3. Meine Scheindrogen

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Ich werde durch ein Klopfen aus dem Schlaf gerissen. Blinzelnd öffne ich die Augen und sehe mich um. Ich liege auf dem kalten Fliesenboden des Bades und es riecht sauer. Anscheinend habe ich es in der Nacht nicht mehr aus eigener Kraft in mein Bett geschafft. Und immer noch fühlt sich alles so taub und schwer an, dass ich nicht aufstehen kann. Daher bleibe ich einfach liegen und bitte den Klopfer herein. Eine Schwester blickt mir entsetzt entgegen.

„Zoe, warum hast du niemanden gerufen?“, tadelt sie mich.

„Der Notfallknopf war mir 'n bisschen zu weit weg. Hatte keine Lust aufzustehen.“

Sie beeilt sich jemanden zu holen, der mich hochhebt und aus dem vollgekotzten Bad trägt. Hätte ich noch genug Energie, würde ich laut „Hallelujah!“, schreien, als ein Arzt kommt und anordnet mir Kochsalz zu verabreichen. Flüssigkeitsmangel und so, vielleicht ist mein Magen doch nicht so der Scheißkerl. Das ist zwar kein Schmerzmittel, aber wenn man lang genug daran denkt, wird man scheinhigh. Ist halt ein Fake, aber egal. Die Schwester und der Arzt lassen mich alleine und ich schaue auf mein Handy, das auf dem Nachttischschrank liegt. Es ist kurz vor sechs und eigentlich ist es gleich Zeit die Patienten aufzuwecken. Einige beginnen mit der Medikamentation, andere dürfen was essen und der Rest regt sich über Krankenschwestern auf, bei denen es nicht mal hilft das Kissen über die kahlen Ohren zu pressen. Die sind nämlich verdammt hartnäckig. Aber mir egal, jeder der in den nächsten achtundvierzig Stunden mein Zimmer auch nur mit dem kleinen Zeh berührt, kann schon mal einen Notar für sein Testament konsultieren.

Tatsächlich, sie haben mich tatsächlich schlafen lassen. Zu ihrem eigenen Wohl wahrscheinlich, aber das sei jetzt mal außer Acht gelassen. Es ist bereits Mittag und ich hab noch ein paar Stunden Zeit bis Toby/Mom/Vater kommen. Gelangweilt hole ich meine Kopfhörer aus dem oberen Schubfach, doch da fällt mir etwas ein. Mir fällt ein, dass ich gestern etwas vorhatte. Ziemlich unbequem beuge ich mich halb aus dem Bett und krame in meiner Handtasche, die das Dschungelbuch gestern mitgebracht hat nach einem Block und einem Kugelschreiber. Die Musik auf den Ohren und mich mit Falten und Hörgerät in Gedanken, beginne ich zu kritzeln.

Anna,

ich hab unser Bad verschönert. Weißt du noch, als du letztes Mal ne miese Phase hattest und alles vollgereiert hast? IDIOT, ich liebe dich. Nein ernsthaft, ich will dich endlich wieder sehen. Ich will hier raus, ich will zu dir. Ohne dich macht Chemo keinen Spaß. Gott, lässt du mich sentimental werden. Du blöde Kuh.

Bis bald

Noch einmal krame ich in einer nicht besonders schmerzfreien Haltung im Innenraum meiner Tasche rum und stöhne genervt auf. Hat Toby etwa die Briefumschläge vergessen? Von den Briefmarken mal ganz zu schweigen. Mit einem Ruck reiße ich den Stoffbeutel hoch und kippe alles auf meinem zugedeckten Schoß aus. Da, da sind die Schlawiner. Den Zettel falte ich klitzeklein und lecke dann den Umschlag ab. Mom muss ihn nachher mitnehmen. Wer weiß, was Toby damit anstellen würde. Ein Brief an meine beste Freundin – und Freunde habe ich weißgott wenig – ist schließlich wichtig und ein Typ, der verdammt nochmal so hohl in der Birne ist, dass Ähnlichkeiten mit Patrick Star besitzt, hat meiner Meinung nach nicht genügend Verantwortungsbewusstsein. Für etwas von solch Bedeutung.

Danke Anna, blöde Kuh, wegen dir werde ich wirklich und tatsächlich sentimental. So ein Scheiß.

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