angesprochen hatte, hatte sie mir hinterher die Haare gekämmt. Ich erinnerte mich noch, wie ich vollkommen angespannt dagesessen hatte und bei jeder Berührung zusammengezuckt war. Und jetzt tat Avery genau dasselbe. Hempton hatte sie zwar nicht sexuell belästigt, sie allerdings so stark verprügelt, dass sie vermutlich jede Berührung nun mit ihm und seinen Schlägen und Tritten verband. Ich sah wie ihre Schultern langsam nach unten sanken und sie sich entspannte.

„Ich weiß, ich hoffe nur, dass wir nicht nochmal eingefangen werden. So kurz vor dem Ziel. Ich ertrage keine weitere Prügelei von diesem Bastard."

„Denk nicht mehr dran. Übermorgen sind wir frei. Und dann bereiten wir alles für den Weg nach Hause vor."

„Woher nehmen wir das Geld für die Heimfahrt?", fragte Avery dann.

Ich grinste und schob Avery wieder unter den Wasserstrahl um das Shampoo aus ihren Haaren auszuwaschen.

„Mach dir da mal keine Sorgen. Roxy klärt das schon alles."

„Hör auf in dritter Form von dir zu reden. Das ist schräg", meinte Avery dann mit einem besserwisserischen Grinsen.

„Das sagst du nur, weil du weißt, dass ich schlauer bin, als ihr. Und weil ich Recht habe."

„Warum sind wir nochmal Freunde?", fragte sie sich scheinbar selbst.

„Weil ich allen geholfen habe zu entkommen und ich extrem liebenswert bin."

„In deinen Träumen, Quever. In deinen Träumen."

Damit zogen wir uns an und verließen lachend den Waschraum. Und niemand von den Wachen würde auch nur den Verdacht schöpfen, über was wir eben noch gesprochen hatten.

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Ich wünschte, ich hätte mich länger freuen können. Denn kurz nachdem wir den Waschraum verlassen hatten, rief Hempton mich plötzlich zu sich. Innerlich wurde mir ganz schlecht und am liebsten wäre ich weggelaufen, aber ich wusste, dass ich so nicht weit kommen würde. Avery sah mir besorgt, ja fast schon verzweifelt hinterher und machte sogar einen Schritt vorwärts, als wollte sie mir folgen, doch ich schüttelte nur den Kopf und sie blieb stehen. Ich folgte Hempton ein Stück den Weg entlang. Kaum waren wir außer Sichtweite von jeglichen Augen, blieb er stehen und versuchte meinen Arm zu packen, aber da ich absichtlich Abstand zu ihm eingehalten hatte, konnte ich mich gerade noch seiner Hand entziehen und machte einen Satz zurück. Hempton knurrte wütend und griff erneut nach mir, diesmal gelang es ihm mich am Oberarm zu packen. Obwohl alles in mir danach schrie, ihm einfach die Augen auszukratzen, hielt ich still. Alles andere, hatte ihn nur noch mehr in Rage versetzt.

„Langsam verliere ich die Geduld mit eurer Gruppe von Verlierern. Ich will jetzt wissen, wo die Anderen sind! Sag es mir jetzt sofort, oder...", ich riss mich los und stolperte nach Hinten. Dabei blieb mein Fuß an einer Wurzel hängen und ich landete auf meinem Hintern. Hempton nutzte die Gelegenheit und zerrte mich an den Haaren auf die Beine. Ich konnte mir einen Schmerzenslaut nicht verkneifen. Unbarmherzig drehte er mich um und zerrte mich an sich, sodass ich mit meinem Rücken an seine Brust gepresst wurde. Seine freie Hand legte sich um meine Kehle. Und dann war da plötzlich seine Stimme an meinem Ohr.

„Weißt du, ich hab es dir bereits gesagt, dass jedes Fehlverhalten seine Konsequenzen haben wird und wenn ihr mir alle weiter auf der Nase herumtanzt, werdet ihr mehr als genug Zeit haben, diese Konsequenzen kennenzulernen. Und lass dir gesagt sein, mit dir und mit deiner kleinen Freundin werde ich zuerst anfangen und diesmal werdet ihr keine Chance haben, da irgendwie rauszukommen", raunte er mir ins Ohr und seine Hand wanderte von meinem Hals über mein Schlüsselbein, hinab zu meiner Brust und dann zu meinem Bauch. Mir wurde so schlecht, dass ich am liebsten gekotzt hätte und schaffte es nur mühsam die Tränen zurückzuhalten.

„Also, überleg es dir. Du hast bis morgen Zeit."

Damit stieß er mich von sich und schaffte davon. Und ich war allein mit meiner Angst, meinem Ekel und meiner Wut.

***************

Es war Abend geworden. Statt uns diesmal ans Feuer zu setzen, hatten wir uns zu viert ans Ufer gesetzt und schauten zu, wie die Wellen friedlich ans Ufer plätscherten. Die Wächter waren nicht da oder zumindest nicht in der Nähe. Avery und ich saßen in der Mitte nebeneinander. Harry saß rechts von ihr und Niall links von mir. Harry hatte den Arm um Avery gelegt und sie sie lehnte mit dem Kopf an seiner Schulter. Obwohl ich Niall eigentlich gesagt hatte, dass Berührungen für mich momentan nicht leicht waren, griff ich dennoch nach seiner Hand und hielt sie fest zwischen meinen eigenen Händen. Auf Niall's Gesicht erschien ein glückliches Lächeln.

„Glaubt ihr, wir kommen eines Tages nochmal zurück?", fragte Avery plötzlich leise.

„Was meinst du?"

„Na ja, wenn all das hier vorbei ist, wird es vermutlich kein Camp mehr geben. Und dieser Ort...eigentlich ist er zu schade um ihn nicht zu nutzen. Vielleicht kann man ja irgendeinen Park oder sowas daraus machen. Wir könnten wieder kommen und uns ansehen, was aus diesem Ort geworden ist."

„Ich will nicht zurück. Hier sind zu viele schlechte Erinnerungen", antwortete ich sofort.

„Ich weiß nicht, vielleicht könnten wir neue Erinnerungen schaffen, aber ich weiß nicht, ob ich diese hier jemals loswerde, wenn ich wieder zurückkomme", meinte Niall leise, während er das Wasser beobachtete.

„Vielleicht, wenn genug Zeit vergangen ist", meinte Harry.

„Ist schon seltsam, oder? Eigentlich haben wir bereits alles in der Hand und doch fürchten wir uns immer noch", murmelte Avery.

„Gerade weil wir alles, was wir brauchen in der Hand haben, ist die Angst da. Denn das, was wir haben, ist gefährlich und kann uns jederzeit um die Ohren fliegen."

„Ich weiß, aber...ich bin es so leid Angst zu haben. Ich will mich mächtig fühlen, als würde mir die Welt gehören. Ich weiß, dass klingt kindisch", erklärte Avery beinahe feierlich.

„Nein, ist es nicht. Ich denke, seit wir alle hier sind, ging es uns schonmal so", meinte Harry.

Bei Averys Worten kam mir ein Lied in den Sinn, dass ich schon lange nicht mehr gehört hatte. Und ohne weiter darüber nachzudenken, sang ich einfach los.

I used to rule the world
Seas would rise when I gave the word
Now in the morning, I sleep alone
Sweep the streets I used to own".

Ich zögerte einen Moment, dann spürte ich Avery's Hand auf meinem Unterarm und sah wie sie mich sanft anlächelte. Dann sang sie die nächste Strophe.

"I used to roll the dice
Feel the fear in my enemy's eyes
Listen as the crowd would sing
Now the old king is dead, long live the king
One minute I held the key
Next the walls were closed on me
And I discovered that my castles stand
Upon pillars of salt and pillars of sand".

Und während Niall meine Hand fester drückte und ich zuließ, dass er etwas näher an mich heran rückte, sangen wir zu viert den Refrain.

"I hear Jerusalem bells are ringing
Roman Cavalry choirs are singing
Be my mirror, my sword and shield
My missionaries in a foreign field
For some reason I can't explain
Once you go there was never, never an honest word
And that was when I ruled the world".

Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass dies der letzte Abend war, den wir zu viert miteinander im Camp verbringen würden, aber in diesem Moment war es egal. Wir waren einfach zusammen und wir waren okay. Und das war alles was zählte.

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Guten Abend, hier ein neues Kapitel für euch. Und langsam nähern wir uns dem Höhepunkt der Geschichte. Bleibt weiterhin gespannt und lasst mir gerne Kritik da. Sowohl positiv als auch negativ, solange alles konstruktiv bleibt.
Alles Liebe, eure Liz ;)


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