13. Ahahahahantony, der mich aus dem Flug reißt

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„Geh rein, Zoe.“ Sie bemüht sich ruhig zu bleiben. Ich ziehe die Augenbrauen in die Höhe.

„Wieso? Weil du einen anderen gefickt hast?“ Sie wird sehr rot und dann sehr blass und ich überlege, ob ich überrascht bin oder wütend. Gar nichts. Ich bin gar nichts von beiden. Vielleicht, weil alles schon viel zu kaputt ist. Vielleicht, weil mir außer Toby meine Familie am Arsch vorbei geht. Vielleicht, weil meine Eltern Elkel sind. Vielleicht, weil ich sie fast so sehr hasse, wie mich selbst. Sie steht mir jetzt direkt gegenüber und schluckt mehrmals sehr hart. Hure, erstick dran. Ich will den Mund öffnen und noch etwas sagen, aber jemand umfässt mein Handgelenk und zieht mich zur Seite.

„Lass mich los, Liam“, fauche ich, doch er tut es nicht. Meine Mutter starrt uns hinterher, als er mich in den Garten schiebt.

„Ich mein' s ernst. Sie hat es verdient. Scheiße, sie hat' s verdient.“ Liam lässt sich nicht beirren. Er hält mich an der Taille fest und ich wehre mich. Doch er ist stark, sehr stark. Er ist so wie Toby. Meine Mutter sagt nichts, sie geht rein.

„Du bist ein verdammtes Arschloch, Liam. Lass mich los!“, keife ich weiter. Er schweigt, er schweigt einfach. Mein Atem wird immer hektischer und ich spüre die Hitze in mir aufkommen. Die Kraft in meinen Beinen lässt nach, wir sinken beide auf den Rasen. Er nimmt seine Hände weg und wir ziehen zeitgleich die Knie an den Oberkörper.

„Zoe.“ Ich tue etwas, etwas Unnormales. Ich zeige Schwäche. Während ich mir die Seele, Wasser und jede Menge Rotz aus dem Körper flenne, legt Liam den Arm um mich und ich lehne mich leicht an seine Seite. Nach einer Weile kriege ich mich wieder ein.

„Ich töte dich, wenn du das jemandem erzählst.“ Die Tatsache, dass ich immer noch ein kleines, bescheuertes Zittern in der Stimme habe, macht mich nicht gerade bedrohlich. Er grinst leise.

„Ich sollte mir Sorgen machen. So nett habe ich dich wirklich nicht eingeschätzt.“ Ich stehe auf und er tut es mir gleich.

„Kannst du mal sehen“, knirsche ich und senke den Blick. Er legt seine Hand unter mein Kinn und hebt es an. Ach komm schon, nicht so viel Klischee, nicht so süß sein. Er will noch was sagen, aber ein Auto parkt vor dem Zaun und wir richten den Blick auf den BMW. Mein Vater.

Toby hat die Musik laut aufgedreht und torkelt schon fast wie ein Irrer durch sein Zimmer. Anthony und Liam sitzen an sein Bett angelehnt auf dem Boden und bewegen den Körper zum Bass. Der Druck auf meinen Ohren ist riesig. Toby hat gesagt, er will nicht hören, wenn sie sich jetzt anschreien. Und er will nicht hören, wenn sie schweigen. Erst habe ich das nicht verstanden. Er meint damit, dass sie gleichgültig sind. A sagt „Ich hab mit 'nem anderen geschlafen“ und B sagt „Okay“. Toby sagt, dass ist schlimmer als schreien und er hat Recht. Seit einer halben Stunde tigert er jetzt hier rum. Hin und wieder rauft er sich die Haare. Erst meinte er, er braucht jetzt ganz dringend Sex. Beruhigungsvögeln hat er das genannt. Aber seine Aktuelle ist nicht ans Telefon gegangen und außerdem sind ja Liam, Anthony und ich auch noch da. Deswegen ist er geblieben. Plötzlich sitzt er neben mir. Ich habe seine Kissen im Rücken und die Decke weg getreten. Ist viel zu heiß hier drin. Toby spielt an meiner Hand rum. Kriegt sich gar nicht mehr ein.

„Scheiße!“, flucht er und beugt sich über mich rüber, um an seinen Nachttisch ran zu kommen. Er zieht das Schubfach auf und holt eine Packung Kondome raus.

„Äh, Toby?“ Er beachtet mich nicht und öffnet den kleinen Verschluss. Heraus rutscht kein Verhütungsballon, sondern ein kleines Tütchen. Erst erkenne ich nicht, was es ist. Es ist Grün und sieht ein bisschen pelzig aus. Wie Moos.

„Da würde Mom nie nachschauen“, zuckt Toby mit den Schultern und legt die Verpackung weg.

„Ich geb 'ne Runde aus“, kündigt er an und die Jungs drehen sich zu uns. Sie erkennen sofort, was er da in der Hand hält und langsam checke ich es. Während Toby uns einen Joint dreht, setzen wir uns nebeneinander auf das Bett. Es ist eng und ich bin zwischen Anthony und Toby eingequetscht. Anthony riecht gut. Toby sowieso. Der schwere Duft vom Gras übertönt das alles. Toby zieht lange und inhalliert so viel, dass ich Angst habe, er behält das für immer im Körper. Ausatmend schließt er die Augen und gibt mir den Joint. Es beißt im Rachen und ich habe das Gefühl, meine Brust schnürt sich zusammen. Es ist alles andere als frei, alles andere als schön, aber es betäubt. Wie Morphium.

„Besser als Aspirin.“ Er lacht leise und ich gebe an Anthony ab. Er hat die ganze Zeit nichts gesagt und ich hoffe, das bleibt auch so. Er soll seine verdammte Klappe halten. Ich habe einen Entschluss gefasst:

Wenn überhaupt, dann werde ich ihn nur knallen. Keine „Wir sind süß“-Liebesgeschichte, kein Gar nichts außer Sex. Irgendwann vielleicht mal.

„Ich muss bald nach Hause“, sagt mein künftiger Bettpartner.

„Kannst hier pennen“, antwortet Toby und atmet den Qualm ein. Er grinst leicht, schon high der Typ. Was für eine Pussy. Der Joint wandert zu mir und ich lasse ihn eine ganze Weile nicht mehr los, bis mein Bruder ihn mir weg nimmt. Mein Kopf füllt sich mit Schwaden, wirren Gedanken. Ich in Reizwäsche, Toby in BH. So ein Schrott, was für ein Scheiß. Luft, frische Luft. Ich rolle mich von der Matratze und schlurfe zum Fenster. Mit Ruck reiße ich es auf und lehne mich weit vor.

„Es is' so schöööön“, brabbelt mein Mund, ist mir nicht mehr hörig. Ein unkontrolliertes Lachen entweicht mir und ich werfe den Kopf in den Nacken. Lass mich treiben, Kontrolle ist zu langweilig. Ich werfe die Arme nach vorne und habe keinen Boden mehr unter den Füßen.

„Ich fliiiiiiege“, schreie ich und muss schon wieder lachen. Bin so gelöst, so frei. Ein Ruck an der Taille entzieht mich der Schwerelosigkeit und ich liege in den Armen von Anthony. Er grinst leicht.

„Nicht fallen“, bittet er mich und erst denke ich, er ist nüchtern. Als er mit mir zum Bett wankt und kurz davor unbequem stolpert stelle ich fest, dass er es ist nicht. Wir liegen lachend auf den Dielen und freuen uns über das Wummern im Gehör. Ich liege halb auf ihm drauf und alles dreht sich wie in einem Karussel. Farben, Geräte, Fuhrgeschäfte überall. Und mittendrin ich, als kleines Mädchen. Nach Toby schreiend, der zum Autoscooter gerannt ist.

„Zoe, Zoe.“, singt er mir entgegen und ich bleibe mit offenen Augen in einer Welt aus Achterbahn, Schießen und Zuckerwatte.

„Zoe, Zoe wach auf.“ Immer wieder schlägt mich jemand ins Gesicht. Etwas Nasses läuft mir über den Kopf, ich muss prusten. Als ich die Augen öffne, liege ich im Badezimmer. Den Blick an die Decke gerichtet. Mein Kopf ist unbequem auf den Badewannenrand gestützt. Dad spritzt mir immer wieder Wasser ins Gesicht.

„Is' ja gut. Bin ja dahahaha“, keuche ich und verfalle wieder in ein Lachen. Ich setze mich auf und in meinem Schwanken sehe ich Toby neben der Tür hocken. Er stützt das Kinn in den Händen ab und reagiert nicht auf Dad' s Geschimpfe.

„Sie ist ja völlig stoned.“

„Daaaaad. Halt die Schnauze, du bist nicht cool mit deinem Slang“, informiere ich ihn und setze das letzte Wort in theatralische Anführungsstriche mit den Fingern. Er will reagieren, ist bestimmt genervt, weil wir so verdammt toll sind. Er ist sicher neidisch. Aber ein wildes Poltern an der Tür hält ihn davon ab. Toby kriecht aus der Schussbahn, bevor die Tür aufgestoßen wird und Liam reinstürzt. Er liegt lachend auf dem Boden und hält sich den Bauch. Er hat sich den Kopf gestoßen, da kommt Blut raus. Wie eklig.

„Ich muss pinkeln“, keucht er zwischendurch und presst das Gesicht auf die Fliesen.

„Daaaaaad, ich muss auch mal“, quieke ich.

„Woooo is' Anthonyyyyy?“ Ich ziehe den Buchstaben in die Länge, es hört sich witzig an und Liam lacht noch lauter. Toby ist völlig neben der Spur, verpasst den ganzen Spaß.

„Wenn ihr nicht sofort aufhört, rufe ich einen Krankenwagen.“

„Willzu uns ein...ein...einweißen lassssen?“, frage ich und ziehe eine Schnute. Wo ist Anthony? Wo ist mein Sexpartner?

„Ahahahahantony“, schreie ich nach ihm und lasse mich nun komplett auf den Boden sinken.

„Ciao Dad“, lalle ich noch, bevor ich wieder Karusselfahren gehe.

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