43. Der Typ, der die Linie nicht beachtet

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Der rote Wagen steht nicht mehr vor unserem Zaun. Er ist weg und Jack ist es auch am nächsten Morgen. Eine ganze Weile stehe ich einfach am Fenster und starre die Stelle an, wo er gestern geparkt hat. Oder heute. Und dann fange ich an zu heulen.

„Zoe?“ Ich muss laut schluchzen und das ist wohl Antwort genug. Toby reicht mir ein Handtuch und ich wickele es um mich. Meine Schultern beben wie meine Brust und es fühlt sich an, als würde alles zerbrechen.

„Ich...ich...ich habe...“, presse ich kaum hörbar hervor, muss aber abbrechen und drücke dann beide Hände vor den Mund. Toby dreht mich an den Oberarmen herum und dann hält er mich einfach nur fest. Ich heule gegen sein Shirt und er streicht über meinen Nacken.

„Du hast mit Jack geschlafen, hm?“ Es ist kein Vorwurf und doch fehlt mir die Luft, weil ich so sehr weinen muss.

„Emm und ich haben seine Karre gesehen.“ Wir gehen nach unten und ich kann nicht aufhören zu flennen.

„Oh Z.“ Ich setze mich auf die Couch und umschlinge meine Beine mit den Armen.

„Er hat dir gesagt, dass es einmalig war, richtig?“ Das hat er tatsächlich und deshalb nicke ich. Als er gegangen ist und ich neben ihm lag, hat er genau das gesagt. Ich habe wie jetzt genickt und gesagt, dass es für mich genauso ist. Und das stimmt auch. Es ist keine Lüge.

„Hast du dir Hoffnungen gemacht und deswegen...“, er beendet den Satz nicht.

„Mit ihm gevögelt?“, tue ich das für ihn. Jetzt nickt er.

„Nein. Habe ich nicht. Ich will nichts von Jack.“ Und das ist die Wahrheit. Es war Sex, es war mein erster und mehr auch nicht und es hätte nicht mit ihm sein sollen.

„Bereust du es?“ Ich bejahe und fang an zu zittern.

„Wegen Anthony?“ Und jetzt lüge ich meinen Bruder an.

„Nein. Anthony ist ein Wichser. Ich habe wegen ihm mit Jack geschlafen. Als Rache.“ Toby glaubt mir nicht, das sehe ich, aber er sagt nichts.

„Oh ja, damit zahlst du es Anthony richtig heim“, antwortet er dann nur. Und ja, tue ich.

„Indem du dich entjungpfern lässt, wow. Ist ja ein richtiger Masterplan.“ Jetzt ist er ein bisschen schnippisch.

„Du wolltest doch, dass ich mit wem rummache“, gebe ich trotzig von mir und wische die Tränen weg.

„Aber doch nicht ficken, man. Das war dein erstes Mal, Zoe Morell, dein erstes Mal.“

„Na als ob du deins mit 'ner festen Freundin hattest.“ Er zieht die Augenbrauen hoch und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Hatte ich.“ Ach komm.

„Und darum geht’s auch gar nicht. Du hättest es...“, doch weiter sagt er nichts und dann beißen mir wieder Tränen in die Nase, weil ich weiß was er sagen wollte.

„...mit Anthony haben sollen?“, heule ich wieder mit erstickter Stimme und er umarmt mich wieder.

„Tut mir leid, das war scheiße von mir.“ Olga durchbricht unsere Unterhaltung. Die von Toby und von mir. Sie hat hier nichts zu suchen, aber ich sage nichts.

„Hat mit dem Kondom alles geplatzt? Nichts gerissen?“ Noch so ein Punkt. Was habe ich nur getan? Ich antworte nicht und Toby schiebt mich von sich, um mir ins Gesicht zu sehen.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, Z.“ Meine Unterlippe zittert und wieder fließen Tränen. Wie konnte ich nur so dämlich sein?

„Er hat gesagt wir brauchen keins“, murmele ich in meinen Rotz und Toby steht augenscheinlich der Verzweiflung nahe.

„Der Typ ist ja auch der Meinung er sei unsterblich.“ Stimmt, das hat er mir auch erzählt. Der muss echt krass besoffen gewesen sein. Und ich muss es noch mehr gewesen sein.

„Wir besorgen dir die Pille danach“, meint er dann nur und drückt mich an sich.

„Tu sowas nie wieder, okay? Verhütung muss sein, egal was dir der Typ erzählt oder nicht.“ Ich nicke und langsam frage ich mich, ob ich überhaupt schwanger werden kann. Meine Periode hatte ich immer noch nicht, vielleicht bin ich ja zeugungsunfähig. Kann ja sein. Und schon wieder dringt Olga in Tobys und meine Zone ein. Erst will ich sie blöd anmachen, aber sie gibt meinem Bruder nur einen Kuss auf die Lippen und verabschiedet sich. Vielleicht ist sie ja doch nicht so 'n blödes Miststück wie ich dachte. Sie lächelt mich nochmal an und dann geht sie.

„Geh duschen, zieh dir was an und dann gehen wir zur Apotheke.“ Ich salutiere und dann gehe ich nach oben, um unter dem Wasserstrahl zu ertrinken. Ich wasche mir Jack vom Körper und verbiete mir wieder zu heulen. Der Whisky, das Gras, den Schmerz – alles läuft den Abfluss herab und ich muss mir selbst eingestehen, dass das der größte Fehler meines Lebens war.

„Äh ja...ich hätte gerne die Pille danach“, nuschele ich, denn der Typ nach mir beachtet eindeutig nicht die fette „Bitte hier stehen bleiben – Diskretion“-Linie.

„Was?“, fragt die gelangweilte und kaugummikauende Apothekerin. Perfekt. Ihre schwarz umrandeten Augen beißen sich mit den blonden Haaren und sie sieht einfach nur verdammt beschissen aus. Ich kratze mich mit meinem Schuh am Spann des anderen Fußes und sehe nochmal über meine Schulter.

„Die Pille danach“, wiederhole ich mich. Jetzt hat sie mich eindeutig verstanden. Ihr Blick fährt an mir hoch und runter und dann sieht sie Toby an. Ihr rot geschminkter Mund grinst eklig und dann schaut sie wieder zu mir.

„Moment“, kaut sie mir entgegen und ich nicke. Sie stellt mir zwei Präparate mit unterschiedlichen Wirkstoffen vor und ich verstehe kein Wort.

„Das eine kannst'e drei Tage nach 'm Sex nehmen und das andere fünf. Also spätestens“, klärt sie mich sehr laut auf. Eine andere Apothekerin wird auf sie aufmerksam und eilt mit hochrotem Kopf zu uns.

„Annie, Liebes, bitte hilf Daniel doch im Lager“, zischt sie sie an und widmet sich dann uns. Sie könnte Birchs Frau sein.

„Entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten, wir arbeiten im Moment viel ein und ja...“ Sie weiß nicht, was sie noch sagen soll. Jetzt ist es auch egal. Der Kerl hinter uns weiß jetzt eh Bescheid und sie erklärt uns jetzt nochmal von vorne die beiden Medikamente.

„Ja, ich nehm' dann das billigere“, murmele ich nur und wir können endlich zahlen.

„Schönen Tag noch.“ Zum Kotzen ist dieser Scheißtag.

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